15 Fakten aus der Praxis, die Arbeitgeber weiterhelfen

So gewinnen und halten Sie Techtalente

09.10.2023 von Rudi Bauer
Arbeitgeber sind gefordert: Entwickler wollen dort arbeiten, wo es Gehaltstransparenz gibt, wo nachhaltig gewirtschaftet wird, und eine flexible Arbeitszeit soll es natürlich auch geben. So kann es funktionieren.
Die Zeit, in denen sich Entwickler von Chips und Cola ernährten sind längst vorbei, heute sind Themen rund um Fitness und Gesundheit ganz wichtig geworden.
Foto: Ivan Kurmyshov - shutterstock.com

In der WeAreDevelopers Studie "#Wanted and #Misunderstood - A developer survey 2023" aus dem Frühjahr 2023 wurden 1.300 Softwareentwickler und -entwicklerinnen aus ganz Europa befragt, um einen Einblick in die Bedürfnisse und Erwartungen dieser hoch qualifizierten Fachkräfte zu erhalten.

Das Gehalt sollte in der Stellenanzeige stehen

Die Ergebnisse der Umfrage liefern Erkenntnisse darüber, was für Techtalente wichtig ist, wenn es darum geht, einen Arbeitsplatz auszuwählen und diesem treu zu bleiben. Hier sind nun 15 Fakten, die Unternehmen dabei unterstützen können, erstklassige Softwareentwickler zu gewinnen und langfristig zu binden:

1. Gehaltstransparenz: Gehaltstransparenz ist ein Schlüsselfaktor, der die Entscheidungen von Softwareentwicklern bei der Jobsuche erheblich beeinflusst. In unserer Umfrage gaben beeindruckende 86 Prozent der Befragten an, dass sie eher dazu neigen würden, sich für eine Arbeitsstelle zu bewerben, wenn das Gehalt von vornherein transparent und angegeben ist.

Dies unterstreicht die Bedeutung von klaren und offenen Angaben zum Gehalt in Stellenausschreibungen und verdeutlicht den Einfluss dieser Information auf die Bewerbungsbereitschaft der potenziellen Kandidaten. Für Entwickler ist dies nicht nur eine Frage der finanziellen Sicherheit, sondern auch der Wertschätzung ihrer Arbeit. Gehaltstransparenz schafft Vertrauen und zeigt, dass Unternehmen fair und offen mit ihren Mitarbeitern umgehen.

2. Berufliche Weiterbildung: Die Bereitschaft zur beruflichen Weiterentwicklung ist ein wesentlicher Aspekt, den Entwicklern bei der Auswahl ihres Arbeitsplatzes berücksichtigen. Beachtliche 43 Prozent der Teilnehmer gaben an, dass sie ein Jobangebot mit einem niedrigeren Gehalt akzeptieren würden, vorausgesetzt, es besteht eine Garantie für die berufliche Weiterentwicklung.

Weiterbildung hilft Mitarbeiter zu binden

Diese Erkenntnis unterstreicht die Bedeutung von beruflichen Aufstiegschancen als entscheidenden Faktor für Jobsuchende, der oft genauso wichtig ist wie unmittelbare finanzielle Vergütung. Für Entwickler ist die Möglichkeit, neue Fähigkeiten zu erlernen und sich beruflich weiterzuentwickeln, von großem Wert, da dies nicht nur ihre persönliche und berufliche Entwicklung fördert, sondern auch ihre langfristige Bindung an ein Unternehmen unterstützt.

3. Offenlegung von Gehältern: Die Offenlegung von Gehältern ist ein Trend, der in der Entwicklergemeinschaft immer mehr an Bedeutung gewinnt. Fast die Hälfte der Entwicklerinnen und Entwickler kommuniziert aktiv über Gehaltsinformationen untereinander. Diese Praxis wird voraussichtlich durch die zusätzliche Unterstützung von EU-Gesetzen weiterhin zunehmen und somit einen anhaltenden Druck für die Offenlegung von Gehältern in Stellenanzeigen ausüben.

Dies unterstreicht die Bedeutung von transparenten Gehaltsangaben in der heutigen Arbeitswelt, da sie nicht nur die Lohnungleichheit aufdecken, sondern auch dazu beitragen, gerechtere Gehaltsstrukturen zu schaffen. Unternehmen, die Gehaltstransparenz fördern, können das Vertrauen ihrer Mitarbeiter stärken und sich als transparente und faire Arbeitgeber positionieren.

4. Wellbeing und Gesundheit: Das Wohlbefinden und die Gesundheit der Mitarbeiter stehen bei Softwareentwicklern hoch im Kurs. Die Umfrage ergab, dass 69 Prozent der Befragten sich der sowohl negativen als auch positiven Auswirkungen dieses Themas bewusst sind. Diese Erkenntnis unterstreicht die Relevanz von Gesundheit und Wohlbefinden am Arbeitsplatz in der Wahrnehmung der Entwickler-Community.

Gesunde Mitarbeiter sind produktiver

Die Tatsache, dass fast sieben von zehn Befragten eine bewusste Auseinandersetzung mit diesen Aspekten haben, deutet darauf hin, dass sie einen bedeutenden Einfluss auf die Berufsentscheidungen und die Arbeitszufriedenheit von Entwicklern haben können. Unternehmen, die sich um das Wohlbefinden ihrer Mitarbeiter kümmern, können nicht nur die Gesundheit ihrer Belegschaft fördern, sondern auch die Produktivität steigern und die Mitarbeiterbindung stärken.

5. Work-Life-Balance und Stressprävention: 40 Prozent der Entwicklerinnen und Entwickler identifiziert Stress und eine hohe Arbeitsbelastung als ihre hauptsächlichen negativen Probleme im beruflichen Umfeld. Dies unterstreicht die Herausforderungen, mit denen viele Entwickler konfrontiert sind.

Es zeigt auch die Notwendigkeit von Maßnahmen zur Stressbewältigung und zur Förderung einer ausgewogenen Work-Life-Balance in der Softwareentwicklungsbranche. Unternehmen sollten Strategien entwickeln, um den Stress ihrer Mitarbeiter zu reduzieren, sei es durch flexible Arbeitszeiten, Entwicklungsprogramme zur Stressbewältigung oder andere geeignete Maßnahmen, die das Wohlbefinden fördern.

6. Vier-Tage-Woche und kürzere Arbeitszeiträume: Eine signifikante Anzahl von 42 Prozent der Befragten zieht es vor, in kürzeren Arbeitszeiträumen zu arbeiten, was auf ein wachsendes Interesse an alternativen Arbeitsmodellen wie der Vier-Tage-Woche hinweisen könnte.

Arbeitgeber müssen flexible Arbeitszeitmodelle anbieten

Dieser Trend spiegelt das Bestreben vieler Arbeitnehmer wider, eine bessere Work-Life-Balance zu erreichen und sich flexiblere Arbeitsbedingungen zu sichern, ohne dabei die berufliche Produktivität zu beeinträchtigen.

Es zeigt auch, dass Unternehmen zunehmend bereit sein könnten, alternative Arbeitsmodelle zu prüfen und anzubieten, um die Bedürfnisse ihrer Mitarbeiter besser zu erfüllen. Die Einführung flexiblerer Arbeitszeitmodelle kann nicht nur die Zufriedenheit der Mitarbeiter erhöhen, sondern auch die Produktivität steigern und die Attraktivität des Unternehmens als Arbeitgeben verbessern.

7. Unternehmenswerte: Unter den befragten Fachkräften gewinnen Unternehmenswerte zunehmend an Bedeutung und werden oft zum zweitwichtigsten, wenn nicht sogar zum entscheidenden Faktor bei der Suche nach einer neuen beruflichen Herausforderung. Inzwischen legen 46 Prozent der Befragten einen höheren Stellenwert auf die Bedeutung ihrer Arbeit als auf monetäre Entlohnung. Diese Entwicklung reflektiert den wachsenden Wunsch vieler Arbeitnehmer nach einem sinnstiftenden Beruf, der ihren persönlichen Werten und Überzeugungen entspricht.

Sie zeigt auch, dass Unternehmen, die klare und ethische Werte vertreten, eine starke Anziehungskraft auf talentierte Fachkräfte ausüben können, die nicht nur auf finanzielle Belohnungen, sondern auch auf eine sinnvolle berufliche Erfahrung Wert legen. Dieses Ergebnis betont die Bedeutung der Unternehmenskultur und ihrer Ausrichtung auf die Werte, die von den Mitarbeitenden geschätzt werden.

8. Gendergerechtigkeit: Was am meisten besorgt, ist die Geschlechterlücke beim Gehalt. Laut unserer Umfrage fühlen sich weibliche Entwicklerinnen aufgrund dieser Lücke oft infrage gestellt, was ihr Wissen und ihre Werte betrifft.

Gender Gab bleibt aktuelles Thema

In Bezug auf die negativen Aspekte des Wohlbefindens von weiblichen Entwicklerinnen stehen Stress, fehlende Motivation und Angst an erster Stelle. Frauen in der Technologiebranche fordern von ihren aktuellen Arbeitgeber den Aufbau positiver Beziehungen und die Förderung von Inklusion am Arbeitsplatz.

Die Gender Pay Gap bleibt ein drängendes Problem, das angegangen werden muss, um die Gleichberechtigung und das Selbstbewusstsein von Frauen in der Tech-Branche zu stärken. Unternehmen sollten sich bemühen, gleiche Bezahlung für gleiche Arbeit sicherzustellen und die Geschlechtervielfalt zu fördern.

9. Umwelt und Sozialverantwortung: Für Softwareentwickler nimmt die Förderung von Nachhaltigkeit in Unternehmen, indem sie die Übernahme von ESG-Prinzipien (Umwelt, Soziales, Governance) vorantreiben, eine zunehmend wichtigere Rolle ein. Die Ausrichtung eines Unternehmens auf eine Netto-Null-Agenda, also die Reduzierung von Nettoemissionen auf null, wird als entscheidend angesehen, um talentierte Technologieexperten anzuziehen und zu halten. Die Entwicklergemeinschaft ist sich weitgehend einig, dass sie bei der Auswahl ihrer Arbeitgeber besonderes Augenmerk auf diejenigen legt, die eine nachhaltige Belegschaft aufbauen.

Bereits 70 Prozent der Befragten gaben an, diesen Aspekt zu berücksichtigen. Dies zeigt nicht nur das wachsende Bewusstsein für Umwelt- und Sozialverantwortung in der Tech-Branche, sondern auch die Bereitschaft der Entwickler, ihre Arbeitsentscheidungen mit ihren persönlichen Werten und Überzeugungen in Einklang zu bringen. Unternehmen, die auf Nachhaltigkeit setzen, haben somit einen klaren Wettbewerbsvorteil bei der Gewinnung und Bindung von technischem Talent.

10. Grenzen zwischen Beruf und Privatem: Work-Life-Balance ist ein äußerst wichtiger Aspekt im Leben von Softwareentwicklern. Laut der Umfrage stellen 54 Prozent der Befragten klare Forderungen an ihre Arbeitgeber, nämlich die Anerkennung und den Respekt für die Grenzen zwischen ihrer beruflichen und privaten Sphäre. Dies unterstreicht die Bedeutung von flexiblen Arbeitsregelungen, die es den Entwicklern ermöglichen, ihre beruflichen Verpflichtungen in Einklang mit ihren persönlichen Bedürfnissen und Verpflichtungen zu bringen.

Es verdeutlicht auch den steigenden Wert, den Arbeitnehmer auf eine ausgewogene Work-Life-Balance legen, um ihre Produktivität und ihr Wohlbefinden zu fördern.

Unzufriedene Mitarbeiter wechseln schnell

Unternehmen, die dies berücksichtigen, können sich als attraktivere Arbeitgeber für Softwareentwickler positionieren. Die Förderung einer ausgewogenen Work-Life-Balance kann nicht nur die Zufriedenheit der Mitarbeiter steigern, sondern auch ihre langfristige Bindung an das Unternehmen unterstützen.

11. Prävention von Langeweile: Softwareentwickler, die sich in ihrer aktuellen Position gelangweilt oder unzufrieden fühlen, suchen bereits innerhalb eines Monats nach einer neuen beruflichen Herausforderung (59 Prozent). Dies verdeutlicht die Dringlichkeit für Unternehmen, die Zufriedenheit und Bindung ihrer bestehenden Mitarbeiter sicherzustellen. Es ist äußerst unwahrscheinlich, dass Unternehmen in weniger als 30 Tagen eine signifikante Veränderung herbeiführen können, um Entwickler von einem Jobwechsel abzuhalten.

Daher wird die kontinuierliche Investition in ein effektives Mitarbeiterbindungsprogramm zu einer unabdingbaren Maßnahme. Dieses Programm sollte darauf abzielen, die berufliche Zufriedenheit, das Engagement und die persönliche Entwicklung der Mitarbeiter zu fördern, um sicherzustellen, dass sie langfristig im Unternehmen bleiben und einen wertvollen Beitrag leisten. Unternehmen, die diese Herausforderung erfolgreich bewältigen, haben eine bessere Chance, erstklassige Talente zu gewinnen und zu halten

12. Entscheidungsfaktor Toxizität: Ein erheblicher Anteil von 40 Prozent der Umfrageteilnehmer gibt an, dass die Anwesenheit von Toxizität am Arbeitsplatz und in der allgemeinen Arbeitsumgebung zu den entscheidenden Faktoren gehört, die sie dazu bewegen, aktiv nach einer neuen beruflichen Möglichkeit Ausschau zu halten.

Herausforderung mieses Arbeitsklima

Dies unterstreicht die erhebliche Auswirkung von toxischen Arbeitsplatzkulturen und zwischenmenschlichen Beziehungen auf die berufliche Zufriedenheit und das Wohlbefinden von Mitarbeitern.

Es verdeutlicht auch die Notwendigkeit für Unternehmen, Maßnahmen zur Förderung einer positiven und gesunden Arbeitsumgebung zu ergreifen, um talentierte Fachkräfte langfristig zu binden und zu gewinnen. Toxizität am Arbeitsplatz kann nicht nur die Produktivität beeinträchtigen, sondern auch das psychische Wohlbefinden der Mitarbeiter gefährden.

13. Diskriminierung: Eine signifikante Mehrheit von 52 Prozent der Umfrageteilnehmer berichtet von Erfahrungen mit Diskriminierung in ihrer beruflichen Laufbahn, sei es in aktiver Form, bei der sie direkt betroffen waren, oder in passiver Form, bei der sie Zeugen von Diskriminierung wurden.

Dies unterstreicht die weitverbreitete Präsenz von Diskriminierungsproblemen am Arbeitsplatz und die Notwendigkeit, Maßnahmen zu ergreifen, um eine inklusivere und gerechtere Arbeitsumgebung zu schaffen. Es verdeutlicht auch, dass Unternehmen und Organisationen weiterhin daran arbeiten müssen, Diskriminierung und Vorurteile am Arbeitsplatz zu bekämpfen und sicherzustellen, dass alle Mitarbeiter fair und respektvoll behandelt werden.

14. Kürzere Bewerbungsrunden: Die Mehrheit der Umfrageteilnehmer (60 Prozent) äußert den Wunsch nach einer Reduzierung der Bewerbungsgesprächsrunden. Diese Forderung ist zwar nicht immer leicht umzusetzen, dennoch sollten Recruiter bestrebt sein, die Zeit der Entwickler angemessen zu respektieren und dabei äußerst transparent zu sein.

Das bedeutet, dass sie klar kommunizieren sollten, wie viele Runden und Schritte im Auswahlprozess zu erwarten sind und wie viel Zeit dies in Anspruch nehmen wird.

Generation Z startet zunächst positiv ins Arbeitsleben

Die Berücksichtigung dieser Bedenken kann dazu beitragen, den Rekrutierungsprozess effizienter und respektvoller gegenüber den Kandidaten zu gestalten. Transparenz und Respekt für die Zeit der Bewerber sind Schlüsselfaktoren in einem wettbewerbsintensiven Arbeitsmarkt.

15. Anpassung an die individuellen Bedürfnisse der Generationen: Die Generation Z, auch bekannt als Gen Z, zeichnet sich durch eine hohe anfängliche Jobzufriedenheit aus und bildet die glücklichste Gruppe in der Arbeitswelt. Diese jüngste Generation am Arbeitsmarkt zeigt sich in ihren ersten beruflichen Erfahrungen sehr zufrieden. Auf dem zweiten Platz in Bezug auf die Arbeitszufriedenheit finden sich die Babyboomer. Diese Generation, die oft in leitenden und gut bezahlten Positionen arbeitet, genießt ebenfalls eine hohe Zufriedenheit in ihren Berufen.

Diese Erkenntnis unterstreicht, dass sowohl die jüngsten als auch die erfahrensten Mitglieder der Belegschaft tendenziell eine hohe Jobzufriedenheit aufweisen. Dies kann auf verschiedene Faktoren zurückzuführen sein, darunter die Anpassungsfähigkeit der Gen Z an neue Arbeitsbedingungen und die Erfahrung und Wertschätzung der Babyboomer in ihren Karrieren. Unternehmen können aus diesen Erkenntnissen wertvolle Einblicke gewinnen, um die Zufriedenheit und Bindung ihrer Mitarbeiter über alle Altersgruppen hinweg zu fördern.

Lesen Sie auch

Mythos Work-Life-Balance

Nur so gelingt Freelancern die Vier-Tage-Woche

7 Maßnahmen für mehr Frauen in der IT