TechEd 2010: Befreite Desktops, "Herzstück" Netweaver

Sikkas fundamentale Transformation

28.10.2010 von Thomas Pelkmann
Die Ankündigung des neuen Releases der Integrationsplattform Netweaver und die Verkündung einer umfassenden Mobility-Strategie von SAP - das waren die Kernthemen der TechEd-Konferenz im Oktober in Berlin. "Wir erleben eine Zeit der fundamentalen Transformation", kommentiert SAP-CTO Vishal Sikka.
Branchentreff von SAP-Experten, -Partnern und -Kunden: TechEd in Berlin.

Die TechEd-Konferenzen sind der weltweite Branchentreff, um mit SAP über Visionen, Neuentwicklungen und Roadmaps zu diskutieren. Den Auftakt des Konferenzherbsts machte die Bundeshauptstadt Berlin. Dort trafen sich vom 12. bis 14. Oktober rund 4.000 SAP-Entwickler, -Anwender und -Partner.

Die größte Neuigkeit verkündete SAP-Vorstand Vishal Sikka gleich zu Beginn der Konferenz: Der CTO des Walldorfer Software-Konzerns kündigte für das erste Quartal 2011 das Release von Netweaver 7.3 an und versprach Verbesserungen in Sachen Skalierbarkeit, Performance und Usability. Bei gleicher Hardwareausstattung könnten bis zu 40 Prozent mehr User auf die aktuelle Netweaver-Plattform zugreifen, so Sikka.

TechEd 2010 - Die Top-Trends auf der Messe in Berlin

Mobility und Netweaver waren die Kernthemen auf der diesjährigen TechEd. Einschätzungen von SAP-CTO Vishal Sikka und IDC-Analyst Rüdiger Spies. Zum Video.

SAP zufolge wurden für die neue Version zentrale Netweaver-Komponenten komplett aktualisiert. Dazu zählen das Netweaver Portal, Netweaver Mobile, das Netweaver Composition Environment (CE) und Netweaver Process Integration (PI).

Netweaver "die" strategische Plattform

Steffen Schad, bei SAP Leiter des Solution Managements, betonte gegenüber Computerwoche.de die strategische Bedeutung von Netweaver. Auch wenn man in den vergangenen Jahren nicht so intensiv darüber gesprochen habe: "Der Netweaver ist für uns die strategische Plattform, auf der wir unsere Applikationen bauen und mit deren Hilfe unsere Kunden und Partner ihre Systeme erweitern können. Wir werden weiter in Netweaver investieren", stellte der SAP-Manager klar. Dabei bleibe die technische Basis der Suite konstant, so Schad. Das neue Release von Netweaver werde "Innovation zu den Kunden bringen, ohne dafür ihre Business-kritischen Prozesse zu stören". Die Vorzüge des neuen Releases lägen in der "konsolidierten Plattform" sowie in den individuellen Erweiterungen auf der Basis dieser einheitlichen Plattform.

Ruhe um Netweaver ist zuende

Bekannte sich zu Netweaver als der Integrationsplattform: SAP-Vorstand Vishal Sikka.
Foto: SAP

Mit der Ankündigung des neuen Releases geht eine Zeit der relativen Ruhe um Netweaver zu Ende. Entsprechend erleichtert zeigten sich auch die Analysten über die anstehende Version. "Für die Kunden ist die Neupositionierung von Netweaver insofern wichtig, weil damit ein ständiger Austausch zwischen Systemintegratoren und Kunden stattfindet und SAP dafür eine vernünftige Plattform liefert", kommentiert zum Beispiel IDC-Analyst Rüdiger Spies. Und Wolfgang Martin, SOA- und CRM-Experte, ergänzt: "Netweaver ist das Herzstück der gesamten SAP-Technologie". Entsprechend froh sei er daher, wieder verstärkt von Netweaver zu hören. "Das ist eine gute Nachricht für die Kunden."

Neben der Infrastruktur wird sich SAP in den kommenden Monaten vor allem um das mobile Arbeiten kümmern. Damit macht sich das Unternehmen aus Walldorf zur Speerspitze der Mobility-Bewegung und wird damit diesen Trend massiv befeuern. "Mit Sybase zusammen sind wir die Nummer Eins", betont SAP-Vorstand Vishal Sikka selbstbewusst. Es sei angesichts der vielen neuen mobilen Endgeräte eine gute Zeit, um Unternehmensanwendungen auf iPad, iPhone und Konkurrenten zu bringen. "Die Anwendungen schreien nach der Befreiung vom Desktop", so Sikka: "Wir werden sie befreien".

Die SAP-Strategie ist absolut richtig, findet IDC-Analyst Rüdiger Spies.
Foto: IDC

"Die SAP-Strategie ist absolut richtig", bescheinigt IDC-Analyst Spies. Auch für Wolfgang Martin ist "Mobility definitiv der Trend der Zukunft". Die mobilen Endgeräte würden das Arbeiten dramatisch verändern, so Spies. Höhere Geschwindigkeiten und schnellere Reaktionsmöglichkeiten im Kundenkontakt seien ein guter Grund, künftig verstärkt mit mobilen Geräten zu arbeiten.

"Die Übernahme von Sybase hat SAP einen Quantensprung machen lassen in der Möglichkeit, mobiles Arbeiten zu unterstützen", so Spies. Kein anderer großer Hersteller sei derzeit in ähnlicher Weise für das mobile Geschäft positioniert wie SAP.

Nun, so Wolfgang Martin, bestehe die Aufgabe für SAP darin, im Rahmen des Business-Computings die Hausaufgaben für die Verwendung mobiler Endgeräte zu erledigen: "Identity-Managment, Authorization-Management, Erreichbarkeitsprofile, um die Einbindung von Consumer-Geräten in das Unternehmensumfeld zu ermöglichen". Das alles ­ und hier schließt sich der Kreis ­ müsse auf Basis der Integrationsplattform Netweaver geschehen. "Das hat SAP erkannt und es zeigt sich hier, dass Netweaver tatsächlich das Kernstück der gesamten SAP-Technologie ist."

Mobility: "Quantensprung durch Sybase-Akquise"

Den Beweis für den Nachdruck, den SAP auf das Mobility-Thema legt, traten Entwickler, Partner und Kunden von SAP auf der Demo Jam an. In der Show zeigten sie, was mit den auf den ersten Blick oft eher trockenen SAP-Unternehmensanwendungen alles möglich ist. Und es war kein Zufall, dass einerseits iPad und iPhone, andererseits Android-basierte Geräte hier schon jetzt eine herausragende Rolle spielten.

So zeigten beispielsweise Florian Schultz von Livescribe und Tobias Queck von SAP, wie man handschriftliche und gesprochene Notizen ins SAP-System und von dort aus aufs iPad bekommen kann. Dass dabei nicht nur die Apple-Geräte zum Einsatz kommen müssen, sondern SAP-Technologie geräteunabhängig zur Verfügung stehen kann, bewiesen Jan Eloff und Craig Haworth. Sie präsentierten eine Cloud-basierte Geschäftsanwendung für kleine Unternehmen. Zu sehen waren in Berlin zudem Android-Anwendungen für mobile Zeiterfassung oder Systemwartung bei Alarmmeldungen im Rechenzentrum.

"Wir erleben eine Zeit der fundamentalen Transformation", kommentiert SAP-CTO Vishal Sikka nicht nur die Präsentationen der oft pfiffigen mobilen Anwendungen. Er meint auch die Gesamtstrategie seines Unternehmens. "Für uns war es auf der TechEd wichtig, unsere Ansätze, Visionen und Roadmaps für die mobile Zukunft zu zeigen und mit unseren Partnern und Kunden darüber zu diskutieren." Dabei, so Sikka, hätten die Teilnehmer der Konferenz in Berlin "ungeheure Energie und unglaubliche Leidenschaft" gezeigt. Die Business-Welt wird schon bald die Ergebnisse dieser Energie zu sehen bekommen.