CeBIT

Sub-Notebooks machen Netbooks Konkurrenz

06.03.2009 von Martin Bayer
Schicke Sub-Notebooks werden mit Preisen von deutlich unter 1000 Euro erschwinglich. Außerdem bieten größere Displays und Tastaturen sowie eine bessere Leistung mehr Notebook-Komfort als die kleineren Netbooks.

Die Lücke zwischen Netbooks und klassichen Notebooks schließt sich. Karen Regis, Director Marketing für den Bereich mobile Lösungen bei Intel, hat neue Prozessoren für günstige Sub-Notebooks in Aussicht gestellt. Bislang müssen Anwender für die schicken Rechen-Leichtgewichte mit Display-Größen zwischen zwölf und 14 Zoll meist deutlich über 1000 Euro auf den Tisch legen. Das könnte sich nach Einschätzung von Regis im Laufe des Jahres ändern. Neue Chips der Centrino-2-Generation, die Intel unter dem Codenamen Montevina Plus entwickelt hat und die ab dem zweiten Quartal 2009 auf den Markt kommen, sollen die dünnen und leichten Notebooks bezahlbar machen. Die Preise für die künftigen Leichtgewichte könnten auf Beträge zwischen 500 und 1000 Euro sinken.

Mit seinen Atom-Chips will sich Intel auf Netbooks, Mobile Internet Devices (MIDs) und Embedded Systeme konzentrieren.
Foto: Intel

Mit Details zu den neuen Mobile-CPUs hält Regis noch hinterm Berg. Die Intel-Managerin will nicht verraten, mit wie vielen Rechenkernen die Chips arbeiten, wie viel Strom sie verbrauchen werden und was die Prozessoren kosten werden. Die künftige Klientel hat sie allerdings schon fest im Blick: Den Kunden, die mit der neuen Produktklasse angesprochen werden sollen, seien die bisher verkauften Sub-Notebooks zu teuer und die kleineren Netbooks zu leistungsschwach.

Mit der Ankündigung von Intel wird das Segment der preisgünstigen Sub-Notebooks zunehmend interessanter. Bereits zu Jahresbeginn hat Konkurrent AMD mit dem unter dem Codenamen "Yukon" entwickelten Chip eine neue Plattform für die Leichtgewichte vorgestellt, die sich aus einem "Athlon-Neo"-Prozessor sowie einem integrierten ATI-Grafikchip zusammensetzt. Die AMD-Verantwortlichen adressieren mit Yukon ultraportable Notebooks, die sich auch für Multimedia-Anwendungen eignen sollen. Bislang hätten die Kunden Kompromisse schließen müssen: Entweder ein Netbook, dass zwar günstig zu haben ist, aber von der Leistung seine Schwierigkeiten mit Multimedia-Anwendungen habe, oder eine leistungsstarkes Sub-Notebook, das jedoch in aller Regel bislang nur für viel Geld zu haben war. Yukon soll nun die Vorteile beider Segmente miteinander verbinden.

Neue Sub-Notebooks - der Preis ist heiß

Auch die Rechnerhersteller nehmen das neue Segment bereits ins Visier. Beispielsweise hat Hewlett-Packard mit dem "Pavilion dv2" einen Mobilrechner mit der neuen AMD-Plattform vorgestellt. MSI will mit seiner neuen X-Serie ultraflache Design-Notebooks auf den Markt bringen. Die Modelle "X320" und "X340" sind maximal zwei Zentimeter dick und wiegen mit ihren 13,4 Zoll großen Displays rund 1,3 Kilo. Momentan sind die Mobilrechner noch mit den aktuell verfügbaren Intel-CPUs aus der Atom- sowie der Celeron und Core-2-Duo-Reihe ausgestattet. Dirk Neuneier, Marketing-Manager von MSI in Deutschland, bezeichnet das neu entstehende Notebook-Segment als viel versprechend. Die Preise für die günstige Kompaktklasse könnten sich zwischen 600 und 900 Euro einpendeln.

Die anderen Hersteller warten noch ab. Acer hat aktuell Sub-Notebooks im 12,1- und 14,1-Zoll-Format aus seiner Travelmate-Reihe im Programm. Die Modelle arbeiten mit Intel-Core-2-Duo-Prozessoren und kosten zwischen 800 und 1100 Euro. Bislang sind keine Pläne bekannt, inwieweit das Segment ausgebaut werden soll. Haris Musemic, Produktmanager für den Bereich Mobile Computing bei Asus, ist skeptisch, was die weitere Entwicklung der Sub-Notebooks betrifft. Der Asus-Manager setzt eher auf die Netbook-Karte und verweist auf die EeePC-Palette. Der Hersteller werde weiter an der Diversifizierung seine Netbook-Reihe arbeiten, kündigte Musemic an.

Auch Tomas Oubailis, Produkt-Manager für den Notebook-Bereich bei LG Electronics, äußert sich eher zurückhaltend. Mit günstigen Sub-Notebooks sei vielleicht ein Preispunkt von 600 Euro zu schaffen, allerdings müssten sich die Käufer dann mit einfachen integrierten Standardkomponenten begnügen. Höherwertige Rechner, auf die sich LG konzentrieren möchte, warten dagegen mit leistungsstärkeren Komponenten wie beispielsweise separaten Grafikkarten auf und dürften damit kaum unter 800 Euro zu haben sein.

Fazit

Insgesamt zeichnen sich damit jedoch Preise von deutlich unter 1000 Euro für die neuen Sub-Notebooks ab. Das könnte das Preisgefüge im Notebook-Geschäft kräftig durcheinander wirbeln. Vor allem die klassischen 15-Zoll-Rechner, die zwischen 500 und Euro kosten, könnten in der Gunst der Käufer sinken. Auch im Netbook-Segment dürfte der Druck steigen. Vor allem die Highend-Modelle der Bonsai-Rechner, die teilweise bis zu 600 Euro kosten, verlieren mit günstigen Sub-Notebooks an Attraktivität. Es ist zu erwarten, dass sich die Netbook-Hersteller vor allem im Niedrigpreissegment zwischen 200 und 300 Euro eine harte Preisschlacht liefern werden. Die neuen Plattformen von Via und Nvidia, die sinkende Kosten verheißen, dürften den Preiskampf weiter anheizen.

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Die Zukunft der Netbooks

Über das weitere Schicksal der Netbook-Klasse ist man sich in der Branche uneins:

  • Tomas Oubailis, Produkt-Manager für den Notebook-Bereich bei LG Electronics, äußert sich skeptisch. "Ich gehe davon aus, dass der Hype im Laufe des Jahres abklingt." Der kleine Formfaktor und die begrenzte Leistung forderten von den Nutzern zu viele Kompromisse und Einschränkungen. So lange der Boom andauere, werde LG allerdings mitschwimmen. Zur CeBIT hat der Hersteller mit dem "X120" ein neues Netbook-Modell auf den Markt gebracht.

  • Walter Deppeler, Corporate Senior Vice President von Acer, glaubt dagegen nicht, dass der Boom der Bonsai-Notebooks abreißt. Im vergangenen Jahr seien weltweit rund 12 Millionen Netbooks verkauft worden. Für das laufende Jahr taxiert der Acer-Manager den globalen Absatz auf etwa 30 Millionen Geräte.

  • Auch die Asus-Verantwortlichen sind zuversichtlich, dass die Netbook-Geschäfte weiter gut laufen. Nach fünf Millionen verkauften EeePCs im vergangenen Jahr peilen die Taiwaner im laufenden Jahr einen weltweiten Absatz von sieben Millionen Minirechnern an.

  • Die Marktforscher von Gartner rechnen damit, dass im laufenden Jahr weltweit rund 21 Millionen Netbooks verkauft werden, nach 11,7 Millionen Geräten im vergangenen Jahr. Der Anteil am gesamten PC-Markt wächst damit 2009 auf rund acht Prozent. Gartner zufolge werden die PC-Hersteller 2009 rund 257 Millionen Rechner verkaufen. Das bedeutet einen Einbruch von 11,9 Prozent gegenüber dem vergangenen Jahr.