Green IT Business Practice Award

Sparkasse Pforzheim-Calw - IT spart Energie

07.12.2011
Die Sparkasse Pforzheim Calw suchte als ökonomisch und ökologisch orientiertes Unternehmen nach einer Lösung, die den Energieverbrauch ihrer gesamten IT-Landschaft und des Gebäudemanagements umfasst. Sie wurde fündig.
Sparkasse Pforzheim Calw siegte in der Kategorie "Einsatz von IT-Systemen zur Optimierung von Prozessen".
Foto: Green-IT-BB

Wohl kaum jemand, der von einem Automaten Geld abhebt, macht sich Gedanken darüber, dass sich hinter dieser mittlerweile selbstverständlichen Einrichtung ein normales IT-System verbirgt. Jeder erwartet, dass dieser Rechner ihm nachts um drei Uhr genauso wie tagsüber den gewünschten Betrag auszahlt.

Kaum jemand macht sich klar, dass diese Rechner ständig unter Strom stehen - Stunde für Stunde, Woche für Woche, Monat für Monat. Die Bankautomaten verbrauchen Energie, obwohl viele zu großen Teilen des Tages untätig sind. Laut einer Statistik der Deutschen Bundesbank waren in Deutschland im Jahr 2010 rund 60.000 Geldautomaten im Einsatz - in Bereitschaft, aber bei weitem nicht immer bei der Arbeit. Für die Ökobilanz der Finanzinstitute wie der Gesellschaft ist dies nicht erfreulich.

Die Sieger des Green-IT-Best-Practice-Awards 2011
Sieger der Kategorie "Energieeffiziente IT-Systeme" - Hetzner Online
Die Hetzner Online AG hat einen Datacenterpark aufgebaut, der nicht nur durch sein innovatives Konzept, sondern auch durch seine Energieeffizienz hervorsticht. Das Unternehmen hat in der Kategorie "Energieeffiziente IT-Systeme" gewonnen.
Sieger der Kategorie "Einsatz von IT-Systemen zur Optimierung von Prozessen" - Sparkasse Pforzheim Calw
Die Sparkasse Pforzheim Calw suchte als ökonomisch und ökologisch orientiertes Unternehmen nach einer Lösung, die den Energieverbrauch ihrer gesamten IT-Landschaft und des Gebäudemanagements umfasst. Sie wurde fündig.
Sieger der Kategorie "Visionäre Gesamtkonzepte" - LOEWE CSC Goethe Universität Frankfurt
Am Center for Scientific Computing der Goethe-Universität in Frankfurt hat man bewiesen, dass höchste Rechenleistung und ökologisches Handeln eine zukunftweisende Allianz eingehen können.
Sieger Kategorie "Sonderpreis" - Q2Web
Das ist schon mal eine starke Ansage: Die Verantwortlichen der Q2Web GmbH behaupten, der "konsequente Einsatz unserer Technologie" habe eine Einsparung von 90 Prozent der Ressourcen zur Folge. Und das rechnen sie einem dann auch vor.

Business und Öko - Widerspruch?

Auch die Sparkasse PforzheimCalw sah sich mit dieser Problematik konfrontiert. Sie betreibt 150 Filialen. Hier bietet sie Service- und Beratungsdienstleistungen an. Aber eben nicht nur. Auch Selbstbedienungsgeräte wie etwa Kontoauszugsdrucker und Geldautomaten gehören zum Service-Portfolio. Ende 2010 unterhielt die Sparkasse Pforzheim Calw 174 Geldautomaten und 170 Kontoauszugsdrucker. Von letzteren sind 23 so genannte Selbstbedienungsautomaten in der Lage, neben der reinen Auszugserstellung unter anderem auch Überweisungen zu tätigen.

Kann das Sparkassenbeispiel übertragen werden?

Durch den Einsatz der offenen JouleX-Lösung kann dieses Projekt weltweit in nahezu alle IP-basierten IT-Landschaften übertragen werden. Die Sicherheitsanforderungen aller Sparkassen untersagen eine zusätzliche Softwareinstallation zur Steuerung der Automaten. Durch die agentenlose Integration von JouleX muss keinerlei Software auf den einzelnen Geräten installiert werden. Somit wird die Lösung auch sehr hohen Sicherheitsanforderungen gerecht. Genau das garantiert eine einfache Übertragbarkeit des Projekts. Da JouleX zudem für die Steuerung der Geräte existierende IP-Schnittstellen und -Protokolle nutzt, kann auch die Integration energiesparender Regeln einfach und angepasst erfolgen.

Massives Einsparpotenzial

Ein Beispiel zeigt, wie viel Geld Banken sparen könnten, wenn sie konsequent nach Öko-Richtlinien agieren und ihre IT-Landschaften entsprechen ausrichten. Die Sparkassen stellen Ihren Kunden in Deutschland rund um die Uhr 58.890 SB-Geräte zur Verfügung. Hierdurch entstehen jährlich Stromkosten in Höhe von 19 Millionen Euro. Bei einer durchschnittlichen Lebensdauer von acht Jahren entstehen so Energiekosten von über 150 Millionen Euro. Diese können allein durch eine Erhöhung der Energieeffizienz gesenkt und somit die Umweltbelastung gemindert werden. So könnte zum einen der Stromverbrauch gesenkt, zum anderen der Standby-Stromverbrauch begrenzt werden. Das wiederum reduziert die IT-Betriebskosten insgesamt erheblich.

Es gab für die IT-Verantwortlichen der Sparkasse Pforzheim-Calw noch eine Wunschvorstellung: Das zentrale Rechenzentrum möge die Managementkonsole öffnen, damit die Sparkassen ohne eigene JouleX-Installation über die zentrale Konsole bedarfs- und sparkassenindividuell nötige Einstellungen vornehmen können. Auch wurde gegenüber den SB-Automatenherstellern der Wunsch nach energiesparenderen Systemen, aber auch nach IP-schaltbaren Systemeinheiten geäußert, womit die derzeit noch notwendige schaltbare Stromversorgung entfiele.

In allen SB-Automaten arbeitenStandard-PCs auf Basis des Windows-Betriebssystems und noch weitere für die Automation notwendige Module und Geräte. Den Betrieb regelt aber der PC. Er übernimmt auch die direkte Kommunikation mit dem Rechenzentrum. Hierzu gehört natürlich auch der Datenaustausch.

Systemische Hürden

Hier nun beginnt ein systemimmanentes Problem. Alle Systeme sind wegen strikter Sicherheitsanforderungen, die alle Sparkassen beachten müssen, "gehärtet", wie der Banker sagt. Das bedeutet: Eine zusätzliche, nachträgliche Softwareinstallation auf den Systemen ist ausgeschlossen. Hersteller der Automaten sowie der Rechenzentrumsdienstleister, die FinanzInformatik, haben jegliche Softwareaufspielung strikt untersagt. Aufgabe des Dienstleisters ist es unter anderem, den Sparkassen eine Managementlösung zur Verfügung zu stellen, mit der die SB-Automaten auf deren Funktion überprüft, administriert und überwacht werden.

Ökologische Nachhaltigkeit

Die Sparkasse Pforzheim Calw gibt an, dass sie mit allen per JouleX bereits umgesetzten Energiesparmaßnahmen in knapp 400 Tagen 40 MWh Strom einsparen konnte. Damit verringerte sich der CO2-Ausstoß um über 24 Tonnen. Neben diesen Einsparungen würden sich aber weitere, indirekte Einsparungen erzielen lassen. So kann etwa durch das gezielte Abschalten der SB-Geräte deren Laufzeit verlängert, zudem können deren Wartungseinsätze verringert werden. Das führt logischerweise dazu, dass Techniker seltener vor Ort sein müssen. Inzwischen sind in knapp über 500 Tagen 72,28 MWh an Energie eingespart und 43 Tonnen CO2-Ausstoß vermieden worden.

Wollte die Sparkasse PforzheimCalw also ihrer Selbstverpflichtung zum ökologischen Betrieb ihrer IT nachkommen, musste sie sich eine andere Lösung einfallen lassen. Ohne die Installation von zusätzlicher Software auf den Endgeräten und ohne neue Hardware musste sie trotzdem einen Weg finden, den Energieverbrauch ihrer IT-Landschaft auch über das Netz zu erfassen. Weitere Bedingung war, das bereits vorhandene Gebäudemanagementsystem in die Gesamtsicht einzubeziehen. So sollten Informationen über den gesamten Energieverbrauch gesammelt und transparent dargestellt werden. Ein intelligentes und einfach zu bedienendes Regelwerk sollte dann dazu beitragen, den Energieverbrauch zu senken und dies auch nachzuweisen.

Ganzheitliches Energiemanagement

Eine Möglichkeit, den Stromkonsum zu senken, besteht etwa darin, nicht mehr benötigte Systeme geordnet herunterzufahren. Die Sparkasse nutzt hierzu die Lösung von JouleX, einem Unternehmen, das sich auf ganzheitliche Energiemanagement-Lösungen für Unternehmen spezialisiert hat. Mit der JouleX-Lösung können alle IP-Endgeräte im Netz erfasst und deren Energieverbrauch visualisiert und über unterschiedliche Aktionen gesenkt werden. Ferner lassen sich mit JouleX die SB-Geräte steuern.

Um ihr ehrgeiziges Projekt zu verwirklichen, mussten zunächst die IT-Systeme der Sparkasse in die JouleX-Lösung integriert werden - hier zunächst Arbeitsplatzsysteme wie Drucker, PCs, Thin-Clients sowie VoIP-Telefone. Der Fokus dieses Projektschritts lag darauf, den Energieverbrauch dieser Gerätschaft zu erkennen und zu ermitteln, wie groß das Energieeinsparpotenzial ist.

Arbeitest Du noch oder...

In einem zweiten Schritt galt es Regeln festzulegen, mit denen festgestellt werden kann, ob ein System noch benötigt wird - oder ob es sich bereits im Leerlauf befindet. Hierzu überprüfen die Banker zu definierten Zeiten - in der Regel zu Öffnungs- und Arbeitszeiten - die für den Betrieb relevanten Anwendungen. Abhängig vom Ergebnis werden die Systeme entweder heruntergefahren oder zu einem späteren Zeitpunkt erneut kontrolliert. All dies erledigt sich automatisch.

Fat Client - fettes Sparpotenzial

Erste Erfahrungen zeigten, dass insbesondere bei so genannten Fat- aber auch bei Thin-Clients aufgrund der Vielzahl der installierten Systeme das Energieeinsparpotenzial enorm ist. Arbeitsplätze, deren Anmeldeprozess länger dauert, werden zu definierten Zeiten automatisch wieder gestartet. Diesen Ansatz weiteten die Projektverantwortlichen sukzessive auf alle IP-basierten Arbeitsplätze aus.

Enorme Kosteneinsparungen

Die Sparkasse machte einige Angaben zu den Energiekosten. So konnten die Banker nach ersten Kalkulationen zu 83 von insgesamt 360 SB-Geräten die Stromkosten um 23 Prozent reduzieren.Erwartungsgemäß verringerten sich die Ausgaben für Energie bei SB-Geräten in Kundenbereichen, die nur zu bestimmten Tageszeiten betreten werden können, besonders. Einsparung: fast 80 Prozent. Die Server-Virtualisierung schlug ebenfalls sehr überzeugend zu Buche: 33 Prozent weniger Energiekosten.

Im Bereich der Arbeitsplätze sind die Einsparungen im Vorfeld schwer zu kalkulieren, da hier die Mitarbeiter weiterhin individuell in die Systemverfügbarkeit eingreifen können und somit selbst aktiv zur Energieeinsparung beitragen. Aber die automatische Erhebung und Kontrolle per JouleX sorgt auch hier für enormes Einsparpotential, welches derzeit anhand der eingesparten Kosten pro Jahr über 50 Prozent ausmacht.

Nunmehr konnten sich die Projektverantwortlichen der Aufgabe widmen, weitere Gerätschaft wie die Server und Netzkomponenten in das Öko-System der Sparkasse einzugliedern. So ließen sich alle IT-Geräte via JouleX verwalten. Kontoauszugsautomaten ebenso wie virtualisierte Server können nun zu definierten Zeiten heruntergefahren und ebenso wieder gestartet werden. Nicht berührt von der Energiewende bei den Bankern sind momentan noch die Themen VoIP und Netzwerke. Hier werden lediglich die Werte zur Übersicht erfasst. All dies war Teil der ersten Projektphase.

Redundanz = Verschwendung

In der zweiten Projektphase konzentrierten sich die Verantwortlichen auf die IT-Systeme, die nicht für die Mitarbeiter, sondern die für die Kunden benötigt werden: die Geld- und Kontoauszugsautomaten. Hier gibt es zwangsläufig Redundanzen - und oft geringe Auslastungszeiten. Insbesondere in Filialen, in denen Kunden außerhalb der Öffnungszeiten keinen Zugang zu den Terminals haben, sind verständlicherweise die Leerlaufzeiten sehr hoch - und damit das Potenzial für Energieeinsparungen.

Bei den Geräten im Kundenbereich galt es im Übrigen ein kleines aber wichtiges Problem zu lösen: Es reichte nicht, die in den SB-Geräten verbauten PCs herunterzufahren. Für den Kunden hätte solch ein SB-Automat immer noch die Anmutung eines in Betrieb befindlichen Kundenterminals besessen. Die IT-Experten der Sparkasse behalfen sich mit einer schaltbaren Stromversorgungseinheit, die noch vor den SB-Automaten geschaltet wurde. Nunmehr konnten auch diese Geräte via JouleX zuerst korrekt heruntergefahren, dann komplett vom Strom getrennt und auch wieder angeschaltet werden.

Da operative Kosten wie etwa auch Ausgaben für Energie oftmals über die positive oder negative Profitabilität eines SB-Standorts entscheiden, kam der Integration der SB-Geräte in das Gesamtprojekt sowohl kaufmännisch wie ökologisch eine große Bedeutung bei. Mit dem realisierten Projekt konnten die Banker nach eigenen Worten "enorme Einsparungen" verwirklichen. (jm)