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So haben Sie Windows im Griff mit Bordmitteln

31.08.2018 von Peter Stelzel-Morawietz
Windows ist längst viel mehr als nur ein Betriebssystem: Für viele Dinge des PC-Alltags benötigen Sie keine zusätzliche Software, das können die Windows-Bordmittel. Wir zeigen Ihnen, was alles schon in Ihrem PC steckt.

Dieser Ratgeber ist kein Plädoyer gegen Freeware- und Open-Source-Tools. Viele dieser Programme sind richtig gut und brauchen den Vergleich mit Kauf-Software nicht zu scheuen. Auch deshalb stellen wir sie in der PC-WELT regelmäßig vor. Doch manchmal braucht man sie einfach nicht: Wenn Sie beispielweise schnell unnötigen Ballast von der Festplatte entfernen möchten, müssen Sie keineswegs ein Tool aus dem Internet heraussuchen und herunterladen. Das kann Windows auch, und zwar schneller und mit einem gezielten Befehl.

Dies ist nur ein Beispiel vieler solcher Windows-Bordmittel, die wir Ihnen im Folgenden vorstellen. Zusammengefasst nach Rubriken, zeigen wir alles Wichtige zur System- und Hardwarediagnose, zur richtigen Konfiguration, erklären die wichtigsten Tools zu Reparatur und Selbsthilfe, stellen die besten Apps und Tools für Foto, Musik, Video und den Büroalltag vor und erläutern die Bordmittel zu Sicherheit und Datenschutz.

Ganz ohne Zusatzsoftware geht es manchmal aber doch nicht. Dazu haben wir einige Original-Tools von Microsoft miteinbezogen. Diese erfüllen nicht nur ihren Zweck, vielmehr legt Microsoft bei seinen Tools Wert darauf, dass diese die neuen Funktionen von Windows 10 unterstützen. Dazu zählt nach dem großen April-Update (Version 1803) die Windows-Timeline mit ihrem geräteübergreifenden Blick wie auch Zugriff auf die zuletzt verwendeten Apps, Webseiten und Dateien.

System und eingebaute Hardware mit Bordmitteln diagnostizieren

Welche Hardware steckt im Rechner - also welcher Prozessor, welches Mainboard, welche Bios-/Uefi-Version, wieviel RAM, welcher Speichertyp, welcher Grafikchip, welche Netzwerk- und Audiokomponenten und so weiter? Das erfahren Sie über die Systeminformationen, die Sie über den Windows-Befehl msinfo aufrufen.

Oft wird die Hardware schon von den Windows-eigenen Systeminformationen identifiziert.

Einige dieser Infos sehen Sie bereits in der Systemübersicht, so die Hauptplatine samt Hersteller und Modell sowie Version und Datum der installierten Firmware. Mit diesen Angaben prüfen Sie per Google-Suche unter anderem schnell, ob Updates zum Aktualisieren verfügbar sind. Ähnlich verhält es sich bei anderen Infos, die Windows zum Teil zwar nicht sonderlich benutzerfreundlich darstellt, die aber für die weitere Recherche, zum Aufrüsten, für aktuelle Treiber und zum Aufspüren von Defekten nützlich sind. Wichtig für die Identifikation weiterer eingebauter Komponenten und angeschlossener Geräte ist die zweite Unterrubrik "Komponenten", in der Sie durch Anklicken der "+"-Zeichen die weiteren Bereiche, Gerätegruppen und Einzelkomponenten einblenden.

Hilfreich kann auch der Blick in die Einstellungen-App von Windows 10 sein, die über viele Einstellmöglichkeiten hinaus auch als Informationsquelle dient. Das gilt insbesondere für die Bereiche "System" und "Geräte". Die Nachfolge-App der Systemsteuerung rufen Sie mit der Maus links unten über das Windows- und Zahnradsymbol oder mit der Tastenkombination Win-I auf. Falls die Windows-Diagnose passen muss, greifen Sie auf CW-Sysinfo zurück.

Den Windows-Rechner einrichten und perfekt konfigurieren

Microsoft bietet mit dem Media Creation Tool die Möglichkeit, Windows 10 in der jeweils aktuellen Version aufzuspielen: Und zwar als Upgrade des jeweiligen PCs oder über einen Installations-Stick oder eine DVD. Unabhängig von der Art der Aktualisierung können Sie wählen, ob Sie Windows ganz neu installieren ("Clean-Installation"), nur Ihre persönlichen Dateien oder beim Setup auch sämtliche Apps, Programme und Einstellungen übernehmen möchten. Die dritte Option entspricht im Wesentlichen dem halbjährlichen Versions-Upgrade über das gewöhnliche Windows-Update.

Die Handhabung des Media Creation Tools ist einfach. So müssen Sie sich beim Erstellen des Installationsdatenträgers nicht einmal auf die Home- oder die Pro-Version festlegen, dies erfolgt erst später durch die Eingabe des passenden Lizenzschlüssels beziehungsweise über die automatische Neuaktivierung, falls auf dem Rechner schon eine Vorversion von Windows 10 lief. Alternativ können Sie zum Upgraden den Windows 10 Upgrade Assistenten nutzen. Zur perfekten PC-Konfiguration gehört das richtige Partitionsmanagement, also mindestens ein Bereich auf der Festplatte für Windows und die installierte Software, ein weiterer für Ihre persönlichen Daten. Diese Trennung erleichtert später das Systemund Daten-Backup.

Das Media Creation Tool von Microsoft aktualisiert Rechner mit Windows 10.

Neue Partition erstellen, deren Größe ändern, Laufwerksbuchstaben zuweisen oder wechseln und Ähnliches erledigen Sie mit der integrierten Datenträgerverwaltung. Diese rufen Sie durch Eintippen des Begriffs in das Windows-Suchfeld auf. Die zur Verfügung stehenden Funktionen starten Sie jeweils über die rechte Maustaste und das Kontextmenü. Möchten Sie eine neue Partition erstellen, verkleinern Sie zunächst eine bestehende ("Volume verkleinern") und erstellen dann auf dem freien Platz eine neue ("Neues einfaches Volume"). Etwas mühsamer zu bedienen ist das Kommandozeilenprogramm Diskpart, dafür bietet es mehr Möglichkeiten, etwa bei der Parallelinstallation mehrerer Windows-Versionen über virtuelle Festplatten . Weitere Anpassungen in der Windows-Einstellungen-App und die Abgrenzung dieser neuen Steuerzentrale zur klassischen Systemsteuerung erklärt unser Online-Ratgeber . Darin lesen Sie auch, wie Sie die Pfade der Windows-Bibliotheken auf die erwähnte zweite Daten-Partition umstellen. Haben Sie das angepasst, speichern Windows und die anderen Programme Ihre persönlichen Daten gleich am richtigen Ort.

Einstellungen bei Datenschutz und Sicherheit

Mit dem April-Update (Version 1803) hat Microsoft die Eisntellungen und Apps zur Sicherheit und zum Datenschutz erneut angepasst. Wer die aktuelle Version von Windows 10 neu installiert, muss nach dem Setup diverse persönliche Einstellungen vornehmen. Microsoft unterscheidet beim „Datenschutz“ in der Einstellungen-App nun zwischen den allgemeinen „Windows-Berechtigungen“ – hier definieren Sie in „Diagnose und Feedback“ beispielsweise den Übermittlungsumfang Ihrer Nutzerdaten an Microsoft – und den spezifischen „App-Berechtigungen“ mit insgesamt 20 Rubriken. Das Einstellprinzip in diesen Rubriken folgt dem Muster, dass Sie oben festlegen, ob die installierten Apps prinzipiell auf die gerade gewählte Funktion zugreifen dürfen. Unten können Sie die generelle Erlaubnis auf einzelne Apps beschränken.

Das „Windows Defender Security Center“ mit insgesamt sieben Unterkategorien rufen Sie aus der Einstellungen-App über „Update und Sicherheit –› Windows-Sicherheit“ auf. Nützlich ist zudem der „Dateiversionsverlauf“, der Zugriff auf unterschiedliche Versionsstände ein- und derselben Datei ermöglicht. Durch Eintippen des Begriffs in die Windows-Suchleiste müssen Sie die Funktion zunächst einrichten und konfigurieren.

Windows-Selbsthilfe I: Systemwiederherstellung, Starthilfe & Co.

Windows 10 bietet eine Kombination aus Daten-/Ordner-Backup („Datendateien“) und System-Image der gesamten Windows-Partition („Computer“).

So vielfältig die Windows-Probleme und deren Ursachen sind, so gilt das auch für die Lösungsansätze. Sollte Windows nicht mehr richtig laufen, versuchen Sie als Erstes die Reparatur über einen der Wiederherstellungspunkte, die das Betriebssystem vor der Installation größerer Updates, Treiber und Programme automatisch erstellt. Dazu tippen Sie Wiederherstellung in die Suchleiste, starten die App und klicken auf "Systemwiederherstellung öffnen". Wählen Sie den neuesten Wiederherstellungspunkt, bestätigen mit "Weiter -› Fertigstellen -› Ja" und warten die Ausführung ab, an deren Ende der PC neu startet. Ihre persönlichen Dokumente bleiben bei der Systemwiederherstellung erhalten.

Die Wiederherstellung funktioniert auch dann, wenn der Rechner nicht mehr startet. In diesem Fall booten Sie den PC von der Windows-DVD oder dem Installationsstick - beides lässt sich über das Media Creation Tool erstellen. Nach dem Reboot klicken Sie auf "Weiter -› Computerreparaturoptionen -› Problembehandlung -› System wiederherstellen -› Windows 10 -› Weiter", wählen einen Wiederherstellungspunkt aus und fahren wie beschrieben fort.

Auf der Benutzeroberfläche des Bootmediums finden Sie zudem die "Starthilfe", bei der Windows eine Selbstdiagnose sowie gegebenenfalls eine Reparatur in Eigenregie ausführt. Die "Systemimage-Wiederherstellung" in den erweiterten Optionen der Problembehandlung hilft, sofern Sie zuvor ein komplettes System-Backup erstellt haben, bei Windows "Systemabbild" genannt. Dazu richten Sie in der Systemsteuerung über "System und Sicherheit -› Sichern und Wiederherstellen (Windows 7) -› Sicherung einrichten" und Auswahl einer zweiten oder externen Festplatte das System-Backup ein. Die eigentliche Datensicherung starten Sie mit "Weiter -› Auswahl durch Windows (empfohlen) -› Einstellungen speichern und Sicherung ausführen".

Tipp: Falls der PC noch läuft, erreichen Sie die erweiterten Startoptionen - schneller als über das Bootmedium - aus der Einstellungen-App über "Update und Sicherheit -› Wiederherstellung -› Erweiterter Start - Jetzt neu starten".

Haben Sie das Systemabbild erstellt, setzen Sie Ihren Rechner über das Bootmedium und "Problembehandlung -› Systemimage-Wiederherstellung -› Windows 10", Auswählen des Abbilds und "Weiter -› Fertigstellen -› Ja" in wenigen Minuten in den zuvor gesicherten Zustand zurück.

Windows-Selbsthilfe II: HDD-, RAM- und Windows-Reparatur

Mit "Diesen PC zurücksetzen" existiert in Windows 10 eine weitere Reparaturoption, die den Computer zurücksetzt: wahlweise komplett oder unter Beibehaltung Ihre persönlichen Dateien. Klicken Sie in der Einstellungen-App auf "Update und Sicherheit -› Wiederherstellung -› Los geht's" und wählen dann eine der beiden Optionen. Bitte beachten Sie, dass Sie danach sämtliche Programme neu aufspielen müssen, was eine Menge Arbeit bedeutet.

Schließlich steckt mit chkdsk ein Kommandozeilenprogramm im PC, das den oder die Datenträger auf Hardware- und Zuordnungsfehler überprüft und diese gegebenenfalls gleich repariert. Das Tool starten Sie, indem Sie in der Kommandozeile ("PowerShell (Administrator)" über das Kontextmenü des Windows-Icons aufrufen) den Befehl chkdsk c: eintippen und damit das Systemlaufwerk überprüfen. Möchten Sie mögliche Probleme gleich reparieren lassen, setzen Sie den Zusatz "/f" "für "fix" dahinter, also chkdsk c: /f .

Ein Prüfprogramm für Arbeitsspeicherdefekte bietet Windows ebenfalls. Sie starten es durch Eingabe von mdsched.exe in die Windows-Suchzeile, Aufrufen der App Windows-Speicherdiagnose und Anklicken von "Jetzt neu starten und nach Problemen suchen". Nachdem der PC nach zwei Testdurchläufen neu gebootet hat, tippen Sie Ereignisanzeige in die Windows-Suchzeile, rufen die gleichnamige App auf und klicken darin auf "Windows-Protokolle -› System -› Suchen". Hier tippen Sie MemoryDiagnostics ein, um über "Ereignis -› Ereigniseigenschaften" das Ergebnis zu sehen.

Windows-Apps für Büro, Foto, Musik, Video & Co.

Manche der im Betriebssystem integrierten Programme waren regelrecht angestaubt, Microsoft hatte jahrelang nichts an ihnen geändert. Doch mit den beiden Creators Updates für Windows 10 im Frühjahr und Herbst 2017 hat sich vieles verbessert, die völlig neue App Paint 3D ist da nur ein Beispiel. Von den Bearbeitungs- und Darstellungsmöglichkeiten im Edge-Browser über den Mailclient bis hin zu der Möglichkeit, per Drucktreiber aus praktisch allen Arten von Dateien PDFs zu erstellen ist die Auswahl mittlerweile ziemlich groß.

(PC-Welt)