Neuer Herausforderer für Solid State Disks mit SandForce

SSD-Test - Plextor M2S PX-128M2S mit SATA 6 Gb/s

09.05.2011 von Christian Vilsbeck
Plextor bietet mit der M2S-Reihe erstmals Solid State Disks an. Die SSDs mit 64, 128 und 256 GByte Kapazität nutzen SATA 6 Gb/s und locken mit sehr hohen Transferraten von bis zu 480 MByte/s. Im Test muss sich das neue 128-GByte-Model PX-128M2S der Konkurrenz mit SandForce-Controllern stellen.

Produktdaten: Plextors Einstieg in den SSD-Markt erfolgt mit der M2S Series. Die drei verfügbaren Modelle PX-64MS, PX-128MS2 und PX-256MS2 besitzen die Kapazitäten 64, 128 und 256 GByte. Plextor preist die Solid State Disks als besonders schnelle, zuverlässige und langlebige Modelle an. Bei den Transferraten wirbt Plextor beim Modell PX-256MS2 mit 480 MByte/s Leserate und 330 MByte/s Schreibrate. Unsere getestete 128-GByte-Variante PX-128MS2 soll laut Plextor 420 MByte/s (Lesen) beziehungsweise 210 MByte/s (Schreiben) erreichen.

Bildergalerie: Plextor
Plextor PX-128M2S
Die Solid State Disk im Metallgehäuse gibt es mit 64, 128 und 256 GByte Kapazität.
Plextor PX-128M2S
Die M2S Series setzt auf eine SATA 6 Gb/s Schnittstelle.
Plextor PX-128M2S
Als SSD-Controller kommt der Marvell 88SS9174 zum Einsatz.
Plextor PX-128M2S
Dem Controller steht ein 128 MByte großer DDR3-SDRAM-Puffer von Nanya zur Seite.
Plextor PX-128M2S
Plextor verwendet beim 128-GByte-Modell insgesamt acht MLC-NANDs vom Typ Toshiba TH58TVG7D2FBA89.
Sequenzielle Leserate der Plextor PX-128M2S
Im Mittel transferiert die Plextor-SSD sehr gute 345 MByte/s.
Sequenzielle Schreibrate der Plextor PX-128M2S
Dir durchschnittle Schreibrate liegt bei 204 MByte/s.

Um die hohen Transferraten übertragen zu können, stattet Plextor die M2S Series mit einer SATA 6 Gb/s Schnittstelle aus. Beim Controller setzen die SSDs auf den Marvell 88SS9174. Zum Puffern der Daten stellt Plextor dem Marvel-Chip 128 MByte DDR3-SDRAM zur Seite. Der Marvell 88SS9174 steuert über acht Kanäle die acht verbauten MLC-NANDs vom Typ Toshiba TH58TVG7D2FBA89 an.

Plextors M2S unterstützt mit dem Marvell-Controller den TRIM-Befehl. Das speziell für SSDs entwickelte ATA-Kommando ändert die Löschstrategie und beschleunigt so Schreibzugriffe. Plextor hat die MTBF für die M2S mit 1.500.000 Stunden spezifiziert - ein typischer Wert bei SSDs.

Die von TecChannel getestete 120-GByte-Version PX-128M2S kostet bei typischen Online-Händlern zirka 280 Euro. Für die 64-GByte-Variante sind zirka 160 Euro fällig. Das Topmodell mit 256 GByte kostet zirka 540 Euro (Stand Preise: 12.03.11).

Benchmarks

Geschwindigkeit: Bei unseren Performance-Tests erreicht die Plextor PX-128MS2 eine maximale sequenzielle Leserate von sehr guten 385 MByte/s. Damit setzt sich die SSD in unserem Vergleichsfeld von 2,5-Zoll-Modellen mit Abstand an die Spitze. Eine OCZ Vertex 2 EX mit SandForce-1200-Controller platziert sich mit 264 MByte/s schon weit dahinter. Nur die PCI-Express-basierenden OCZ RevoDrive und RevoDrive X2 sowie das 3,5-Zoll-Modell IBIS sind durch mehrere verbaute Controller nochmals schneller. Im Minimum sinkt die Leserate der PX-128M2S auf immer noch sehr hohe 326 MByte/s ab, durchschnittlich hält die SSD 345 MByte/s aufrecht. Beim sequenziellen Schreiben liegt der maximale Wert von 208 MByte/s allerdings hinter den zirka 240 MByte/s der 2,5-Zoll-Top-Modelle mit SandForce-1200-Controller. Dafür bricht die sequenzielle Schreibrate der Plextor im Gegensatz zu den Konkurrenten kaum ein.

Sequenzielle Leserate: Die Plextor PX-128M2S schafft eine durchschnittliche sequenzielle Leserate von 345 MByte/s.

Die sehr hohe sequenzielle Leserate der Plextor PX-128M2S spiegelt sich bei unseren Praxistests wieder: Beim typischen Lesen von Dateien unterschiedlicher Größe liest die Plextor mit sehr guten 183 MByte/s. Damit liegt die SSD zirka 14 Prozent über dem Niveau der SandForce-1200-basierenden 2,5-Zoll-Modellen. Beim Schreiben von Dateien dreht sich das Bild allerdings: Die SandForce-Konkurrenz schreibt zirka 27 Prozent flinker. Auch die Kopierrate der PX-128M2S liegt mit 155 MByte/s beispielsweise hinter einer Corsair Force F120 (SF-1200-Controller), die 172 MByte/s erreicht.

Sequenzielle Schreibrate: Im Durchschnitt schreibt die PX-128M2S mit 204 MByte/s.

Die guten Praxisergebnisse der Plextor-SSD beim Lesen wiederholen sich auch in den Anwendungstests von PCMark Vantage - die Test besitzen einen hohen Leseanteil. Bei den für professionelle Enterprise-Anwendungen wichtigen IOPS kann die Plextor PX-128M2S mit dem Marvell-Controller allerdings nicht glänzen. Bei 100 Prozent zufälligen Lesen mit 4 KByte Blöcken und Queue Depth 32 liegt die Plextor-SSD mit einer Rate von 17.011 IOPS bereits deutich hinter den SandForce-basierenden Modellen - beispielsweise der Corsair Force F120 mit 23543 IOPS. Sobald bei den IOPS-Tests Schreibanteile enthalten sind, bricht die Plextor PX-128M2S im Vergleich zu den SandForce-SSD völlig ein.

Fazit & Daten

Die Plextor M2S Series sticht durch ihre sehr hohen sequenziellen Leseraten natürlich sofort aus der Masse heraus. Die erreichten maximalen 385 MByte/s liegen deutlich über den zirka 260 MByte/s, die SandForce-1200-basierende SSDs typischerweise erreichen.

Doch die tägliche Arbeit eines Massenspeichermediums besteht nicht nur aus Lesen. So befindet sich die Plextor PX-128M2S bei typischen Alltagsapplikationen und dem Mix aus Lesen, Schreiben und Kopieren von Dateien "nur" noch auf dem Leistungsniveau von 2,5-Zoll-SSDs mit dem SandForce-1200-Controller.

Insgesamt lässt sich die Plextor PX-128M2S somit als gute Alternative zu SSDs wie einer OCZ Vertex 2 oder Corsair Force F120 sehen. Und wer Applikationen mit viel sequenzieller Lesearbeit benutzt, ist mit der Plextor-SSD auch im Vorteil. Das Bild dreht sich allerdings, sobald Enterprise-Szenarien, wie beispielsweise Datenbankserver, mit hohen IOPS zum Einsatz kommen sollen. Die Plextor PX-128M2S mit dem Marvell-Controller bricht im Vergleich zu den SandForce-SSDs bei Schreibzugriffen extrem ein.

Der typischen Straßenpreis von 280 Euro (Stand: 12.03.11) für das 128-GByte-Modell PX-128M2S liegt noch deutlich über kapazitätsähnlichen SandForce-1200-Modellen. Beispielsweise gibt es die Corsair Force F120 für zirka 180 Euro, eine OCZ Vertex 2 Extended 120 GByte für etwas 165 Euro. Insofern wird es die Plextor M2S schwer haben, erfolgreich in den SSD-Markt zu starten.

Quickinfo

Produkt

Plextor M2S PX-128M2S

Hersteller

Plextor

Kapazität

128 GByte

Technologie

MLC-NAND

Cache / Puffer

128 MByte

Interface

SATA 6 Gb/s

Leistung Leerlauf

--

Leistung Zugriff

--

Temperaturbereich - Aus

--

Temperaturbereich - Betrieb

--

Fehlerrate

--

MTBF

1.500.000 Std.

Schock - Aus

--

Schock - Betrieb

--

Formfaktor

2,5 Zoll

Gewicht

--

Preis (Stand: 12.03.11)

280 Euro

Testplattform

Als Testplattform für die SSDs dient uns ein Gigabyte 890GPA-UD3H mit AMD-Chipsatz 890GX. Das Socket-AM3-Mainboard statten wir mit einem Phenom II X4 910e aus. Die Quad-Core-CPU arbeitet mit einer Taktfrequenz von 2,6 GHz und ist mit einer maximalen Verlustleistung von 65 Watt besonders stromsparend. Dem Prozessor stehen 4 GByte DDR3-1333-DIMMs als Arbeitsspeicher zur Verfügung.

Testplattform: Alle 3,5-Zoll-Desktop-Festplatten werden an einem Gigabyte 890GPA-UD3H getestet. Als Betriebssystem kommt Windows 7 Professional in der 32-Bit-Ausführung zum Einsatz.

Die Ansteuerung der Festplatten übernimmt AMDs Chipsatz 890GX, der sechs SATA-3.0-Schnittstellen zur Verfügung stellt. Damit sind theoretische Transferraten von 600 MByte/s über das Interface möglich. Für Laufwerke oder Storage-Controller mit PCI-Express-Schnittstelle stehen Gen2-Interfaces zur Verfügung.

SATA 3.0: Der Chipsatz AMD 890GX stellt secht SATA-Ports mit 6 GBit/s zur Verfügung.

Als Systemlaufwerk setzen wir die 500-GByte-Festplatte Samsung SpinPoint F3 HD502HJ ein. Die SATA-II-Festplatte beherbergt das Betriebssystem Windows 7 Professional in der 32-Bit-Ausführung.

Testszenarien

Die Leistungsfähigkeit einer Festplatte bewerten wir anhand von verschiedenen Tests. Wir unterscheiden zwei Kategorien: Der Lowlevel-Benchmark tecBench lotet die maximale Leistungsfähigkeit der Festplatten mit möglichst wenig Betriebssystem-Overhead ohne Cache aus. Damit lassen sich die Angaben in den Datenblättern der Hersteller überprüfen. Um die Performance der Laufwerke in der Praxis zu untersuchen, führen wir mit unserem Applikationsbenchmark tecMark Schreib-, Lese- und Kopiertests unter realen Bedingungen durch. Zusätzlich verwenden wir die HDD-Tests der PC Mark Vantage Benchmark-Suite. Welche IOPS die SSDs in Enterprise-Szenarien liefern, messen wir mit IOMeter.

tecBench: Hardwarenaher Lowlevel-Benchmark, der die Leistung einer Festplatte weit gehend unabhängig von betriebssystemseitigen Optimierungen (z.B. Caching) und Betriebssystemoverhead (z.B. NTFS-Filesystem) beurteilt. Der Benchmark nutzt die unter Windows verfügbaren Festplatten-Devices ("\\\\.\\PhysicalDrive0", etc.) im ungepufferten Betriebsmodus ("FILE_FLAG_NO_BUFFERING" im Aufruf von CreateFile(), um möglichst nah am Festplattentreiber und damit hardwarenah zu messen.

Der Zugriffstest besteht aus einer Folge von SetFilePointer()-Aufrufen mit pseudozufällig generiertem Offsetparameter. Um sicherzustellen, dass nach jedem dieser Aufrufe auch wirklich eine physikalische Positionierung der Schreib-/Leseköpfe erfolgt, ruft der Benchmark nach jedem SetFilePointer() die ReadFile()-Funktion auf, um durch das Lesen eine physikalische Positionierung zu erzwingen.

Der Schreib- und Lesetest bedient sich der WriteFile()-, respektive ReadFile()-Funktion, um Sequenzen von Sektoren an verschiedenen Stellen der Festplatte zu schreiben beziehungsweise zu lesen. Die Positionierung der Schreib-/Leseköpfe erfolgt wiederum mit SetFilePointer().

tecMark: Der Lese- und Schreibtest von tecMark wird durch die Funktionen ReadFile() und WriteFile() realisiert. Der Benchmark erzeugt dabei Dateien und liest/schreibt eine konfigurierbare Menge von Daten in diese beziehungsweise aus diesen Dateien. Um das typische Verhalten von Applikationen zu berücksichtigen, die nur in den seltensten Fällen größere Datenblöcke lesen oder schreiben, erfolgt der Datentransfer in Blöcken der Größe 8 KByte. Der Kopiertest von tecMark nutzt die Betriebssystemfunktion CopyFile().

PC Mark Vantage: Die HDD-Suite von PC Mark Vantage simuliert den typischen Alltagseinsatz einer Festplatte. Durch die Nachbildung der Dateioperationen wird der Durchsatz beim Start von Windows Vista simuliert. Außerdem überprüft PC Mark Vantage den möglichen Durchsatz beim Einsatz von Windows Defender sowie beim Windows Movie Maker.

IOMeter: IOMeter ist ein Tool zur Analyse des I/O-Subsystems. Das Benchmark-Tool erfasst die I/O-Transfers pro Sekunde und die Transferrate in MByte/s. Die IOmeter-Anwendung umfasst zwei Komponenten: die Controller-Iometer-GUI und die ausführbare Dynamo-Datei zur Arbeitlastgenerierung. Beide Komponenten können auch über die Befehlszeile ausgeführt werden. Innerhalb des Controllers haben Sie die Möglichkeit, verschiedene Verwendungsmuster zu testen. Wir verwenden vordefinierte Workloads zur Simulation von Random Read, Random Write, Webserver, Databaseserver, Fileserver und Streamingserver. Jeder Test läuft 30 Minuten auf den SSDs. Vor den Tests führt IOMeter ein Preconditioning zum Vorbereiten der Laufwerke durch.

Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag der CW-Schwesterpubliation TecChannel.