Rechte und Pflichten im Software-Audit

So begegnen Unternehmen dem Schreckgespenst Audit

28.08.2015 von Achim Herber
Software-Audits gehören mittlerweile fast zum üblichen Vertriebsrepertoire der Hersteller. Deshalb verbreiten sie in manchen IT-Abteilungen Furcht und Schrecken. Häufig führen Unwissen und mangelnde Kontrolle über die Lizenzen zu schmerzvollen Nachzahlungen. Aber wer seine Rechte kennt und seine Prozesse im Griff hat, kann sich entspannt zurücklehnen.

Die Zahlen der Business Software Alliance(BSA) - dem Interessenverband der Software-Hersteller - sind deutlich: In Deutschland ist fast ein Viertel der genutzten Software nicht oder falsch lizenziert, in Westeuropa rund 30 Prozent und weltweit sogar fast 40 Prozent. Software-Herstellern entgeht somit jedes Jahr immenser Umsatz.

Lizenzverträge enthalten in der Regel eine separate Auditklausel, die den Herstellern das Recht einräumt, unangemeldet Audits durchzuführen.
Foto: lexkopje - shutterstock.com

Die Rechtsgrundlage für die Auditierung verwendeter Lizenzen ist klar: Das Urheberrecht gibt Regeln für die Verwendung und Verbreitung geistigen Eigentums vor - und dazu gehört auch Software. In Deutschland regelt § 101 des Urheberrechtsgesetzes (UrhG) den Anspruch eines Urhebers auf Auskunft. Daher hat ein Hersteller das Recht, bei einem Kunden den ordnungsgemäßen Lizenzgebrauch zu überprüfen. Verweigert dieser sich dem Audit, kann der Hersteller die Besichtigung sogar über eine einstweilige Verfügung anordnen.

Ein Lizenzaudit wird meist vom Hersteller initiiert. In seltenen Fällen wird die Prüfung sogar vom Staatsanwalt oder über einen anderen anwaltlichen Kanal angeordnet. Die BSA versucht so Falschlizenzierung und Softwarepiraterie zu unterbinden. Die Hersteller dürfen frei entscheiden, wer das Audit durchführt - eigene Mitarbeiter, externe Sachverständige oder auch unabhängige Wirtschaftsprüfungsgesellschaften wie KPMG oder Deloitte.

Audits gehören mittlerweile zum Standard der großen Hersteller. Microsoft, IBM, Oracle, SAP - jeder der Hersteller auditiert regelmäßig seine Kunden. Microsoft beispielsweise plant, jeden seiner großen Verträge, beispielsweise Enterprise Agreements, Select-Plus-Verträge oder Microsoft Products and Services Agreements, einmal während der Laufzeit zu auditieren. Es entwickelt sich langsam eine Regelmäßigkeit und Audits gehören wohl bald zum Standard. Die Beobachtung zeigt, dass Microsoft sicherlich einer der Auditspitzenreiter ist. Aber die anderen Hersteller stehen hier in nichts nach.

Software-Trends – Lizenzen, Abo-Modelle, Freemium-Angebote
Software-Trends – Lizenzen, Abo-Modelle, Freemium-Angebote
Mit der zunehmenden Nutzung von SaaS-Lösungen geht die Umstellung auf Abo-Modelle einher. Haben traditionelle Lizenz-Modelle ausgedient? Führende Software-Hersteller geben Antworten.
Welche Veränderungen werden wir bei den unterschiedlichen Zielgruppen hinsichtlich Lizenz-, Freemium- und Abo-Modellen erleben?
Hakan Yüksel – Oracle: "Oracle verfolgt hier den Weg einer maximalen Kostentransparenz für den Kunden, so dass die Projekte auch so kalkulierbar wie möglich werden. Aus unserer Sicht werden nur diese transparenten Abo-Modelle langfristig überleben."
Welche Veränderungen werden wir bei den unterschiedlichen Zielgruppen hinsichtlich Lizenz-, Freemium- und Abo-Modellen erleben?
Peter Dewald – Sage: "Strategisch setzen wir nicht grundlos unseren Fokus auf Cloud-Angebote im Abo-Modell: Diese Modelle haben den großen Vorteil, dass große Anschaffungskosten entfallen. Solche Kosten können gerade kleine und mittlere Unternehmen vor Finanzierungsschwierigkeiten stellen."
Welche Veränderungen werden wir bei den unterschiedlichen Zielgruppen hinsichtlich Lizenz-, Freemium- und Abo-Modellen erleben?
Sven Denecken – SAP: "Wir steuern auf eine “subsciption economy” zu. Insofern wird dieses Lizenzmodell in Zukunft dominieren. Dieses Modell entspricht einem "Abo-Modell”, das auch sehr vorhersehbare Umsätze generiert."
Welche Veränderungen werden wir bei den unterschiedlichen Zielgruppen hinsichtlich Lizenz-, Freemium- und Abo-Modellen erleben?
Günther Igl – Microsoft: "Das wird auch 2015 wichtig bleiben: Wir machen Produktivität plattform- und systemübergreifend möglich und werden dafür attraktive, flexible, niedrigschwellige und preiswerte Lizenzmodelle anbieten."
Welche Veränderungen werden wir bei den unterschiedlichen Zielgruppen hinsichtlich Lizenz-, Freemium- und Abo-Modellen erleben?
Markus Dränert – Lexware: "Generell gibt es immer mehr Geschäftsmodelle, die sich in Richtung transparenter Abomodelle bewegen. Es geht vor allen Dingen darum, fair und transparent gegenüber dem Kunden zu sein, es darf keine versteckten Kosten mehr geben."

Audits sind Vertragsbestandteile - mit allen Konsequenzen

Die Rechte des Herstellers sind in der Regel im jeweiligen Vertrag mit den Kunden dokumentiert. Im Fokus stehen die Erfassung und Analyse der Lizenzsituation. Daher muss der Kunde eine Übersicht bereitstellen, welche Softwareprodukte er nutzt und welche Lizenzen er erworben hat. Einem Audit dürfen nur Produkte unterzogen werden, die über den auditierten Vertrag erworben wurden.

Für Microsoft-Produkte heißt das zum Beispiel: OEM-Software und Paketprodukte darf Microsoft nicht überprüfen. Erst wenn diese zusätzlich mit Updatelizenzen aus Volumenlizenzverträgen ausgestattet werden, wandeln sie sich zu einer Volumenlizenz. Nur dann hat Microsoft das Recht, diese Lizenzen zu überprüfen. Mit Unterzeichnung eines Volumenlizenzvertrags verpflichtet sich der Kunde, ordnungsgemäß lizenziert zu sein und die Lizenznutzung sowie den Lizenzbestand tagesgenau zu dokumentieren.

Wichtig für Anwenderunternehmen

Eine Falschlizenzierung kann ernste Konsequenzen haben. Es haftet immer derjenige, der die Rechtsverletzung vorgenommen hat. In Unternehmen ist das die Unternehmensleitung. Je nach Rechtsform kann das beispielsweise ein Gesellschafter, Vorstand oder Geschäftsführer sein. In seltenen Fällen kommt das Strafrecht zur Anwendung. So können Geldstrafen und sogar Freiheitsstrafen bis zu fünf Jahren verhängt werden.

Das größte Risiko sind sicher die nicht budgetierten Ausgaben für Lizenzen. Abhängig vom Ausmaß der Falschlizenzierung können große Nachzahlungen fällig werden. Einige Hersteller nehmen auch rückwirkend Wartungskosten in Anspruch, welche die Lizenznutzung für vergangene Jahre abdeckt. Zudem müssen immer häufiger die Kunden die Auditkosten selbst übernehmen.

Was Softwareentwickler 2015 verdienen
Was ein Softwareentwickler verdient, ...
... hängt nicht nur von Qualifikation und Berufserfahrung ab. Entscheidend ist auch, in welcher Branche er arbeitet und in welcher Region der Arbeitgeber angesiedelt ist. Das ergab eine aktuelle Gehaltsanalyse von Personalmarkt, die knapp 4200 Entwicklerdaten auswertete.
... verdienen Softwareentwickler im Durchschnitt in Deutschland.
Damit liegen sie deutlich über Systemadministratoren. Im Vergleich zu Beratern verdienen Entwickler aber schlechter.
In Banken verdienen Entwickler ...
... mit knapp 65.000 Euro im Jahr mit Abstand am besten.
Auch Versicherungen ...
... vergüten ihre Softwareentwickler mit durchschnittlich 60.763 Euro im Jahr noch überdurchschnittlich.
In der Medizintechnik erwarten Entwickler ...
... mit einem Jahresverdienst von 60.588 Euro auch sehr gute Verdienstperspektiven.
Im Versandhandel ...
... müssen Entwickler sich dagegen mit gut 46.000 Euro im Jahr begnügen.
Genauso schlecht sind die Gehaltsperspektiven ...
... von Entwicklern in Forschungsinstitutionen ( 45.753 Euro) ...
... und in Bildungsinstitutionen.
Hier können Softwareentwickler mit 45.000 Euro im Jahr rechnen.
Die hippe Werbebranche ist in Sachen Bezahlung gar nicht hip.
In Werbe- und PR-Agenturen bekommen Entwickler nur knapp 43. 000 Euro im jahr und damit 21.000 Euro weniger als ihre Kollegen, die in einer Bank arbeiten.
... erhalten Softwareentwickler, die Personalverantwortung haben.
Damit zeigt sich: Führung zahlt sich aus. Leitende Entwickler verdienen fast doppelt soviel wie Entwickler ohne Personalverantwortung.
... erhalten Softwareentwickler ...
... in mittelständischen Firmen, die zwischen 101 und 1000 Mitarbeiter beschäftigen.
... verdienen Softwareentwickler ...
... dagegen in großen Unternehmen, die mehr als 1000 Mitarbeiter beschäftigen. Auch für andere IT-Berufe gilt: Je größer das Unternehmen, desto höher ist die Vergütung.
... bekommen Softwareentwickler ...
... nach sechs bis neun Jahren Berufserfahrung. Einsteiger beginnen bei gut 41.000 Euro im Jahr.
... verdienen erfahrene Softwareentwickler, ...
... die schon neun Jahre und länger in ihrem Beruf tätig sind.
Aber auch der Firmensitz beeinflusst die Gehälter der Entwickler.
Die besten Verdienstaussichten eröffnet Hessen beziehungsweise die Bankenmetropole Frankfurt: Hier können sie mit 61.000 Euro rechnen.
Auch in Baden-Württemberg, hier im Bild Stuttgart, ...
... werden Softwareentwickler überdurchschnittlich mit einem Jahresgehalt von knapp 59.000 Euro bezahlt.
In München und Bayern ...
... bekommen Entwickler mit 57.300 Euro auch noch mehr als im Rest der Republik.
Berliner Entwickler ...
... können im Durchschnitt mit knapp 52.000 Euro rechnen und liegen damit genau im Mittelfeld.
In Magdeburg und Sachsen-Anhalt ...
... sind die Verdienstchancen dagegen deutlich schlechter: Entwickler müssen sich mit knapp 42.000 Euro begnügen und verdienen damit 20.000 Euro weniger als ihre Kollegen in Hessen.
Auch in Erfurt und Thüringen ...
... erhalten Entwickler mit 41.300 Euro knapp 20.000 Euro weniger als im benachbarten Hessen.
Rostock und Mecklenburg-Vorpommern bilden das Schlusslicht ...
... in Sachen Entwickler-Vergütung: Hier erhalten Programmierer 40.000 Euro.

Lieber vorbereiten anstatt nachzuzahlen

Im Zuge eines Audits ist Kooperation mit dem Prüfer die beste Strategie. Die angeforderten Informationen sollten zügig bereitgestellt werden. Ansonsten weckt der Kunde den Verdacht, er verberge etwas. Die Bereitschaft zur Zusammenarbeit beeinflusst erfahrungsgemäß den weiteren Verlauf des Audits stark. Selbstverständlich müssen entdeckte Unterlizenzierungen umgehend ausgeglichen werden.

Am besten bereitet man sich proaktiv auf ein mögliches Audit vor. Eine Lizenzbilanz sollte regelmäßig erstellt werden, bevor überhaupt ein Audit angekündigt wird. Da mehr Zeit zur Verfügung steht, erfolgt die Datenaufnahme genauer sowie systematischer und die Qualität der Ergebnisse verbessert sich. Darüber hinaus lassen sich auf Basis dessen Optimierungen durchführen und nicht mehr genutzte Produkte aus dem Inventar entfernen - bei einem Audit ist dies nicht mehr möglich. (bw)