System-Tuning

So erhöhen Sie die Leistung der Grafikkarte

16.02.2013 von David Wolski
Mehr Leistung und bessere Bildraten mit wenigen Mausklicks: Zum Übertakten aktueller Grafikkarten brauchen Sie keine BIOS-Einstellungen zu ändern. Tuning gelingt hier allein über Software und Grafiktreiber.

Eine bessere Framerate, Videos ohne Ruckeln oder flüssigere Animationen – der Grafikprozessor leistet dabei mehr als die CPU eines PCs. Ein Übertakten der Grafikkarte über die Herstellerspezifikation hinaus lohnt vor allem dann, wenn ein Spiel mit aufwendiger 3D-Grafik in der idealen Auflösung zu ruckeln beginnt. Wenn Sie die Leistung Ihrer Grafikkarte erhöhen, können Sie mit mehr Bildern pro Sekunde bei 3D-Titeln rechnen: Bis zu 10 bis 20 Prozent mehr Bilder pro Sekunde sind hier immer möglich.

Wie weit sich die GPU übertakten lässt, ist vor allem vom Kühlkörper abhängig.

Grundsätzlich lässt sich jede Grafikkarte von Nvidia und ATI/AMD übertakten und damit zu etwas mehr Leistung bewegen. Anders als beim Übertakten von CPU und RAM erfolgt das Tuning hier allein mit Software über den Grafiktreiber, und der Aufwand ist damit gering. Gerade deshalb gilt: Übertreiben Sie es nicht mit dem Tuning, sonst leidet die Hardware. Ungeeignet sind übrigens Onboard-Chips, die direkt auf der Hauptplatine verbaut sind, sowie mobile Grafikchips. Hier ist die potenzielle Leistungssteigerung nur gering, und bei Grafikchips für Notebooks entsteht recht schnell ein Hitzeproblem, da Kühlkörper und Lüfter für minimalen Platzbedarf optimiert sind.

Vorbereitung: Ein aktueller Treiber muss sein

Bevor es mit Tuning-Experimenten losgehen kann, vergewissern Sie sich, dass der neueste Treiber installiert ist. Zum Redaktionsschluss waren das für aktuelle Karten von ATI/AMD die Catalyst Software Suite 13.1 und bei Nvidia-Karten der Treiber mit der Versionsnummer 310.90. Für betagte Grafikkarten brauchen Sie eventuell ältere Treiber. Langes Suchen nach der passenden Version erspart das Programm AMD Driver Autodetect, das den richtigen Treiber für Karte und Betriebssystem für ATI/AMD-Hardware automatisch findet. Nvidia bietet eine ähnliche Treibersuche an, die jedoch im Browser läuft (www.nvidia.com/Download/Scan.aspx) und dafür Java benötigt.

Was es bringt Gezielte Leistungsmessung

3D Mark 11 eignet sich dazu, die Fähigkeiten und die Leistung von Grafikkarten zu testen, die DirectX 11 unterstützen.

Um die Leistungssteigerung empirisch zu messen, müssen Sie der Grafikkarte ordentlich zu tun geben. Anstatt gleich mit einem 3D-Spiel loszulegen, empfiehlt sich die gezielte Leistungsmessung mit einem Benchmark-Programm. Für eine halbwegs aktuelle Grafikkarte, die DirectX 11 unterstützt, kommt hier 3D Mark 11 in Frage. DirectX 11 wird von Grafikkarten ab dem Jahr 2010 unterstützt. Bei ATI/AMD ist das ab der HD-5000-Serie der Fall, bei Nvidia ab der GTX-400-Serie. Für ältere Karten nutzen Sie 3D Mark 06, den Vorgänger des Benchmarks. Die kostenlose Basic Edition genügt für die Tests. Die 2D-Leistung profitiert kaum von Tuning-Aktionen. Windows, Office- und Internetanwendungen bleiben gleich schnell.

Nvidia und ATI/AMD: Tuning mit MSI Afterburner

MSI Afterburner: Das Tuning-Tool funktioniert für nahezu alle modernen Karten mit Chips von Nvidia oder ATI/AMD.

Die Taktrate der meisten Grafikkarten von Nvidia und ATI/AMD können Sie mit dem Tuning-Programm MSI Afterburner ändern, um den Grafikchip zu übertakten. Wie der Name schon zeigt, stellt MSI das kostenlose Tool zur Verfügung. Es funktioniert aber für ein breites Spektrum von Grafikkarten, nicht nur für die von MSI hergestellten. MSI Afterburner basiert auf dem legendären Rivatuner, fasst aber Einstellungen und Funktionen für Chips von ATI/AMD und Nvidia in einem Programm zusammen und ist damit ein kompletter Ersatz für herstellerspezifische Tuning-Tools. Die Tuning-Software arbeitet mit allen Nvidia-Karten ab der Geforce 6 und mit ATI/AMD-Chips ab der HD-2000-Serie.

Das Zip-Archiv von MSI Afterburner enthält zwei Setup-Dateien. MSIAfterburnerSetup.EXE installiert das Tuning-Programm, und mit MSI_Kombustor_Setup.EXE wird ein Benchmark zum Testen der Einstellungen gleich mitgeliefert. Nach dem Start von MSI Afterburner zeigen alle Regler im Programmfenster zunächst die voreingestellten Standardwerte, mit denen die Karte ausgeliefert wird. Welche Parameter Sie ändern können, hängt vom jeweiligen Grafikchip ab. In jedem Fall stehen die Regler für Chiptakt und Speichertakt zur Verfügung.

Zunächst arbeiten Sie mit den Reglern „Core Clock“, „Shader Clock“ und „Memory Clock“. Bei allen modernen Grafikkarten sind „Core Clock“ und „Shader Clock“ gekoppelt. Erhöhen Sie die Taktraten jeweils um maximal 25 MHz. Klicken Sie nach diesem ersten Übertakten auf das „K“ oben links im Fenster, um über den MSI Kombustor den Burn-in-Test zu starten. Lassen Sie den Test mindestens zwanzig Minuten durchlaufen, es sei denn, die GPU-Temperatur steigt bereits vorher auf über 90 Grad. Bleibt die Grafikdarstellung stabil und die Temperatur in einem vertretbaren Bereich, beenden Sie den Test und erhöhen die Taktraten maximal um weitere 25 MHz.

Haben Sie die Maximalwerte ausgelotet, sind aber mit der Leistung immer noch nicht zufrieden, steht bei einigen Grafikkarten noch eine weitere Möglichkeit zur Verfügung: Das Erhöhen der Kernspannung, über „Core Voltage“. Aber Achtung: Das Risiko, die Grafikkarte zu überhitzen, steigt dabei drastisch. Klicken Sie zunächst auf „Settings“ und setzen Sie ein Häkchen bei „Unlock voltage control“, starten Sie Afterburner dann neu. Wenn Ihre Grafikkarte eine Änderung der Kernspannung zulässt, ist der entsprechende Regler jetzt freigeschaltet. Erhöhen Sie die Spannung um maximal drei Millivolt und wiederholen Sie anschließend die zuvor beschriebenen Schritte, indem Sie Schritt für Schritt Chiptakt, Shader-Takt und Speichertakt heraufsetzen.

Je höher die Lüfterdrehzahl ist, desto kühler bleibt die GPU. Um die automatische Drehzahlregelung der Grafikkarte zu aktivieren, klicken Sie auf die Schaltfläche „Settings“ und wählen im anschließenden Dialog das Register „Fan“. Hier setzen Sie ein Häkchen bei „Enable user defined software automatic fan control“. Abhängig von der Temperatur dreht der Lüfter nun auf höhere Drehzahlen.

Nicht zu heiß: Gefahren und Vorsichtsmaßnahmen

Die größte Gefahr beim Tunen: Grafikchip oder Grafikspeicher überhitzen, da die Kühlung der Grafikkarte mit der Wärmeabfuhr nicht nachkommt. Hersteller haben hier zwar eine Sicherheitsspanne eingerechnet, denn schließlich soll die Karte auch im Sommer noch funktionieren. Behalten Sie trotzdem beim Leistungstest nach dem Tuning immer die Temperatur des Grafikprozessors über die Tuning-Software oder über den Treiber im Blick. Geht das Tuning zu weit, dann wird der Grafikchip nahe an die Marke von 90 Grad herankommen und liegt damit über dem sicheren Bereich. Bildfehler und Programmabstürze sind die Folge. Fahren Sie Ihren PC dann zügig herunter und nehmen Sie nach dem nächsten Start die letzten Tuning-Schritte zurück.

Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag der CW-Schwesterpublikation PC-Welt.