Weiterbildung für IT-Profis

Datenqualität kann man lernen

20.08.2008
Während in den USA Firmen den neuen Beruf des "Data Steward" einführen, der sich um die Einhaltung von Datenqualitätsregeln kümmert, fristet das Thema "Data Governance" in Europa noch ein Schattendasein.
Foto: Pixelio, Michael Lemke

Mangelhafte Datenqualität kann fatale Folgen haben. Und zwar nicht nur im Vertrieb, wo fehlerhafte Informationen zu unzufriedenen Kunden, hohen Portokosten und Umsatzausfällen führen. Datenverschmutzung verursacht teure Fehlbestände im Lager, bringt IT-Projekte zum Scheitern oder erschwert die Einhaltung von Compliance-Vorgaben. Kein Wunder also, dass das Thema Datenqualität inzwischen vielerorts zur Chefsache erklärt wird.

"Immer mehr Unternehmen erkennen den Stellenwert von Daten- und Informationsqualität als entscheidenden Wettbewerbsvorteil", erklärt Robert Winter, Professor am Institut für Wirtschaftsinformatik der Universität St. Gallen, wo Informationslogistik und Datenqualitäts-Management seit vielen Jahren Teil des Forschungsprogramms sind. In den Fach- und IT-Bereichen der Unternehmen müssen Positionen für Fachleute geschaffen werden, die Datenqualität definieren, deren Einhaltung kontrollieren und entsprechende Prozesse etablieren.

Kurse in St. Gallen

Doch auch wenn die IT helfen kann, die Datenqualität im Unternehmen zu verbessern, erfordert Data Governance weit mehr. Denn was nützt es, wenn bereits bei der Eingabe neuer Kundenkontakte wichtige Details fehlen oder verschiedene Bereiche mit unterschiedlichen Daten hantieren? Hier setzt die "Meisterklasse Datenqualitäts-Management" an. Seit sechs Jahren bietet der Softwarespezialist Human Inference gemeinsam mit der Nyenrode Business University in den Niederlanden die "Masterclass Data Quality Management" als Weiterbildung an. Nun soll das Konzept auch in den deutschsprachigen Raum importiert werden. Gemeinsam mit dem Institut für Wirtschaftsinformatik der Universität St. Gallen entwickelte die niederländische Softwarefirma eine "Meisterklasse", in der Datenqualitäts-Management praxisorientiert vermittelt wird. "Hierzu gehören fundamentale Qualitätskriterien ebenso wie deren Messung, rechtliche, technologische und betriebswirtschaftliche Aspekte", erläutert Holger Wandt, Sprachwissenschaftler und Principal Advisor bei Human Inference.

Noch keine klare Aufgabenbeschreibung

In zwei Modulen von jeweils zwei Tagen Dauer zeigt die Meisterklasse, wie Datenqualität das Kundenbeziehungs-Management stärkt, interne Arbeitsprozesse verschlankt und in die eigene Geschäftsstrategie integriert werden kann.

Wie notwendig diese Initiative ist, belegen die Ergebnisse einer Umfrage der Deutschen Gesellschaft für Informations- und Datenqualität (DGIQ). Demnach bezeichnen zwar rund 90 Prozent der deutschen Unternehmer die Datenqualität als einen zentralen Erfolgs- und Wettbewerbsfaktor. 41,5 Prozent der Befragten sagen sogar, sie habe "sehr große" Bedeutung für ihre Arbeit. Trotzdem ist aber in fast 50 Prozent der Betriebe bis heute nicht klar geregelt, welche Rolle ein Beauftragter für Datenqualität überhaupt spielen soll. Einen Mitarbeiter der sich dem Thema mit ganzer Kraft widmet, sucht man ebenfalls häufig vergebens. Und auch Werkzeuge für das Datenqualitäts-Management werden noch recht selten verwendet. (hk)