Rache für ein vorenthaltenes Poster

Telefon-Hacker kosteten IDG zwei Millionen Dollar

16.11.1990

PETERBORO (IDG) - Nach zweimonatigen Ermittlungen ist es dem US-Geheimdienst und der Polizei des Staates New York gelungen, zwei minderjährige "Finger-Hacker" dingfest zu machen, die seit Monaten im Voice-Mail-System der International Data Group (IDG) in Peterboro Unfug trieben.

Als Finger-Hacker oder auch "Phracker" (phone hacker) werden in den USA Eindringlinge und blinde Passagiere in den öffentlichen Telefonnetzen bezeichnet, die für ihr Treiben keine Computer, sondern lediglich ein mehr oder weniger intelligentes Telefon benötigen.

Die beiden Verhafteten, 17 und 14 Jahre alt, waren von Mai bis September 1990 mit Hilfe eines programmierbaren Telefons in das mit mehreren Paßworten geschützte IDG-System eingedrungen, hatten dort Paßworte und Meldungen geändert oder gelöscht und Bombendrohungen hinterlassen. Es wurde Anklage wegen Computermißbrauchs und groben Unfugs erhoben. Falls ein Schuldspruch erfolgt, drohen dem älteren der beiden vier Jahre Gefängnis.

Laut Jane Creighton, verantwortlich für das Telekommunikations-System des Verlags, gingen Hunderte von Meldungen verloren, unter anderem wichtige Hinweise für Anzeigenkunden. Sie schätzt, daß der IDG, zu deren Publikationen auch die COMPUTERWOCHE zählt, durch entgangene Anzeigeneinnahmen und Reparaturkosten ein Schaden von zirka 2,4 Millionen Dollar entstand. Unter anderem mußte das Voice-Mail-System 18 Tage vom Netz genommen werden.

Das Motiv der beiden Hacker: Der 17jährige hatte "Gamepro", eine IDG-Zeitschrift für Videospiele, abonniert und dachte, er bekäme dafür ein Gratis-Poster. Als das nicht der Fall war, fühlte er sich betrogen und nahm Rache.