Ratgeber BIOS

So stellen Sie das BIOS richtig ein

19.10.2011
Ihr PC arbeitet schneller, stabiler und sparsamer - wenn die Bios-Einstellungen stimmen. Wir zeigen, was es mit dem Bios auf sich hat und wie Sie es optimieren.

Das Bios (Basic Input Output System) müssen Sie weder herunterladen noch installieren: Diese Mini-System-Software steckt in einem Chip auf der Hauptplatine. Jedes Mal, wenn Sie Ihren PC oder Ihr Notebook einschalten, startet es automatisch. Es liest die Hardware-Komponenten aus, und erst danach wird das Betriebssystem geladen. Mit den richtigen Bios-Einstellungen arbeitet Ihr PC schneller, stabiler und sparsamer.

AMI oder Award/Phoenix?

Ob Ihr Bios von AMI oder Award/Phoenix kommt, sehen Sie direkt nach dem PC-Start auf dem Monitor. Dort werden nacheinander die Bios-Version, der Name des Mainboards, die Prozessorinfos, die Größe des Arbeitsspeichers und Details zu den eingebauten Festplatten angezeigt. Ins Bios-Setup gelangen Sie, indem Sie beim PC-Start eine bestimmte Taste drücken, meist [Entf] oder [F10].

Die Bios-Hersteller bezeichnen die Optionen in ihren Menüs leicht unterschiedlich, aber doch sehr ähnlich. Suchen Sie bei Ihrer Version also nach gleichbedeutenden Bezeichnungen.

Bios-Kompendium:

Das Bios-Kompendium unserer Schwesterpublikation PC-Welt ist eine umfassende Sammlung von Erläuterungen zu Bios-Einstellungen und -Begriffen. Es erklärt die Optionen nach Herstellern getrennt und bietet ausführliche Hilfen. Das Kompendium wird zwar nicht mehr weiterentwickelt. Es informiert aber gut über die Bios-Grundlagen und ist daher immer noch eine wertvolle Informationsquelle.

Testen: Wie schnell und stabil Ihr PC läuft, etwa nach Ihren Bios-Eingriffen, prüfen Sie mit einem kostenlosen Programm wie Sandra Lite (für XP, Vista und Windows 7). Falls Ihr Bios aufgrund falscher oder übertriebener Einstellungen streiken sollte, hilft Ihnen unser Notfallplan in diesem Artikel weiter.

Ergonomie optimieren: Leise Lüfter, geringer Stromverbrauch

Mit ein paar kleinen Einstellungen im Bios sparen Sie nicht nur Strom, sondern reduzieren auch den Lüfterlärm Ihres PCs.

CPU-Stromverbrauch senken:

Je nach Prozessorhersteller lauten die Bezeichnungen für den Stromsparmodus im Bios-Setup unterschiedlich. AMD nennt ihn "Cool’n’Quiet", bei Intels Core-2-Duo-CPUs heißt er "SpeedStep". Gleich ist jedoch die Funktionsweise: Wird weniger Leistung benötigt, reduziert der Prozessor automatisch den Takt und drosselt damit die Stromaufnahme. Die geringere Wärmeentwicklung hat überdies einen angenehmen Nebeneffekt: Der Lüfter muss weniger stark drehen, so dass das System leiser wird.

Bei Mainboards mit AMD-Prozessoren lässt sich die Funktion im Award-Bios-Menüpunkt "Erweitert/CPU Konfiguration" unter dem Eintrag "Cool’n’Quiet control" auf "aktiviert" setzen. Entsprechend können Sie bei Intel-Prozessoren die Funktion "Intel Speedstep" aktivieren. Und bei einem AMI-Bios finden Sie diese Einstellungen ebenfalls unter "Erweitert/CPU Konfiguration".

Leise Lüfter:

Eine relativ neue Funktion ist die Drehzahlregelung für Lüfter. Je nach Temperatur von Gehäuse oder Prozessor werden die Lüfter dynamisch mitgeregelt, was den Lärm reduziert. Diese Steuerfunktion finden Sie im Menü "Energie/Hardware-Überwachung" (AMI und Award). Schalten Sie dort nacheinander die Drehzahlregelungsfunktion für angeschlossene Lüfter ein. Setzen Sie außerdem Einträge wie "CPU Smart FAN Control" oder "Q Fan Steuergerät" auf "Aktiviert".

Standby-Modus aktivieren:

In welchen Ruhemodus Ihr PC-System nach einer bestimmten Zeit der Inaktivität fährt, wird über den "S[Zahl]"-Modus festgelegt. Davon hängt dann auch ab, wie schnell er wieder zum Arbeiten bereitsteht. "S0" bedeutet etwa, dass der PC nach dem Aufwecken unverzüglich wieder startklar ist.

Die Faustregel: Je höher die Zahl, desto weniger Strom wird verbraucht. Dafür dauert jedoch die Aufwachzeit des Systems länger. Der beste Mix ist eine Kombination aus "S1" und "S3". Sie finden die Einstellung dazu im AMI-Menü unter "Energie", im Award-Bios gehen Sie zum "Power Management Setup". Stellen Sie dort den "Suspend Type" auf "S1&S3".

Bei der Option "Auto" überlassen Sie es dem Betriebssystem, in welchen Modus es den Rechner nach einer Phase der Inaktivität versetzt. Im S3-Modus schaltet der Rechner die Lüfter ganz aus und verbraucht kaum Strom. Wecken lässt sich der PC per Einschaltknopf. Insbesondere bei schnellen Rechnern ist das sinnvoller, als den PC jedes Mal herunterzufahren.

Tempo, Tempo: Tuning-Maßnahmen für Fortgeschrittene

Kitzeln Sie mehr Geschwindigkeit aus Ihrem System: Mit den richtigen Bios-Optionen fährt der PC schneller hoch und leistet mehr.

Schneller starten: Wenn Sie Speichertests sowie die Abfrage von vorhandenen Festplatten unterbinden, verkürzt sich der Startvorgang des PCs zwischen fünf und zehn Sekunden. Die entsprechenden Einträge finden Sie im AMI- und Award-Bios auf der Registerkarte "Booten" unter "Schnelles Booten". Stellen Sie dort den Wert auf "Aktiviert".

Unnötige Geräte abschalten: Die immer größer werdende Zahl von Komponenten auf dem Mainboard sorgt für längere Startzeiten des Systems. Abfragen nach einem zweiten Laufwerks-Controller oder einer Onboard-Soundkarte wirken als Bremse. Schalten Sie deshalb nicht benötigte Controller und Geräte ab (etwa den IDE-Controller, wenn Sie keine solchen Komponenten haben).

Im AMI- und Award-Bios finden Sie dazu unter "Erweitert" den Eintrag "Onboardgeräte Konfiguration". Hier setzen Sie nicht benötigte Geräte auf "Deaktiviert". Gehen Sie dabei schrittweise vor: Überprüfen Sie nach jeder Änderung, wie sie sich auf das Betriebssystem auswirkt.

Gesamtleistung erhöhen: Per Bios lassen sich Prozessor und Arbeitsspeicher übertakten und so an ihre Leistungsgrenzen führen. Damit riskieren Sie aber eine Überbelastung, die Ihre Hardware zerstören kann. Wir empfehlen das Übertakten nur in Ausnahmefällen und für fortgeschrittene Anwender. Prinzipiell besser ist es, die PC-Komponenten nicht ständig am Limit zu betreiben, sondern die Leistungsreserven nur bei Bedarf zu nutzen.

Nahezu jeder Hersteller bietet im Bios-Setup Einstellungen zum Übertakten. Im Award-Bios von Asus finden Sie zum Beispiel unter dem Menüpunkt "Erweitert, JumperFree Konfiguration" den Punkt "Overclock Profile". Wählen Sie dort "AI Overclock". Dabei handelt es sich um eine dynamische Übertaktungsfunktion, die nur bei voller Auslastung des Prozessors aktiviert wird. Das schützt alle Komponenten davor, dass sie anhaltend zu heiß werden.

Bei Asus zum Beispiel lässt sich die Taktrate in mehreren Prozentschritten erhöhen. Gehen Sie beim Übertakten äußerst vorsichtig vor. Beginnen Sie mit dem niedrigstem Wert (3 Prozent). Verlassen Sie dann das Bios-Setup per [ESC], und booten Sie Windows. Rufen Sie zum Testen etwa Sandra Lite auf: Lassen Sie das Modul "Benchmarks" laufen, das die Leistung umfassend überprüft.

Ist das System stabil, wechseln Sie im Bios zur nächsten Übertaktungsstufe. Wiederholen Sie die Prozedur. Sobald das System instabil wird und beispielsweise abstürzt, kehren Sie zum letzten funktionierenden Wert zurück.

Stabiler PC: Achten Sie auf ein aktuelles Bios

Oft sind ein falsch eingebauter Arbeitsspeicher (RAM), ein neuer Prozessor oder ein Grafikkartentausch schuld, wenn Ihr PC beispielsweise häufig abstürzt. Für mehr Stabilität optimieren Sie die Einstellungen dieser Komponenten.

Bios aktualisieren: Ein Bios-Update kann die Geräteerkennung verbessern und Fehler im Zusammenhang mit PC-Komponenten beseitigen. Es ist sogar möglich, dass die Hauptplatine neue Funktionen erhält, die im Zuge der technischen Weiterentwicklung entstanden sind. Der Hauptplatinenhersteller gibt im Handbuch detailliert Auskunft darüber, wie Sie ein solches Update durchführen.

Die einfachste Methode: Verwenden Sie das vom Hersteller entwickelte Windows-Programm. Der Mainboard-Hersteller MSI nennt es "Live Update", bei Asus heißt es "Asus Update" und bei Gigabyte "@Bios Tool".

Der Vorteil: Die Software stellt automatisch sicher, dass wirklich die zum Mainboard passende Datei aus dem Web geladen wird. Das Update-Programm finden Sie auf der CD, die Sie mit Ihrer Hauptplatine bekommen haben, oder auf der Website des Herstellers.

Installieren und starten Sie das Tool. Wählen Sie ein Menü, das je nach Bios-Typ etwa "Bios aus dem Internet aktualisieren" oder so ähnlich heißt. Das Programm sucht dann beim Hersteller nach der neuesten Bios-Variante für das Mainboard. Nun können Sie die Installation per Klick auf die entsprechende Schaltfläche starten.

Achtung: Ein Stromausfall oder Reset während des Aktualisierungsvorgangs kann Ihre Hauptplatine beschädigen!

BIOS-Standardwerte herstellen

Wenn Sie die Systemstabilität optimieren wollen, sollten Sie die Standardeinstellungen für Ihre Hardware laden. Im Award-Bios finden Sie die passende Option im Menü "Verlassen" unter dem Punkt "Load Optimized Default", beim AMI-Bios heißt der entsprechende Eintrag "Load Setup Defaults".

Bestätigen Sie per [Return]. Danach werden Ihre Änderungen gespeichert und das Bios-Setup automatisch beendet. Starten Sie nun unter Windows einen Testlauf mit Sandra Lite. Dazu klicken Sie im Hauptmenü der Anwendung auf "Benchmarks". Sollte Ihr System während des Vorgangs abstürzen oder einfrieren, müssen Sie die Bios-Einstellungen der einzelnen PC-Komponenten gezielt überprüfen. Mehr dazu im Abschnitt unten.

Öffnen Sie noch vor weiteren Maßnahmen die "Hardware-Informationen" in Sandra Lite. Notieren Sie sich den Takt des Arbeitsspeichers. Fahren Sie anschließend Ihren PC herunter, und starten Sie ihn neu, um wieder ins Bios zu gelangen.

Einstellungen korrigieren: Gehen Sie im AMI- oder Award-Bios zur Registerkarte "Erweitert". Zuerst nehmen Sie sich unter der Option Chipsatz die Werte für den Arbeitsspeicher vor. Setzen Sie den "Timing Mode" auf "Auto" (Award). Bei der AMI-Variante heißt die Einstellung "Configure DRAM Timing by SPD". Wählen Sie dort "Aktiviert". Damit liest das Bios die Werte im Arbeitsspeicher direkt aus und sorgt so für eine exakte Ansteuerung.

Prüfen und korrigieren Sie gegebenenfalls im selben Menü unter "Memclock index value (Mhz)" (Award) den Takt des Arbeitsspeichers. Den exakten Wert haben Sie sich zuvor (Abschnitt oben) notiert.

Bei der Grafikkarte ist der PCI-Express-Takt maßgebend, damit das Gerät optimal für Ihren PC konfiguriert ist. Der Takt sollte genau 100 MHz betragen. Diese Einstellung finden Sie unter "Erweitert, CPU Configuration, PCI Express Frequency".

Notfallplan: So bekommen Sie Ihren PC wieder flott

Bluescreen

Fehlermeldungen unter Windows oder sporadische Abstürze weisen darauf hin, dass CPU und Speicher mit zu hohen Taktraten arbeiten. Reduzieren Sie die Raten um einen Schritt.

Fehler unter Last

Beobachten Sie Fehler beim Spielen oder beim Transcodieren von Videos? Dann wird es im PC-Gehäuse zu warm. Verbessern Sie die Kühlung, am besten durch einen zusätzlichen Lüfter. Als Übergangslösung hilft es oft, das Gehäuse zu öffnen.

PC startet nicht

Fährt der PC nicht mehr hoch, dann setzen Sie das Bios auf die Werkseinstellungen zurück. Löschen Sie den Speicher für die Bios-Parameter: Dazu schalten Sie den PC aus und trennen ihn vom Stromnetz. Nachdem Sie das Gehäuse geöffnet haben, setzen Sie kurzfristig auf der Hauptplatine den Jumper "Clear CMOS" um. Entfernen Sie zusätzlich für etwa eine Minute die Pufferbatterie des Bios-Speichers Speichers. Wählen Sie danach beim Übertakten einen niedrigeren Wert.

Nur noch Piepstöne

Beim Einschalten hören Sie eine Folge von gleich oder unterschiedlich langen Piepstönen. Dann meldet sich Ihr Bios mithilfe von POST (Power On Self Test) - einem Selbsttest. Mainboard-Hersteller benutzen diesen Audiocode, um auf Fehlerquellen bei der Hardware-Konfiguration hinzuweisen. Was die Tonfolge bedeutet, hängt stark vom Bios-Hersteller ab. Infos finden Sie im Handbuch zur Hauptplatine.

Hardware-Defekt

Falls Ihr PC weiterhin die Arbeit verweigert, lässt sich ein Hardware-Defekt nicht mehr ausschließen. Sehr selten ist die Hauptplatine betroffen. CPU und Arbeitsspeicher dagegen sind viel empfindlicher. Tauschen Sie die Komponente aus, auf die sich Ihre Tuning-Maßnahmen konzentriert haben. Bei mehreren RAM-Bausteinen verringern Sie den Speicher.

Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag der CW-Schwesterpublikation PC-Welt.