Mini-PCs

So finden Sie das richtige Modell

20.05.2023 von Thorsten Eggeling
Ein Desktop-PC eignet sich für so gut wie jede Aufgabe, wäre aber für den Einsatz als Server oft überdimensioniert. Altgeräte, Mini-PCs oder Ein-Platinen-Rechner können diese Rolle besser übernehmen.

Ein älterer PC kann durchaus die Rolle etwa als Dateiserver übernehmen, treibt die Stromrechnung jedoch mit ungefähr 60 Watt Leistungsaufnahme in die Höhe. Ein-Platinen-Computer, neuere Mini-PCs, Notebooks oder NAS sind in der Regel deutlich sparsamer.

In der Übersichtstabelle finden Sie Informationen zur Einordnung. Bei den Watt-Angaben handelt es sich um ungefähre Werte. Was ein Gerät tatsächlich benötigt, hängt von der durchschnittlichen CPU/ GPU-Belastung, dem Speicherausbau und den Festplatten ab. Dazu kommt noch die Leistung für Netzteile, die eventuell USB-Laufwerke versorgen.

Die Preisangaben sind Momentaufnahmen vom März 2023. Einige Geräte waren zu diesem Zeitpunkt nicht lieferbar, der Raspberry Pi 4 mit 4 GB RAM wurde in Deutschland ohne Zubehör für 200 Euro angeboten. Vor einigen Jahren lag der Preis noch bei ungefähr 70 Euro.

Die besten Ein-Platinen-Computer und Mini-PCs

Gerät

CPU Cores

CPU GHz

RAM

Preis €

Amazon Fire TV Stick 4K

4 Cores

1,7 GHz

1,5 GB

70

Asustor Drivestor 2 Pro AS3302T (NAS)

4 Cores

1,4 GHz

2 GB

250

Banana Pi M2U

4 Cores

1,5 GHz

2 GB

92

Banana Pi M5

4 Cores

2 GHz

4 GB

100

Beaglebone Black

1 Core

1 GHz

0,5 GB

70

Intel NUC11ATKC2

2 Cores

2,9 GHz

bis zu 32 GB

170

Odroid H3+

4 Cores

bis 3,3 GHz

bis zu 64 GB

270

Odroid N2+

4 Cores

bis 2,4 GHz

4 GB

135

Raspberry Pi 4

4 Cores

1,5 GHz

1 bis 8 GB

70-200

Synology NAS DS223

4 Cores

1,7 GHz

2 GB

290

Zotac ZBOX CI331 Nano

4 Cores

1,1 bis 2,8 GHz

bis zu 16 GB

245

Prozessor und Hauptspeicher

Ein 64-Bit-Prozessor mit zwei Kernen, einer Taktrate von 1 GHz aufwärts und 4 GB RAM reicht für viele einfache Serveraufgaben völlig aus. Im Heimnetz ist keine besonders hohe Last zu erwarten, auch nicht mit mehreren zugreifenden PCs. Es ist somit möglich, Altgeräten, auf denen die Arbeit mit Office-Programmen und Browser keinen Spaß mehr macht, zu einer neuen Rolle zu verhelfen.

Preisgünstige PCs: Die Leistung eines neuen Mini-PCs mit Celeron-CPU unterscheidet sich kaum von der eines um die zehn Jahre alten Desktop-PCs oder Notebooks. Die Neunanschaffung lohnt sich, wenn es auf eine kleine Bauform ankommt und wenn das Gerät für die geplante Aufgabe ausreicht. Es sind auch Mini-PCs mit deutlich schnelleren Prozessoren verfügbar, die dann aber mit 600 bis 800 Euro ähnlich viel kosten wie ein entsprechender Desktop-PC oder ein Notebook.

Die Mini-PCs Intel NUC11ATKC2 und Zotac ZBOX CI331 Nano enthalten nur die CPU, RAM (16 GB etwa für 60 Euro) und Festplatte/ SSD muss man zusätzlich erwerben. Ein Netzteil ist im Lieferumfang enthalten. Beim Odroid H3+ kauft man nur die Platine inklusive CPU, alles andere erwirbt man als Zubehör. Mit 11 × 11 Zentimetern entspricht die Abmessung der Platine in etwa der in den anderen Mini-PCs. Der Intel- Celeron-N6005-Prozessor ist jedoch etwas leistungsstärker.

Neues Leben für alte Hardware: Auf Notebooks, die vor zehn Jahren auf den Markt kamen, läuft Linux immer noch flott und man kann die Hardware beispielsweise als Server nutzen.
Foto: Sony

Die Ein-Platinen-Rechner mit ARM-CPU spielen in einer anderen Liga. Die Prozessoren sind durchweg weniger leistungsfähig als ein Intel Celeron, die RAM-Ausstattung liegt meist bei nicht erweiterbaren 2 bis 4 GB, lediglich vom Raspberry Pi 4 gibt es ein Modell mit 8 GB. Für den ursprünglichen anvisierten Einsatz als besonders preiswerte Lehr- und Lerncomputer ist das ausreichend.

Ein Apache-Webserver oder Dateifreigaben über Samba sind für die kleinen Geräte aber kein Problem, sofern man keine besonders hohe Geschwindigkeit unter Last erwartet. Besondere Vorteile bieten die frei programmierbaren GPIOPins (General-Purpose Input/Output) beim Raspberry Pi, Banana Pi und Beaglebone Black, über die sich Geräte steuern oder Sensoren abfragen lassen.

Intel oder ARM? Geräte mit Intel-CPU sind flexibel. Linux wie Windows lassen sich installieren und man hat eine breite Auswahl von Software für x86-Prozessoren. Für ARM-CPUs stehen vor allem die Distributionen Debian und Ubuntu sowie Android zu Verfügung. Das Standardsystem für den Raspberry Pi ist Raspberry-Pi-OS, das auf Debian basiert. Fast alle Linux-Tools und -Programme lassen sich auch auf ARM-Systemen installieren. Einschränkungen gibt es nur bei wenig Spezialsoftware, die nur Intel- CPUs unterstützt.

NAS als bequemere Lösung? Die flexibelste Variante eines Netzwerkspeichers - Network Attached Storage, kurz NAS - ist ein Leergehäuse. Denn hier bestücken Sie das NAS-Gehäuse mit Festplatten Ihrer Wahl. Die Preisangaben in der Übersichtstabelle verstehen sich daher ohne Festplatten. Um CPU und RAM müssen Sie sich wenige Gedanken machen. Der Hersteller hat eine Konfiguration gewählt, die ausreichend Leistung bietet. Auf- oder Umrüstung sind aber in der Regel nicht vorgesehen.

Aktuelle NAS dienen nicht nur als Datenspeicher. Die komfortable Oberfläche lässt sich im Browser aufrufen und ermöglicht auch die Organisation von Bild-, Audio- und Video-Dateien. Die Inhalte lassen sich per App auf dem Smartphone oder Tablet abrufen oder auf TV-Geräte streamen.

Grafikchip und Multimedia

Aktuelle TV-Geräte bieten bereits standardmäßig Netflix, Amazon Prime Video, Youtube und andere Streamingdienste. Aufbau und Reaktionszeit der Oberfläche sind jedoch oft nicht befriedigend. Der Zugriff auf Mediaserver im lokalen Netzwerk (DLNA, UPnP) ist zwar möglich, die Navigation ist jedoch nicht besonders komfortabel.

Außerdem spielen TV-Geräte längst nicht jedes Format ab. Ein PC als Mediacenter ist deutlich flexibler und schneller. Ältere PCs bieten jedoch oft nur einen wenig leistungsfähigen Grafikchip. Für die Wiedergabe von SD-Videos reicht die Prozessorgrafik aus, meist aber nicht mehr für HD- oder 4K-Filme. Allerdings möchte man einen lärmenden Desktop-PC nicht gerne im Wohnzimmer unterbringen.

Kleine PCs mit Celeron-CPU können auch 4K-Videos ohne Ruckeln abspielen und von den passive gekühlten Geräten (Zotac ZBOX CI331 Nano, Odroid H3+) ist keine Lärmbelästigung zu befürchten.

Der Nachteil: Damit sich eine Multimediaoberfläche wie Kodi (oder Komplettpaket LibreElec) bequem vom Sofa aus per TV-Fernbedienung steuern lässt, benötigt man einen HDMI-CEC-Adapter. Eine Alternative ist ein Infrarot- USB-Adapter (beispielsweise FLIRC USB). Kodi lässt sich außerdem über eine Smartphone-App fernbedienen.

Mediacenter-PC am TV: Kodi kann Inhalte von Freigaben im lokalen Netzwerk abspielen und unterstützt über Add-ons auch Streaminganbieter und einige Mediatheken.

Der Raspberry Pi 4 unterstützt HDMI-CEC von Haus aus, sodass sich Kodi über die TV-Fernbedienung steuern lässt. Der Grafikchip reicht auch für 4K-Videos aus, und mit Modellen mit 4 oder 8 GB RAM ist die Oberfläche flüssig bedienbar.

Kodi spielt Inhalte von Samba-Freigaben oder von einem per USB angeschlossenen Laufwerk ab. Für Netflix & Co. nutzt man die Apps des Smart-TV. Ist das Gerät an einen PC-Monitor angeschlossen oder kein Smart-TV verfügbar, kann man auch Netflix und Amazon Prime Video in Kodi einbinden.

Bei den aktuellen Preisen des Raspberry Pi ist ein Amazon Fire TV Stick 4K für ungefähr 70 Euro zurzeit die bessere Alternative. Netflix und Amazon Prime Video sind vorinstalliert, weitere Anbieter lassen sich über Apps aus dem Amazon App Store nachinstallieren. Das kleine Gerät wird direkt mit dem HDMI-Anschluss des Fernsehers oder Monitors verbunden, es spielt 4K-Videos ab und die Bedienung ist angenehm flüssig. Eine Fernbedienung gehört zum Lieferumfang, die TV-Fernbedienung lässt ich per HDMI-CEC ebenfalls nutzen. Die Installation der Android-Kodi-App ist nur über Umwege möglich. Eine Beschreibung finden Sie hier.

Betriebssysteme für besondere Rollen

Für einen Mini-PC oder ein Altgerät sollte man ein Betriebssystem wählen, das sparsam mit den Ressourcen umgeht. Geeignet sind beispielsweise MX Linux, Q4-OS oder Xubuntu. Spezialisierte Oldie-Unterstützer wie Antix, Bodhi Linux, Puppy Linux sind noch anspruchsloser, erfordern jedoch mehr Einarbeitung bei der Konfiguration und Nutzung. Infrage kommen außerdem Systeme wie Ubuntu Server. Bei einer Standardinstallation wird keine Desktopumgebung eingerichtet, die Administration erfolgt bevorzugt über das Netzwerk mit SSH. Ansonsten unterscheidet sich das System nicht wesentlich von Ubuntu Desktop.

Wer für einen Datenserver eine Konfigurationsoberfläche bevorzugt, ist mit dem NAS-System Open Media Vault (OMV) gut beraten. Der Start des Rechners von der heruntergeladenen ISO-Datei bietet einen textbasierten Installer. Das System belegt immer die komplette Festplatte, obwohl es nur wenig Platz benötigt. Verwenden Sie daher als Installationsziel besser eine kleine SSD, die Sie sonst nicht mehr benötigen, oder einen USB-Stick. 16 GB reichen aus. Nach der Installation erfolgt die Konfiguration über das Netzwerk via Browser in einer Weboberfläche. Dafür benötigen Sie lediglich die IP-Adresse des OMV-Rechners.

Ethernet und WLAN

Für besonders schnellen Datentransfer kann man einen PC mit 10-Gigabit- Ethernet aufrüsten. Das lohnt sich aber nur, wenn die Festplatten mit diesem Netzwerktempo mithalten.

Aktuelle PCs und Notebooks verfügen durchweg über Gigabit-Ethernet. In der Praxis sind Transferraten von circa 100 MB pro Sekunde erreichbar. Beim Kopieren vieler kleiner Dateien bricht die Übertragungsrate deutlich ein. Mit einer SSD laufen die Daten meist flüssiger durch das Netzwerk. Schnellere Ethernet-Adapter mit 2,5 oder 10 Gigabit sind in einigen NAS zu finden und als Netzwerkkarten für den PC. Sie versprechen mehr Geschwindigkeit, setzen aber einen dazu passenden Router oder Switch voraus. Eine Magnetfestplatte liefert jedoch nur um die 120 MB/s, weshalb sich Multi-Gigabit erst beim Einsatz von SSDs oder bei Festplatten in einem Raid-0-Verbund lohnt.

Sollte kein Ethernet-Kabel verfügbar sein, lässt sich auch das WLAN nutzen. Bei optimaler Aufstellung in der Nähe des WLAN-Routers sollte die Geschwindigkeit ausreichen. Wer einen Wi-Fi-6-Router und dazu passenden WLAN-Adapter besitzt, kann über das Funknetzwerk theoretisch 1201 MBit/s abrufen. In der Praxis bleiben davon unmittelbar neben dem Sender um die 730 MBit/s übrig, bei größerer Entfernung sinkt die Übertragungsrate deutlich. Mit Routern und WLAN-Adaptern, die mit älteren Standards arbeiten, lassen sich oft nur um die 100 MBit/s erreichen. WLAN ist daher für einen Server im Vergleich zu Gigabit-Ethernet eher eine Notlösung.

Festplatten und SSDs

Mehr Speicherplatz: Externe USB-Festplatten im 2,5-Zoll-Format gibt es zurzeit mit bis zu 5 TB. Die Geräte sind ausreichend schnell und leise, die Leistungsaufnahme ist gering.

Ähnlich wie Notebooks, bieten Mini-PCs oft nur Platz für eine Festplatte oder SSD im 2,5-Zoll-Format. Die Speicherkapazität ist damit zur Zeit auf 5 TB beschränkt. Ein Tower- PC kann meist vier oder mehr 3,5-Zoll-Festplatten jeweils mit bis zu 18 TB aufnehmen. Das genügt sicher auch als Backupspeicher für mehrere PCs. Viele große Festplatten treiben aber die Stromrechnung in die Höhe und erhöhen den Geräuschpegel. An Notebooks, Mini-PCs und Ein-Platinen-Computer lassen sich externe Laufwerke über USB anschließen. In der Regel sind Ports nach dem Standard USB 3.0 verfügbar (neue Bezeichnung USB 3.2 Gen 1), die bis zu 5 GBit/s liefern. In der Praxis sind das um die 450 MB/s, was auch für mehrere USB-Festplatten ausreicht.

Beim Raspberry Pi 4 hat man keine Wahl. Das Gerät bietet für die Laufwerke nur USB-Buchsen. Auf dem Banana Pi M2U oder Odroid H3+ befinden sich auch SATA-Anschlüsse, was eine flexiblere Ausstattung ermöglicht. Die Stromversorgung erfolgt über ein SATA-Adapterkabel. Bei den ansonsten sparsamen Geräte steigt durch externe Festplatten die Leistungsaufnahme um einige Watt.

Ein-Platinen-Computer starten das Betriebssystem von einer SD-Karte. Man sollte auf gute Qualität von einem Markenhersteller achten, damit die Karte eine ausreichende Geschwindigkeit bietet und zuverlässig arbeitet. Der Kartenslot des Raspberry Pi ist eine Schwachstelle. Vor allem nach längerer Benutzung kommt es manchmal zu Abstürzen des Systems oder zu Start problemen, die auf mangelhafte Kontakte des Lesegerätes zurückzuführen sind. Bei USB-Sticks treten diese Fehler nicht auf. Allerdings blockiert man damit einen USB-Anschluss.

Kühlung und Gehäuse

Kühler Raspberry Pi: Der Kühlkörper dient hier zugleich als Gehäuse. Beim Raspberry Pi 4 ist ausreichende Kühlung damit auch unter hoher Last gewährleistet.

Für Celeron und ARM-CPUs reicht auch unter Volllast eine passive Kühlung aus. Zur effektiven Wärmeabfuhr kommen am besten großflächige Kühlkörper zum Einsatz. Bei der Zotac ZBOX CI331 Nano dient das gesamte Gehäuse der geräuschlosen Kühlung. Intel verbaut in der NUC-Serie kleine Lüfter, die nicht oft anspringen und deren Drehzahl geregelt ist. Unter Last kann das Gerät aber unangenehme Geräusche produzieren.

Odroid H3+ wird mit einem voluminösen Kühlkörper ausgeliefert, das vom Hersteller angebotene passende Gehäuse lässt sich mit einem 92-mm-Lüfter versehen. Beim Raspberry Pi 4 gibt es kleine Kühlkörper als Zubehör, die man auf die Chips klebt. Effektiver sind große Kühlkörper, die alle Chips auf der Ober- und Unterseite abdecken. Ein zusätzliches Gehäuse ist nicht mehr notwendig. Gehäuse mit einem kleinen Lüfter sind aufgrund der Geräuschentwicklung nicht zu empfehlen.

Odroid H3+ im Gehäuse: Damit die CPU kühl bleibt, empfiehlt der Hersteller ein Gehäuse mit aufgesetztem Lüfter für die Abfuhr der Wärme aus dem Gehäuse.

(PC-Welt)