Gründer Thomas Götzfried kehrt zurück

Sourcing wird für jedes Unternehmen wichtig

13.04.2016 von Hans Königes
Thomas Götzfried gönnte sich nach dem Verkauf seines Unternehmens eine schöpferische Pause. Jetzt hat er wieder den Vorstandsvorsitz des gleichnamigen Wiesbadener IT- und Personaldienstleisters übernommen.

CW: Sie haben die Goetzfried AG 2006 an Allgeier SE verkauft und waren die vergangenen Jahre im Aufsichtsrat der Firma tätig. Jetzt wurden Sie erneut zum Vorstand von Goetzfried ernannt. Was hat Sie zu diesem Schritt bewogen?

Thomas Götzfried: Ich war auch nach dem Verkauf dem Unternehmen als Aufsichtsrat eng verbunden. Als mir dann zu Ohren kam, dass der bisherige CEO Sven Herzberg seinen Vertrag nicht verlängern möchte und ich gefragt wurde, ob ich wieder einsteigen will, habe ich keine Sekunde gezögert.

CW: Wie hat sich das Unternehmen in den letzten Jahren entwickelt, und was wollen Sie anders machen als Ihr Vorgänger?

Thomas Götzfried: Die Goetzfried Gruppe hat sich in den letzten Jahren sehr gut entwickelt. Diesen Kurs möchte ich fortsetzen. Wir sind in einem Zukunftsmarkt tätig - der Fachkräftemangel in der IT und im Engineering wird groß bleiben. Ich bin ein großer Freund von schlanken Strukturen und direkter Kommunikation. Deswegen werden wir die Organisation an einigen Stellen etwas verschlanken, zeitnah eine Vertriebsoffensive starten und mehr in die Kommunikation investieren. Außerdem werden wir interne Prozesse beschleunigen und noch mehr als bisher auf Ausbildung setzen. Unser neues Leitbild heißt: Mit Leistung überzeugen.

CW: Sie sprechen von schlankeren Strukturen. Sind Arbeitsplätze in Gefahr?

Thomas Götzfried: Nein, im Gegenteil, wir stellen ein. In einigen Bereichen suchen wir sogar händeringend nach Mitarbeitern. Dazu zählen der Vertrieb, die Rekrutierung und IT-Spezialisten, die wir vermitteln. Wenn ich von schlanken Strukturen spreche, meine ich vor allem unsere Administration, die besser aufgestellt werden kann, und den Abbau diverser Hierarchien, die durch die Historie, aber auch durch das anorganische Wachstum entstanden sind.

CW: Was sind Ihre Unternehmensziele in den nächsten Jahren?

Thomas Götzfried: Für 2016 haben wir uns vorgenommen, schneller als der Markt zu wachsen, und planen einen Umsatz in der Gruppe von zirka 170 Millionen Euro (Vorjahr 150 Millionen). Bis zum Jahr 2020 peilen wir einen Umsatz von rund 300 Millionen Euro an, also quasi eine Verdoppelung zum heutigen Tage. Das wollen wir in erster Linie durch einen starken Fokus auf Vertrieb, Kommunikation und die eigene Ausbildung von Fachkräften sowie eine effiziente Organisationsstruktur erreichen.

CW: Welche Trends zeichnen sich ab in Ihrem Markt?

Thomas Götzfried: Es gibt einige Entwicklungen in der Branche, die auch uns tangieren. Dazu zählen der eklatante Fachkräftemangel und die immer restriktivere Rolle des Gesetzgebers, der in unser Geschäft eingreift. Aber eben auch die großen Herausforderungen für unsere Kunden: Digitalisierung, IT-Sicherheit, Big Data und Industrie 4.0. Wir sind darauf gut vorbereitet. Der Wandel vor allem im IT-Sektor ist unaufhaltsam: Es wird künftig alles wesentlich internationaler ausgerichtet sein. Sourcing wird nicht nur für Großunternehmen ein Thema über die Grenzen hinweg sein, sondern für Unternehmen jeder Größenordnung - aus dem einfachen Grund, dass es einfach zu wenige Experten und zu viele Anforderungen gibt.

Lünendonk: Die wichtigsten Freiberufler-Vermittler 2015
Die zehn größten Freiberufler-Vermittler ...
... hat Lünendonk in der Studie "Der Markt für Rekrutierung, Vermittlung und Steuerung von IT-Freelancern in Deutschland" im Jahr 2014 ermittelt - gemessen an ihren Umsätzen.
Gute Aussichten für Vermittlungsagenturen
Wer einen von derzeit etwa 92.000 IT-Freiberuflern auf dem deutschen Markt vermittelt, hat gut lachen ...
Zwei Drittel der Umsätze werden mit Freiberufler-Vermittlung generiert
Externes Third Party Management und Zeitarbeit spielen dagegen nur eine geringe Rolle.
Platz 10: top itservices ...
...2013 noch nicht in den Top Ten, hat 2014 mit der Vermittlung von IT-Freiberuflern einen Umsatz von 48,5 Millionen Euro erzielt und hat damit Platz 10 des Rankings ergattert. Der Gesamtumsatz des Unternehmens betrug 73,7 Millionen Euro. Die Zahl der Mitarbeiter konnte gegenüber 2013 fast um 100 auf nun 783 Angestellte gesteigert werden.
Platz 9: Etengo
Etengo-Vorstandschef Nikolaus Reuter kann sich über 57 Millionen Euro Umsatz und damit zwölf Millionen mehr als 2013 freuen. Die Mitarbeiterzahl der Mannheimer wuchs von 51 auf 61 im Jahr 2014.
Platz 8: Westhouse Consulting ...
... ist unter anderem auf die Vermittlung von SAP-Freiberuflern spezialisiert. 2014 konnten die großen Umsatzzuwächse der Vergangenheit nicht wiederholt werden, mit der Freiberuflervermittlung erwirtschaftete Westhouse Consulting 65 Millionen Euro (2013: 62 Millionen Euro). Der Gesamtumsatz stagniert bei 71 Millionen Euro, die Mitarbeiterzahl wuchs von 87 auf 103.
Platz 7: 1st solution consulting
Mit 65,3 Millionen Euro Umsatz durch die Freiberuflervermittlung im Jahr 2014 hat 1st Solution den Wert des Vorjahres deutlich gesteigert (46,6 Mio). Auch der Gesamtumsatz konnte in diesem Zeitraum von 23 Millionen auf 82 Millionen Euro zulegen. 1st solution beschäftigt 74 Mitarbeiter und somit nur geringfügig mehr als 2013 (68).
Platz 6: Questax Gruppe
Questax, hervorgegangen aus der ehemaligen Quest Softwaredienstleistung und der krisengeschüttelten Reutax, kommt auf 68,2 Millionen Euro Umsatz durch Freiberuflervermittlung und beschäftigt 120 Mitarbeiter. Der Gesamtumsatz beträgt 75,8 Millionen Euro.
Platz 5: Solcom Unternehmensberatung
Die Solcom Unternehmensberatung hat mit der Vermittlung von IT-Freiberuflern 79 Millionen Euro und damit etwa zehn Millionen Euro mehr umgesetzt als im Vorjahr. Auch die Zahl der Angestellten ist um zehn auf 120 angewachsen.
Platz 4: SThree
Im Vorjahr noch auf Platz fünf, hat sich die Freiberufler-Vermittlung SThree an Solcom vorbeigeschoben: Das Unternehmen beschäftigt 25 Mitarbeiter mehr als noch 2013 (505). Die Gesamtumsatzsteigerung um 32 Millionen auf 173 Millionen wird nur vom Erstplatzierten des Rankings übertroffen. Der Umsatz mit der Rekrutierung und Vermittlung von IT-Freelancern weist mit 97,6 Millionen Euro ebenfalls ein deutliches Plus von 11,4 Millionen gegenüber dem Vorjahr aus.
Platz 3: Allgeier Experts
Bronze geht wie im Vorjahr an Allgeier Experts: Das Unternehmen erzielte mit der Vermittlung von Freiberuflern 183,2 Millionen Euro Umsatz, was einem Plus von 22 Millionen Euro entspricht. Gleichzeitig ging die Mitarbeiterzahl von 437 auf 418 zurück. Der Gesamtumsatz sank von 239,4 Millionen auf 228,6 Millionen Euro.
Platz 2: Gulp Information Services
Die Top Drei der IT-Freiberufler-Vermittlungen bleiben dieses Jahr unter sich: Auch Gulp, im Bild Geschäftsführer Michael Moser, macht da mit Silber keine Ausnahme und untermauert die "Vizemeisterschaft" mit einem Mitarbeiterzuwachs von 47 neuen Beschäftigten gegenüber 2013 (180), einem Umsatzplus von 31,6 Millionen Euro (2013: 268,3 Millionen Euro) sowie der Steigerung des Gesamtumsatzes auf 313,3 Millionen Euro (2013: 278,4 Millionen Euro).
Platz 1: Hays
Praktisch der FC Bayern der IT-Freiberufler-Vermittlungen ist Hays, hier im Bild Vorstandschef Klaus Breitschopf. Das Unternehmen setzte 2014 mit der Rekrutierung und Vermittlung von IT-Freelancern sagenhafte 781,20 Millionen Euro um, was im Vergleich zum Vorjahr ein Plus von 70,6 Millionen bedeutet. Auch die Mitarbeiterzahlen sind wesentlich höher als bei der Konkurrenz, 2014 arbeiteten 1400 Beschäftigte für Hays (2013: 1.300). Der Gesamtumsatz wurde auf 1,350 Milliarden Euro und im Vergleich zu 2013 um 250 Millionen Euro gesteigert.
Wachstumskurs setzt sich fort
Die Markt für Freiberuflervermittlung wird immer größer: Die Anzahl der freiberuflichen IT-Experten in Deutschland ist 2014 auf 92.000 angewachsen (2013: 87.500). Die Umsätze konnten gegenüber dem Vorjahr um 15 Prozent gesteigert werden und liegen nun bei neun Milliarden Euro (2013: 8,4 Milliarden Euro).
Freiberufliche Security-Spezialisten haben gute Karten ...
... laut Studie profitieren sie vom Sicherheitsbedürfnis der Firmen. Ihre Honorare steigen besonders stark.
Welche Skills Firmen nachfragen
Projekt- und Qualitätsmanagement-Kompetenz ist die am häugsten nachgefragte Fähikgkeit. Auf Platz zwei und drei folgen Security und SAP.