Microsoft Marketplace

Spielwiese für Windows Phones

23.06.2012 von Tobias Wendehost
Der Microsoft Marketplace hat über 100.000 Apps im Angebot. Das Problem: Sie lassen sich nur noch ab Windows Phone 7.5 kaufen.
Microsoft unterscheidet im Marketplace lediglich zwischen zwei Kategorien: Anwendungen und Spiele.
Foto: Microsoft

Trotz des verhaltenen Zuspruchs für Mobiltelefone mit dem Windows-Betriebssytem - weltweit liegt der Marktanteil laut IDC im ersten Quartal 2012 bei rund zwei Prozent - hat der Microsoft Marketplace mittlerweile über 100.000 Applikationen im Angebot. Dabei besteht in dem virtuellen Marktplatz die Auswahl zwischen zwei Kategorien: Anwendungen und Spiele. Klickt man auf eine diese Kategorien erscheinen verschiedene Unterkategorien. So unterscheidet Microsoft allein bei den Spielen zwischen 14 Bereichen, aus denen sich Applikationen auf das Windows Phone oder die Xbox laden lassen. Bei den Anwendungen bietet der Marktplatz Programme beispielsweise aus den Kategorien Unterhaltung, Sport oder Bildung in insgesamt 16 Bereichen an. Neben dieser groben Einteilung wird in der Unternavigation zusätzlich zwischen besonderen, kostenlosen, meistgekauften und neuen Apps differenziert.

Beschränkter Zugang

Um diese Vielfalt zu nutzen ist allerdings ein Windows Phone mit aktueller Software notwendig, denn seit Mai ist der App-Download auf Windows Phone 7.5 und 8 beschränkt. Nutzer mit einem älteren Betriebssystem müssen auf die Software mit der Produktbezeichnung "Mango" updaten, allerdings steht diese seit September 2011 zur Verfügung. Microsoft begründete Ende April die Maßnahme mit der stetig wachsenden App-Anzahl und der Ausweitung des Angebots auf bald 63 Länder. Wer in Zukunft Windows Phone 8 nutzen möchte, sollte sich also bewusst sein, dass der Marketplace die einzige Anlaufstelle für Apps ist, die auf dem Betriebssystem funktionieren.

Für den Download ist eine Anmeldung bei Microsoft obligatorisch. Um sich zu registrieren, muss man ein Standardformular ausfüllen. Hierfür sind die Angabe der Region, des Geburtsdatums, einer E-Mailadresse und eines persönlichen Passworts notwendig. Nachdem die Registrierung abgeschlossen ist, wird jedem Nutzer eine Windows Live ID mit eindeutiger Benutzer ID zugeordnet. Der Vorgang entfällt, wenn über die Xbox, Zune oder sonstige Premiumdienstkonten eine ID besteht.

Die Nadel im Heuhaufen

Grundsätzlich unterscheidet Microsoft im Marketplace nicht zwischen privaten oder geschäftlichen Applikationen. Geschäftskunden müssen daher etwas mühselig in verschiedenen Kategorien suchen, um die passende App zu finden. Wer den Namen einer bestimmten Anwendung kennt, ist mit der Suchfunktion gut bedient. Ansonsten verbergen sich die Programme, die sich im Business-Umfeld nutzen lassen, vor allem in den Bereichen Tool und Produktivität, Wirtschaft, Bücher und Lexika, Bildung sowie Regierung und Politik. Allerdings wird das Auffinden einer speziellen Anwendung zur sprichwörtlichen Suche nach der Nadel im Heuhaufen. Das liegt vor allem daran, dass im Marketplace alle weltweit angebotene Apps zu finden sind.

Häufig werden die Applikationen in englischer Sprache angeboten, so dass man bei der Suche mit den Begriffen variieren sollte.
Foto: Microsoft

Benötigt der Nutzer etwa eine Applikation mit der sich Konferenzräume organisieren lassen, in unserem Beispiel "Meeting Room", muss er die Kategorie herausfinden und durch die Seiten blättern. Nutzt man die Suchfunktion, ist Geduld und Kreativität angebracht, da häufig nur englische Bezeichnungen zu finden sind.

Beim Kaufpreis ist die App-Plattform moderat. Neben zahlreichen kostenlosen Anwendungen sowie Spielen, liegen die Kosten durchschnittlich zwischen 0,99 und 4,99 Euro. Der Höchstpreis kann nach Angaben von Microsoft 999 US-Dollar (rund 790 Euro) betragen. Möchte man eine App nicht sofort kaufen, besteht bei einigen Anwendungen die Möglichkeit, diese befristet zu testen. Für die Bewertung eines Programms lassen sich bis zu fünf Sternen vergeben.

Unterstützung für Entwickler ausgeweitet

Bei der Bezahlung von App-Entwicklern setzt Microsoft auf ein ähnliches Modell wie Apple. So erhält das Softwareunternehmen 30 Prozent des Verkaufspreises, wenn der Umsatz unter 25.000 US-Dollar liegt. Erzielt ein Anbieter einen höheren Umsatz, muss er nur noch 20 Prozent zahlen. Zudem ist eine individuelle Registrierung notwendig, die für Einzelpersonen 49 US-Dollar und Unternehmen 99 US-Dollar kostet. Für Studenten ist die Teilnahme an Microsofts DreamSpark-Programm eine Alternative, da die Registrierungskosten hier entfallen.

Entwickler bekommen nach der Anmeldung ein "Software Development Kit" (SDK) zur Seite gestellt, dass sich kostenlos herunterladen lässt. Zum Paket gehören eine Express-Version von Visual Studio 2010, Expression Blend und ein Device Emulator, die dem Programmierer beim Aufbau und der Gestaltung des Funktionsumfangs der App unterstützen sowie den Installationsvorgang automatisieren sollen. Die Überprüfung einer App obliegt Microsoft, da die Applikationen vor der Veröffentlichung auf mögliche Sicherheitslücken, Fehler, Leistungsprobleme und Inhalte gecheckt werden. Zudem können Nutzer des Windows Phones über eine Kommentarfunktion auf Probleme hinweisen.

Sicherheit wird betont

Steve Sinofsky möchte das Vertrauen der Windows-Phone-Nutzer gewinnen und setzt bei den Angeboten auf Sicherheitschecks.
Foto: IDGNS Boston

"Bei der Entwicklung der Windows 8 Plattform war es unser zentrales Anliegen, dass die Nutzer Vertrauen in ihre Apps haben", betonte Steve Sinofsky, President Windows und Windows Live Division, Mitte Mai in einem Blogbeitrag. Dieses Vertrauen möchte Microsoft durch Richtlinien und Sicherheitschecks gewährleisten. Zusätzlich sammelt der Softwareanbieter selbstständig Telemetriedaten, um problematische Apps, die auf dem Markt sind, zu identifizieren. Mit Hilfe des Windows App Certification Kits, das unter anderem SDK enthält, sollen Entwickler bei der Programmierung mögliche Schwachstellen schon in der Erprobungsphase erkennen und ausmerzen könne. Da die Programme in eigenen Ordnern gespeichert werden, beschädigen diese laut Microsoft bei der De- und Installation keine anderen Anwendungen.

Um Applikation im Marketplace anbieten zu können, müssen die Entwickler zudem vier Richtlinien befolgen. So verweigert Microsoft den Zugriff auf die Kundenbibliothek und Datenbank. Grundsätzlich darf ein Programm Funktionen wie Kamera oder Mikrofon des Smartphones nicht beeinflussen. Hierzu zählt auch das Verbot, Ortungsfunktionen zu integriert, damit die Privatsphäre geschützt bleibt. Ein Netzwerkzugriff beim Kunden muss ausgeschlossen sein, wobei der Internetzugang zulässig ist. Schließlich ist das Abrufen von Nutzerinformationen und dessen Identität untersagt. Eine Ausnahme bildet die Übertragung von Daten beim Online-Banking.

Wie Windows Phone sicher wird
Anti Virus? Nie gehört!
Keine Sicherheitssoftware für Windows Phone 7 im Marketplace: Hier ist unter dem Begriff "Anti Virus" lediglich eine Informationssoftware zu finden.
AVG
Bereits vor Monaten angekündigt und zwischendurch auch wieder aus dem Marketplace herausgenommen: Hersteller AVG will zumindest den Bild- und Musikbereich des Benutzers auf einem Windows Phone 7 scannen.
Schalten Sie mal wieder ab!
Ausgeschaltet und dadurch sicherer: Alle aktiven Inhalte in E-Mails werden ebenso wie Script-Befehle vom Windows Phone Betriebssystem "abgeschaltet".
Dürftige Ausstattung
Der Marketplace von Microsoft: Er ist längst nicht so üppig gefüllt wie der "Play Store“ von Android oder der Market Place von Google. Entsprechende Unterhaltungsprogramme stehen dennoch auch kostenfrei zur Verfügung.
Die Suche geht weiter...
Wieder kein Erfolg: Auch diese Lösung war dann nur eine Informationssoftware über Viren, bietet aber kein Schutz vor schädlichen Programmen.
Inkognito surfen
Eine eher passive aber dennoch wirkungsvolle Maßnahme: Der "Incognito Browser" legt niemals einen Verlauf an.
Passwort Crypt
Ein nützliches Sicherheitswerkzeug, wie man es auch von Windows-Systemen kennt: "Password Crypt" speichert die Webseiten-Passwörter auf dem Windows Phone und gibt sie nur nach Eingabe eines Master-Passworts frei.
Bildschirmfotos mit Umwegen
Sehr umständlich: Alle Screenshots für Windows Phone müssen über einen Emulator gemacht werden. Das Betriebssystem aus Sicherheitserwägungen keine Hintergrundprogramme.
Orten, sperren, löschen
Die wichtigsten Sicherheitsfunktionen "Handy orten / sperren / löschen" bietet Microsoft kostenlos zu jedem Gerät.
Lost and found
Sehr praktisch: Geht das Windows Phone verloren, kann sich der Besitzer automatisch informieren lassen, sobald das Gerät irgendwo auftaucht.
Informationen
Wichtige Information: Welche Apps installiert sind kann der Benutzer direkt über den Webdienst "Mein Handy" einsehen.