Das Interesse an der ersten Marktanalyse zum Thema IT-Sourcing-Beratung in Deutschland ist groß. Kein Wunder, denn systematische Informationen über diesen wichtigen Markt sind Mangelware. Dafür ist vor allem die zersplitterte Anbieterlandschaft verantwortlich. Wenigen großen und international aufgestellten Beratungshäusern stehen viele kleine und spezialisierte Sourcing-Berater gegenüber. Hinzu kommen Management- und IT-Beratungen, die eigene Sourcing-Abteilungen aufbauen. Bisher gibt es jedoch nur wenige Sourcing-Berater mit überregionaler Bekanntheit in der Branche.
Große Wachstumschancen - vor allem im Mittelstand
Doch ihr Marktsegment wächst schnell. Die Berater selbst erwarten für 2015 ein Umsatzwachstum von über 7 Prozent. Mit der Komplexität der IT und ihrer Anforderungen steigt der Beratungsbedarf. Bisher waren es vor allem Großkonzerne, die auf die Dienste von Sourcing-Beratern zurückgegriffen haben. Doch in den letzten ein, zwei Jahren sind die Berater zunehmend auch im gehobenen Mittelstand aktiv. Hier existieren die größten Wachstumschancen für sie. Führende Beratungshäuser richten sich deshalb stärker auf das Geschäft mit mittelständischen Kunden aus.
Die Aufgabe: ein sorgenfreier IT-Betrieb
Unternehmen benötigen die Expertise der Sourcing-Berater vor allem, wenn es um einen reibungslosen IT-Betrieb geht. 96 Prozent der Berater erarbeiten für ihre Kunden Strategien für den Infrastrukturbetrieb, 84 Prozent für den Applikationsbetrieb - so die Ergebnisse der Studie.
Passend dazu benennen die Berater die Optimierung der IT-Prozesse als ihr technologisches Schlüsselthema. Beim Thema IT Service Management verzeichnen sie die stärkste Nachfrage. Die Berater helfen dabei, durch standardisierte Prozesse die IT zum zuverlässigen und beherrschbaren Produktionsmittel zu machen. Qualität im IT-Betrieb hängt vor allem davon ab, IT-Services nach industriellen Maßstäben fabrikmäßig zu produzieren. Diese Erkenntnis setzt sich auch im Mittelstand zunehmend durch. Sourcing-Berater treiben diesen Paradigmenwandel in der Unternehmens-IT voran. 96 Porzent der befragten Berater gehen davon aus, dass IT-Dienstleistungen zukünftig deutlich standardisierter sein werden als heute.
Konsequenzen für IT-Service-Provider
Ein guter Sourcing-Berater ist von Vorteil für einen gut aufgestellten IT-Service-Provider. Denn Sourcing-Berater kennen die Best Practices und machen den Markt für ihre Kunden transparent. Als unabhängige Berater sorgen sie für eine Objektivierung der Provider-Auswahl. Und die kommt demjenigen Provider zugute, der - objektiv betrachtet - die beste beziehungsweise passendste Leistung bietet.
Qualitätsnachweise der Provider spielen für die Berater eine wichtige Rolle, so die Ergebnisse der Studie. Dazu zählen zum Beispiel die Zertifizierung nach ISO 20000 für professionelles IT Service Management oder die Sicherheitszertifikate der Rechenzentren. Die Berater tragen auf diese Weise dazu bei, Qualitätsstandards in der Branche zu etablieren und Leistungsunterschiede zwischen Providern aufzudecken.
Veränderte Auswahlprozesse
Sourcing-Berater verändern auch die Art und Weise der Auftragsvergabe. Bisher wurden Outsourcing-Aufträge in der Regel entweder offen ausgeschrieben oder kamen durch direkte Verhandlungen zwischen dem CIO und einem bekannten Provider zustande. Sourcing-Berater setzen hingegen vorrangig auf Ausschreibungen unter ausgewählten Providern. Sie lassen diejenigen Dienstleister gegeneinander antreten, die aus ihrer Sicht am besten für die definierten Leistungsbereiche geeignet sind.
Den Kunden bringt die Vorauswahl meist eine bessere Vergleichbarkeit und einen geringeren Aufwand im eigentlichen Auswahlprozess. Für die Provider bedeutet der kleinere Kreis ähnlich qualifizierter Mitbewerber in der Regel einen härteren Wettbewerb, aber auch eine höhere Erfolgswahrscheinlichkeit.
Unabhängigkeit als Qualitätsmerkmal
Der Kunde profitiert jedoch nur dann, wenn sein Berater einen umfassenden Marktüberblick hat und unabhängig agiert. Dies sind wichtige Qualitätsmerkmale für gute Sourcing-Beratung. 80 Prozent der Beratungsfirmen rekrutieren ihre Mitarbeiter aus den Reihen der Service-Provider. Gerade unerfahrene Kunden, die erstmals mit einem Berater zusammenarbeiten, sollten das hinterfragen. Wie ist es um den objektiven Marktüberblick ihres Beraters bestellt? Und nach welchen Kriterien wählt er geeignete Dienstleister aus? Kundenreferenzen können hierbei hilfreich sein. Sie werden in der Studie auch von den Beratern selbst als wichtigstes Verkaufsargument genannt.
Ausblick: Wachstumsmarkt IT-Sourcing-Beratung
Der Markt für IT-Sourcing-Beratung wird weiter wachsen. Mehr Sourcing-Berater werden mehr Marktkenntnis in die Unternehmen tragen. IT Service Management und die Standardisierung von IT-Dienstleistungen werden die am meisten nachgefragten Themen bleiben - zum einen weil sie komplex sind, zum anderen weil sie großen Mehrwert für Unternehmen bergen.
Ein weiterer wichtiger Markttrend ist, dass der Mittelstand Sourcing-Beratung immer stärker für sich entdeckt. Die Professionalisierung der IT ist unverzichtbar, denn sie birgt das Potential, Kosteneffizienz und Geschäftserfolg signifikant zu steigern. Gerade für Mittelständler bietet sich die Chance, fehlende Sourcing-Erfahrung durch den Einsatz erfahrener Berater wett zu machen und so eine Unternehmens-IT zu etablieren, die sämtliche Geschäftsprozesse zuverlässig und stabil stützt.
Interessant wird auch zu beobachten sein, wie und wann Unternehmen IT-Sourcing-Beratung langfristig in Anspruch nehmen: standardmäßig bei jedem Sourcing-Projekt oder als einmalige Starthilfe, die die Learnings für alle weiteren Sourcing-Projekte liefert.
Mit der Fortsetzung und Ausweitung der Studie werden Lünendonk und Datagroup im Sommer 2015 die Marktentwicklung weiter beobachten.
Die Studie "Der Markt für ICT-Sourcing-Beratung in Deutschland" steht kostenlos zum Download bereit. (bw)