Die unter dem Namen IT Infrastructure Library (Itil) bekannte Best-Practices-Sammlung für den IT-Betrieb ist derzeit Gegenstand einer Neubearbeitung. In den 90er Jahren für den Hausgebrauch der britischen Regierung formuliert, haben sich vor allem zwei der sieben bis acht Kernbände - "Service Support" und "Service Delivery" - längst als Quasi-Standard für methodenorientierte IT-Abteilungen und Dienstleistungsunternehmen in der ganzen Welt etabliert.

Doch den üblichen Anforderungen an Umsetzungsfreundlichkeit und Praktikabilität hält die Lose-Blatt-Sammlung bislang kaum Stand. Es wurde also Zeit für eine Neugestaltung, so das IT Service Management Forum (itSMF), das global die Weiterentwicklung und die Lizenzierung der Itil-Methoden steuert (siehe Kasten "Das itSMF in Kürze").

Neue Struktur in fünf Bänden

Mit dieser Überarbeitung, "Itil Refresh" genannt, hat das itSMF, hierzulande ein eingetragener Verein mit weit über 500 Mitarbeitern, diesmal professionelle Autoren beauftragt. Voraussichtlich bis März oder April nächsten Jahres sollen gestandene Itil-Berater oder -Anwender die vorhandenen Inhalte in fünf Bänden neu ordnen und ergänzen: Unter dem Titel "Service Strategies" werden die Grundlagen des Konzepts vorgestellt; die anderen vier Bücher beschäftigen sich mit den Themen "Service Design", "Service Transition", "Service Operation" und "Continuous Service Improvement".

Grundlegende Änderungen inhaltlicher Art sind sicher nicht zu erwarten. "Wenn heute etwas Best Practice ist, kann man es morgen nicht neu erfinden", erläutert der deutsche itSMF-Geschäftsführer Hans-Peter Fröschle. Vielmehr beziehe sich die Neugestaltung vor allem auf die Struktur des Rahmenwerks. Dabei verfolge sie vor allem zwei Ziele: Zum einen soll sie die Itil-Methoden leichter umsetzbar machen, zum anderen eine durchgängige Sicht auf den gesamten Service-Lifecycle schaffen. Dieser Sicht ordnen sich dann alle beschriebenen Phasen und Prozesse des IT-Service-Managements unter. Das Lebenszyklus-Konzept wurde von den itSMF-Mitgliedern im Rahmen einer Umfrage und zweier Workshops entwickelt.

Neulizenzierung innerhalb eines Jahres

Im Laufe des kommenden Jahres werden die Itil-Anwender also neue Itil-Bände kaufen müssen, wobei mit einer deutschsprachigen Version möglicherweise erst Anfang 2008 zur rechnen ist. Lizenzierte Itil-Berater haben ab Erscheinen der neuen Ausgabe zwölf Monate Zeit, um sich nachlizenzieren zu lassen. Für die Vergabe der Itil-Lizenzen ist hierzulande der TÜV zuständig. Die Schulungsanbieter werden ebenfalls im kommenden Jahr die neuen Prüfungsanforderungen erhalten, die sie zügig umsetzen sollten.

Auswirkungen hat die Itil-Überarbeitung möglicherweise auch auf die Organisation und Arbeitsweise des IT-Bereichs. Wie der stellvertretende itSMF-Vorsitzende Matthias Goebel verrät, beschäftigt sich das neue Methodenwerk auch mit der Integration von Bereichen, die dem IT-Betrieb vorgelagert sind, also insbesondere mit der Beziehung zwischen Operations und Entwicklung. Nach seiner Vorstellung sollte das Betriebskonzept künftig bereits im Design mit angelegt werden. Zumindest aber müssten die für den IT-Betrieb Verantwortlichen am Freigabeprozess direkt beteiligt sein.

KPIs erleichtern die Prozessbewertung

Last, but not least soll das aufgefrischte Itil die Bewertung von methodenkonformen Prozessen vereinfachen. Laut itSMF liefern die überarbeiteten Bände für jeden der beschriebenen Prozesse Key-Performance-Indikatoren (KPI) und Metriken mit.

Weitere Einzelheiten wollten weder Goebel noch Fröschle preisgeben. Die Details dürften erst an die Öffentlichkeit gelangen, wenn die fünf Bände den Qualitätssicherungsprozess des Itil Advisory Board durchlaufen hätten, so die beiden itSMF-Verantwortlichen übereinstimmend. (qua)