Weltwirtschaftsforum diskutiert über AI

Studie: Arbeitnehmer erhoffen sich Vorteile durch KI

24.01.2018 von Jürgen  Hill
Eines der großen Themen auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos ist die Frage, wie AI unsere Wirtschaft verändern wird. Zum World Economic Forum (WEF) hat Accenture nun in der Studie "Reworking the Revolution" die Frage näher untersucht und kommt zu dem Ergebnis: Unternehmen setzen auf KI, Mitarbeiter erhoffen sich Vorteile.
Fast eine Woche lang diskutieren Wirtschaftsführer und Regierungschefs im Schweizer Davos über die Zukunft der Weltwirtschaft. Dazu zählen auch Themen wie AI und Robotics.
Foto: World Economic Forum / Sandra Blaser

Der Einsatz von Künstlicher Intelligenz wird das Wachstum von Unternehmen ankurbeln und neue Jobs schaffen, so die zum Weltwirtschaftsforum in Davos veröffentlichte Studie "Reworking the Revolution: Are you ready to compete as intelligent technology meets human ingenuity to create the future workforce?" des Beratungsunternehmens Accenture. Diskussionen rund um AI und Robotics gehören zu einem der Themenfelder, die auf der Agenda des WEF 2018 stehen.

38 Prozent mehr Umsatz durch AI

Fast zwei Drittel der befragten Arbeitnehmer in Deutschland glauben, dass AI ihre Arbeit vereinfacht.
Foto: Accenture

Die Studie prognostiziert, dass die Umsätze von Unternehmen durch die AI-Technologie weltweit bereits bis 2022 um durchschnittlich 38 Prozent steigen könnten. Zudem gehen die Studienautoren davon aus, dass die Zahl der Arbeitnehmer in den untersuchten Unternehmen in diesem Zeitraum um insgesamt 10 Prozent wachsen wird. Allerdings hängen diese positiven Effekte davon ab, ob es den Firmen gelingt, ihre Belegschaften fit für den technologischen Wandel zu machen und die Zusammenarbeit von Mensch und Maschine voranzubringen.

Stichprobe der Studie

Für die Studie wurden von September bis November 2017 weltweit 14.078 Arbeitnehmer und Selbständige sowie 1.201 Führungskräfte in Unternehmen in elf Staaten - Australien, Brasilien, China, Frankreich, Deutschland, Indien, Italien, Japan, Spanien, Großbritannien, USA - befragt. In Deutschland nahmen 1.022 Arbeitnehmer und Selbständige sowie 100 Führungskräfte an der Studie teil. Bei der Auswahl der Befragten wurde darauf geachtet, unterschiedliche Qualifikationen, Altersgruppen und Branchen abzubilden. Für die Studie wurden Unternehmen ab einem jährlichen Umsatz von 500 Millionen US-Dollar berücksichtigt.

Methodik

Große IT-Player - draunter etwa Michael Gregoire, CEO CA Technologies, Gavin Patterson, Chief Executive der BT Group, Chuck Robbins, Chairman und CEO Cisco, - diskutieren auf dem World Economic Forum über die Digital Economy.
Foto: World Economic Forum / Walter Duerst

Die Analyse der Daten basiert auf einer Kombination von quantitativen und qualitativen Methoden. Weiterhin wurde im Rahmen der Studie ein ökonometrisches Modell erstellt, welches den Zusammenhang zwischen Investitionen in Künstliche Intelligenz und die finanzielle Performance von Unternehmen darstellt. Zu diesem Zweck wurden zusätzlich Tiefeninterviews mit 30 Führungskräften in Unternehmen sowie ethnographische Interviews mit Beschäftigten durchgeführt, die im Arbeitsalltag bereits Künstliche Intelligenz nutzen.

Multiclient-Studie Künstliche Intelligenz (KI) und Machine Learning

Zu den Themen Künstliche Intelligenz (KI) und Machine Learning führt die COMPUTERWOCHE derzeit eine Multiclient-Studie unter IT-Entscheidern durch. Die Studie soll zeigen, wie deutsche Manager mit den Themen KI und Machine Learning derzeit in ihren Unternehmen umgehen. Haben Sie Fragen zu dieser Studie oder wollen Sie Partner werden, dann hilft Ihnen Frau Nicole Bruder (nbruder@idg.de, Telefon: 089 36086 122) gerne weiter. Informationen zur KI/Machine-Learning-Studie finden Sie auch hier zum Download.

Die deutschen Unternehmenslenker messen AI große Bedeutung zu: So ist fast die Hälfte (45 Prozent) von ihnen überzeugt, dass zukünftig jegliche Innovation auf Künstlicher Intelligenz basieren wird. Nicht zuletzt deshalb wollen knapp vier von fünf befragten Unternehmen (79 Prozent) in Deutschland in den kommenden drei Jahren weitere Aufgaben und Prozesse in großem Stil automatisieren. Der Studie zufolge wird die Automatisierung nur in den USA (92 Prozent) und Großbritannien (84 Prozent) noch konsequenter vorangetrieben, während in China nur etwas mehr als die Hälfte der untersuchten Unternehmen (56 Prozent) dies anstrebt.

Wandel der Arbeitswelt

Impressionen während des Weltwirtschaftsforums 2018 aus dem verschneiten Davos.
Foto: World Economic Forum / Ciaran McCrickard

Angestellte und Freiberufler sehen dem Wandel der Arbeitswelt und dem Einsatz intelligenter Technologien mit großer Zuversicht entgegen: Mehr als die Hälfte (54 Prozent) der in Deutschland befragten Arbeitnehmer und Selbständigen erwartet innerhalb der nächsten drei Jahre positive Auswirkungen durch Künstliche Intelligenz auf ihren Arbeitsalltag. Nur sechs Prozent befürchten hingegen eine Verschlechterung. Ganz besonders heben die Befragten hervor, dass ihre Arbeit durch neue Technologien einfacher (70 Prozent) und abwechslungsreicher (57 Prozent) werden wird. Etwas mehr als die Hälfte (55 Prozent) erhofft sich dadurch sogar neue Karriereperspektiven.

Bereits jedes dritte Unternehmen in Deutschland (33 Prozent) hat laut Studie die Aufgabenbereiche und Rollenbeschreibungen von Mitarbeitern in erheblichem Maße neu definiert, um den technologischen Veränderungen im Arbeitsalltag gerecht zu werden. Hierzulande sind sogar 42 Prozent der Führungskräfte überzeugt, dass der Wandel der Arbeitswelt noch deutlich weiter gehen wird. Fest definierte Rollenbeschreibungen gehören ihrer Ansicht nach bald der Vergangenheit an, da die Arbeit zukünftig viel stärker projektbasiert sein und neue Technologien ein ständiges Aneignen von neuen Fähigkeiten erfordern werden. Unter diesen Voraussetzungen sind fest definierte Aufgabenfelder und starre Arbeitsroutinen ein Auslaufmodell.

Problemfall Qualifizierung

Klaus Schwab, Gründer und Executive Chairman des WEF, bei der Eröffnungsrede des 48ten World Economic Forum.
Foto: World Economic Forum / Christian Clavadetscher

Umso überraschender ist es, dass deutsche Unternehmen bisher große Investitionen in die Vorbereitung ihrer Mitarbeiter auf diese neue Arbeitswelt scheuen. Nur vier Prozent planen in den nächsten drei Jahren erhebliche Mehrausgaben für die Qualifikation der Belegschaft, 41 Prozent wollen zukünftig sogar weniger in die Weiterbildung der Mitarbeiter investieren. Im Gegensatz dazu sind 63 Prozent der in Deutschland befragten Arbeitnehmer und Selbständigen der Meinung, dass sie sich zusätzliche Fähigkeiten aneignen müssen, um das volle Potenzial von intelligenten Technologien im Arbeitsalltag nutzen zu können.

"Die Künstliche Intelligenz hat das Potenzial, insbesondere in den Industriestaaten Wachstum und Beschäftigung weiter anzukurbeln. Die Unternehmen werden aber nur profitieren, wenn sie die Technologie so einsetzen, dass ihre Mitarbeiter neue Aufgaben übernehmen können", sagt Frank Riemensperger, Vorsitzender der Geschäftsführung von Accenture in Deutschland, Österreich und der Schweiz. "In der Arbeitswelt der Zukunft werden Menschen und intelligente Maschinen eng zusammenarbeiten. Viele Aufgaben können dadurch besser erledigt werden, weil menschliche Fähigkeiten durch Künstliche Intelligenz unterstützt werden. Entscheidend für den wirtschaftlichen Erfolg von Unternehmen wird sein, ob es ihnen gelingt, die Mitarbeiter zu qualifizieren und bisherige Jobprofile an die neuen Gegebenheiten anzupassen."