Marktübersicht Cloud-Tools

So unterstützen Hersteller die Cloud

08.09.2011 von Johann Baumeister
Was ist heute schon Realität im Cloud Computing? Was bieten Microsoft, VMware, Dell, HP oder Fujitsu zum Aufbau und Verwalten einer Cloud?
Foto: Jakub Jirsak, Fotolia.de

Cloud Computing ist aktuell die am meisten diskutierte Variante der Bereitstellung von IT-Ressourcen. Dabei werden Applikationen nicht mehr fest an einen Server gebunden. Stattdessen erfolgt die Verknüpfung der Applikationen nach Bedarf mit freien IT-Ressourcen. Diese Trennung der Dienste von den Ressourcen ist die technische Voraussetzung für das Cloud Computing. Damit einher gehen neue Verwaltungsprozesse und –abläufe. Dies verlangt nach neuen Toolsets, denn mit den bestehenden Systemverwaltungswerkzeugen ist die Dynamik, die die Cloud-Modelle versprechen, nicht zu realisieren.

Die Cloud in Zahlen
Die Cloud in Zahlen
Die Ergebnisse der Avanade Studie zum Thema Coud Computing 2011.
IT-Fokus
Die befragten Unternehmen wollen sich in den kommenden zwölf Monaten auf folgende Bereiche in der IT konzentrieren:
Cloud Einsatz
Insgesamt setzen 76 Prozent der Unternehmen in Deutschland Cloud Computing ein. 24 Prozent nutzen bisher nur traditionelle, also On-Premise gehostete, Systeme.
Die Cloud im Arbeitsalltag
Die Befragten wurden nach den Auswirkungen von Cloud Computing auf ihren Arbeitsalltag befragt:
Die geplante Cloud
Unternehmen, die bisher keinerlei Cloud-Technologien nutzen, wurden befragt, ob und wann sie planen, das Modell der Private Cloud zu nutzen:
Gründe für Cloud Computing
Die Hauptgründe, wieso Unternehmen derzeit Cloud Computing einsetzen, sind:
Gründe gegen Cloud Computing
Die Hauptgründe, wieso Unternehmen derzeit kein Cloud Computing einsetzen, sind:
Cloud-Services
Deutsche Unternehmen nutzen laut Studie folgende Cloud-basierte Services:
Cloud-Ausgaben
Jährlich geben die Befragten folgendes Budget für Cloud Computing-Dienste aus (unter den Befragten, die Cloud Computing nutzen):
Cloud Computing Governance
In den Unternehmen, in denen Cloud Computing-Richtlinien existieren, sind folgende Personen für deren Festlegung zuständig:

Zu den wichtigsten Funktionsblöcken beim Aufbau einer Cloud gehören die Poolbildung der Ressourcen, die Verwaltung und Bereitstellung von IT-Ressourcen und das Erstellen von Templates und Software-Katalogen. Hinzu kommen die automatische Provisionierung der Dienste auf die virtuellen Server, die Kapazitätsplanung, die Verwaltung und Überwachung von SLAs, eine aufwandsgerechte Verrechnung der Dienste mit Cashback und Abrechnung nach verbrauchten Ressourcen. Wer auch nur einen groben Überblick über die bestehenden Systemverwaltungswerkzeuge hat, erkennt schnell, dass nahezu all diese Aspekte bei den hergebrachten IT-Tools fehlen. Die Hersteller von Verwaltungsprodukten haben die vergangen Monate genutzt und neue oder überarbeitet Werkzeuge auf den Weg gebracht, die sich allesamt der Cloud widmen. Die wichtigsten Systeme finden Sie in unserem Überblick.

VMware vCloud Director

VMware hat mit seinem ESX-Server die Virtualisierung etabliert. Mittlerweile liefert das Unternehmen ein Set an Produkten und Tools, die sich alle der Virtualisierung und in Zukunft auch dem Cloud-Computing widmen. Als Verwaltungswerkzeuge für die virtuellen vSphere-Strukturen fungiert der vCenter Server. Zum Aufbau und der Verwaltung von Clouds liefert VMware seinen vCloud Director. Der vCloud Director greift zur Verwaltung auf den vCenter Server zu. Zu den wichtigsten Neuerungen der Version 1.5 des vCloud Director zählt Fast Provisioning durch Linked Clones und das Customizing der Applikationen. Begleitend dazu wurden die Sicherheitseinstellungen, die in den vShield-Produkten gebündelt sind, überarbeitet. Und schließlich kann als Backend-Datenbank zur Ablage der Konfigurationsinformationen in Zukunft auch der Microsoft SQL Server verwendet werden. Bis dato wurde nur das Oracle Datenbanksystem unterstützt.

Acht Assistenten helfen beim Aufbau und Betrieb der Cloud. Die ersten vier beschäftigen sich mit dem Aufbau eines Cloud-Dienstes. In den nachfolgenden vier Schritten wird der vorher definierte Cloud-Dienst einer Anwendergruppe zur Verfügung gestellt.

Der vCloud Director bündelt die IT-Ressourcen in Pools. Die Ressourcen für eine private Cloud sind die Provider vDCs (virtual Data Center). Das virtual Data Center wiederum stützt sich auf die vSphere-Infrastruktur mit dem ESX beziehungsweise ESXi-Servern. Virtual Data Center lassen sich nach SLAs gruppieren. So lassen sich beispielsweise Provider DC mit geringeren (Bronze), mittleren (Silber) oder hohen (Gold) Anforderungen parallel verwalten. Ein „Allocation Model“ bestimmt die Service Qualität. Hierein werden beispielsweise Netzwerk-, CPU- und Speicher-Ressourcen festgelegt. Damit das virtual Data Center mit weiteren Systemen kommunizieren kann, werden externe Netzwerkverbindungen benötigt. Durch das externes Netzwerk erhält das virtuelle Datacenter und dessen Anwendungen den Zugang zur Infrastruktur außerhalb der vCloud Director. Die Kommunikation mit weiteren Diensten innerhalb des virtuellen Data Center der Cloud erfolgt durch einen internen Netzwerkpool. Um die Cloud-Dienste den Anwendern zur Verfügung zu stellen, werden Organisationeinheiten gebildet. Sie umfasst die Richtlinien für die Benutzer dieses Cloud-Dienstes. Hierzu wird ein Service-Katalog aufgebaut. In diesem Katalog finden sich die Anwendungen wieder. Die Verwaltung des Kataloges kann dann aber auch durch Fachbereichsadministratoren erfolgen.

Microsoft System Center für private Clouds

Microsoft unterstützt bei seiner Cloud die drei führenden Hypervisoren.

Microsofts Verwaltungswerkzeuge für seinen Hypervisor setzen sich aus dem Hyper-V Manager und dem Virtual Machine Manager zusammen. Letzterer ist Teil des System Centers. Der Virtual Machine Manager wird derzeit überarbeitet und soll noch in diesem Quartal in der Version 2012 freigegeben werden. Microsoft hat den Virtual Machine Manager 2012 um die Verwaltung von Private Clouds erweitert. Unterstützt durch eine Reihe von Assistenten soll sich die Erzeugung und Verwaltung von privaten Clouds möglichst einfach gestalten. Der Virtual Machine Manager besteht aus den Komponenten Virtual Machine Manager-Server, der Verwaltungskonsole, den Agenten und einem Self Service Portal. Die Verwaltungsoberfläche orientiert sich am Ribbon-Interface.

Die Basis für den Aufbau einer privaten Cloud nach dem MS-Konzepten bilden Server, Speichersysteme und Netzwerkanschlüsse. Diese drei Elemente bilden die Hardware-Basis der Cloud. Hinsichtlich der Rechner-Ressourcen unterstützt der Virtual Machine Manager den Hyper-V, ESX-Hosts und XenServer-Systeme. Sie alle werden, ganz der Theorie folgend, vorher in Ressourcen-Pools zusammengefasst. Ein Assistent hilft bei der Einrichtung und Konfiguration der Ressourcen und Poolbildung und fragt alle benötigten Parameter ab.

Wenn Sie den ESX-Server als Hypervisor einsetzten wollen, benötigen Sie zusätzlich das VMware vCenter, denn der Virtual Machine Manager kommuniziert nicht direkt mit dem ESX-Server, sondern bedient sich der vCenter-Funktionen und -datenbank. Außerdem wird das Active Directory benötigt.

Analog zu den Servern werden auch die Netzwerke in Pools gebündelt. Durch logische Netzwerkpools und einem MAC-Adresspool erfolgt die Verknüpfung mit der Umwelt. Aus diesem Pool werden dann die virtuellen Maschinen bedient. Durch einen zentralen (shared) Storage Pool werden die virtuellen Gäste mit Speicher-Ressourcen versorgt. Diesen benötigen Sie zwingend dann, wenn Sie virtuelle Systeme im Laufe der Zeit auf einen andere Host migrieren wollen. Damit ist der Aufbau der Cloud abgeschlossen und Sie können virtuelle Maschinen in Ihre Cloud legen. Dies erfolgt im Prinzip analog zu den bestehende Deployment-Konzepten. Auch hierzu steht ein Assistent bereit.

Dell Virtual Integrated System

Grafische Verwaltungskonsolen vereinfachen die Modellierung der Cloud-Dienste
Foto: Dell

Dell ist den meisten wohl nur als Server-, Desktop- oder Storage-Anbieter bekannt. In letzter Zeit versucht das Unternehmen sich vermehrt auch als Lieferant von Software und Verwaltungswerkzeugen zu etablieren. Ein Ergebnis dieser Bemühungen ist das Virtual Integrated System (VIS), ein Set an Tools zur Verwaltung virtueller Systeme und privater Clouds.

VIS übernimmt laut Dell alle dabei anfallenden Aufgaben und deckt den gesamten Planungs- und Lebenszyklus von virtuellen Strukturen ab. Dazu gehören die Aspekte der Planung von virtuellen Strukturen und Clouds, deren Design, die Provisionierung der Server und das Monitoring der virtuellen Systeme im Betrieb, sowie deren Tuning. Gebündelt werden diese Aufgaben in drei Toolsets: dem VIS Advanced Infrastructure Manager, dem VIS Self-Service Creator und dem VIS Director.

Der Dell Advanced Infrastructure Manager stammt aus der Übernahme des Unternehmens Scalent. Das Verwaltungswerkzeug umfasst die Aspekte der Ressourcenverwaltung und der Provisionierung der Server. Dies schließt den Aufbau von mehrstufigen Ressourcen-Pools mit unterschiedlichen SLA-Anforderungen ein.

Beim zweiten Modul handelt es sich um den VIS Self-Service Creator. Durch seine Hilfe können Anwender der Fachbereiche virtuelle Systeme eigenständig anfordern und auch verwalten. Dazu erhalten die Anwender ein Zugangsportal. Zum Umfang des Self-Service Creator gehören auch die Funktionen des Automatic Workload Provisioning. Sie sorgen für eine automatische Provisionierung der Systeme.

Die dritte Komponente, der VIS Director, widmet sich ganz dem Aufbau und der Verwaltung von Clouds und greift dazu aber auch auf die anderen VIS-Module zurück. Der VIS Director adressiert die Funktionsblöcke der Planung, der Analyse, der Kostenkontrolle und des Dependency Mapping. Bei letzterem handelt es sich um die Abbildung der virtuellen Strukturen auf die Kostenverursacher. Er ist vor allem für die notwendige Kostentransparenz verantwortlich. Dies sollte nicht mit einem „technischen Mapping“ verwechselt werden, wie es mitunter andere Hersteller offerieren. Beim „technischen Mapping“ erfolgt eine Zuordnung der virtuellen Strukturen auf die physischen Geräte, wie etwa die Server, die Netzwerkstrukturen oder die Speichersystemen. Dell plant die Freigabe des Directors für den Herbst dieses Jahres.

Fujitsu ServerView Resource Orchestrator

Der Resource Orchestrator hilft bei der Modellierung und Verwaltung der Fujitsu Cloud

Fujitsu liefert mit der Suite ServerView derzeit eine Managementsoftware zur Verwaltung eigener, aber auch fremder Systeme. Die Suite wird schrittweise um weitere Funktionsblöcke erweitert. Dazu gehören der Ressource Coordinator Virtual Server Edition und der Ressource Orchestrator. Der Ressource Orchestrator unterstützt bei der Provisionierung und Orchestrierung von Server-, Storage- und Netzwerk-Ressourcen. Zum Umfang der Suite soll auch eine Self Service Portal für die Anwender der Fachbereiche gehören.

Die ServerView Suite und deren angebundene Verwaltungsmodule bilden das Kernstück des Fujitsu Management Stacks. Die Tools sollen helfen, IT Infrastrukturen für Virtualisierung und Cloud-Computing in einer „Trusted Cloud Umgebung“ aufzubauen. Die Managementsoftware von ServerView besteht aus einer Sammlung von Tools zum Server-Deployment und Fernzugriff.

Fujitsu ist in erster Linie ein Hardwareanbieter. Die Cloud-Verwaltung wird sich daher auch immer am eigenen Hardwareangebot ausrichten. Dazu will das Unternehmen ab den 4. Quartal „Building Blocks“ anbieten. Diese sollen aus Server, Storage und Netzwerkkomponenten bestehen und werden für bestimmte Einsatzszenarien vorkonfiguriert und getestet.

Gleichzeitig setzt das Unternehmen Kooperationen, um damit das eigene Angebot zu ergänzen. Hinsichtlich der Netzwerktechnik sind die Partner beispielsweise Brocade und Cisco. Die eigenen Fujitsu-Speichersysteme werden durch die Zusammenarbeit mit NetApp ergänzt. Als Virtualisierungslösungen wiederum baut man auf die Produkte von VMware und Microsofts Hyper-V. Bezüglich der Verwaltung interagierten die Fujitsu-Tools mit den Management-Frameworks von BMC (Patrol), CA (Unicenter), HP (Openview) IBM (Tivoli) und Microsoft (System Center).

HP Cloud Service Automation

Durch die Cloud Service Automation soll die Transformation einfach werden
Foto: HP

HP unterstützt den Aufbau von Clouds durch Hardware, Software und Dienstleistungen. Das Angebot besteht aus fertig konfigurierten Cloud-Diensten, sowie Tools zum Aufbau und zur Verwaltung von privaten und Public Clouds. Durch das HP CloudSystem können Unternehmen IT-Services in hybriden Cloud-Umgebungen aufbauen und verwalten. Das CloudSystem umfasst die Plattform HP BladeSystem Matrix und die Software HP Cloud Service Automation. Diese "Bordmittel" des Matrix-Systems, wie etwa die Orchestrierung oder Provisionierung durch die Run Book Automation sind eng mit der Hardware der Matrix verknüpft. Darüber hinaus liefert HP die Managementsuite der HP Cloud Service Automation. Diese Suite ist offener gestaltet und kann mit unterschiedlichen Hardwaresystemen eingesetzt werden. Das „HP Cloud Reference Model“ bildet die Basis des HP Cloud Computing. Hinzu kommen die Virtualisierungsdienste von VMware vSphere oder des Microsoft Hyper-V. Die Orchestrierung erfolgt durch einen Cloud Controller. Dieser liefert die Vorlagen für die Virtualisierung. Zur Modellierung der Systeme bietet HP den Insight Orchestrator. Korrespondierend dazu stehen die „Cloud Maps“. In den Cloud Maps wird die Hardwarekonfiguration einer Anwendung festgelegt. Diese Cloud Maps werden dann den Anwendern zur Verfügung gestellt. Die Fachbereiche können sich anhand der vorkonfigurierten Cloud Maps ihren Dienst selbst zusammenstellen.

Korrespondierend dazu steht das Self Service Portal. Es stellt die oberste Schicht der HP Cloud Reference Platform. Im Portal werden die Dienste als Katalog der Cloud Maps veröffentlicht. Die Provisionierung der Dienste erfolgt auf Server-Blades durch die dazwischen liegenden Module des Designer, des Orchestrators und alle weiteren Softwaresysteme. Hinzu kommen Skripte, Workflows und eine Reihe weitere Automatismen.