Berlecon-Studie

So lässt sich das iPhone 4 im Unternehmen nutzen

05.10.2010 von Manfred Bremmer
Laut einer aktuellen Studie von Berlecon Research und der Fraunhofer ESK hat Apple bei der Business-Tauglichkeit des neuen iPhone 4 wesentlich nachgebessert.

Zum Apple iPhone 4 fallen den interessierten Anwender in erster Linie das überarbeitete Design, die verbesserte Hardware, vermeintlich neue Dienste wie Facetime oder die Antennenprobleme ein. Weniger bekannt ist, dass Apple mit dem neuen Smartphone und iOS 4 auch in Sachen Nutzbarkeit im Unternehmen nachgearbeitet hat. Während die ersten Versionen des iPhone nur bedingt für den breiten Einsatz im Enterprise tauglich waren, weist das iPhone 4 jetzt laut einer aktuellen Studie von Berlecon und Fraunhofer ESK die notwendigen Funktionen für mobile E-Mails und die Verwaltung von PIM-Daten auf - über eine Exchange-Anbindung oder auch mit der nativen E-Mail-Applikation.

iPhone 4
iPhone 4 im Detail
Im Vergleich zum Vorgänger wirkt das iPhone 4 kantiger und technischer.
iPhone 4 im Detail
Neu ist die Antennenkonstruktion, die den Rahmen nutzt.
iPhone 4 im Detail
Erstmals sieht man sichtbare Schrauben bei einem iPhone. Dies könnte aber dabei helfen, beispielsweise den Akku selbst zu tauschen.
iPhone 4 im Detail
Die Rückseite ist jetzt auch aus Glas. Das fühlt sich sehr hochwertig an, verschmiert aber leider stark.
iPhone 4 im Detail
Das iPhone 4 ist das dünnste aus der iPhone-Reihe und unter einem Zentimeter dick.
iPhone 4 im Detail
Der Generationswechsel.
Das neue Ladegeräte
Neu gegen alt: Auch die Ladegeräte unterscheiden sich. Das neue Modell besteht nur noch aus einem schmalen Stecker.

Eine weitere zentrale Verbesserung ist die Multitasking-Fähigkeit des Gerätes. "Kommunikationsanwendungen wie beispielsweise VoIP-Clients können jetzt im Hintergrund weiterlaufen und der Anwender bleibt erreichbar", erklärt Thomas Messerer, wissenschaftlicher Mitarbeiter bei der Fraunhofer ESK.

Zentrales Device Management

Außerdem verbesserte Apple im Vergleich zur Vorgängerversion die Vorraussetzungen für ein zentrales Device Management, für viele Einstellungen auf dem iPhone ist allerdings weiterhin eine Interaktion des Nutzers notwendig. So kann ein Unternehmen etwa einen zentralen iTunes-Account zum Einkauf von iPhone-Apps nutzen, die Verteilung der Software muss dann aber manuell vom Administrator für jedes einzelne Gerät erfolgen, was bei großen Nutzerzahlen nicht praktikabel ist.

iOS 4
Home-Bildschrim
Auf den ersten Blick fallen der neue Hintergrungsbild und das Rechnerlogo auf.
Multitasking 1
Beendet der Benutzer eine entsprechend programmierte App über einmaliges Drücken des Home-Buttons, wird diese nicht wie noch unter iPhone-OS 3 beendet, sondern weiter im Hintergrund ausgeführt. Ihre Funktion beschränkt sich dabei allerdings auf die sieben genannten Funktionen, die Apple für Multitasking erlaubt.
Multitasking 2
Ein zweimaliges Drücken des Home-Buttons schiebt das Fenster der aktuellen App oder des Startscreens etwas nach oben und gibt den Blick auf Apps frei, die im Hintergrund laufen.
Multitasking 3
Durch Antippen werden sie in den Vordergrund geholt, die bis dato aktuelle App in den Hintergrund gelegt. Um eine im Hintergrund laufende App zu beenden, halten Sie einfach den Finger auf das Icon. Ein kleines Minuszeichen zeigt die Auswahl, nochmals angetippt ist die App beendet.
Ordner 1
Über einen Fingertipp wird ein Ordner geöffnet. Ordner lassen sich wie Apps im Springboard platzieren und ins Dock packen.
Ordner 2
Mit iOS 4 wird das vom System geboten, das Anlegen von Ordnern super einfach zu bedienen. Will man etwa alle Apps zum Thema Kommunikation in einem Ordner zusammenfassen, hält man den Finger auf eine App, bis die Progrämmchen „wackeln“. Jetzt ziehen Sie eine App auf eine zweite aus dem Beispielbereich Kommunikation.
Ordner 3
Ordner lassen sich einfach umbenennen - auch später.
Ordner 4
Der Ordner wird automatisch angelegt, iPhone-OS 4 schlägt als Namen den der App-Kategorie vor.
Game Center
Social Gaming Network: Spieler werden sich gegenseitig einladen können und sollen mit geeigneten Apps gegeneinander spielen. Online lassen sich die Rankings vergleichen. -Update: Dieses Feature wird erst im Q3 veröffentlicht.
Tastatur
Wer ein iPad besitzt, kann jetzt schon eine Bluetooth-Tastatur mit Apples Wunderflunder pairen und dann die Tastatur zur Eingabe von größeren Textmengen nutzen. Beim Pairing muss der Benutzer eine vierstellige Zahl auf der Tastatur eingeben, fertig ist die Bluetooth-Verbindung.
Kamera 1
Es gibt im App Store jetzt schon diverse Apps, die einen digitalen Zoom für die Kamera des iPhone bieten.
Kamera 2
iOS 4 verpasst der Kamera einen 5-fach-Digitalzoom. Man sollte dabei allerdings nicht vergessen, dass bei digitalem Zoom im Gegensatz zu optischem die Bildqualität leidet. Das Bild wird lediglich aufgezogen, keine zusätzlichen Pixel erzeugt.
Kamera 3
Die Videofunktion des iPhone 3GS bietet manuellen Fokus.
Ortungsdienste
Die Nutzung des GPS-Moduls ist relativ strom-hungrig. Für Apps, die im Multitasking-Modus im Hintergrund laufen, reicht oft die ungefähre Lokalisierung über Triangulationsberechnung aus den umliegenden Funkmasten der Mobilfunkanbieter. Die Funktion lässt sich unter „Einstellungen > Allgemein > Ortungsdienste“ für derart vorbereitete Programme ein- und ausschalten.
Lokalisierung
Dem Benutzer zeigt iOS 4 mit einem kleinen Pfeilsymbol oben neben dem Batteriesymbol am iPhone an, dass mindestens eine App im Hintergrund den Lokalisierungsservice nutzt.
Mail 1
Zu den augenscheinlichen Änderungen bei Mail gehört endlich ein gemeinsamer Eingangskorb für eingegangene E-Mails. Ein Benutzer mit mehreren Mail-Accounts muss nicht mehr alle Accounts nacheinander aufrufen.
Mail 2
iOS 4 bietet automatische Synchronisierung an.
Mail 3
Ebenfalls wichtig im beruflichen Umfeld, Mails und deren Anhänge zu verschlüsseln und so abhörsicher zu machen. Zudem lassen sich Mails lokal speichern.
SMS 1
Die Zeichenzahl einer SMS lässt sich mit iOS 4 in Einstellungen unter der Option "Nachrichten" einschalten.
SMS 2
Beim Schreiben einer Nachricht erscheint die Zahl nicht sofort. Erst nachdem die zweite Textzeile vollendet ist, wird der aktuelle Wert angezeigt.
Push-Dienste
Bisher laufen alle Push-Benachrichtigungen über Apples Server. Ab iOS 4 gibt es auch lokale Push-Benachrichtigungen, etwa von To-do-Programmen, TV-Zeitschriften und Ähnlichem. Sie benötigen Apples PNS-Server nicht.
Codesperre
Eine gute Möglichkeit, die Daten des iPhone vor neugierigen Blicken zu schützen, ist die Code-Sperre. Unter „Einstellungen > Allgemein > Code-Sperre“ bietet iOS 4 eine neue Option. Wer den Schieberegler „einfacher Code“ ausschaltet, kann alternativ einen Code mit mehr Zeichen nutzen, dazu Ziffern und Buchstaben mischen.

Als weiteres Manko kann der Adminstrator mit dem iPhone-Konfigurationsprogramm nach wie vor keine Unternehmensrichtlinien ohne Interaktion des Nutzers aktivieren. Dies ist laut Fraunhofer-Mitarbeiter Messerer bei kleineren Installationen im Unternehmen noch unkritisch. Sobald aber Software oder Updates im großen Stil verteilt werden müssen, reichten die von Apple bereitgestellten Möglichkeiten bei weitem nicht aus.

Unternehmen, die eine große Anzahl von iPhones einbinden wollen, sollten daher die von Firmen wie Good Technology, Ubitexx , MobileIron oder Sybase iAnywhere für Herbst angekündigten Lösungen der Basis des Mobile Device Management Service von Apple abwarten, rät Berlecon.

Auch in punkto Sicherheit bescheinigen die Analysten von Berlecon und der Fraunhofer ESK dem iPhone - solange ein Jailbreak unterbleibt - Unternehmenstauglichkeit. "Die Grundfunktionen zum Schutz des Endgerätes und der Kommunikationswege sind ausreichend, um das iPhone in Unternehmen und Behörden mit niedrigem bis mittlerem Sicherheitsbedürfnis risikolos zu betreiben", erklärt Berlecon-Chefin Nicole Dufft. Allerdings werde auch bei mittleren Anforderungen zunehmend die Mail-Verschlüsselung gefordert, weshalb Apple dringend S/MIME nachrüsten müsse.

Für hoch sicherheitskritische Bereiche in Unternehmen und Behörden kommt das iPhone aufgrund der negativen Empfehlung des Bundesinnenministeriums sowie der fehlenden FIPS-140-Zertifizierung derzeit ohnehin nicht in Frage.

Geschwätzige Apps

Außerdem erlaubt Apple dem Anwender nur sehr eingeschränkt, das Kommunikationsverhalten von iPhone-Apps zu kontrollieren. Zwar werden Drittanwendungen vor dem Einstellen in den iTunes App Store auf Schadfunktionen geprüft, so dass Viren und andere Malware (noch) kein Thema sind. Es bleibt für den Benutzer jedoch weitgehend intransparent und nicht beeinflussbar, wann Applikationen welche Informationen an Apple oder Dritte übermitteln. Eine Sensibilisierung der Mitarbeiter für einen sicherheitsbewussten Umgang mit mobilen Endgeräten bleibt allerdings Grundvoraussetzung und kann durch keine technische Maßnahme ersetzt werden.

Anders als bei der Nutzung hat sich an den Rahmenbedingungen für den Erwerb auch mit dem iPhone 4 wenig geändert- bislang zumindest: Wer das Gerät nicht gerade ein Ausland erwirbt, muss sich in die Hände eines Mobilfunkanbieters begeben. Seit dem ersten iPhone war dies die Deutsche Telekom, die einen Exklusivvertrag mit Apple abgeschlossen hatte. Berichten zufolge soll das neue iPhone ab Ende Oktober auch bei den Rivalen Vodafone und o2 Germany erhältlich sein. Während Vodafone dabei die Geräte ähnlich wie die Telekom nur so ausliefern will, dass sie nur im eigenen Netz genutzt werden können ("Netlock"), verkauft O2 die Telefone auch ohne Netzsperre.