Adobe-Chef

Shantanu Narayen im Exklusiv-Interview

04.04.2011 von Thomas Cloer
Die COMPUTERWOCHE hatte unlängst die Gelegenheit, Adobe-CEO Shantanu Narayen exklusiv zum Interview zu treffen.

Von Adobe-Seite waren außerdem Deutschland-Geschäftsführer Harald Esch und Unternehmenssprecher Alexander Hopstein mit von der Partie. Die Fragen stellte CW-Redakteur Thomas Cloer.

Wer an Adobe denkt, hat meistens Photoshop oder InDesign vor Augen. Das ist aber längst nicht alles, wofür Adobe stehen möchte...

SHANTANU NARAYEN: Jeder kennt Adobe von den Auswirkungen, die wir auf das Desktop-Publishing gehabt haben - angefangen mit PostScript. Viele Menschen nutzen mittlerweile auch unsere Video-Produkte wie Premiere Pro oder After Effects. Nicht zu vergessen natürlich elektronische Dokumente, alles was wir rund um PDF gemacht haben.

Wir sind aber auch in neuen Geschäftsfeldern tätig, zum Beispiel nach der Übernahme von Omniture im Online Marketing. Und in Kombination mit einem weiteren Enterprise-Geschäft, dem Customer Experience Management, ist das schon ein Business mit über einer Milliarden Dollar Umsatz. Wir sind mittlerweile ein sehr stark diversifiziertes Unternehmen.

Wie passen denn die verschiedenen Zukäufe der letzten Zeit - nach Omniture auch noch Day Software und Demdex - zusammen? Wo ist das "große Ganze"?

NARAYEN: Die Leute erstellen ihre Inhalte mit unseren Autorenwerkzeugen, zum Beispiel der CS5. Und diese Inhalte publizieren sie dann mit der Beta unserer Digital Publishing Suite - auf iDevices und im Apple Store, auf Android-Endgeräte und im Android Market und demnächst auch auf neue Geräte wie das RIM Playbook.

Für Digital Publishing wiederum braucht man Content Management. Sie wollen doch bestimmt wissen, wer auf Ihrer Website welchen Artikel wie oft gelesen hat - da kommt dann Omniture ins Spiel. Unsere Tools bauen aufeinander auf und ergänzen sich.

Wir sind eine Publishing-Company. Wir liefern Ihnen alle Authoring-Tools, die Sie brauchen, wir bringen Ihre Inhalte online, wir machen das Content Management - und wir helfen Ihnen, Geld damit zu verdienen.

Es tut sich eine Menge im Markt - die COMPUTERWOCHE hat ja kürzlich eine Cover-Story zu HTML5 gemacht. Wir wollen die besten Authoring-Tools für HTML5 liefern. Die Nutzung von Medien ändert sich, die Verbraucher verwenden mehr unterschiedliche Geräte mit unterschiedlichen Bildschirmgrößen. Social Communities müssen integriert werden. Wenn wir uns nicht anpassen und verändern, dann riskieren wir, dass wir auf den Print-Bereich beschränkt bleiben und nicht das komplette Geschäft der Medienhäuser abdecken.

Unterschiedliche Screen Sizes ist ein gutes Stichwort - was ist Ihre mobile Strategie? Flash, AIR, OpenScreen?

Mobile Strategie, Cloud-Angebote

NARAYEN: Diese drei hängen miteinander zusammen. Es gibt bei Mobile eigentlich zwei unterschiedliche Use-Case-Szenarien - auf Ihrem mobilen Endgerät haben Sie entweder eine Standalone-App, oder sie sind mit einem Browser im Netz unterwegs. Wenn es um eigenständige Applikationen geht, dann ist unsere Strategie AIR. Und für Browser-basierende Anwendungen setzen wir auf eine Kombination aus HTML und Flash.

Was glauben Sie wird sich auf längere Sicht durchsetzen - Web oder App?

NARAYEN: Im Augenblick haben wohl beide ihre Berechtigung - das ist nicht anders als auf dem PC auch. Trotz aller Bemühungen sind wir zum Beispiel noch immer nicht ständig mit dem Netz verbunden. Applikationen und lokale Datenspeicherung sind also weiterhin wichtig. Auf der anderen Seite bietet aber auch das Web viele Vorteile - man ist ortsunabhängig und hat seine Daten einfach in der Cloud.

Es gibt bei jedem Standard, und HTML5 macht da keine Ausnahme, die Tendenz zu sagen: Wir haben einen Hammer, also ist jedes Problem ein Nagel. Das ist der falsche Ansatz. Vielmehr muss man fragen: Welches Problem möchte ich eigentlich lösen - und dann nach den dafür am besten geeigneten Werkzeugen suchen. Und als Anbieter von Tools möchten wir Ihnen die richtigen Werkzeuge an die Hand geben - für HTML genauso wie für Flash, PDF oder Native.

Sie sehen Adobe also primär als Anbieter von Tools?

NARAYEN: Von Tools, aber insgesamt noch stärker von Lösungen. Wir wollen allerdings keine Destination sein und damit unseren Kunden Konkurrenz machen. Viele andere Anbieter von Tools sind gleichzeitig auch eine Destination, ein Portal. So sehen wir uns nicht. Wir wollen ein Enabler sein und zum Beispiel einer Bank oder Behörde dabei helfen, Anwendungen für ihre Kunden und Bürger zu realisieren.

Unsere drei großen Wachstumsbereiche sind Content Authoring, alles was mit Online-Marketing zu tun hat und dann der ganze Enterprise-Bereich inklusive Public Sector. Wir sind sehr diversifiziert und bereits jetzt einer der größten Anbieter von Software-as-a-Service (SaaS).

Das ist ein gutes Stichwort. Verraten Sie uns, was wir zukünftig noch aus der Cloud erwarten können von Adobe?

NARAYEN: Im kreativen Bereich werden wir sicher unsere bestehenden Desktop-Angebote um neue Möglichkeiten erweitern - zum Beispiel Authoring auf Tablet-Geräten - und diese via Cloud miteinander verknüpfen. Wir haben ja schon Dinge wie Acrobat.com oder Browserlab, und auch die Digital Publishing Suite ist im Prinzip ein Cloud-Angebot. Das Gleiche gilt für den Flash Media Server, über den viele Web-Videos gestreamt werden. Da werden wir sicher noch mehr Services anbieten, auch Storage für kreative Inhalte.

Omniture ist ohnehin vollständig Cloud-basierend. Bei Customer Experience beziehungsweise Content Management bieten wir allerdings auch die Alternative On-premises an, weil nicht jede Firma willens ist, ihre Daten in die Cloud zu legen. Wir unterstützen hier deswegen Public Cloud ebenso wie Private Cloud oder On-premise.

Es gibt unterschiedliche Definitionen des Begriffs Customer Experience Management. Was ist die von Adobe?

Customer Experience Management

NARAYEN: Jedes Unternehmen versucht, seinen Kunden eine überzeugende Erfahrung zu bieten - egal ob Bank, Handel oder Öffentliche Verwaltung. Es geht im Wesentlichen darum, Firmen dabei zu helfen, ihren Kunden das Erlebnis und Applikationen bereitzustellen - mit Elementen von Social, Content Management und Archiv.

Ist das nicht eher eine Angelegenheit von Menschen als von Tools?

NARAYEN: Das ist ein Lösungs-Business, würde ich sagen.

Müssten sich da aber nicht zuerst einmal die Mindsets der Mitarbeiter ändern?

NARAYEN: Schauen Sie sich die nächste Generation von Mitarbeitern an, die jetzt in die Unternehmen kommen. Das ist die Facebook-Generation - die erwarten solche Möglichkeiten auch am Arbeitsplatz. Aber Sie haben natürlich recht - Firmen müssen ihre Prozesse überdenken, um ihre Kunden besser zu bedienen. Wer das nicht tut, riskiert, von anderen innovativeren Anbietern abgehängt zu werden, die ihnen das Geschäft kaputtmachen.

Ist der Zukauf von Day Software das zentrale Element Ihrer CEM-Strategie?

NARAYEN: Eine tragende Säule jedenfalls. Wir waren schon immer im Content-Authoring-Geschäft, hatten aber zuvor nie eine Content-Management-Lösung. Day war ein wichtiger "missing link", mit dem wir unsere Möglichkeiten deutlich ausgebaut haben.

Was war denn so besonders an Day, dass Sie ausgerechnet diese kleine Firma gekauft haben? Es gibt ja doch viele andere Web-CMS-Lösungen da draußen, viele davon sogar als Open Source?

NARAYEN: Day war im Bereich Web Experience Management ganz klar ein führender Anbieter - mit einer Vision, wo sich das für das nächste Jahrzehnt hinentwickeln würde. Wenn man eine Firma kauft, dann schaut man sich deren Technik an und natürlich auch die Leute. Und wir waren von beidem beeindruckt. Sie haben eine sehr gute Architektur, aus der wir mehr und mehr bauen können.

Und wie läuft die Integration? Sind Sie mit der genauso zufrieden?

NARAYEN: Ja, alles bestens. Tatsächlich sehe ich die Integration übernommener Firmen mittlerweile als einer unserer Kernkompetenzen an, spätestens seit der Akquisition von Macromedia. Mit Omniture haben wir letztes Jahr einen Rekordumsatz hingelegt. Und auch bei Day - wir haben die Übernahme Ende Oktober abgeschlossen und unsere internen Erwartungen übertroffen.

Eine der Stärken von Day ist ja auch Digital Asset Management. Was bedeutet das für Produkte wie die Creative Suite?

NARAYEN: Dinge wie Ein- und Auschecken, Speichern Ihrer Assets in der Cloud oder Einbauen von Analytics-Code und Metadaten wie XMP schon beim Erstellen von Inhalten, da wird es im Laufe der nächsten Monate in jedem Fall eine engere Integration geben.

Wird Adobe im Markt schon ausreichend als Anbieter von Enterprise-Lösungen wahrgenommen?

Adobe im Enterprise und in Deutschland

NARAYEN: Also die gute Nachricht ist hier schon einmal, dass unsere Marke doch rund um die Welt schon sehr bekannt ist.

Das liegt aber doch vor allem daran, dass so viele Leute den Adobe Reader und den Flash Player auf ihrem Rechner installiert haben?

NARAYEN: Korrekt. Und was die Awareness für unsere Enterprise-Angebote angeht - das würde ich mal als "work in progress" bezeichnen. Wenn ich CIOs treffen möchte, dann ist das meist ziemlich einfach, weil sie Produkte von uns kennen und schätzen. Die Bekanntheit unserer Lösungen in Bereichen wie Online-Marketing, Content Management oder CEM oder ist aber noch nicht so groß, wie wir das gern hätten. Wir müssen also noch ein bisschen daran arbeiten, eine Pipeline aufzubauen. Dabei helfen uns Referenzen von Kunden, die ihr Geschäft mit Hilfe unserer Lösungen verändert haben.

Die Awareness wächst. Ist sie schon da, wo ich sie sehen möchte? Nein. Aber steigt sie mit jedem Jahr? Ja. Auch unsere Übernahmen kommen gut an - die Leute sagen "Wow, Adobe nimmt das richtig ernst." Wenn wir vor fünf Jahren CIOs unsere LiveCycle-Lösung für PDF-Rechte-Management vorgestellt haben, wusste damit noch kaum jemand etwas anzufangen. Heute sieht das schon ganz anders aus. Es wird besser.

Wie stellt sich der deutsche Markt für Adobe dar - gibt es hierzulande irgendwelche Besonderheiten?

HARALD ESCH: Was Shantanu gesagt hat, gilt im Wesentlichen auch hier. Wir waren und sind sehr erfolgreich mit wiederholbaren Lösungen. Das gilt sowohl vertikal als auch horizontal. Beispielsweise im Bereich Korrespondenz-Management, alles was an Schriftstücken und Formularen in ein Unternehmen hineinkommt und es wieder verlässt, da sehe ich uns als Marktführer. Aber wir müssen sich noch ein bisschen lauter werden und ein bisschen stolzer auf unsere Angebote.

Nach dem Motto "Tue Gutes und rede darüber"?

ESCH: Genau. Dabei helfen uns übrigens auch unsere Zukäufe - wir haben jetzt bei den potenziellen Kunden einfach mehr Buying Centers, die wir adressieren können, und das hilft uns sehr. Wir reden nicht mehr nur mit dem CIO, sondern auch mit Sales, Marketing und anderen Unternehmensbereichen. Und unser CIO war zum Beispiel auch in Hannover auf der CeBIT und hat dort anderen CIOs erzählt, was Adobe in Sachen "Eat your own dog food" tut.

Success Stories wollen wir zukünftig speziell auf dem zentraleuropäischen Markt noch mehr machen. Nicht nur im Finanzsektor, sondern zum Beispiel auch in der Automotive-Branche, die sich erholt hat und nun nach neuen Lösungen Ausschau hält.

Wie zentral sind strategische Partnerschaften im Enterprise-Umfeld? Wer ist da besonders wichtig für Adobe?

NARAYEN: Es gibt verschiedene Arten von Partnerschaften - die verteilen sich im Wesentlichen auf die beiden großen Kategorien ISVs und Systemintegratoren. Wir haben zum Beispiel eine lange Historie zusammen mit SAP. Im Bereich SI verfolgen wir eine globale Strategie mit Partnern wie Accenture, Deloitte oder hier in Europa Capgemini. Wir kooperieren aber auch mit kleineren Boutique-Shops bei der Implementierung unserer Unternehmenslösungen.

Es gibt aber auch noch Partnerschaften in anderen Bereichen wie CDN (Content Delivery Networks) etwa für Kunden, die Flash-Video streamen wollen.

SAP haben Sie erwähnt - arbeiten Sie auch mit Oracle zusammen?

NARAYEN: Unsere Kooperation mit SAP ist deutlich enger - was sicher auch daran liegt, dass wir bei Adobe selbst SAP nutzen. Daraus haben sich eine Reihe wechselseitiger Entwicklungen ergeben.

Zu einem etwas schwierigen Thema - internationale Softwarepreise. Produkte wie die Creative Suite sind in Deutschland viel teurer als in den USA. Dafür habe ich noch nie eine wirklich überzeugende Begründung gehört. Hätten Sie eine für mich? Ich weiß schon, dass hier die Mehrwertsteuer im Preis mitausgewiesen wird und dass Lokalisierung teuer ist - trotzdem?

Internationale Softwarepreise, Kritik an der Creative Suite

ALEXANDER HOPSTEIN: Wir setzen unsere Preise anhand der lokalen Marktbedingungen und der Kosten für das lokale Go-to-market und das Doing Business in lokalen Märkten fest. Und Europa als Markt ist für uns im Vergleich zu den USA einfach deutlich fragmentierter und kleiner. Es geht bei der Preisgestaltung nicht nur um die Lokalisierung, sondern auch um den Support und unsere Kosten für den Geschäftsbetrieb vor Ort - Vertriebsmannschaft, Marketing, Partnerbetreuung, was es uns tatsächlich kostet, unsere Produkte in die Regale zu bringen.

Aber rechtfertigt das wirklich Preise, die doppelt so hoch sind wie in den Staaten?

NARAYEN: Also die Kosten sind für uns deutlich höher. Aber wir werden auch weiterhin unser Pricing kontinuierlich evaluieren und gegebenenfalls anpassen. Als Adobe stehen wir für Innovation - wir geben eine Menge für Forschung und Entwicklung aus.

Wie viel genau?

NARAYEN: Etwa 17 bis 20 Prozent (vom Umsatz), das liegt am oberen Ende von allen Softwarefirmen. Wir werden weiterhin schauen, wo wir Kosten reduzieren können, damit wir unseren Kunden möglichst viel Innovation liefern können.

HOPSTEIN: Wir haben außerdem unsere Preise auch trotz der Änderungen beim Wechselkurs Dollar-Euro stabil gehalten und über die Jahre sogar gesenkt - Photoshop zum Beispiel ist in den letzten Jahren zwei Mal günstiger geworden.

Ich habe zur Vorbereitung ein bisschen gegoogelt und bin dabei auf einige Kritik an der Creative Suite gestoßen. Die Kurzfassung: Zu häufige Releases, dabei zu wenig echte Innovation, zu viele Bugs in den neuen Versionen. Es scheint, als würden sich viele Anwender eine Entschleunigung des Release-Zyklus und stattdessen mehr Fokus auf eine konsistentere Integration über die gesamte Suite hinweg wünschen.

NARAYEN: Also mit Blick auf die CS5 kann ich sagen, dass das Feedback durch die Bank positiv war. Das sind unglaublich komplizierte Stücke Software - und was die Innovation betrifft: Allein das Sneak-Preview-Video zum Content Aware Fill hat auf YouTube mehr als vier Millionen Hits erzielt. Und bei der Integration kommen wir mit jeder neuen Version ein Stück voran, es gibt mehr Workflow-Features.

Das ist immer eine Gratwanderung - es gibt auf der einen Seite Nutzer, die sich möglichst häufige Releases wünschen, um besser mit den Komplexitäten neuer Betriebssysteme und Bildschirmgrößen fertigzuwerden, und auf der anderen Seite andere, die gern weniger oft neue Versionen hätten. Wir müssen versuchen, beide Seiten zufriedenzustellen. Das Tempo, mit dem sich neue Technologien und Standards entwickeln, die wir unterstützen müssen, hat jedenfalls gewiss nicht abgenommen. Und wenn Sie sich vergegenwärtigen, dass wir doch mehr als zehn Produkte in etlichen Sprachen anbieten, finde ich, dass wir einen sehr guten Job machen. Diese Software ist für Unternehmen wie Ihres genau geschäftskritisch wie SAP oder Oracle.

Wir versuchen natürlich, unsere Produkte immer noch besser zu machen - unter anderem, indem wir stärker als in der Vergangenheit öffentliche Beta-Tests anbieten und damit auch mehr Kunden-Feedback bekommen und berücksichtigen.

Sie packen aber nun ja immer mehr Innovationen in Ihre Programme, und die werden damit nicht unbedingt übersichtlicher oder schneller. Wer braucht wirklich 3D- oder Video-Editing-Funktionen in Photoshop? Ist das nicht eine Tendenz in Richtung Bloatware, die professionelle Nutzer stören muss?

Kundenwünsche, Integration, UX

NARAYEN: Die Anzahl spannender neuer Features, die wir tatsächlich in die Programme einbauen, ist immer niedriger als die, die wir einbauen könnten. Unser Job ist nun mal die kontinuierliche Innovation, und da versuchen wir eine Balance zu finden. In diesem Bereich werden wir sicher mehr im Bereich Services anbieten - Browserlab zum Beispiel kommt ohne lokale Installation aus, und nur wer es benötigt nutzt es.

Was ich aber am häufigsten von unseren Kunden höre ist: Helfen Sie uns dabei, unsere neuralgischen Punkte zu beseitigen. Darauf liegt der Fokus. Und wenn jemand acht oder zehn Stunden pro Tag seine Existenz auf unserer Software aufbaut, dann finde ich sie wirklich nicht teuer - die Leute geben vermutlich mehr für Kaffee oder dergleichen aus als für unsere Programme.

HOPSTEIN: Wenn ich das ergänzen darf: Vielen Kunden gefällt es, dass zum Beispiel Photoshop jetzt auch Videofunktionen bietet. Es gibt viele Fotografen, die Video als neues zusätzliches Geschäft für sich entdecken. Und dann finden sie es großartig, wenn sie da auch mit Photoshop arbeite können - eben weil das genau das Programm ist, das sie schon wie ihre Westentasche kennen. Die Nutzer wollen überzeugende Lösungen für ihre Workflows, und genau darauf konzentrieren wir uns bei der Produktentwicklung.

Wir gehen wirklich raus zu den Kunden und fragen sie: Wie macht Ihr Euren Job? Dürfen wir Euch ein bisschen über die Schulter schauen, damit wir besser verstehen, was Ihr da den ganzen Tag lang macht? Und diese Erfahrungen haben wir zum Beispiel genutzt, um in den beiden letzten Versionen der Creative Suite die Anzahl der Klicks erheblich zu reduzieren, die man braucht, um gängige Aufgaben zu erledigen.

NARAYEN: Und der Erfolg der Master Collection zeigt uns einfach, dass die Kreativen tatsächlich mehr Programme verwenden wollen. Wer früher nur Print gemacht, möchte jetzt vielleicht auch Web oder Video machen. Die Leute wollen sich weiterbilden, weiterentwickeln. Weil sie davon leben.

Warum gibt es bislang kaum eine Integration zwischen Photoshop und Lightroom?

NARAYEN: Zumindest was die Unterstützung der unterschiedlichen Kameras angeht, machen wir ja mit Camera RAW schon einen guten Job. Letztlich geht es ja aber immer um die Frage: Wie passt man das Produkt am besten an die Nutzung an? Lightroom wird verstärkt von digitalen Fotografen benutzt, die es als das richtige Werkzeug für ihren digitalen Workflow ansehen. Photoshop ist aber immer eines von diesen Produkten gewesen, die einem als Gold Standard in puncto Imaging sehr viel kreative und Verwaltungsfunktionen angeboten haben.

Wir werden die Integration zwischen Photoshop und Lightroom sicher weiter vorantreiben. Mit Lightroom haben wir in vieler Hinsicht aber auch versucht, den Aspekt User Experience stärker zu pushen - und ich denke, wir haben das ziemlich gut hinbekommen.

Wenn also Lightroom so etwas wie ein "poster child" in Sachen UX darstellt - werden wir dann zukünftig mehr dieser Art in Ihren anderen Produkten sehen?

NARAYEN: Das versuchen wir mit jedem neuen Release. Wir müssen natürlich unseren Bestandskunden ermöglichen, mit dem Produkt zu wachsen. Auf der anderen Seite wollen wir aber auch neue Nutzer dazugewinnen. Das ist die Balance, die wir schaffen müssen. Wie bekommen wir es hin, dass unsere bestehenden Kunden ihre Aufgaben einfacher erledigen können, und wie gewinnen wir neue Anwender? Ich denke, dass wir uns mit jeder kommenden Version in beiden Bereichen verbessern werden.