Der iPad-Rivale im Test

So schlägt sich das BlackBerry Playbook in der Praxis

24.05.2011 von Moritz Jäger
Mit dem Blackberry Playbook startet Research in Motion (RIM) den Versuch, dem Siegeszug von iPad (und iPhone) im Business Einhalt zu gebieten. Wir haben dem Tablet mit 7-Zoll-Display auf den Zahn gefühlt.

Nach dem bahnbrechenden Erfolg von iPad und iPad 2 hat auch der Hersteller RIM mit dem Blackberry Playbook ein Tablet herausgebracht - zumindest in Nordamerika, wo das 7-Zoll-Gerät seit Ende April verfügbar ist. Um aus dem breiten Angebot an Tablets hervorzustechen - seit Jahresbeginn wurden zirka 80 Devices von mehr oder weniger bekannten Herstellern vorgestellt, haben die Kanadier dabei weder Kosten noch Mühen gescheut: Die Vorderseite des Flachmanns ist etwa voll verglast, wobei den besonders hoch auflösende Touchscreen (1024 mal 600 Pixel) von einem schwarzen, ebenfalls berührungsempfindlichen Rahmen umgiebt. Dieser ist Teil des Bedienkonzepts: Wischt man von unten nach oben, verkleinert das Playbook die aktuelle Anwendung und zeigt das Hauptmenü an. Ein Wisch in die andere Richtung - von oben nach unten - klappt das Konfigurationsmenü der jeweiligen Anwendung herunter, sofern vorhanden. Die Rückseite des Playbooks ziert dagegen eine griffige Gummibeschichtung.

Bildergalerie: BlackBerry PlayBook
RIM BlackBerry Playbook
Das Playbook: Nicht nur der Bildschirm, auch der Rahmen ist berührungsempfindlich.
RIM BlackBerry Playbook
Geschützt: Auf Wunsch lässt sich das Tablet mit einem Passwort schützen.
RIM BlackBerry Playbook
Am oberen Rand ist der etwas kleine Ein/Ausschalter sowie die Steuerfunktionen für die Multimediawiedergabe angebracht.
RIM BlackBerry Playbook
Unten finden sich die Anschlüsse für Docking-Station (rechts), Micro-USB (mitte) und Micro-HDMI (links)
RIM BlackBerry Playbook
Rechts und Links neben dem Bildschirm sind Lautsprecher angebracht.
RIM BlackBerry Playbook
Vorne findet sich eine Kamera mit 3 Megapixel....
RIM BlackBerry Playbook
... auf der Rückseite ist eine mit 5 Megapixeln.
RIM BlackBerry Playbook
Die Rückseite des Gerätes ist mit einem gummiartigen Überzug versehen, dadurch liegt es recht angenehm in der Hand.

Der Bildschirm selbst ist in drei Bereiche unterteilt: Oben befindet sich die Statusleiste, in der beispielsweise Uhrzeit, Batterieladung und eingehende E-Mails angezeigt werden. In der Mitte werden die verkleinerten Ansichten der gestarteten Apps angezeigt . Darunter sind die Menüs zu finden, diese teilen sich in Alle, Spiele, Medien, Favoriten und BlackBerry Bridge auf. Allgemein ist zu beachten, dass man das Playbook - zumindest nach Vorstellung von RIM - hauptsächlich quer hält, anders als etwa das Galaxy Tab oder das iPad / iPad 2.

Bildergalerie: BlackBerry-Apps
BlackBerry PlayBook - Apps
Die Hauptansicht des Playbooks, samt drei geöffneter Apps.
BlackBerry PlayBook - Apps
Die Benachrichtigung bei einem ankommenden Videochat.
BlackBerry PlayBook - Apps
Die Facebook-App, eine der ersten offiziellen, von Facebook sanktionierten Applikationen für das soziale Netzwerk.
BlackBerry PlayBook - Apps
Die App zeigt auch Bilder an - samt den Beschriftungen.
BlackBerry PlayBook - Apps
Das Hauptmenü der Facebook-App bietet Zugriff auf die wichtigsten Funktionen.
BlackBerry PlayBook - Apps
Die App informierr bei der Installation, welche Rechte sich eine Anwendung nehmen will.
BlackBerry PlayBook - Apps
Flash-Video im Browser in Aktion.
BlackBerry PlayBook - Apps
Die aktivierte BlackBerry Bridge: Neue E-Mails werden in der Info-Leiste angezeigt.....
BlackBerry PlayBook - Apps
.... ebenso wie anstehende Termine.
BlackBerry PlayBook - Apps
Sobald der BlackBerry außer Reichweite ist, werden die Bridge-Apps gesperrt...
BlackBerry PlayBook - Apps
Gesichert: Ist der BlackBerry mit einem Passwort gesperrt, muss dieses auch auf dem Playbook eingegeben werden.
BlackBerry PlayBook - Apps
..was in der Praxis so aussieht....
BlackBerry PlayBook - Apps
...auch die inaktiven Anwendungen werden gesperrt - aller lokal vorgehaltenen Daten werden gelöscht.
BlackBerry PlayBook - Apps
Leider kein Zugriff: Slacker funktioniert in Deutschland nicht.
BlackBerry PlayBook - Apps
Der E-Mail-Client der Bridge
BlackBerry PlayBook - Apps
In den Office-Apps kann man bereits auf Deutsch umstellen.
BlackBerry PlayBook - Apps
Über die beiden Schieberegler kann man die Auswahl verändern.
BlackBerry PlayBook - Apps
Copy and Paste ist von Haus aus mit an Bord.
BlackBerry PlayBook - Apps
Der Rechner wurde von TAT entwickelt - einem Designhaus, welches RIM kürzlich übernommen hat.
BlackBerry PlayBook - Apps
Der Videochat in Aktion.

Hardwareausstattung und QNX-OS

Das Playbook verfügt über vier Schalter: einen Ein-/Ausschalter, jeweils eine Taste für lauter und leiser sowie einen Bedienknopf für Abspielen/Pause. Auf der Vorder- und Rückseite ist jeweils eine Kamera angebracht - vorne mit drei Megapixeln, hinten mit fünf Megapixeln Auflösung. Außerdem findet sich dort noch der Anschluss für Kopfhörer und Headset. Auf der gegenüberliegenden Seite, am unteren Ende des PlayBooks, sind die weiteren Anschlüsse angebracht: Neben Micro-USB finden sich dort der Anschluss für Mini-HDMI sowie Kontakte für künftige Adapter.

Im Inneren des PlayBooks arbeitet aktuelle Hardware: Dem Dual-Core-Prozessor mit 1 GHz Taktfrequenz steht 1 GByte Arbeitsspeicher zur Seite. Zum Speichern von Daten warten je nach Modell 16, 32 oder 64 GByte auf den Nutzer. Jedes PlayBook verfügt über Bluetooth mit 2.1 + EDR sowie Wi-Fi, das im 2,4- und 5-GHz-Band arbeitet. Unterstützt wird WLAN 802.11 a/b/g/n, GPS ist ebenfalls integriert.

Bildergalerie: PlayBook-Konfiguration
BlackBerry Playbook - Einrichtung
Die Auswahl des WiFi-Zugangspunktes - wenn ein Captive-Portal vorhanden ist, muss man unten links auf "Hotspot Setup" klicken, um die Anmeldung abzuschließen.
BlackBerry Playbook - Einrichtung
Die Auswahl der verschiedenen, verfügbaren EULAs.
BlackBerry Playbook - Einrichtung
Das Playbook verbindet sich anschließend mit dem Web und sucht die neueste Version des Nutzervertrags.
BlackBerry Playbook - Einrichtung
Das Nutzer-Agreement zur BlackBerry-ID. Es muss angenommen werden.
BlackBerry Playbook - Einrichtung
Die Konfiguration der Uhrzeit.
BlackBerry Playbook - Einrichtung
Der Start dauert noch: Erst sucht das Tablet nach neuer Software und lädt dieser herunter.
BlackBerry Playbook - Einrichtung
Die Installation des Updates.
BlackBerry Playbook - Einrichtung
Nach der Grundinstallation erklärt das Tablet, wie man die Bridge auf dem Smartphone installiert.
BlackBerry Playbook - Einrichtung
Der BlackBerry kann den Barcode auslesen, anschließend führen beide Geräte das Pairing durch.
BlackBerry Playbook - Einrichtung
Bluetooth-Pairing mit dem Torch.
BlackBerry Playbook - Einrichtung
Ist die Bridge eingerichtet, werden die entsprechenden Funktionen freigeschaltet.
BlackBerry Playbook - Einrichtung
Das Home-Screen Tutorial.
BlackBerry Playbook - Einrichtung
Die Anleitung erklärt den Bildschirm.
BlackBerry Playbook - Einrichtung
Die Tutorials sind abgeschlossen, es kann weitergehen.
BlackBerry Playbook - Einrichtung
Fertig: Das Playbook-Hauptmenü

Aktuell gibt es noch keine Modellvariante mit 3G oder LTE - entsprechende Versionen sollen aber folgen. Das ist auch kein schlechter Zug: Solange kein Mobilfunkprovider involviert ist, kann RIM Updates veröffentlichen, ohne dass die Provider diese zusätzlich absegnen und so die Auslieferung verzögern können. Hintergrund ist, dass RIM erstmals auf QNX als Betriebssystem setzt. Der Hersteller hat das auf Embedded-Systeme spezialisierte Betriebssystem 2010 akquiriert.

QNX ist alles andere als ein neues Betriebssystem - es gilt als robust und kommt beispielsweise in Fahrzeugen von Audi, Porsche oder BMW, im Cisco-CRS-1-Carrier-Router und sogar in Nuklearanlagen zum Einsatz. Die Benutzeroberfläche reagiert schnell und sieht noch dazu gut aus - sie entstand in Kombination mit Adobe, die Flash-Technologie ist Bestandteil des kompletten Betriebssystems.

Bei der Akku-Laufzeit bleibt das PlayBook hinter dem iPad zurück: RIM nennt zwar offiziell noch keine Laufzeit, aus der Praxis lässt sich aber sagen, dass das PlayBook etwa sechs Stunden durchhält. Die Lebensdauer des Akkus verringert sich noch mehr, wenn WLAN und Bluetooth samt BlackBerry Bridge aktiv sind.

Browser, Office, Multimedia

Größtes Manko von Apples iPad / iPad 2 und vielen Android-Tablets ist die fehlende oder schwache Flash-Unterstützung im Browser. Das Playbook teilt diese Schwäche nicht: Der Browser ist nicht nur schnell, er kann neben Flash-Inhalten auch JavaScript ausführen. Allerdings gibt es dabei immer wieder Probleme, Genaueres dazu lesen Sie im Kapitel "Schattenseiten". Dazu kommt die Unterstützung für Tabbed Browsing. Im Test konnten wir mehr als 30 Tabs öffnen, ohne dass das Gerät merklich langsamer wurde. In den Browser integriert ist ein privater Modus, wie ihn etwa auch aktuelle Desktop-Browser bieten.

Bildergalerie: PlayBook-Browser
BlackBerry Playbook - Browser
Die Startseite des Browsers mit Seitenvorschlägen.
BlackBerry Playbook - Browser
Der Browser in der Hochansicht.
BlackBerry Playbook - Browser
TecChannel.de auf dem Playbook.
BlackBerry Playbook - Browser
Lesezeichen lassen sich im Browser oder dem Hauptmenü ablegen.
BlackBerry Playbook - Browser
Die Chronik
BlackBerry Playbook - Browser
Wischt man von oben nach unten, erscheint die Leiste der Tabs, zudem hat man Zugriff auf Einstellungen und Downloads.
BlackBerry Playbook - Browser
Die allgemeinen Einstellungen.
BlackBerry Playbook - Browser
Wer auf Flash verzichten will, kann es beispielsweise hier abschalten.
BlackBerry Playbook - Browser
Die Zugriffsrechte für den Browser.
BlackBerry Playbook - Browser
Die Privatsphäreneinstellungen.
BlackBerry Playbook - Browser
Drückt man länger auf einen Link, öffnet sich dieses Menü.
BlackBerry Playbook - Browser
Eine JavaScript-Bilderstrecke im Browser.
BlackBerry Playbook - Browser
Ein Video unserer Schwesterzeitschrift PC-Welt...
BlackBerry Playbook - Browser
..das auch im Vollbild funktiniert.
BlackBerry Playbook - Browser
Ein Video auf der COMPUTERWOCHE.
BlackBerry Playbook - Browser
Die ZDF Mediathek....
BlackBerry Playbook - Browser
...funktionert nicht immer.
BlackBerry Playbook - Browser
Tagesschau als Flash-Stream.

Für den Office-Bereich sind sowohl Adobe Reader als auch die Premiumversionen von Word-, Sheet- und Slideshow to Go installiert. Die Programme stammen von DataViz, einer Firma, die RIM 2010 gekauft hat. Damit lassen sich Office-Dokumente in Formaten wie *.doc oder *.docx nicht nur anzeigen, sondern auch gleich bearbeiten. Besonders praktisch in Slideshow to Go: Die Software unterstützt den HDMI-Ausgang des PlayBooks. So kann man auf einem Bildschirm die Präsentation anzeigen, während man auf dem Tablet die Wiedergabe steuern und die jeweiligen Notizen zu den einzelnen Folien einsehen kann. Das klappt mit allen HDMI-fähigen Geräten und benötigt glücklicherweise keinerlei Treiberinstallation.

Die HDMI-Ausgabe funktioniert auch mit dem integrierten Video-Player. Das PlayBook erweist sich als sehr leistungsfähig, selbst HD-Inhalte mit 1080p kann das Gerät ohne Ruckeln auf einem anderen Gerät wiedergeben. Zu den unterstützten Formaten gehören AVI, WMV, H.264 und MPEG4.

Auch Musik spielt das Tablet ab, wobei der integrierte Player ein wenig umständlich zu bedienen ist und beispielsweise nur eine Playlist zulässt. Hier bleibt zu hoffen, dass RIM nachbessert oder Dritthersteller entsprechende Player liefern - wie es ja beispielsweise bei Android inzwischen auch der Fall ist.

E-Mail, Kontakte, PIM: die BlackBerry Bridge

Bereits während des Einrichtungsvorgangs schlägt das Tablet vor, eine Paarung mit einem Blackberry-Smartphone einzurichten. Diese Funktion nennt sich BlackBerry Bridge. Die Bridge verwandelt das Playbook effektiv in einen Thin Client, mit dem man bestimmte Funktionen des Smartphones nutzen kann. Dazu gehören beispielsweise E-Mail, Kontakte, Blackberry Messenger, Aufgaben oder Notizen. Um die Bridge nutzen zu können, ist auf Blackberry Smartphone eine separate App notwendig. Diese ist für nahezu alle Smartphones verfügbar, die mindestens über Version 5.0 des Betriebssystems verfügen. Alle kompatiblen Geräte sind hier aufgeführt.

Das Bridge-System bringt mehrere Vorteile: BlackBerry-Besitzer müssen, abgesehen von einem Bluetooth-Pairing, keinerlei Konfiguration vornehmen, um auf die E-Mails zugreifen zu können. Firmen profitieren dagegen von dem verringerten Managementaufwand. Die Daten sind nur zugänglich, solange eine aktive Verbindung zum jeweiligen BlackBerry besteht. Reißt diese ab, werden alle Funktionen gesperrt. Mit Ausnahme eines verschlüsselten Caches sind keine Informationen auf dem Tablet gespeichert - selbst wenn das PlayBook also verloren geht, sind sensible Daten wie E-Mails oder Kontakte nicht zugänglich. Ein Austausch von Dateien zwischen Bridge und restlichem Speicherbereich ist, mit Ausnahme der Dokumentenbearbeitung, nicht vorgesehen.

Bildergalerie: PlayBook-Einstellungen
BlackBerry Playbook - Einstellungen
Die notwendigen Treiber sind auf dem Tablet hinterlegt - man muss nichts zusätzlich herunterladen.
BlackBerry Playbook - Einstellungen
Nach der Installation der Software, kann man per USB oder WiFi auf das Playbook zugreifen.
BlackBerry Playbook - Einstellungen
Die USB-Verbindung.
BlackBerry Playbook - Einstellungen
Der Update-Dialog für die Systemsoftware.
BlackBerry Playbook - Einstellungen
Das Menü zeigt an, welche Berechtigungen sich die einzelnen Apps nehmen.
BlackBerry Playbook - Einstellungen
Clever: Nutzer können im Nachhinein festlegen, wie und ob Apps auf bestimmte Funktionen zugreifen können - einmalig in der App-Welt.
BlackBerry Playbook - Einstellungen
Teilweise wirft das Gerät noch seltsame Fehlermeldungen aus.
BlackBerry Playbook - Einstellungen
Neue Bluetooth-Kopplungen lassen sich einfach einrichten.
BlackBerry Playbook - Einstellungen
Nutzer können Auswählen, ob minimierte Apps pausiert werden oder weiterlaufen. Showcase hält eine Anwendugn im Vordergrund.
BlackBerry Playbook - Einstellungen
Das Playbook kann Smartphones per Bluetooth als Modem nutzen - zusätzliche Software ist weder auf Smartphone noch auf dem Playbook notwendig.
BlackBerry Playbook - Einstellungen
Das Playbook ist per Smartphone im Internet.
BlackBerry Playbook - Einstellungen
Die Übersicht über die Hardware.

Mit der Bridge kann man nicht nur auf die PIM-Funktionen und den BlackBerry Messenger zugreifen, sondern erhält zudem den Bridge Browser. Dieser unterscheidet sich in einer zentralen Option vom regulären Browser: Er nutzt den BlackBerry als Proxy und setzt auf dessen Datenverbindung, um ins Web zu gelangen. Der positive Nebeneffekt: Das PlayBook wird zum Teil des Unternehmensnetzwerks und kann auf Intranet-Ressourcen hinter der Firewall zugreifen - immer vorausgesetzt, dass auch der BlackBerry die jeweiligen Zugriffsrechte besitzt.

Der größte Vorteil der Bridge ist zugleich ihr Nachteil: Ohne BlackBerry-Smartphone verliert das PlayBook zahlreiche Funktionen, schließlich ist beispielsweise kein anderer E-Mail-Client vorinstalliert. Die konstante Bluetooth-Verbindung fordert zudem ihren Tribut, die Akkus vom Smartphone und dem Tablet werden dadurch zusätzlich belastet.

IT-Verwaltung - Playbook Administration Service und Project Fuse

Die Verwaltung des PlayBook ist in mehreren Schritten geplant: Zunächst wird es ein Update für den BES geben, mit dem sich lediglich definieren lässt, ob die Bridge-Funktion erlaubt ist oder nicht. Zusätzlich kann man die integrierte Log-Funktion abschalten.

Im Rahmen der Konferenz Blackberry World wurden für den Sommer 2011 auch native E-Mail- und PIM-Apps angekündigt. Diese verwandeln das Tablet effektiv in einen BlackBerry, komplett mit Zugriff auf BIS oder BES sowie der Möglichkeit der Administration.

Verwaltung: Das kann der PlayBook Administration Service im Vergleich mit BES und BES Express.

Sobald diese Dateien verfügbar sind, will RIM einen separaten Managementserver für PlayBooks veröffentlichen; er nennt sich PlayBook Administration Service. Wie der BES Express Server wird diese Software kostenlos und ohne Lizenzkosten zu haben sein. Anfangs werden laut RIM Microsoft Exchange und Lotus Domino als Serverumgebung unterstützt. Damit werden "richtige" Richtlinien, eine Nutzerverwaltung, eine App-Verwaltung sowie die Enterprise-Aktivierung möglich.

Integration: Künftig wird das Tablet von RIM wie ein Smartphone behandelt und es lässt sich entsprechend verwalten.

Zeitnah soll zudem die nächste Version des BES folgen, der aktuelle Codename dafür ist Project Fuse. Der neue Server soll Playbooks und Smartphones unter einer Oberfläche verwalten können. Möglicherweise ist auch die Verwaltung von Android- und iOS-Geräten möglich, zumindest kündigte RIM die Übernahme des Münchner Managementanbieters Ubitexx an. Dessen Lösung soll künftig in die Produkte des kanadischen Herstellers integriert werden.

Schattenseiten, Early-Adopter-Probleme und Kinderkrankheiten

In der Praxis klappt die Flash-Wiedergabe zwar meistens, sie ist deutlich besser als bei vielen anderen Tablet-Browsern oder bei Apps wie Skyfire. Allerdings sind hier Grenzen gesetzt: Während beispielsweise Videos von TecChannel, PC-Welt oder Computerwoche problemlos wiedergegeben werden, gibt es bei komplexeren Seiten wie der Mediathek des ZDF Probleme. Ähnliches gilt für Video-Streaming-Seiten: Vimeo klappt sehr gut, YouTube machte im Test zeitweise Probleme. Zwar liefert RIM eine spezielle YouTube-App - eleganter wäre es aber, die Videos direkt im Browser zu sehen.

Anders dagegen, wenn die Videos in einer Seite wie Facebook eingebettet sind - dann klappt die Wiedergabe meist problemlos. Ein Grund dafür könnte der massive Verbrauch von RAM sein - sobald man die Videos lädt, geht der zur Verfügung stehende Speicher deutlich nach unten, über die Einstellungen und den Punkt Hardware lässt sich das überprüfen. Auch komplexe Flash-Anwendungen wie Grooveshark lassen sich nicht starten. Der Browser ist zudem nicht immer stabil: Im Test stürzte er öfter ab, vor allem wenn wir versuchten, auf aufwendige Seiten zuzugreifen.

Nach einem Neustart waren einige Webseiten, beispielsweise die ZDF Mediathek, dagegen problemlos abrufbar - der Browser verschlingt dann allerdings fast 200 MByte des Arbeitsspeichers. Es liegt also nahe, dass es teilweise zu wenig Arbeitsspeicher gibt, vor allem, wenn mehrere Programme gestartet wurden oder im Hintergrund laufen.

Early Adopter leiden zudem unter regionalen Beschränkungen. So hat ein in den USA aktiviertes PlayBook im Test beispielsweise einen komplett anderen Podcast-Katalog als ein in Deutschland aktiviertes Gerät. Auch andere Applikationen, etwa Slacker Radio, arbeiten hier nicht. Die App World scheint aktuell (noch) nicht beeinträchtigt zu sein, zumindest wichtige Apps wie Facebook sind allen Nutzern zugänglich.

Das PlayBook hat zudem das Problem aller neuen Plattformen: Die Auswahl an verfügbaren Apps ist nicht besonders groß, die Qualität größtenteils eher mittelmäßig. Es gibt einige Ausnahmen, etwa Facebook, FourPlay (ein Foursquare-Client) oder Scrapbook.

Android-Apps, wie von RIM angekündigt, laufen noch nicht auf dem PlayBook. Allerdings soll im Sommer 2011 ein Software-Update für die Integration der Android-Apps sorgen. Die Apps werden dann laut RIM über den normalen App Store installiert. Optisch wird es keinen besonderen Unterschied geben.

Fazit: Gute Ansätze, aber nicht perfekt

Nein, RIM schafft es nicht, im ersten Anlauf ein perfektes Tablet zu veröffentlichen. Dennoch ist das Playbook alles andere als ein Ladenhüter. Die Hardware kann sich durchaus sehen lassen, QNX als Betriebssystem ist ebenfalls eine stabile und gute Wahl.

Es bleibt zu hoffen, dass RIM die Softwareprobleme, vor allem beim Browser, in den Griff bekommt. Bislang sieht es dafür allerdings recht gut aus: Zum Testzeitpunkt war die Version 1.0.3.1868 installiert, das zweite Update für das Tablet seit dem Kauf. Diese Firmware behebt viele Mankos, die RIM in früheren Versionen angekreidet wurden: Beispielsweise ist nun eine Video-Chat-App installiert, und das Büropaket kann Office-Dokumente, die per BlackBerry Bridge auf dem Tablet geöffnet wurden, bearbeiten und neu abspeichern.

Vor allem in Kombination mit einem BlackBerry-Smartphone ist das Playbook bereits jetzt ein praktisches Tablet - kein anderer Hersteller schaffte bislang eine derart gute Integration von Smartphone und Tablet. Unternehmen profitieren von der sicheren Infrastruktur - auch diese kann kein anderes Smartphone und kein anderes Tablet derzeit bieten. So ist das PlayBook in der Lage, nahezu ohne Konfiguration auf Daten hinter der Firewall des Unternehmens zuzugreifen, E-Mails sicher anzuzeigen sowie Office-Dokumente zu bearbeiten. RIMs Tablet besticht zudem durch ein sehr gutes Display und angenehme Haptik.

Sobald man das PlayBook länger nutzt und in den Menüs stöbert, zeigen sich auch zahlreiche kleine und clevere Funktionen. Ein gutes Beispiel für die gelungene Integration ist, dass auf dem BlackBerry gespeicherte WLAN-Verbindungen auf das PlayBook übertragen werden. Anschließend kann sich das Tablet sofort mit den bekannten Wi-Fi-Zugangspunkten verbinden. Eine andere clevere Funktion findet man im Menü Tethering: Das PlayBook kann mithilfe von Bluetooth und Profilen wie DUN ein gepaartes Smartphone als Modem nutzen - in nur drei Schritten war das Tablet über das Smartphone mit dem Internet verbunden.

Es bleibt zu hoffen, dass zum Start des PlayBooks in Deutschland im Laufe des zweiten Quartals 2011 die Softwareprobleme bereits behoben sind. Versprochen hat der kanadische Konzern, spätestens alle zwölf Wochen ein neues Update zu liefern. Im Sommer 2011 sollten dann auch die Android-Apps auf dem PlayBook laufen. Interessant ist auch der Preispunkt: Ähnlich wie das Apple iPad 2 kostet es zwischen 499 und 699 US-Dollar; es ist davon auszugehen, dass sich auch in Deutschland die Preise ähneln. (mb)

Anhang: Technische Daten

Hersteller

Research in Motion

Produkt

BlackBerry PlayBook

Preis (unverbindliche Preisempfehlung)

499 bis 699 US-Dollar plus Steuern

Garantie des Herstellers

24 Monate

Prozessor

Texas Instruments OMAP 4430, 32 Bit, 1 GHz Taktfrequenz

Maße (L x B x H)

19,4 x 13 x 1,0 Zentimeter

Gewicht (mit Akku)

425 Gramm

Betriebssystem

QNX Neutrino

Integrierter Datenspeicher

16 bis 64 GByte

Wireless-LAN / Bluetooth / UMTS / GPS

802.11n / 2.1 + EDR / nein / ja

USB

Micro-USB

VGA

Nein

HDMI

Micro-HDMI

Kartenleser

Nein

Einschub für SIM-Karte

Nein

Kamera

Ja, Rückseite, 5 Megapixel

Internetkamera

Ja, Vorderseite, 3 Megapixel

Dockinganschluss

1

Audioausgang

1

Audioeingang

-

Mikrofon

Ja

Lieferumfang

Benutzerhandbuch (Englisch); Netzteil, USB-Kabel

Lagesensor / Lichtsensor

ja / ja

Spracheingabe / Flugzeugmodus

Nein / Nein (manuelles deaktivieren von Bluetooth/WLAN)

E-Mail-Zugang: POP3 / Imap / Exchange

Nein, nur BlackBerry Bridge

Dieser Beitrag basiert auf einem Artikel der Schwester-Publikation Tecchannel.de.