Linux Office Software

So installieren Sie die neueste Libre Office Version

05.02.2016 von Thorsten Eggeling
Es hat eine Weile gedauert, aber jetzt ist Libre Office 5.0 endlich in der finalen Version erschienen. Wir stellen Ihnen die neueste Version und auch die mobile Variante für Android vor.

Das Libre-Office-Projekt konnte in den vergangenen Jahren eine engagierte und fleißige Gemeinschaft um sich versammeln, die stetig an der Weiterentwicklung des Büropakets arbeitet. Im Frühjahr des Jahres entschieden sich die Entwickler dafür, statt der Version 4.5 gleich den Sprung auf die 5.0 zu wagen.

Libre Office unter Ubuntu installieren

Die neueste Version des Office-Pakets gelangt auf eine von zwei Arten auf Ihren Rechner. Die erste Variante: Sie besuchen die Homepage des Projekts. Dort laden Sie sich die zu Ihrem Linux passenden Pakete herunter oder auch die Windows-Variante. Achten Sie auf das Paketformat und folgen Sie eventuell dem Link „Ändern“, um auf ein anderes Format auszuweichen. Zusätzlich laden Sie sich auch die deutsche Sprachdatei herunter. Die Programmkomponenten sind in einem Archiv verpackt, das Sie direkt mit dem Standardprogramm Roller entpacken. Öffnen Sie anschließend ein Terminal, und wechseln Sie in den Ordner „DEBS“, der beim Entpacken angelegt wurde. Geben Sie unter Ubuntu

sudo dpkg -i *.deb

ein. Damit weisen Sie das System an, alle Debian-Pakete zu installieren. Auf die gleiche Weise spielen Sie die Sprachdateien auf.

Der zweite Weg zur neuen Office-Version führt über die Paketverwaltung. Zur Einrichtung sind dann aber ein paar Schritte mehr notwendig. Dafür tauchen die Pakete dann aber später auch bei den Systemaktualisierungen auf, sofern es neue Updates gibt. Besuchen Sie die Seite https://launchpad.net/~libreoffice/+archive/ubuntu/libreoffice-5-0. In der Mitte der Seite finden Sie den Abschnitt „Add this PPA to your system“. Klicken Sie auf „Technical Details“. Nun entscheiden Sie sich für die von Ihnen eingesetzte Version. Markieren Sie die Zeile vollständig, die mit „deb“ beginnt, und kopieren Sie diese in die Zwischenablage.

Öffnen Sie jetzt das Software-Center oder Synaptic, sofern installiert. Nutzen Sie „Bearbeiten -> Software-Paketquellen“, und wechseln Sie in das Register „Andere Software“. Klicken Sie dort auf „Hinzufügen“. In die Eingabezeile fügen Sie nun den Eintrag aus der Zwischenablage ein. Haben Sie dies erledigt, aktualisiert das System automatisch die Paketquellen. Wenn Sie nach „Libreoffice“ in den Apps suchen, können Sie die neueste Version danach auf gewohntem Weg installieren.

Passende Paketquelle angeben und Updates werden automatisch im System berücksichtigt.

Keine Revolutionen, aber viel Evolution in Libre Office

Viele in den Release Notes genannte Funktionen spielen sich unter der Oberfläche des Programms ab. Dennoch gibt es zahlreiche Verbesserungen und Neuerungen, die die tägliche Arbeit erleichtern. Eine sehr praktische Funktion betrifft sowohl den Writer wie Impress und Calc. Ab sofort können Sie in diesen Programmen eingefügte Bilder direkt beschneiden. Dazu klicken Sie die Grafik einmal mit der Maus an. Mit „Format -> Bild -> Bild zuschneiden“ werden verschiedene Punkte im Rahmen sichtbar. Ein solcher Anfasspunkt in der Mitte schneidet die Grafik vertikal beziehungsweise horizontal bis zum Mauszeiger zu. Bewegen Sie dagegen einen der Eckpunkte, erfolgt der Zuschnitt in vertikaler und horizontaler Richtung. Wenn dabei die Proportionen beachtet werden sollen, müssen Sie während der Bewegung zusätzlich die Umschalttaste gedrückt halten.

Die neue Funktion „Zuschneiden“ ist direkt in den Office-Anwendungen erreichbar.

Unscheinbar, aber praktisch ist die Ergänzung des Kontextmenüs, wenn Sie auf ein Bild klicken. Hier finden Sie nun Funktionen, mit denen Sie eine Grafik direkt aus dem Dokument extrahieren und auf dem Datenträger ablegen. Sehr nützlich ist auch die neue Option „Bild ersetzen“. Damit tauschen Sie eine Datei schnell gegen eine andere aus. Ebenfalls den Benutzerkomfort erhöht die verbesserte Wahl der Formatvorlagen im Writer. Wenn Sie mit F11 etwa den Vorlagenblock einblenden, sehen Sie darin nicht mehr nur die Namen der verwendeten Formate, sondern erhalten auch gleichzeitig eine optische Vorschau, wie das Format aussieht. Das ist viel zeitgemäßer.

Viel zeitgemäßer ist die neue visuelle Vorschau der Absatzformate in den Formatleisten.

Ein weiteres Beispiel: Geben Sie an einer beliebigen Stelle eines Textes doch einmal ein: „:Paar verliebt:“. Sehen Sie? Für die einen sind die so genannten Emojiis eine der überflüssigsten Erfindungen der Menschheit, andere sehen in ihnen einen unverzichtbaren Bestandteil moderner Kommunikation. In diesem Beispiel wird Ihr Text durch ein etwas kitschiges Bild ersetzt. Falls das nicht der Fall gewesen sein sollte, fehlt unter Umständen der notwendige Zeichensatz. Öffnen Sie ein Terminal und geben Sie hier

sudo apt-get install ttf-ancient-fonts

ein. Starten Sie danach Libre Office neu, und versuchen Sie es erneut. Wenn Sie sehen wollen, welche Einträge auf diese Weise geändert werden, führen Sie „Extras -> AutoKorrektur-Optionen“ aus. Im Register „Ersetzen“ finden Sie eine umfangreiche Liste. Die Ersetzungen können auch kombiniert werden.

Bessere bedingte Formatierungen in Libre Office Calc

Geändert hat sich der Bereich der bedingten Formatierungen in Calc. Mit dieser Funktion visualisieren Sie bekanntlich die Werte in den Tabellenzellen. Ein Beispiel: Tragen Sie in einer Spalte einige positive und negative Zahlen ein. Markieren Sie die Zellen, und nutzen Sie das Menü „Format -> Bedingte Formatierung“. Entscheiden Sie sich für „Datenbalken“. Unter „Bedingung 1“ wählen Sie im ersten Listenfeld „Alle Zellen“. In der Mitte sollte „Datenbalken“ aktiviert sein.

Für das kleine Beispiel stellen Sie in den beiden anderen Feldern „Automatisch“ ein. Verlassen Sie den Dialog mit „OK“, werden die Balken im Verhältnis zur Wertgröße und in Abhängigkeit des Vorzeichens mit einem Farbverlauf gefüllt. Wenn Sie die Befehle erneut ausführen, lassen sich die Optionen der bedingten Formatierung bearbeiten. Neu ist hier, dass Sie unter „Mehr Optionen“ im Abschnitt „Balkenfarben“ des nachfolgenden Dialogs nun statt eines Verlaufs auch eine Farbe auswählen dürfen. Damit werden die Balken präsenter. Etwas unscheinbar ist die Optionsbox „Nur Balken anzeigen“. Sie ist in Version 5.0 ebenfalls neu hinzugekommen.

Bei den bedingten Formatierungen in Calc haben Sie jetzt mehr Möglichkeiten.

Für Profis: Archivierung als PDF

Bei der privaten Nutzung spielt es keine große Rolle, wann und von wem eine PDF-Datei angelegt worden ist, im professionellen Umfeld hingegen schon. Und in dieser Hinsicht haben die Entwickler erneut nachgelegt: Bereits seit einiger Zeit kann im Exportdialog für ein PDF das PDF/A-Format für die Langzeitarchivierung gewählt werden. Neu in dieser Version sind zwei weitere wichtige Funktionen, die für die rechtssichere Aufbewahrung solcher Dateien von Bedeutung sind.

Beim Speichern der Datei kann nun ein Zeitstempel exportiert werden. Dieser belegt dann (da er von einer unabhängigen Instanz stammt), wann das Dokument angelegt wurde. Dazu müssen Sie den Lieferanten des Zeitstempels zuerst in den Optionen der Software anlegen. Wählen Sie „Extras -> Optionen“, dann klappen Sie die Baumstruktur auf und wechseln in den Abschnitt „Sicherheit“. Drücken Sie dort auf den Schalter „TSAs“.

Im nachfolgenden Dialog klicken Sie auf „Hinzufügen“. Geben Sie anschließend die URL des Dienstes ein, den Sie nutzen wollen. Den Zeitstempel können Sie indes nur verwenden, wenn Sie das PDF auch mit einer elektronischen Signatur „unterschreiben“ wollen. Damit das funktioniert, müssen Sie auf Ihrem System Ihr persönliches Zertifikat eingerichtet haben. Das erledigen Sie in den Einstellungen von Firefox. Sie finden dort unter „Erweitert“ einen separaten Abschnitt über „Zertifikate“.

Mit „Zertifikate anzeigen“ erreichen Sie den Dialog, über den Sie ein Zertifikat importieren. Ist dies auf dem System eingebunden, nutzen Sie im Writer oder einer anderen Anwendung „Datei -> Exportieren als PDF“. Im nachfolgenden Dialog sind im Register „Digitale Signaturen“ alle Optionen für die elektronische Unterschrift zusammengefasst. Über den Schalter „Auswählen“ navigieren Sie zu Ihrem persönlichen Zertifikat. Damit es genutzt werden kann, müssen Sie das Passwort in das entsprechende Feld eintragen. Schließen wählen Sie aus dem Listenfeld einen der von Ihnen im Programm hinterlegten Zeitstempel-Lieferanten aus. Im Anschluss starten Sie den Export.

Libre Office für Android

Mit der aktuellen Version von Libre Office unternehmen die Entwickler auch erste Schritte in Richtung einer mobilen Version der Software. Für die Android-Plattform gibt es bereits seit einiger Zeit einen Viewer, der um Funktionen für die Bearbeitung erweitert wird.

Sie finden eine Version auch im Playstore von Google. Den jeweils aktuellsten Stand veröffentlichen die Entwickler aber zunächst im Web. Um die Programmpakete installieren zu können, rufen Sie die Einstellungen des Tablets auf. Unter „Sicherheit“ finden Sie die Rubrik „Gerätemanagement“. Dort aktivieren Sie die Option „Unbekannte Herkunft“.

Besuchen Sie dann mit Ihrem Tablet die Seite https://wiki.documentfoundation.org/Android#Builds. Nutzen Sie dort den Link „Direkt link to the latest apk““ Wenn Sie dem Link folgen, erfolgt die Nachfrage, ob Sie die App installieren wollen. Nachdem die Installation abgeschlossen ist, können Sie eine Office-Datei damit öffnen. Um auch die Funktionen zur Bearbeitung verwenden zu können, tippen Sie in der rechten oberen Ecke auf die drei Punkte, über die Sie ein Menü aufrufen. Hier wechseln Sie in die „Settings“ und aktivieren dort den „Experimental Mode“. Damit erweitert sich die Menüleiste. Platzieren Sie die Schreibmarke innerhalb des Textes, öffnen Sie auf Wunsch die Tastatur und bearbeiten den Text.

Im Menüabschnitt finden Sie zusätzlich auch die Option, das Dokument zu speichern. Das ist natürlich noch keine mobile Office-Suite. Aber um unterwegs schnell noch etwas zu bearbeiten oder zu korrigieren, genügt es bereits allemal.

Schickes neues Icon-Set in Libre Office

Zur neuen Version des Office-Pakets gehört auch ein neues Set an Icons. Je nachdem, wie Sie Ihr Paket installiert haben, wird Ihnen das neue Set gar nicht angezeigt. Das lässt sich aber schnell durch die Installation der entsprechenden Pakete verändern. Die Symbolsätze für Libre Office sind in einer Paketgruppe zusammengefasst. Die Einrichtung geht in einem Terminal am schnellsten. Sofern Sie Synaptic oder das Software-Center bevorzugen, nutzen Sie dort die Suchfunktion, um die passenden Pakete zu finden. Öffnen Sie ein Terminal und geben Sie hier

sudo apt-get install libreoffice-style

ein. Drücken Sie danach die Tabulatortaste. Das Terminal listet Ihnen wenige Augenblick später die Pakete auf, in deren Namen Ihre Eingabe vorkommt. Nutzen Sie das Paket „Breeze“. Der Eintrag muss in diesem Fall also folgendermaßen lauten:

sudo apt-get install libreOffice-style-breeze

Erst nach Abschluss der Installation starten Sie das Office-Paket erneut. Um den neuen Symbolsatz zu verwenden, nutzen Sie „Extras -> Optionen“. Klicken Sie danach im linken Teil des Fensters auf den Eintrag „Ansicht“. Auf der rechten Seite wählen Sie unter der Option „Symbolgröße und -stil“ aus dem rechten Listenfeld „Breeze“ aus. Verlassen Sie den Dialog und arbeiten Sie mit dem deutlich frischeren Oberflächen-Look.

Beim Signieren von PDF-Dateien kann jetzt ein Zeitstempel eingetragen werden.

Cloud-Nutzer – wechseln Sie zu eingebauten Dialogen

Die Release-Notes von Libre Office 5.0 betonen die neuen Cloud-Funktionen (Google Drive, Sharepoint, Onedrive). Damit Sie auf Cloud-Dokumente direkt aus Office-Komponenten zugreifen können, ist es zwingend nötig, die internen Dateidialoge von Libre Office zu verwenden. Nach einer frischen Installation (egal unter welchem Betriebssystem) werden nämlich üblicherweise die Standarddialoge des Systems verwendet. Um das zu ändern, rufen Sie die „Optionen“ von Libre Office auf. Wählen Sie auf der linken Seite unter „LibreOffice“ den Punkt „Allgemein“. Aktivieren Sie hier auf der rechten Seite „LibreOffice-Dialoge verwenden“.

Damit wird ein Schalter „Server“ im Dialog für das Öffnen einer Datei platziert. Im Listenfeld „Typ“ des Dialogs entscheiden Sie sich für „CMIS“. Unter „Servertyp“ haben Sie nun die Wahl zwischen einer ganzen Reihe von Cloud-Anbietern. Dies ist indes keine Kernfunktion von Libre Office selbst. Das Programmpaket greift dabei auf eine Bibliothek zu, die leider einem ständigen Wandel unterworfen ist. Gerade die Funktionen des Ein-und Aus-Checkens funktioniert häufig nicht. Wenn Sie den Freigabelink einer Datei erhalten haben, müssen Sie nicht erst einen Server einrichten. Dann fügen Sie die vollständige URL in das Feld „Dateiname“ beim Öffnen eines Dokuments ein.

Wer regelmäßig mit Cloud-Diensten wie Onedrive oder Sharepoint arbeiten muss, hat aktuell die Wahl zwischen zwei Alternativen. Auf Github gibt es das Projekt One-Drive-D. Es basiert auf Python und bindet Onedrive in Form eines Clients ein. Die dort gespeicherten Dateien werden in Manier der Dropbox lokal gespeichert. Oder Sie eröffnen ein Benutzerkonto beim Anbieter Storage Made Easy. Dort erhalten Sie Clients für Linux, Mac und Windows. Darunter richten Sie dann Zugänge zu den gewünschten Cloud-Speichern ein. Wenn Sie mit weniger als zwei GB Up-und Download-Volumen auskommen, gibt es den Dienst sogar kostenlos. Andernfalls werden 60 Dollar pro Jahr fällig.

(PC-Welt/ad)