Datenqualität

Stammdaten deutscher Firmen strotzen vor Fehlern

18.11.2008 von Sascha Alexander
Laut einer aktuellen Umfrage hat nur jedes sechste Unternehmen seine Materialstammdaten im Griff.

Zu diesem niederschmetternden Ergebnis kommt jetzt eine Erhebung des Datenqualitätsexperten Omikron Data Quality bei 364 deutschen Firmen mit mehr als 50 Millionen Euro Umsatz. Danach weist lediglich jedes sechste Unternehmen eine geringe Fehlerquote (bis zu zehn Prozent) in seinen Materialstammdaten auf. Bei den übrigen Firmen führen Dubletten, falsche Klassifikationen oder unverständliche Materialtexte zu einer Fehlerquote von bis zu 30 Prozent. Bei neun Prozent von ihnen ist die Lage sogar derart kritisch, dass sie von einer Fehlerquote von mehr als 30 Prozent ausgehen.

Foto: Omikron

Die Ursachen für die schwache Qualität dieser so wichtigen Geschäftsdaten sind laut der Umfrage mehrschichtig. So erklärte ein Drittel der Befragten, dass in ihrem Unternehmen die Prozesse und Regeln zur Stammdatenpflege nicht im erforderlichen Maß definiert seien. Etwa gleich häufig wurden fehlende oder unklare Verantwortlichkeiten für die Datenpflege als Ursachen benannt.

Hinzu kommt in drei von fünf Fällen das Fehlen angemessener Softwarelösungen, die für eine automatisierte Datenpflege sorgen könnten, und 57 Prozent der Unternehmen klagten über eine unzureichende Sensibilität für die Qualitätserfordernisse beim Stammdaten-Management. Ferner gab ebenfalls rund die Hälfte dem internen Ressourcenmangel und die große Zahl an Datenquellen die Schuld.

Einsparpotenziale werden vergeben

"Eine nachhaltige Datenbereinigung bringt entscheidende Wettbewerbsvorteilen", kommentiert Holger Hildebrandt, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik (BME) die Umfrage (auch bilden Stammdaten laut Experten die Grundlage für erfolgreiche Service-orientierte Architekturen). Schließlich würden Einkauf, Bestandsführung, Disposition und Rechnungsprüfung regelmäßig auf Materialstammdaten zurückgreifen.

Foto: Omikron

"Eine kontinuierliche Pflege der Stammdaten ist unentbehrlich, um brachliegende Einsparpotenziale auszuschöpfen", betont Hildebrandt. Sparpotenziale ergeben sich etwa daraus, dass Gleichteile, die bislang unter einer etwas anderen Bezeichnung im System geführt wurden, jetzt endlich gefunden und zusammengeführt werden können. Außerdem lassen sich im Bereich Materialbeschaffung und E-Procurement größere Einkaufsmengen besser verhandeln.

Auch Karl-Heinz Diekmann von der Mainzer Beratungsgesellschaft gicom Quality Management sieht dringenden Handlungsbedarf. "Dieses Thema ist viel zu lange stiefmütterlich behandelt worden", urteilt der Consultant und sieht die heutigen Probleme im Zusammenhang mit den technischen Infrastrukturveränderungen der letzten Jahre. "Die vermehrte Einführung von Standardsoftware in den Unternehmen hat zwar zu guten Prozesslösungen geführt, häufig allerdings auf Kosten der Stammdaten", beschreibt er die negativen Effekte. Dies sei vielfach unberücksichtigt geblieben.

Anwender versprechen Besserung

Allerdings findet laut Umfrage offenbar langsam ein Umdenken statt. So will eine große Zahl Unternehmen in den kommenden zwei Jahren konkrete Maßnahmen zur Steigerung der Qualität in den Materialstammdaten ergreifen (auch in internationalen Umfragen zeigt sich, das nur wenige Unternehmen ein Stammdaten-Management betreiben). Für 19 Prozent steht dies in jedem Fall fest, weitere 23 Prozent wollen sich diesem Thema "voraussichtlich" gezielter als bisher widmen (oft sind dies aber auch nur Lippenbekenntnisse).

Foto: Omikron

"Eine zentrale Bedeutung wird dabei die Ausrichtung auf Softwarelösungen sein, die eine automatisierte Datenpflege unterstützen", erwartet der Omikron-Geschäftsführer Carsten Kraus. "Klar definierte Prozesse und Verantwortlichkeiten sind die eine Seite, daneben muss es aber eine operative Unterstützung für eine automatisierte und Fehler minimierende Realisierung geben." (Hier finden sie mehr Tipps zur Stammdatenpflege)