Imagepflege 2.0

So finden Unternehmen Bewerber in sozialen Netzwerken

24.03.2010 von Alexandra Mesmer
Wollen sich Arbeitgeber in sozialen Netzwerken gut präsentieren, sollten sie sich an gewissen Regeln halten. Lesen sie sieben Tipps zur Bewerberansprache im Web 2.0.

Das Rennen um die besten Köpfe wird auch im Internet entschieden. Bewerber und Young Professionals informieren sich überwiegend im Netz über Karrierechancen und potenzielle Arbeitgeber. Neben den seit längerem etablierten Internet-Stellenbörsen und den Karriereportalen der Firmen spielen Social Media eine wichtige Rolle. Der Austausch und die aktive Kommunikation der Zielgruppe in Social Networks können das Arbeitgeber-Image eines Unternehmens prägen.

Eine Chance für Firmen, sich über professionelles Employer Branding auf den verschiedenen Kanälen zu präsentieren und den direkten Draht zu Bewerbern zu suchen. Doch diese Medien sind nicht einfach als weitere Kanäle einer Push-Kommunikation zu verstehen. Sie bieten vielmehr die Möglichkeit zur Interaktion mit Bewerbern und potenziellen Kandidaten. Eine Chance, die eine neue Arbeitsweise in der Personalarbeit erfordert. Markus Walter, Social-Media-Berater aus Wiesbaden, gibt sieben Tipps für ein erfolgreiches Employer Branding mit Social Media.

1. Gehen Sie strategisch vor

Kandidaten erwarten heute von Unternehmen, dass diese professionell im Web vertreten sind. Wenn Personalabteilungen Social Media einsetzen, sollten sich diese kompetent präsentieren. Gehen Sie nicht nach dem Prinzip "Trial and Error" vor, sondern planen Sie Ihren Unternehmensauftritt gründlich. Informieren Sie sich über die Möglichkeiten der Anwendungen und studieren Sie das User-Verhalten. Auf Kanälen wie Twitter haben sich eigene Kommunikationsformen entwickelt. Lernen Sie diese kennen und einzusetzen. Planen Sie Ihre Ressourcen. Die Anwendungen sind meist kostenfrei. Allerdings kostet es Zeit, Inhalte zu erstellen und zu pflegen. Legen Sie zu Beginn Social-Media-Guidelines fest, in denen Sie Ihren Mitarbeitern Richtlinien für den Umgang mit den neuen Medien empfehlen.

2. Auswahl der Kanäle treffen

Die Vielfalt der Anwendungen des Social Web ist groß. Mittlerweile gibt es unzählige soziale Netzwerke, Communities und Foren. Finden Sie heraus, wo sich Ihre Zielgruppe aufhält. Etablieren Sie ein geeignetes Monitoring, das Ihnen zeigt, wo über Ihre Themen und gegebenenfalls auch über Ihr Unternehmen gesprochen wird.

Informieren Sie sich über die Möglichkeiten, die Kanäle Firmen zur eigenen Präsentation bieten. Auf Xing können Unternehmensprofile angelegt und individuell gestaltet werden. Neben Stellenanzeigen lassen sich dort Informationen und Updates zum Unternehmen hinterlegen. Für Netzwerke wie Facebook, Myspace und Twitter steht die Anwendung "jobs for friends" zur Verfügung. Mit ihr können Sie Stellenanzeigen im Freundesnetzwerk Ihrer Mitarbeiter veröffentlichen. Freie Stellen werden mit direkten Kontakten geteilt und als Nachricht im persönlichen Netzwerk angezeigt. Praktisch, denn bereits 30 Prozent aller Jobs werden heute über Mitarbeiterempfehlungen besetzt.

Per Twitter zum Job?
Per Twitter zum neuen Job?
Immer mehr Firmen twittern, um neue Mitarbeiter zu finden. Bewerbern bietet sich eine zusätzliche Möglichkeit, positiv auf sich aufmerksam zu machen.
Über die Suchfunktion von Twitter...
lassen sich Stellenangebote herausfiltern. Am besten, man sucht nach so genannten Hashtags (#job, #php, etc.)
Jobtweet
Über spezielle Suchmaschinen wie Jobtweet kann man sich auch einen Überblick über die Jobangebote per Twitter verschaffen.
Die Deutsche Telekom twittert...
seit letztem Jahr regelmäßig über ihre Jobangebote, Karrieretipps und Vernastaltungshinweise.
Andrea Schönwetter...
leitet das Personal-Marketing der Deutschen Telekom. Durch Jobtweets will der Konzern, der 3500 offene Stellen hat, in "Dialog mit den Bewerbern treten".
Sage Software....
schreibt schon seit fast einem Jahr alle Stellenangebote auch über Twitter aus und freut sich über eine große Resonanz.
Der Münchner Blogexperte Klaus Eck...
hat seine neuesten Mitarbeiter tatsächlich über Twitter gefunden. Er informierte nicht nur per Twitter über die offene Stelle, sondern führte auch die Gespräche.
Die Deutsche Bahn...
ist der erste Konzern, der einen Kandidaten über Twitter eingestellt hat. Allerdings handelt es sich um eine Praktikantenstelle.
Den Lebenslauf....
sollten Bewerber am besten online ( etwa bei Google Docs) hinterlegen und in Ihrem Twitter-Profil darauf verweisen. Wer intensiv auf Jobsuche ist, kann auch in den Tweets direkt auf den Lebenslauf verweisen.
Thorsten zur Jacobsmühlen...
...ist Social-Media-Berater. Er sieht Twitter als Vermarktungsplattform für Bewerber: Es geht darum, auf diesem Weg als Fachmann wahrgenommen zu werden.

3. Content is King

Auf den Inhalt kommt es an. Achten Sie darauf, dass Sie regelmäßig neuen interessanten Content produzieren. Ein verwaistes, ungepflegtes Blog mit alten Einträgen lädt nicht zu regelmäßigen Besuchen ein. Erstellen Sie einen Themenplan. Stellen Sie ein Team zusammen, das sich über kreative, neue Aktionen austauscht. Motivieren Sie weitere Kollegen, aktiv zu werden und Inhalte beizusteuern. Mitarbeiter, die aus aktuellen Projekten berichten und über ihren Karriereweg schreiben, verleihen Ihrem Unternehmen ein Gesicht. Schließlich möchten Bewerber einen Eindruck von möglichen Arbeitskollegen und dem Arbeitsklima bei ihrer künftigen Arbeitsstelle gewinnen.

4. Umgang mit Kommentaren und Kritik

Dialog und Interaktion sind wichtige Faktoren im Social Web. Die Menschen nutzen die Plattformen, um sich auszutauschen. Sie kommentieren und bewerten die Inhalte, die sie im Netz vorfinden. Stellen Sie sich auf einen offenen Dialog ein. Reagieren Sie zeitnah auf Anfragen und Kommentare. Regen Sie selbst zu Diskussionen und Feedback an. Vertuschen oder löschen Sie kritische Beiträge nicht, sondern beziehen Sie offensiv Stellung. Ermutigen Sie zufriedene Mitarbeiter oder Praktikanten, ihre Meinung auf Arbeitgeber-Rankings kundzutun.

5. Unternehmenswebseite und Karriere-Portale anpassen

Mit dem zunehmenden Engagement auf Social-Media-Anwendungen sollten Sie auch Ihre Unternehmenswebseite beziehungsweise Ihr Karriere-Portal anpassen. Integrieren Sie die Links zu Ihren weiteren Angeboten. Stellen Sie alle HR-relevanten Auftritte im Web gebündelt dar. Kombinieren Sie Ihre Stellenangebote mit redaktionellen Beiträgen, News, Interviews von Mitarbeitern und Personalverantwortlichen. So können Sie die Wünsche der Bewerber und die Selbstdarstellung Ihres Unternehmens perfekt vereinen.

Die besten karriere-Websites
Platz 10: Selbstgespräche
Kollegen, die Selbstgespräche führen oder permanent ungefragte Kommentare abgeben, können einem ganz schön auf die Nerven gehen – das finden allerdings nur 5,8 Prozent der Befragten. Immerhin viermal so viele sind es aus dem Bereich Einzelhandel, Großhandel und E-Commerce.
Platz 9: Kopiererstau
Faule Mitarbeiter sind nicht beliebt: Wenn Kollegen einen Kopierstau hinterlassen und sich sonst auch jeder Arbeit entziehen, sorgt dies schon einmal für Unmut – in großen Unternehmen sogar bei 20 Prozent der Befragten.
Platz 7: Überquellende Mülleimer
Jeder schmeißt was rein, aber keiner leert ihn aus: den Mülleimer. 12,7 Prozent stören sich daran, dass sich einfach keiner für den überquellenden Mülleimer zuständig fühlen mag. Diesen Störenfried finden in mittelständischen Unternehmen (50-249 Mitarbeiter) 23 Prozent als lästig.
Platz 6 Fehler abstreiten
Zu seinen Fehler sollte man lieber stehen, als diese abzustreiten – letzteres kritisieren 13,2 Prozent der Befragten. Im Gesundheitswesen und medizinischen Bereich ist das Leugnen von Fehlern mit 60 Prozent sogar Bürosünde Nummer Eins.
Platz 5: Laute Privatgespräche
Nicht jeder möchte alles von seinem Nachbarn mitbekommen oder wissen. Daher fühlen sich etwa 20 Prozent der Befragten von privaten Telefongesprächen oder zu lauten Telefonaten belästigt. Aus dem Bereich Einzelhandel, Großhandel und E-Commerce trifft dies sogar auf 80 Prozent der Befragten zu.
Platz 4: Klatsch und Tratsch
„Weißt Du schon das Neueste?“ oder „Stimmt es, dass …?“: Nicht alle Tratsch- und Klatsch-Geschichten sind am Arbeitsplatz willkommen. Von Lästermäulern fühlen sich knapp 15 Prozent der Befragten gestört.
Platz 3: Unpünktliche Kollegen
Eigentlich wäre um 10 Uhr ein Termin gewesen, doch die meisten Teilnehmer erscheinen erst ein Viertelstündchen später. Diese Unpünktlichkeit löst bei einem Drittel der Deutschen gerne Unmut aus. Im Marketing und Medienbereich sind sogar doppelt so viele von unpünktlichen Kollegen genervt.
Platz 2: Schmutz
Der zweite Störenfried ist Schmutz am Arbeitsplatz. Viele fühlen sich gestört, wenn die Teeküche dreckig ist, abgelaufene Lebensmittel den Kühlschrank verstopfen oder konsequent die Klobürste ignoriert wird. Mit 75 Prozent finden dies besonders Mitarbeiter bei einer Unternehmensgröße von 250 bis 1.000 belästigend sowie mit 63 Prozent Mitarbeiter aus Beratungs- und Dienstleistungsunternehmen.
Platz 1: Rauchende und trinkende Kollegen
Den ersten Platz teilen sich gleich zwei Kategorien: Dort liegen das Rauchen und Alkohol trinken am Arbeitsplatz sowie ...
... sowie unangenehme Gerüche
schlechte Gerüche, wie beispielsweise stinkendes Essen oder unangenehmer Körpergeruch. Aber auch nackte Füße gehören zu den meist verabscheuten Bürosünden. Diese Kategorien wurden von jeweils 55 Prozent der Befragten angegeben.

6. Social Networks nutzen

Facebook ist das größte und am schnellsten wachsende Social Network. Gerade die Zielgruppe der Young Professionals treffen Sie dort an. Facebook bietet die Möglichkeit, eine eigene Unternehmensseite einzurichten. In diese Fan-Page können über Widgets auch andere Inhalte, wie Twitter-Updates, Podcasts, Videos und Blog-Posts einfließen. Mit diesen gebündelten Inhalten erhalten Interessenten einen umfassenden Blick auf das Unternehmen. In der Studenten-Community StudiVZ können Studentenjobs vermittelt oder der Einstieg in den ersten Job vorbereitet werden. Über Gruppen und Foren treten Sie als Personaler direkt mit der Zielgruppe in Kontakt.

7. Mit Videos punkten

Videos erfreuen sich derzeit einer großen Beliebtheit im Netz. Bewegtbilder gehören zu den meistgeklickten Angeboten im Web. Botschaften aus Videos werden sehr gut erinnert und erzeugen eine hohe Aufmerksamkeit. Lassen Sie in kurzen Filmen Ihre Mitarbeiter zu Wort kommen. YouTube bietet die Möglichkeit, einen eigenen Kanal zu eröffnen, in dem Sie alle Unternehmensclips hochladen und weitere Profildaten eintragen können.

Fazit

Die moderne Personalarbeit kommt an Social Media kaum noch vorbei. Stellenanzeigen, Hochschulmessen und andere Veranstaltungen sind nach wie vor wichtig, reichen heute aber nicht mehr aus, um sich als modernes Unternehmen und attraktiver Arbeitgeber zu präsentieren. Bei der Suche nach qualifizierten Nachwuchskräften bieten Social Media die Möglichkeit, Bewerber zielgruppengerecht anzusprechen. Interessante Inhalte präsentieren das Unternehmen und regen zu einem direkten Austausch an. Hierfür sollten Unternehmen ihr Engagement gründlich planen und mögliche Plattformen selektieren sowie Inhalte vorbereiten.