Informatiker und Freiberufler

So planen Sie Ihre IT-Karriere

25.07.2009 von Karen Funk
Welche Chancen Programmierer, Quereinsteiger, Wirtschaftsinformatiker und andere IT-Profis derzeit haben und wie sie beruflich vorankommen, verrät Karriereexpertin Svenja Hofert.

CW: Frau Hofert, lässt sich eine Karriere in der IT überhaupt planen?

Svenja Hofert, Karriereexpertin: "Wer Karriere im IT-Bereich machen will, muss sich ständig weiterbilden." (Foto: Davide Michaels)
Foto: Svenja Hofert

Hofert: Ich verstehe Karriere als systematische Entwicklung einer beruflichen Laufbahn. Diese muss nicht mehr notwendig mit einem hierarchischen Aufstieg verbunden sein. Nach dem ersten Berufseintritt ist eine Spezialisierung sinnvoll. Das kann eine branchenspezifische Spezialisierung sein, eine methodische und / oder thematische. Natürlich sollten die IT-Experten einen zukunftsträchtigen Bereich wählen. Im IT-Bereich, gerade in Deutschland, ist eine ständige Weiterbildung wichtig, um Karriere zu machen. Schon nach der Uni oder Ausbildung sollten die IT-Fachleute damit anfangen, regelmäßig Weiterbildungen zu besuchen. Ich empfehle, einmal im Jahr sowohl an den fachlichen als auch an den Soft Skills arbeiten.

CW: Wie sollten sich erfahrene IT-Fachleute beruflich orientieren?

Hofert: Es gibt Jobs, die entsprechen einem bestimmten Alter nicht mehr so. Programmierer bleiben beispielsweise nur wenige ihr Leben lang, da meistens irgendwann die Leidenschaft verpufft. Je länger Sie im Job sind, desto wichtiger werden Methodenkenntnisse sowie Persönlichkeit. Nun ist es an der Zeit, in den Projekt-Management-Bereich hineinzuwachsen. Oder alternativ eine noch stärkere Spezialisierung Richtung Experte vorzunehmen und beispielsweise als Berater tätig zu sein.

Projekt-Management ist traditionell kein Führungsjob im hierarchischen Sinn, obwohl viele Firmen das (noch) so sehen. Moderne Unternehmen unterscheiden zwischen Spezialisten-, Projekt-Management- und Führungslaufbahnen. Bisher klappte der Wechsel zwischen den drei Richtungen gut. Doch in Zukunft wird man sich hier öfter entscheiden müssen. Ich denke, dass Spezialisten seltener Führungskräfte werden. Dafür werden Sie ein Vielfaches dessen verdienen können, das Manager bekommen. Das ist die Prognose von Personalexperten, die teilweise bereits schon Realität ist. Allerdings werden die Gehälter ebenso wie die Honorare sehr stark schwanken, gemäß dem Prinzip Angebot und Nachfrage. Die IT bleibt also immer spannend, ins gemachte Nest kann man sich nicht setzen - Veränderungsbereitschaft ist neben der Lust auf Bildung eine wichtige Voraussetzung.

CW-Karriere-Wiki

Mehr zum Thema Karriere finden Sie im Karriere-Wiki der COMPUTERWOCHE. Es ist ein Projekt zum Aufbau einer Wissensdatenbank rund um das Thema Karriere. Jeder kann mit seinem Wissen anderen helfen. Gute Autorinnen und Autoren sind stets willkommen.

Das finden Sie bereits im Wiki:

Welche IT-Qualifikationen Firmen wichtig sind

CW: Welche Qualifikationen erwarten Unternehmen heutzutage von IT-Experten?

Hofert: Das verändert sich von Monat zu Monat, sehr gut sichtbar ist das am Markt für Freiberufler. Während der jetzigen Krise haben es die Infrastruktur-IT-ler noch recht gut. SAP-ler müssen das erste Mal seit vielen Jahren Abstriche an ihre Gehälter und Honorare machen.

Generell erwarten Unternehmen vertiefte Kenntnisse, es reicht nicht mehr, ein wenig Ahnung zu haben. Die Kenntnisse müssen zudem aktuell und prozessorientiert sein. Die Projekt-Management-Zertifizierung ist gefragt, ebenso nachgewiesene Kenntnisse in ITIL-Service-Management.

CW: Lohnt sich heute noch die Spezialisierung auf ein bestimmtes Fachgebiet oder verbauen sich Arbeitnehmer so ihre Karriere?

Hofert: Nein, Experten gehen von künftig vielen Jobwechseln im durchschnittlichen Arbeitsleben aus und von mehreren größeren beruflichen Veränderungen. Die Zeit, wo eine Berufsentscheidung bis zur Rente vorhält, dürfte bald vorbei sein.

Svenja Hofert

Foto: Svenja Hofert

Die Hamburger Karriereberaterin Svenja Hofert (www.karriereundentwicklung.de) ist seit vielen Jahren auf IT und Medien spezialisiert. Sie hat mehr als 20 Bücher zu Karrierethemen geschrieben, unter anderem das "Praxisbuch IT-Karriere".

Chancen für Quereinsteiger?

CW: Wie stehen die Chancen für Quereinsteiger in der IT-Branche? Welche Profile werden besonders nachgefragt?

Hofert: Die Chancen für Quereinsteiger sind immer dann schlecht, wenn es genügend Bewerber auf dem Markt gibt, die einschlägig qualifiziert sind. Und dies ist natürlich gerade in der Wirtschaftskrise der Fall - wenn die IT auch weit besser da steht als viele andere Bereiche. Allerdings gibt es mehr und mehr Jobs an Schnittstellen, zum Beispiel zwischen Marketing und IT, HR und IT, Finanzen und IT. Da wird ein Bankkaufmann zum IT-Experten in der Administration von Handelssystemen oder ein Personalfachmann erwirbt sich Know-how über die technische Umsetzung von E-Learning-Angeboten. Diese Art von Quereinstieg ist immer möglich.

Ansonsten ist die Zeit der Quereinsteiger definitiv vorbei. Wer in die IT will, sollte erst einmal mit einer Weiterbildung starten, Berufserfahrung sammeln oder ein zweites Studium aufsetzen. Durch die Umstellung auf Bachelor- und Masterstudiengänge heißt "noch mal studieren" nun ja nicht mehr, weitere sechs Jahre anzuhängen. Das erleichtert aus meiner Sicht die berufliche Weiterentwicklung auch für Berufserfahrene sehr.

CW: Wie sieht Ihre mittelfristige Prognose für die IT-Branche in Deutschland aus?

Hofert: Alles ist IT - und das wird dazu führen, dass kaum jemand mehr ohne IT-Kenntnisse auskommt. Vor allem die Schnittstellenbereiche werden eine immer größere Rolle spielen. Da viel mehr in Projekten, also abteilungsübergreifend organisiert wird als früher, und IT die Basis für alle Geschäftsprozesse ist, wird der Bereich weiter wachsen. Gleichzeitig verändert sich die IT sehr schnell. Wer IT-nah arbeitet, wird um regelmäßige Weiterbildung nicht herumkommen.

Zudem wird es Ups und Downs und stärkere Gehaltsschwankungen geben. Wenn eine Technologie gerade sehr gefragt ist, gibt es einen Hype und die Gehälter und Honorare steigen, in Krisenzeiten ist es umgekehrt. Das ist aus meiner Sicht aber ein genereller Trend der Zukunft: Es geht auch auf dem Arbeitsmarkt um Angebot und Nachfrage.

Die besten Chancen haben kurz- und mittelfristig aus meiner Sicht Wirtschaftsinformatiker. Wirtschaftsinformatiker haben deshalb noch bessere Berufschancen als Informatiker, da ihnen ein höherer Praxisbezug nachgesagt wird.

Praxisnahe Karriereplanung

Berufliche Entwicklungen in der IT sowie im IT-nahen Bereich, in den Medien und der Projektarbeit folgen anderen Gesetzmäßigkeiten als die Karriere in klassischen Berufen. Das fängt bei den Jobprofilen an, geht über die Bewerbung weiter und hört bei der Karriereplanung noch nicht auf. Dabei gilt: Der Karriereweg eines IT-lers kann so ungewöhnlich sein wie seine Spezialisierung.

Das "Praxisbuch IT-Karriere" von Svenja Hofert richtet sich an reine IT-ler, aber auch an Berater, Projekt-Manager oder Online-Vermarkter.
Foto: Eichborn Verlag

Svenja Hofert zeigt in ihrem neuen umfassenden Handbuch "Praxisbuch IT-Karriere", welche Grundregeln bei beruflichen Entscheidungen, Bewerbung und Vorstellungsgesprächen beachtet werden müssen und mit welchen individuellen Strategien man den Ein- und Ausstieg schaffen kann.

Die Themen sind breit gefächert: Berufseinstieg, Ausbildung, Studium/MBA, Weiterbildung, Zertifizierungen, Arbeit als Freelancer, Jobsuche, Bewerbung, Vorstellungsgespräch und (Online-) Assessment Center, Gehalt / Honorar und Überleben - immer unter dem besonderen Aspekt von IT, Technik und digitalen Medien. Die Leser finden im Praxisbuch viele Beispiele, Interviews, Checklisten, Übersichten und Muster sowie Karrieretipps von A bis Z.

Das Buch wendet sich an "reine" ITler, aber auch an diejenigen, die in IT-Mischberufen tätig sind: als Berater, Online-Vermarkter, Projekt-Manager oder in anderen "Sandwichpositionen".

Svenja Hofert: "Praxisbuch IT-Karriere: Berufsorientierung, Karriereplanung und Bewerbung". Eichborn Verlag,ISBN 978-3-8218-5970-5, Februar 2009. 24,95 Euro.

Mehr im CW-Karriere-Wiki

Mehr zum Thema Karriere finden Sie im Karriere-Wiki der COMPUTERWOCHE. Es ist ein Projekt zum Aufbau einer Wissensdatenbank rund um das Thema Karriere. Jeder kann mit seinem Wissen anderen helfen. Gute Autorinnen und Autoren sind stets willkommen.

Das finden Sie bereits im Wiki: