Projekt für Pflegekräfte

Smartphone dokumentiert die Arbeit

19.06.2012 von Johannes Klostermeier
Die Stadt Stockholm ermöglicht rund 2000 Pflegekräften per Smartphone Zugriff auf Informationen. Die Vor-Ort-Dokumentation erlaubt ihnen mehr Zeit für die Betreuung.

Für fast 2000 Pflegekräfte in der schwedischen Hauptstadt Stockholm gehört ein Smartphone zum täglichen Arbeitsmittel. Die von dem IT-Dienstleister Tieto umgesetzte Lösung bietet den Nutzern den Zugriff auf alle benötigten Informationen.

Ambulante Pflegedienstleistungen für ältere Menschen werden Stockholm von rund 5000 Pflegekräften erbracht, die entweder von einem der 30 öffentlichen Pflegedienste oder von einem der rund hundert privaten Anbieter beauftragt werden. Zusammen versorgen die öffentlichen und privaten Anbieter knapp 30.000 Menschen in der Hauptstadt.

Pfleger bekommen mehr Zeit für ältere Menschen, durch die Dokumentation per Smartphone.
Foto: Barmer GEK

„Die Idee, eine mobile Lösung für die Dokumentation sowohl für öffentliche als auch für private Anbieter in der Altenpflege zur Verfügung zu stellen, wurde schon seit Jahren diskutiert", sagt Stefan Carlson, Leiter Technische Entwicklung und Verwaltung in der IT-Abteilung der Stadt Stockholm. Nach einer öffentlichen Ausschreibung wurde im Jahr 2007 der Dienstleister damit beauftragt, einen Mobilfunkdienst für ganz Stockholm einzurichten. Ziel war, Pflegekräften und „Leistungserbringern" das Leben zu erleichtern und den Angehörigen über die Website der Stadt einen Zugang zu verschiedenen elektronischen Diensten zu erlauben.

2000 Smartphones im Einsatz

„Heute sind fast 2000 Smartphones täglich im Einsatz", sagt Carlson, der die Lösung während der „World of Health IT"-Konferenz in Kopenhagen präsentierte. Die Smartphones arbeiten mit der Paraga Software, die auf einem Programm von Tieto basiert. Paraga kommuniziert über das Mobilfunknetz mit dem Dokumentationssystem des Pflegedienstes, Para Sol, und zugleich mit dem Dokumentationssystem Para Ply, das die Stadtverwaltung nutzt.

Die Applicationmanagerin im Bereich soziale Betreuung der Stadt Stockholm, Carina Lindquist, sieht Vorteile in der mobilen Dokumentationslösung. Pflegekräfte erhalten jetzt die von ihnen Informationen schneller: „Die Qualität der Dokumentation hat sich verbessert. Es ist sehr viel effizienter, die Pflegedokumentation direkt beim Pflegebedürftigen zuhause vorzunehmen." Unnötige Fahrten können so ebenfalls vermieden werden: Jeder Pfleger kann auf seinen Tagesplan zugreifen, ohne ins Büro zu fahren.

Bedenken und Kritik

Bald sind auch eine iPhone-App und eine Android-App im Einsatz.
Foto: Apple, Montage Moritz Jäger

Das Pflegepersonal spart so Zeit, die den pflegebedürftigen Menschen zur Verfügung steht. Da alle Informationen jetzt auch digital zur Verfügung stehen, ist es möglich, neue Dienste für ältere Menschen oder deren Angehörige anzubieten. Die Pflegedokumentation ist über eine sichere Web-Verbindung zu erreichen, so dass Verwandte nachverfolgen können, welche Pflegemaßnahmen durchgeführt wurden. Auch das das Management der Pflegedienste ist zufrieden, wenn die die Berichte über die erfolgten häuslichen Pflegemaßnahmen schneller fertig sind.

„Der Weg zum gegenwärtigen Status war nicht immer leicht", sagt Carlson. Anfangs gab es Bedenken dagegen, dass die Kontrolle und die Dokumentationen überhand könnten. Dass sei jedoch inzwischen kein Thema mehr, da die Nutzer es gut finden, jederzeit nachweisen zu können, wen sie besucht haben und wie oft.

Alles in allem sehen Carlson und Lindquist die mobile Dokumentation in der Altenpflege aber als Erfolg. Sie planen jetzt, diesen Service auch in der medizinischen Versorgung anzubieten. „Und wir wollen ihn um neue Features erweitern, wie den „E-Key", eine Lösung, die das Handy als elektronischen Schlüssel für die Haustüren von pflegebedürftigen Menschen nutzt.", sagt Carlson.

Eine Reihe technischer Updates wird es bald geben: Momentan werden alle Pflegekräfte mit einem Motorola-Smartphone auf Basis von Windows 6.5 ausgestattet. Geplant ist, bald eine App-ähnliche Lösung für die Plattformen IoS und Android zu entwickeln, die dann auf jedem beliebigen Smartphone installiert werden kann.

Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag der CW-Schwesterpublikation CIO.