Service Pack 2 für XP sorgt oft für Kummer

14.09.2004 von Martin Seiler
Nur knapp die Hälfte aller Installationen des lange erwarteten Service Packs 2 (SP2) verläuft reibungslos. Das beweisen Erfahrungen, von denen Anwender in einem Forums des Internet Storm Centers (ISC) berichten.

Lange haben Microsoft-Kunden auf das Service Pack 2 für Windows XP warten müssen. Der Hersteller plante ursprünglich, das vornehmlich auf mehr Sicherheit getrimmte Update in der ersten Jahreshälfte 2004 zur Verfügung zu stellen. Dieser Termin wurde immer weiter nach hinten geschoben, bis das Softwarepaket Anfang August dann endlich fertig war.

Negative Erfahrungen überwiegen.

Leidgeplagte berichten

Seitdem reißen die Meldungen über Probleme nicht ab. Zu Anfang waren es vor allem Inkom-patibilitäten, die in Zusammenhang mit der durch das SP2 aktivierten Windows-Firewall entstanden. Gerüchte über Schwierigkeiten mit dem SAP-GUI erwiesen sich als nicht stichhaltig - nur bei sehr stark angepassten Oberflächen kann es nach der Installation des Updates zu Störungen kommen.

Das Internet Storm Center (ISC) des System-Administration-, Networking- and Security-(SANS-) Institute hat ein Forum eingerichtet, in dem Anwender von ihren Erfahrungen berichten können. Das erschreckende Ergebnis: nicht einmal die Hälfte aller Installationen verläuft ohne Schwierigkeiten. 28 Prozent aller dort nachzulesenden Kommentare fallen in die Kategorie "große Probleme". Zehn Prozent handeln von Fällen, bei denen die Installation missglückte beziehungsweise abgebrochen werden musste. Bei weiteren zehn Prozent ging das Upgrade so daneben, dass schließlich eine komplette Neuinstallation vonnöten war (siehe Grafik).

Ein Anwender berichtet beispielsweise, dass er auf einem tadellos funktionierenden Rechner nach der Installation von SP2 "nichts mehr löschen kann". Jeder Rechtsklick mit der Maus auf dem Desktop führe unweigerlich zum Systemabsturz. Ein anderer schreibt im Forum, dass sich nach dem Upgrade Programme nicht mehr minimieren ließen. Anstatt in der Task-Leiste aufzutauchen, waren sie einfach verschwunden. Nur mit der bekannten Tastenkombination "ALT" und "TAB" ließen sie sich wieder aufrufen.

Ein Mitarbeiter eines Unternehmens erzählt, dass er auf einem Noteboook (Acer Travelmate) SP2 "ohne Probleme" installiert habe. Allerding sei es nun nicht mehr möglich, per Tastenkombination zwischen verschiedenen Bildschirmen zu wechseln, was besonders bei Präsentationen ein großes Problem darstelle.

Schlimmere Erfahrungen mussten andere machen. So schreibt ein Anwender, dass die Installation von SP2 in einer Schleife mündete, bei dem sein Rechner abwechselnd einmal gar nichts und dann wieder den Startbildschirm anzeigt.

Rolle rückwärts als Ausweg

Selbst längere Telefonate mit Microsofts Support-Hotline haben das Problem nicht lösen können, ärgert sich der Anwender. Allerdings räumt der Betroffene ein, dass er das Schleifenproblem auf seinem Rechner schon vorher einmal erlebt hatte, nachdem er die Personal Firewall "Zone Alarm" installiert hatte. Im Vergleich zu jetzt war es ihm damals jedoch möglich gewesen, Zone Alarm zu deinstallieren und den Rechner wieder zum Laufen zu bringen.

Bei einem weiteren Anwender verlief die Installation auf einem neuen Testrechner auf Asus/AMD-Basis zunächst problemlos. Nach einigen Tagen mit nur geringer Nutzung des Geräts hängte sich das System auf und verweigerte den Neustart. Tests ergaben, dass die Hardware in Ordnung war. Nach dem Reparieren der Installation und einem erneuten Aufspielen von SP2 trat das gleiche Phänomen einen Tag später erneut auf.

Jürgen Suppan, Geschäftsführer der Comconsult Akademie in Aachen, weiß um die möglichen Probleme. Schwierigkeiten seien vor allem von Applikationen zu erwarten, "die mit den neuen Einschränkungen des Speicher-Managements nicht klar kommen". Die Ursache hierfür liege aber nicht bei SP2 beziehungsweise Microsoft, sondern bei Herstellern, die "schlecht programmierte Anwendungen herausgeben". "Peinlich" nennt Suppan, dass auch Microsoft-eigene Produkte davon betroffen sind.

Auch Anwender in der Pflicht

Um möglichen Problemen aus dem Weg zu gehen, empfiehlt der Experte, im Vorfeld des SP2-Updates ausgiebige Tests zu fahren. Hier liegt nach seiner Meinung aber noch einiges im Argen: "Es ist unvorstellbar, wie viele Kunden SP2 ohne Test einspielen."

Microsoft selbst empfiehlt unter anderem, vor dem Update möglichst alle Daten zu sichern und einen Systemwiederherstellungspunkt zu erzeugen. Außerdem gibt der Hersteller Hinweise, wie der Rechner wiederhergestellt werden kann, sollte es während oder nach der Installation haken.