Ratgeber Videokonferenz-Systeme

So finden Sie das passende Conferencing-System

28.09.2010 von Kay  Ohse
Im Business geht es um Menschen - deshalb wird auch die Kommunikation immer in erster Linie menschlich bleiben. Daran müssen sich Videokommunikationssysteme messen lassen.

Mit dem allmählichen Generationswechsel in den Unternehmen ändert sich die Kommunikation. Während Mitarbeiter, die auf das Ende ihres Arbeitslebens zusteuern, seinerzeit gerade einmal für Telefon, Fax und E-Mail zu begeistern waren, kommt die Generation, die neu ins Arbeitsleben einsteigt, aus einem ganz anderen Umfeld: Chat-Rooms, soziale Netzwerke, Skype, SMS/MMS und eben auch Video gehören für die jungen Leute zum Alltag. Und diese Kommunikationsmittel erwarten sie auch im Job. Die frühere Skepsis gegenüber neuen Kommunikationsformen ist einer Gier nach einer möglichst viele Medien umspannenden Kommunikation gewichen. Die Nutzer verhalten sich dabei oft fast beängstigend unkritisch, etwa was die Preisgabe intimster Informationen auf den Plattformen von Facebook, Yahoo, Lokalisten und vielen anderen Anbietern betrifft.

Eine Massentauglichkeit der Highend-Systeme aus dem Telepräsenz-Segment ist noch nicht absehbar.
Foto: xyz xyz

Vor diesem Hintergrund gewinnt auch die Videokommunikation einen neuen Stellenwert. Im Büro der Zukunft wird sie in ihren unterschiedlichen Facetten natürlicher Bestandteil des Arbeitslebens sein. Die Massentauglichkeit hochwertiger Raumsysteme mit High-Definition-Video- und Hifi-Stereo-Audio-unterstütztem Präsenzerlebnis ist noch nicht abzusehen.

Systemkunde

Womöglich ist einfach die Tatsache, dass dafür ein speziell ausgestatteter Raum im Unternehmensgebäude zur Verfügung stehen muss, die maßgebliche Einschränkung. Klar, dass der Chef beziehungsweise das Topmanagement so etwas in Fußreichweite haben will - für das Gros der anderen Mitarbeiter ergeben sich daraus vergleichsweise weite Wege, und der mit einer Nutzung des Telepresence-Raums verbundene, relativ enge räumliche Kontakt zur Führungsspitze erzeugt nicht selten auf beiden Seiten Unbehagen.

Video-Conferencing
Eyejot
Bei “Eyejot” handelt es sich nicht um ein klassisches Video-Conferencing-Tool, sondern vielmehr um einen Mail-Dienst für Video-Nachrichten. Nach Registrierung kann jeder Eyejot-Nutzer mit ein paar Mausklicks eine Videoaufnahme starten und diese dann an andere Nutzer schicken. Einfach in der Handhabung und praktisch für jeden, dem klassische E-Mails zu unpersönlich sind. <br /><br /> <a href="http://www.eyejot.com/" target="_blank">... zu EyeJot</a>
Scopia
"Scopia" bietet sich als eine professionelle Video-Konferenz-Lösung. Nach der Installation bietet die Software die Möglichkeit, virtuelle Konferenzräume zu erstellen, die dann – ähnlich wie bei normalen Konferenzräumen – für bestimmte Zeiten gebucht werden können. Teilnehmer können sich entweder über das bestehende Firmennetzwerk oder alternativ über das Internet einloggen und an der Konferenz teilnehmen. <br /><br /> <a href="http://www.avaya.com/usa/product/avaya-scopia-desktop-and-mobile-applications/" target="_blank">... zu Scopia</a>
AnyMeeting
"AnyMeeting" bietet Online-Meetings und Webinare speziell für KMUs. Wie der Hersteller erklärt, sollen bereits über 750.000 Anwender aus dem Mittelstand mit dem Online-Konferenz-System arbeiten. <br /><br /> <a href="http://www.anymeeting.com" target="_blank">... zu AnyMeeting</a>
WebEx Meetings
Bei WebEx Meetings handelt es sich um eine umfangreiche Online-Videokonferenzlösung, die von Cisco Systems angeboten wird. Was Sicherheit, Performance und Funktionalität angeht, kann das System die Anforderungen anspruchsvoller Enterprise-Kunden problemlos erfüllen. Gleichzeitig wird das Produkt jedoch zu einem Preis angeboten, den sich auch Klein- und Mittelunternehmen leisten können. Den Unterschied macht die Cisco-Lösung mit einer Reihe praktischer Collaboration-Features aus, die gerade im Business-Bereich bei der Systemauswahl häufig entscheidend sind. Dazu zählen neben den üblichen Desktop- und File-Sharing-Funktionen auch professionelle Skizier-Tools, Whiteboards zum gemeinsamen Brainstorming, sowie Meeting-Bereiche, die als zentrale Informationsdrehscheibe dienen. <br /><br /> <a href="http://www.webex.de" target="_blank">... zu WebEx Meetings</a>
GlobalMeet
"GlobalMeet" bietet Unternehmen einen einfachen Weg, Online-Meetings und Präsentationen professionell zu gestalten. Neben der Browser-Version gibt es auch mobile Apps für Android, iOS und Blackberry. <br /><br /> <a href="https://www.globalmeet.com" target="_blank">... zu GlobalMeet</a>
Skype
Als wohl bekanntester VoIP-Dienst bietet Skype eine Reihe von Video-Chat- sowie Video-Konferenz-Funktionen. <br /><br /> <a href="http://www.skype.com" target="_blank">... zu Skype</a>
iMeet
Mit "iMeet" präsentiert sich eine professionelle Videokonferenz-Lösung, die von der Deutschen Telekom angeboten wird und in erster Linie Business-Kunden adressiert, die Video-Conferencing als zentralen Bestandteil einer umfassenden Collaboration-Plattform verstehen. Das System erlaubt HD-Videokonferenzen mit bis zu 15 Teilnehmern und stellt einem Gigabyte Speicherplatz pro virtuellem Konferenzraum zum Dateiaustausch zur Verfügung. Das komplette Datenverkehr zwischen den Endgeräten und dem Server, so der Hersteller, wird stets verschlüsselt. <br /><br /> <a href="https://cloud.telekom.de/aktion-imeet/" target="_blank">... zu iMeet</a>
Google Hangouts
Mit “Google Hangouts” können Sie sowohl Einzel- und Gruppenkonversationen als auch individuelle Gruppentelefonate und Videokonferenzen führen. Die Qualität ist sehr gut, solange Sie sich in einem stabilen und schnellen Netz befinden. Videoanrufe und Telefonate zwischen Google-Nutzern sind kostenlos und unbegrenzt. <br /><br /> Mobil nutzbar: Ja <br /><br /> <a href="https://hangouts.google.com" targert="_blank">... zu Google Hangouts</a>
ooVoo
Ebenfalls webbasiert, bietet "OoVoo" in der kostenpflichtigen Premium-Variante die Möglichkeit, Video-Konferenzen mit bis zu 12 Teilnehmern zu erstellen. Zudem verfügt die Anwendung über Desktop-Sharing-Funktionen. <br /><br /> <a href="http://oovoo.com/" target="_blank">... zu ooVoo</a>
TokBox
"TokBox" ermöglicht Video-Konferenzen mit bis zu 20 Teilnehmern. Zusätzlich bietet der Dienst umfangreiche Filesharing-Funktionen sowie die Möglichkeit Video-Nachrichten zu verschicken. <br /><br /> <a href="http://www.tokbox.com/" target="_blank">... zu TokBox</a>

Eine Etage "tiefer", bei den Desktop-Videoconferencing-Systemen, gibt es solche Probleme nicht - jeder Mitarbeiter hat das dafür benötigte "Werkzeug" jederzeit sofort griffbereit. Das hat einen einfachen Grund: Die Entwicklung auf Seiten der PCs und Laptops hat dafür gesorgt, dass spezielle und teure Videoconferencing-Bausteine wie Codec-Boxen, Kameras, Mikrofone etc. heute nicht mehr benötigt werden. Das trifft auch für die neue Klasse von Touchscreen-Geräten zu, die durch das iPad inzwischen rasende Verbreitung findet. Fast jedes heute neu ausgelieferte Laptop oder "Wischbrett" hat alles Benötigte bereits eingebaut, für Desktop-PCs stehen gegebenenfalls preisgünstige Audio-/Video-Add-ons zur Verfügung.

Auf der Ebene der Desktop- und mobilen Videokommunikation geht der Trend weg von den eigenen, spezialisierten Geräten hin zu "Video-enabled" Standardgeräten. Damit verschwinden auch große Unterschiede in den Funktionen - diese werden hier in der Regel durch verbreitete Standardplattformen wie den Microsoft Office Communication Server (OCS) grundlegend definiert. OCS hat in der neuen, als Teil der Office-2010-Produktreihe ausgelegten Version 14 das Zeug zur vollständigen Kommunikationslösung für Unternehmen - TK-Anlage inklusive.

Interoperabilität

Ein eigener Telepräsenz-Raum ist nicht immer erforderlich.
Foto: xyz xyz

Neben den Microsoft-eigenen Produkten wie Office, Sharepoint Server und Exchange, die OCS-Funktionen bereits fest integriert haben, bieten zahlreiche Partner Produkte und Services als Erweiterungen für den Microsoft Lync Server (früher: OCS 14) an beziehungsweise haben dies angekündigt. Mit dem Lync Server ist es Microsoft einmal mehr gelungen, ein gedeihliches Ökosystem in der Branche zu platzieren - eine Tatsache, die den eher mit proprie-tären Unified-Communications-(UC-) Ansätzen arbeitenden Konkurrenten das Leben schwermacht.

Für Anwender, die sich mit ihrer (auch Videokommunikation umfassenden) UC-Lösung nicht an einen bestimmten Hersteller binden wollen, ist das Unified Communications Interoperability Forum (UCIF) eine Pflichtadresse (http://www.ucif.org). Hier haben sich Technikunternehmen aus aller Welt zusammengefunden, um in Form einer Non-Profit-Allianz bei der Entwicklung offener UC-Lösungen zusammenzuarbeiten. Ziel des UCIF ist es, auf der Grundlage gemeinsamer Standards ein reibungsloses Zusammenspiel der UC-Hardware- und Softwarelösungen verschiedener Hersteller und Cloud-Service-Provider sicherzustellen. Dabei sollen unterschiedlichste Gerätetypen berücksichtigt werden - vom Handy über den PC bis hin zu Raum-in-Raum-Telepresence-Lösungen. Um die Lücken zwischen den derzeitigen Kommunikationsprotokollen zu schließen und eine umfassende Interoperabilität zu ermöglichen, will das UCIF nicht nur auf vorhandene Industriestandards zurückgreifen, sondern auch neue Standards definieren. Zu den Gründungsmitgliedern zählen neben Microsoft weitere Größen wie Hewlett-Packard, Juniper Networks, Logitech/Lifesize und Polycom.

Eine weitere Anlaufstelle sind Herstellerinitiativen wie das Polycom Open Collaboration Network. Ein erstes Ergebnis resultiert aus der Partnerschaft zwischen Microsoft und Polycom: ein Outlook-Plug-in mit der Funktionalität eines virtuellen Meeting-Rooms.

Bandbreite

Auch kleine Systeme warten heute bereits mit HD-Qualität auf.
Foto: Polycom

In den letzten Jahren sind die Bandbreiten für Internet-Verbindungen deutlich gestiegen und die dafür zu zahlenden Gebühren gleichzeitig gesunken. Diese Entwicklung kommt dem groß angelegten Einsatz visueller Kommunikation sehr entgegen. Parallel gab es auf Seiten der Video-Codecs wichtige Entwicklungen, um den Bandbreitenhunger von Videoverbindungen zu reduzieren und - fast noch wichtiger - mit schwankenden Bandbreiten besser zurechtzukommen. Garantierte hohe Bandbreiten passen mehr in das Konzept teurer Telepresence-Lösungen - für die Alltags-Videokommunikation stehen entsprechende Verbindungen in der Regel nicht zur Verfügung. Die Folge sind oft extrem schwankende Verbindungsqualitäten - je nach Auslastung der Verbindungen beim Provider und je nach Nutzungsaufkommen einer Internet-Anbindung innerhalb des Unternehmens. Ruckelige Bilder, Verzögerungen im Video-/Audio-Stream, Aussetzer und komplette Abbrüche der Kommunikationsverbindung waren oft die Folge.

Um mehr Kommunikationsqualität und -stabilität zu garantieren, haben neuere Videokommunikationssysteme sehr ausgeklügelte technische Mechanismen an Bord. Dazu gehört die Unterstützung des Videokomprimierungsstandards H.264 "High Profile". Diese Technik reduziert durch eine effizientere Codierung die Bandbreitenanforderungen für Telepresence- und Videokonferenz-Anwendungen um bis zu 50 Prozent. Für Full-Motion-Video in HD-Qualität genügt so bereits eine Bandbreite von 512 Kbit/s. Für Videoverbindungen in SD-Qualität (normale DVD-Qualität) reichen schon Übertragungsraten von 128 Kbit/s aus.

Dem Problem der schwankenden Bandbreiten begegnen einige Hersteller mit intelligenten Packet-Loss-Recovery-Techniken (PLR). Für ein flüssiges Kommunikationserlebnis ist so etwas sicher Pflicht - am besten in Verbindung mit einer Mehrschicht-Video-übertragung. Diese im "Anhang G" der H.264-Protokolle definierte Technik überträgt, abhängig von der in Echtzeit gemessenen Bandbreite, eine entsprechende Zahl von Layern, wobei die Schärfe und Detailtreue von Layer zu Layer zunimmt. Ohne Unterstützung von Anhang G beziehungsweise "H.264 SVC" (Scalable Video Codec), wie das neue Verfahren auch genannt wird, können PLR-Techniken nur innerhalb eines singulären Video-Streams wirken. Auch das bringt Verbesserungen bei der Bandbreitentoleranz, jedoch bei weitem nicht in dem Maße wie bei SVC.

Resümee

Der Funktionsumfang aktueller Videokommunikationssysteme für den Alltag ist heute kein wesentliches Unterscheidungsmerkmal mehr. Ein entscheidenderes Kriterium ist die Erreichbarkeit dieser Funktionen über ein einfaches und plausibles Bedienkonzept. Wichtig ist auch, ob die ins Auge gefassten Hersteller auf Standards setzen oder sich in einer proprietären Welt bewegen.

Kaufkriterien

Kriterien für Großunternehmen:

  • Integrierbarkeit in vorhandene (Kommunikations-)Lösungen,

  • Skalierbarkeit,

  • Trainingsaufwand für Anwender.

Kriterien für kleine und mittlere Unternehmen (KMU):

  • Standardkonformität,

  • Kosteneffizenz.

Kriterien für Home Offices:

  • Standardkonformität,

  • einfache Bedienung,

  • Netzanbindung.