Smartphone-Betriebssysteme: Preis entscheidender als Marke

12.04.2006
Was ist an einem Smartphone am wichtigsten ? Funktionen, Akkuausdauer oder Hersteller ? Eine amerikanische Studie ermittelt erstmals das Konsumverhalten von Smartphone-Interessenten.

Mit der Verschmelzung von PDA- und Smartphone-Markt steigt die Verbreitung von mobilen Endgeräten mit "intelligentem" Betriebssystem. Derzeit ist man Zeuge eines anbrechenden Kampfes der Systeme um die Vorherrschaft auf dem Markt der Power- und Entertainment-User. Neben Windows Mobile und Palm OS, die von ihrem Verbreitungsgrad auf PDAs profitieren, werden insbesondere in Smartphones Systeme wie das von Nokia dominierte Symbian und Linux-Derivate interessant. Laut einer aktuellen Studie des Marktanalysten Compete ist der Typ des Betriebssystems für Smartphone-Interessenten bereits jetzt ein wichtigeres Kaufkriterium als Funktionalitäten wie integrierte Kameras, E-Mail-Funktionen oder Bluetooth.

Als wichtigstes Entscheidungskriterium ermittelten die Marktforscher einmal mehr den für das mobile Gerät angesetzte Preis. Unmittelbar auf den Plätzen zwei und drei folgen laut Compete Design und Aussehen sowie relevante Maße wie Größe und Gewicht. Akkuleistung und die Eckdaten des Displays stellen ebenfalls wichtige Kriterien für eine Kaufentscheidung dar. Dass das Betriebssystem als wesentlicher Faktor noch vor etablierten Gadgets wie integriertem Musikplayer und Digitalkamera rangiert, erklären die Autoren durch die Zielgruppe, die sich in erster Linie für Smartphones interessiert. Sie rekrutiert sich in erster Linie aus dem Business-Bereich und stellt teilweise sehr praxisnahe Anforderungen an mobile Geräte; Multimedia-Nutzer lassen sich offenbar auch von Geräten ohne smartes System begeistern.

60 Prozent der Befragten gaben an, dass sie bereit wären, für die Wahl eines bestimmten Betriebssystems mehr zu zahlen. Rund 20 Prozent der an der Thematik Interessierten können sich außerdem vorstellen, wegen des eingesetzten Betriebssystems zu einem anderen Smartphone-Hersteller zu wechseln. Competes Moral aus der Studie betrifft in erster Linie die Betriebssystem-Hersteller: sie sollten Konsumenten noch stärker auf die Wichtigkeit eines gut funktionierenden Systems für mobile Applikationen sowie die Vorzüge des eigenen Software-Produkts hinweisen. Interessant dürfte die Betriebssystem-Wahl in Zusammenhang mit den verfügbaren Applikationen werden. Auch das Zusammenspiel verschiedener Geräte mit businessrelevanten Diensten wie Push-EMail dürfte in naher Zukunft die Wahl des Betriebssystems enorm beeinflussen.

Am deutlichsten wurde die von Compete bestätigte Zuneigung der Nutzer zu Betriebssystem bislang bei der Vorstellung des Palm Treo 700w: Nach der Ankündigung seitens Palm, auf dem neuen Smartphone ein Windows Mobile-Derivat zu installieren, fühlten sich viele treue Palm-Nutzer vor den Kopf gestoßen. Eine PalmOS-Version des Treo 700w ist derzeit in Arbeit. Einige Hardwarehersteller wollen sich nicht auf eine Marke festlegen: Samsung setzt beispielsweise neben Symbian/S60 auf seinem D720, D730 und Z600 auch auf Windows Mobile wie beim i300 oder z320i (PalmOS-Geräte wie das SGH-i500 waren geplant, gingen aber nie in Serie). Motorola neigt ebenfalls zur Wechselstrategie: mit Q, A1000 und A780 hat der Hersteller Windows, Symbian und Linux im Programm. Sony Ericsson und Nokia setzen verbissen auf Symbian-Systeme und Plattformen wie UIQ und S60/S80.

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