Trickbetrug im Online-Zeitalter

So gelangen Hacker an sensible Unternehmensdaten

24.08.2016 von Reiner Dresbach
Nahezu täglich hören wir von gefährlichen Hackerangriffen auf Privatpersonen, Organisationen oder die öffentliche Infrastruktur. Das hat einen Grund: Die Betrugsmethoden von Cyberkriminellen werden immer ausgefeilter.

Organisationen und Unternehmen investieren jährlich Milliardensummen in die Absicherung ihrer IT-Sicherheitsinfrastruktur. Doch es gibt ein Sicherheitsrisiko, auf das Unternehmen nur wenig Einfluss haben: ihre Mitarbeiter. Der Mensch ein entscheidender Risikofaktor in der Sicherheitskette? Täglich ist die Unternehmens-IT unter seiner Kontrolle – und steht oder fällt mit dem Wissen und Können beziehungsweise den Schwächen des Menschen. Das wissen auch kriminelle Hacker, die mit Vorliebe versuchen, sich grundlegende menschliche Eigenschaften wie Neugier, Hilfsbereitschaft, Vertrauen oder Unachtsamkeit zu Nutze zu machen. Social Engineering heißt dieses Vorgehen, bei dem Angreifer die Mitarbeiter eines Unternehmens dazu "überreden", die normalen Sicherheitsvorkehrungen zu umgehen und so sensible Informationen und Daten preiszugeben.

Social Engineering: So manipulieren Hacker ihre Opfer

Experten bezeichnen Social Engineering als eine der gefährlichsten Formen des Informationsdiebstahls. Denn Hacker bemühen sich um das Vertrauen eines autorisierten Nutzers und bringen ihn dazu, vertrauliche Informationen - beispielsweise über die Sicherheit der Unternehmensinfrastruktur - preiszugeben. Hierfür nutzen sie bewährte Social Engineering-Methoden: Sie kontaktieren beispielsweise einen legitimen Nutzer per Telefon und präsentieren ein angeblich dringendes Problem, das nur durch den sofortigen Zugriff auf das Netzwerk behoben werden kann. Das Telefon spielt bei den Cyberkriminellen eine besonders wichtige Rolle: Es ermöglicht ihnen, Distanz zu wahren und ihre wahre Identität zu verschleiern, gleichzeitig jedoch flexibel auf Reaktionen ihres Opfers eingehen zu können.

Eine weitere sehr erfolgreiche Methode der Betrüger stellt der Phishing-Betrug dar: Glaubwürdig wirkende E-Mails werden an ausgewählte Mitarbeiter eines Unternehmens verschickt. Anschließend muss lediglich einer der Adressaten auf einen Link, ein Bild oder eine Datei in der E-Mail klicken und Malware wird auf den Computer geladen. Dadurch kann sich der Angreifer freien Zugriff zum Unternehmensnetzwerk verschaffen.

Das Erschreckende daran: Bei den meisten Social Engineering-Angriffen bemerken die Betroffenen nicht, dass sie einer vollkommen fremden und unbefugten Person wichtige Informationen weitergegeben haben, die im Nachhinein großen Schaden anrichten können.

Social Engineering: Die Methoden der Cyberkriminellen
Social Engineering bekämpfen
Die Gefahren durch Social Engineering treffen sogar erfahrene IT-Profis. Auch wenn es keine Standard-Gegenmittel gibt, geht es in erster Linie darum, die Methoden der Angreifer zu verstehen. Dann ist der Kampf schon halb gewonnen. Wir zeigen sieben perfide Wege, über die Social Engineers an ihre Daten und ihr Geld wollen.
Der "vergessene" USB-Stick
Oops, da hat doch glatt jemand einen Stick liegengelassen. Na, wollen wir mal schnell schauen, wem er gehört - also am besten eben an den Rechner gesteckt ... <br /><br />Dieser alte Bauerntrick ist immer noch einer der erfolgreichsten Angriffe auf Unternehmen. Auch wenn Microsoft beispielsweise das automatische Starten von Anwendungen auf USB-Sticks unter Windows unterbindet, helfen kreative, Neugier weckende Dateinamen enorm, unvorsichtige Mitarbeiter zum Klicken zu bewegen. Unternehmen bleibt nur, USB-Ports komplett zu sperren oder - sinnvoller - ihre Mitarbeiter entsprechend zu schulen.
Perfekt gefälschte Phishing-Mails
Den meisten Phishing-Mails sieht man ihre Herkunft: Schlecht formatiert, grausame Ausdrucksweise, billiges Zum-Klicken-Auffordern. Dennoch gibt es immer wieder Exemplare, die vortäuschen, von der Bank, der Krankenkasse, der Versicherung oder der Personalabteilung zu kommen und die ängstliche Mitarbeiter schnell am Haken haben. Dann genügt ein Klick, un das gesamte Unternehmensnetz ist infiziert. Dabei ist es gar nicht so schwer, Phishing-Mails zu erkennen - und seien sie noch so gut gemacht. Sobald das Ziel der Mail ist, einen Link zu klicken, persönliche Daten zu überprüfen oder einzugeben, sollte die Mail ganz schnell in Ablage P landen.
Mails von "Freunden" und "Kollegen"
Im Gegensatz zum generischen Phishing richtet sich Spear Phishing ganz gezielt gegen Einzelne oder eine kleine Gruppe von Menschen. Beliebt unter Angreifern ist es, in sozialen Netzen nach Opfern Ausschau zu halten, sie nach ihren Hobbys und Tätigkeiten auszuspionieren. Anschließend werden maßgefertigte Phishing-Mails entworfen und versendet - hier stimmt die Anrede, der Name der adressierten Firma und häufig auch der Anhang, der als Brief eines Arbeitskollegen oder flüchtigen Bekannten getarnt wird. Der Erfolg dieser Aktion ist natürlich höher als beim generischen Phishing. Was hilft? Konsequentes Misstrauen, persönliches Nachfragen beim vermeintlichen Absender und das Ignorieren aller E-Mail-Anhänge.
Telefonanrufe
Talentierte Angreifer schaffen es spielend, per Telefon persönliche Informationen aus einem Menschen herauszukitzeln, ohne dass dieser es überhaupt mitbekommt. Wer also von der "IT-Abteilung" angerufen wird, um ein Passwort zu verifizieren oder von der "Versicherung", seine Adresse zu bestätigen, sollte vor allem eins tun: Sich die Nummer aufschreiben und den sofortigen Rückruf anbieten. Alternativ den Anrufer über die Dinge ausfragen, die der bereits wissen müsste, wenn er der ist, für den er sich ausgibt. Grundsätzlich gilt: Sensible Informationen, vor allem Passwörter, niemals per Telefon weitergeben!
Physische Sicherheit des Büros
Ziehen Sie die typische Kleidung einer Firma an, tun Sie so, als gehörten Sie dazu und schmuggeln Sie sich in die Mitarbeitergruppe, die gerade aus der Raucherpause zurück ins Innere des Unternehmensgebäudes bummelt. Zack, schon sind Sie drin!<br /><br /> Da kann die Technik noch so sicher sein, gegen solches unbefugtes Eindringen sind vor allem große Unternehmen oft schlecht gefeilt, weil dort eben nicht jeder jeden kennt. Bläuen Sie Ihren (Empfangs-)Mitarbeitern ein, dass sie nach gefälschten Mitarbeiterausweisen Ausschau halten und sich gerade unbekannte Personen genauer ansehen.
Der freundliche Supportmitarbeiter
Ihn hatten wir schon beim Punkt "Telefonanrufe". Der Fake-Anruf aus dem IT-Support oder direkt vom Hersteller, weil das letzte Update des Betriebssystems noch final verifiziert werden muss, etwas mit der Systemkonfiguration nicht stimmt oder der bestellte neue Rechner gleich kommt und vorher noch etwas am alten System zu tun ist. Sobald jemand den Fremdzugriff (Remote Access) auf Ihren Computer haben möchte, sollte er einen guten Grund haben. Und nein, Microsoft ruft niemanden persönlich an, um etwas bei Windows zu korrigieren. Sagen Sie das den Mitarbeitern!

So schützen sich Unternehmen vor Cyber-Betrug

Jeder Anwender mit Zugang zu sensiblen Informationen ist potenziell eine Gefahr für die Sicherheit (s)eines Unternehmens. Software- und hardwareseitige Abwehrvorkehrungen sind eine wichtige Grundvoraussetzung, reichen aber nicht aus, um Informationsdiebstahl vollständig zu verhindern. Vielmehr müssen einige Aspekte beachtet werden, um die „menschlichen Sicherheitslücken“ zu schließen:

So schützen Sie sich vor Social Engineering
Die Psychotricks des Social Engineering
Moderne Social-Engineering-Angriffe stellen eine erhebliche Bedrohung für Unternehmen dar. Wir zeigen Ihnen, mit welchen Psychotricks die Cyberkriminellen arbeiten.
Grundlegende Bedürfnisse
Beim Social Engineering geht es nicht um technische Machbarkeiten und Möglichkeiten. Der Social Engineer greift über grundlegende Bedürfnisse an. Hilfsbereitschaft. Leichtgläubigkeit, Neugier, (Wunsch nach) Anerkennung - er baut Druck auf und verbreitet Angst. Weil viele Menschen nach dem Motto "bloß kein Streit" verfahren, ist diese Strategie oft erfolgreich.
Soziale Eigenschaften
Unsere sozialen Eigenschaften können unsere sozialen Einfalltore sein. Nicht nur die Einschätzung Fremder bereitet vielen Menschen Probleme. Meist sind sie auch nicht in der Lage, ihre eigenen kommunikativen Stärken einzuschätzen. Ist es die Anerkennung oder womöglich Druck, mittels derer die Angreifer zum Ziel kommen?
Der Reiz des Verbotenen
Beim Social Engineering versuchen Angreifer Mitarbeiter von Unternehmen auszuhorchen oder zu Fehlhandlungen zu verleiten. Sie dazu zu bringen, Dinge zu tun, die sie nicht tun sollten. Ziel der Angreifer ist es, an Informationen zu gelangen, um Wirtschaftsspionage zu betreiben oder Geld zu ergaunern.
Digitale Kommunikation
Der souveräne Umgang mit Kommunikationsmedien und –kanälen führt zunehmend zu einer Auflösung der Unterscheidung von analoger und digitaler Kommunikation. Analoge Kommunikation bedient sich verschiedener Kanäle: verbal (Sprachinhalt), non-verbal (Körpersprache, Mimik, Gestik, Kleidung, Duft) und para-verbal (Sprechgeschwindigkeit, Stimmlage, Lautstärke). Digitale Kommunikation beschränkt sich häufig auf den Inhalt und Videotelefonie gaukelt vor, dass alle Sinne beteiligt sind. Das sind sie nicht. Deshalb ist digitale Kommunikation ein Risiko im Kontext von Social Engineering.
Falsche Tatsachen
Märchen bieten gestern wie heute geeignete Bilder fürs Social Engineering. In ‚Der Wolf und die sieben Geißlein‘ werden sogar Methoden beschrieben, die denen eines Social Engineers ähneln, beispielsweise geweißte Pfoten und erhöhte Stimme. Wenn wir uns dem Thema Social Engineering stellen, wird uns bewusst, dass Menschen sich im Verlaufe einer Entwicklung als ganz andere entpuppen können als vormals geglaubt. So anders, dass sich unsere Situation schlagartig und drastisch verändern kann.
Wirksamer Schutz vor Social Engineering
Basierend auf den Studienergebnissen setzt ein sinnvoller und funktionierender Schutz vor Social Engineering auf drei Ebenen an: 1. Bewusstsein für das eigene Kommunikationsverhalten entwickeln 2. Identifikation von relevanten sozialen Eigenschaften 3. Entwicklung einer geeigneten Sicherheits- und Unternehmenskultur

E-Mails mit kryptischen Betreffzeilen sollten generell nicht geöffnet werden. Insbesondere dann nicht, wenn diese von einem unbekannten Absender stammen. Denn immer häufiger geben sich Hacker und Cyberkriminelle mit Hilfe gefakter Telefonnummern oder E-Mail-Adressen fälschlicherweise als neuer Mitarbeiter oder Dienstleister aus, um Informationen über Unternehmen zu erhalten und/oder sich Zugangsmöglichkeiten zu verschaffen. Vor allem die Situation in Großunternehmen, wo nicht jeder Mitarbeiter jeden Kollegen persönlich kennt, nutzen die Hacker gezielt aus. Landet eine E-Mail mit unbekanntem Absender im Postfach, sollte zunächst die Identität der Person geklärt werden, bevor vertrauliche Informationen an diese herausgegeben werden.

Nicht selten schleusen Cyberkriminelle Schadsoftware mit Hilfe harmlos wirkender E-Mails ins Unternehmensnetzwerk. Dazu kreieren sie E-Mails mit und ohne Dateianhängen, die denen allgemein bekannter Absender - etwa von einem Versanddienstleister - zum Verwechseln ähnlich sehen und verschleiern so ihren Hack. Solche E-Mails lassen sich nur mit einem geschulten Auge ausfindig machen – gerade deshalb sollten Unternehmen sicherstellen, dass jeder Mitarbeiter derartige Phishing-Mails sofort erkennen kann.

In sozialen Netzwerken geben viele Nutzer Informationen über ihren Arbeitsplatz und ihr Privatleben preis, ohne dabei zu bedenken, dass nicht nur Bekannte und Freunde auf diese Neuigkeiten zugreifen können. Professionelle Hacker spähen ihre Opfer häufig über Plattformen wie Facebook, LinkedIn & Co. akribisch aus, bevor sie diese kontaktieren. Dabei ist es einfach, sich gegen die Attacken der Betrüger zu schützen: Informationen, die den Arbeitgeber betreffen, sollten Mitarbeiter nur in Absprache mit der Geschäftsleitung im Internet veröffentlichen. Bei der Veröffentlichung von privaten Informationen sollten die Nutzer die Privatsphäre-Einstellungen der Social-Media-Portale nutzen und nur ihnen tatsächlich bekannten Personen den Zugriff auf persönliche Informationen erlauben.

IT-Sicherheit: Menschliche Datenschutz-Fails
Großbritannien: Cabinet Office
In Großbritannien gingen 2008 sicherheitspolitisch brisante Daten bezüglich Al-Qaida und den Irak aufgrund eines menschlichen Fehlers verloren. Ein Angestellter des Cabinet Office, welches direkt dem Premierminister und den Ministers of Cabinet untersteht, muss mit seinen Gedanken schon ganz im Feierabend gewesen sein, als er seine Arbeitsunterlagen in einem Pendelzug liegen ließ. Ein Fahrgast fand den Ordner mit den streng geheimen Dokumenten und übergab diesen der BBC, die ihn wiederum an die Polizei weiterleitete. Obwohl die Tagträumerei gerade noch einmal gut ging, wurde der Beamte daraufhin wegen Fahrlässigkeit suspendiert.
Frankreich: TV5 Monde
Am 8. April 2015 wurde das Programm von TV5 Monde über mehrere Stunden hinweg blockiert, nachdem sich eine dem IS nahestehende Hacker-Gruppe namens „Cyber-Kalifat“ Zugang zu den IT-Systemen verschafft hatte. Nur einen Tag nach der Cyberattacke erlebte der französische TV-Sender ein Datenschutz-Debakel – dieses Mal aufgrund menschlichen Versagens: Reporter David Delos enthüllte während eines Interviews unabsichtlich die Passwörter für Social-Media-Konten des Senders - darunter YouTube, Instagram und Twitter. Diesen waren auf dem Whiteboard hinter dem Pechvogel zu sehen. Auch wichtige Telefonnummern waren zu sehen. Darüber hinaus offenbarte die Wand auch, wie es zum vorangegangenen Hack durch die Islamisten-Hacker kommen konnte: Und zwar in Form des Passwortes für den YouTube-Account von TV5 Monde: "lemotdepassedeyoutube" ( „daspasswortfüryoutube“).
USA: Department of Veterans Affairs
Im Mai 2006 stahl ein Einbrecher den Laptop eines Mitarbeiters des US-Kriegsveteranen-Ministeriums. Dabei wurden ganze 26,5 Millionen Datensätze, die Informationen zu Kriegsveteranen und deren Angehörigen enthielten, entwendet. Der Bestohlene hatte die Daten unerlaubter Weise auf dem Notebook gespeichert, um "von Zuhause aus arbeiten zu können". Dieses menschliche Fehlverhalten wurde darin noch verstärkt, dass die Daten gänzlich unverschlüsselt auf der Festplatte lagen. Einen Monat später tauchte das Device mitsamt den Daten wieder auf - angeblich, ohne Anzeichen einer Kompromittierung. Der entstandene Schaden wurde dennoch auf einen Betrag von 100 bis 500 Millionen Dollar geschätzt. Alleine 20 Millionen Dollar musste das Department of Veteran Affairs in der Folge als Ausgleich an die Geschädigten entrichten.
Norwegen: Steuerbehörde
Im Herbst 2008 hat die norwegische Steuerbehörde Daten zur Einkommenssteuer aller vier Millionen Norweger an Zeitungen und Rundfunkanstalten verschickt. Die Behörde veröffentlicht diese Zahlen jährlich, mit dem Ziel die Bürger zu ehrlichen Steuerzahlern zu "erziehen". Außergewöhnlich ist daran nur, dass in diesem Fall auch die sogenanten Personennummer mitveröffentlicht wurde. Diese besteht aus einer Zahlengruppe und dem Geburtsdatum des Bürgers und wird für gewöhnlich von den Daten abgetrennt, um Anonymität zu gewährleisten. Offiziell ist hierbei nicht von einem menschlichen Fehler die Rede, sondern von einem "Formatierungsproblem".
Belgien: Gesellschaft der Belgischen Eisenbahnen
Die nationale Gesellschaft der Belgischen Eisenbahnen (NBMS) machte Anfang 2013 einen Ordner mit 1,5 Millionen persönlichen Daten ihrer Kunden via Web öffentlich zugänglich. Aus Versehen. Schuld war ein Mitarbeiter, der einen falschen Knopf gedrückt hat. Die Datensätze enthielten Namen sowie Wohn- und E-Mail-Adressen von NMBS-Kunden - darunter auch die von Mitarbeitern und Abgeordneten der EU-Institutionen in Brüssel.

Fazit: Security-Awareness stärken, Online-Betrug vorbeugen

Social Engineering ist derzeit eine besonders erfolgreiche Methode der Hacker, die IT-Sicherheitsstandards eines Unternehmens zu umgehen. Unternehmen können es sich nicht leisten, allein auf herkömmliche Verteidigung in Form von Anti-Virus-Programmen zu setzen, um Cyber-Betrug zu stoppen. Vielmehr sollten sie ihre Mitarbeiter über die zahlreichen Social-Engineering-Methoden der Betrüger informieren und sensibilisieren. Mithilfe einer Bedrohungseinschätzung können Unternehmen zudem rückblickend feststellen, ob Cyberkriminelle in ihrem Netzwerk aktiv sind oder waren. Oft entdecken Unternehmen erst Monate – oder sogar Jahre - später Sicherheitsvorfälle in deren Folge geistiges Eigentum, personenbezogene Daten, Zahlungsdaten oder andere wertvolle Informationen gestohlen wurden. (fm)

Die größten Cyberangriffe auf Unternehmen
Die Top 15 Hacker-Angriffe auf Unternehmen
Unternehmen weltweit rücken seit Jahren in den Fokus von Hackern und Cyberkriminellen. Identitäts- und Datendiebstahl stehen bei den Anhängern der Computerkriminalität besonders hoch im Kurs - kein Wunder, dass Cyber-Risk-Versicherungen immer mehr in Mode kommen. Wir zeigen Ihnen 15 der größten Hacking-Attacken auf Unternehmen der letzten Jahre.
Yahoo
Erst im September musste Yahoo den größten Hack aller Zeiten eingestehen. Nun verdichten sich die Anzeichen, dass dieselben Hacker sich bereits ein Jahr zuvor deutlich übertroffen hatten: Bei einem Cyberangriff im August 2013 wurden demnach die Konten von knapp einer Milliarde Yahoo-Usern kompromittiert. Dabei wurden Namen, E-Mail-Adressen, Telefonnummern, Geburtsdaten und verschlüsselte Passwörter abgegriffen.
Dyn
Eine massive DDoS-Attacke auf den DNS-Provider Dyn sorgt im Oktober für Wirbel: Mit Hilfe eines Botnetzes – bestehend aus tausenden unzureichend gesicherten IoT-Devices – gelingt es Cyberkriminellen, gleich drei Data Center von Dyn lahmzulegen. Amazon, GitHub, Twitter, die New York Times und einige weitere, große Websites sind über Stunden nicht erreichbar.
Cicis
Auch die US-Pizzakette Cicis musste Mitte 2016 einen Hackerangriff eingestehen. Wie das Unternehmen mitteilte, wurden die Kassensysteme von 130 Filialen kompromittiert. Der Diebstahl von Kreditkartendaten ist sehr wahrscheinlich. Wie im Fall von Wendy's und Target gelang es Hackern auch bei Cicis Malware in das Point-of-Sale-Kassensystem einzuschleusen. Erste Angriffe traten bereits im Jahr 2015 auf, im März 2016 verstärkten sich die Einzelattacken zu einer groß angelegten Offensive. Nach eigenen Angaben hat Cicis die Malware inzwischen beseitigt.
Wendy's
Anfang Juli 2016 wurde ein Hacker-Angriff auf die US-Fastfood-Kette Wendy’s bekannt. Auf den Kassensystemen wurde Malware gefunden – zunächst war von weniger als 300 betroffenen Filialen die Rede. Wie sich dann herausstellte, waren die Malware-Attacken schon seit Herbst 2015 im Gange. Zudem ließ die Burger-Kette verlauten, dass wohl doch bis zu 1000 Filialen betroffen seien. Die Kreditkarten-Daten der Kunden wurden bei den Malware-Angriffen offenbar ebenfalls gestohlen. Wie im Fall von The Home Depot hatten sich die Hacker per Remote Access Zugang zum Kassensystem der Fast-Food-Kette verschafft.
Heartland Payment Systems
Noch heute gilt der 2008 erfolgte Cyberangriff auf das US-Unternehmen Heartland Payment Systems als einer der größten Hacks aller Zeiten wenn es um Kreditkartenbetrug geht. Heartland ist einer der weltweit größten Anbieter für elektronische Zahlungsabwicklung. Im Zuge des Hacks wurden rund 130.000.000 Kreditkarten-Informationen gestohlen. Der Schaden für Heartland belief sich auf mehr als 110 Millionen Dollar, die zum größten Teil für außergerichtliche Vergleiche mit Kreditkartenunternehmen aufgewendet werden mussten. Verantwortlich für den Hack war eine Gruppe von Cyberkriminellen. Deren Kopf, ein gewisser Albert Gonzalez, wurde im März 2010 wegen seiner maßgeblichen Rolle im Heartland-Hack zu einer Haftstrafe von 20 Jahren verurteilt. Heartland bietet seinen Kunden seit 2014 ein besonderes Security-Paket - inklusive "breach warranty".
Sony Playstation Network
Im April 2011 ging bei vielen Playstation-Besitzern rund um den Globus nichts mehr. Der Grund: ein Cyberangriff auf das digitale Serviceportal Playstation Network (PSN). Neben einer Ausfallzeit des PSN von knapp vier Wochen (!) wurden bei der Cyberattacke jedoch auch die Daten (Kreditkarteninformationen und persönliche Daten) von rund 77 Millionen PSN-Abonennten gestohlen. Sony informierte seine Nutzer erst rund sechs Tage über den Hack - und musste sich dafür harsche Kritik gefallen lassen. Die Kosten des PSN-Hacks beliefen sich auf circa 170 Millionen Dollar. Die Verantwortlichen wurden bislang nicht identifiziert.
Livingsocial.com
Die Online-Plattform Livinggsocial.com (inhaltlich vergleichbar mit Groupon) wurde im April 2013 Opfer eines Hacker-Angriffs. Dabei wurden die Passwörter, E-Mail-Adressen und persönlichen Informationen von circa 50 Millionen Nutzern der E-Commerce-Website gestohlen. Glücklicherweise waren die Finanzdaten von Kunden und Partnern in einer separaten Datenbank gespeichert. Die Verursacher des Security-Vorfalls wurden nicht identifiziert.
Adobe Systems
Mitte September 2013 wurde Adobe das Ziel von Hackern. Circa 38 Millionen Datensätze von Adobe-Kunden wurden im Zuge des Cyberangriffs gestohlen - darunter die Kreditkarteninformationen von knapp drei Millionen registrierter Kunden. Die Hacker die hinter dem Angriff standen, wurden nicht gefasst.
Target Corporation
Die Target Corporation gehört zu den größten Einzelhandels-Unternehmen der USA. Ende des Jahres 2013 musste Target einen Cyberangriff eingestehen, bei dem rund 70 Millionen Datensätze mit persönlichen Informationen der Kundschaft gestohlen wurden. Weitaus schwerer wog jedoch, dass unter diesen auch 40 Millionen Datensätze waren, die Kreditkarteninformationen und sogar die zugehörigen PIN-Codes enthielten. Für außergerichtliche Einigungen mit betroffenen Kunden musste Target rund zehn Millionen Dollar investieren, der damalige CEO Gregg Steinhafel musste ein halbes Jahr nach dem Hack seinen Hut nehmen.
Snapchat
Ein kleiner Fehler führte Ende Dezember 2013 dazu, dass Hacker die Telefonnummern und Nutzernamen von 4,6 Millionen Snapchat-Usern veröffentlicht haben. Snapchat selbst geriet darauf ins Kritikfeuer von Nutzern und Sicherheitsforschern, denn wie so oft war die Ursache für die Veröffentlichung der Daten ein Mangel an Sicherheitsvorkehrungen. Die von Hackern verursachten Probleme sind jedoch meist weniger schlimm als der Schaden, der nach der Veröffentlichung folgt. Auch wenn man seinen Nutzernamen oder seine Telefonnummer nicht als großes Geheimnis ansieht – ein motivierter Angreifer wie ein Stalker oder ein Identitäts-Dieb könnten mit diesen Daten Übles anrichten. Dieser Hack zeigt wiederum, dass alle Daten wichtig sind - vor allem wenn sie den Nutzern gehören. Man kann mit Sicherheit davon ausgehen, dass die Entwickler von Snapchat diesen Sicherheitsfehler gerne vor den Hackern gefunden hätten.
Ebay Inc.
Im Mai 2014 wurde Ebay das Ziel von Cyberkriminellen. Zwar wurden bei der Attacke keine Zahlungsinformationen entwendet - dafür aber E-Mail-Adressen, Usernamen und Passwörter von knapp 145 Millionen registrierten Kunden. Die Hacker erlangten scheinbar über von Ebay-Mitarbeitern gestohlene Logins Zugriff auf die Datenbanken des Unternehmens. Die Verantwortlichen wurden nicht identifiziert.
J.P. Morgan Chase
Mit J.P. Morgan rückte im Juli 2014 eine der größten US-Banken ins Visier von Cyberkriminellen. Rund 83 Millionen Datensätze mit Namen, Adressen und Telefonnummern von Kunden fielen den Hackern in die Hände. Zugang erlangten die Kriminellen offensichtlich über gestohlene Login-Daten eines Mitarbeiters. Allerdings musste sich J.P. Morgan den Vorwurf gefallen lassen, seine Systeme nicht ausreichend zu schützen. Inzwischen wurden in den USA und Israel vier Personen festgenommen, die mutmaßlich an diesem Hack beteiligt waren.
The Home Depot
Die US-Baumarktkette The Home Depot wurde im September 2014 Opfer eines besonders hinterhältigen Hacks. Cyberkriminelle hatten es geschafft, Malware in das Kassensystem von über 2000 Filialen einzuschleusen. Die Folge davon: 56 Millionen Kreditkarteninformationen von Bürgern der USA und Kanada wurden direkt bei der Zahlung in den Home-Depot-Geschäften entwendet. Darüber hinaus fielen auch noch 53 Millionen E-Mail-Adressen in die Hände der Hacker. Der Schaden für das US-Unternehmen wird auf rund 62 Millionen Dollar beziffert.
Anthem Inc.
Anthem gehört zu den größten Krankenversicherern der USA. Im Februar 2015 gelang es Cyberkriminellen, persönliche Daten von circa 80 Millionen Kunden zu stehlen. Die Datensätze enthielten Sozialversicherungsnummern, E-Mail-Adressen und Anschriften. Darüber hinaus wurden auch Gehaltsinformationen von Kunden und Angestellten entwendet. Immerhin: Medizinische Daten sollen nicht betroffen gewesen sein. Verschiedenen Security-Experten zufolge führt die Spur des Hacks nach China.
Ashleymadison.com
Anschriften, Kreditkartennummern und sexuelle Vorlieben von circa 40 Millionen Usern hat eine Hackergruppe namens Impact Team im August 2015 nach einem Cyberangriff auf das Seitensprung-Portal Ashley Madison öffentlich gemacht. Der Angriff bewies, dass Ashley Madison nicht – wie eigentlich versprochen – persönliche Informationen der Nutzer gegen eine Gebühr löschte. Das erbeutete 30-Gigabyte-Paket beinhaltete insgesamt 32 Millionen Datensätze, darunter 15.000 Regierungs- und Militäradressen von Nutzern. Auch Teile des Seitenquellcodes und interne E-Mails der Betreiber lagen dadurch offen. Aufgrund der intimen Nutzerdaten und der geheimnisvollen Natur von Ashley Madison ist dieser Hackerangriff besonders heikel. Dass die Betreiber persönliche Daten auch auf Wunsch nicht vernichtet haben, zeigt ein Problem von Unternehmen, die personenbezogene Daten auf verschiedenen Systemen verarbeiten. Aber auch solche Unternehmen müssen Nutzerinformationen gegen Gefahren schützen – ganz gleich, ob die Gefahr von externen Hackern, böswilligen Insidern oder zufälligen Datenverlusten ausgeht. Ein Ashleymadison-User hat inzwischen vor einem Gericht in Los Angeles Klage gegen Avid Life Media eingereicht. Der Vorwurf: fahrlässiger Umgang mit hochsensiblen Daten. Ein Antrag auf Sammelklage ist ebenfalls bereits eingegangen. Sollte das Gericht diesem folgen, könnten ALM Schadenersatzforderungen in Milliardenhöhe ins Haus stehen.