Sparsamer Server für Kleinbüros

Server-Test - Mini-Tower HP ProLiant MicroServer

01.09.2011 von Bernhard Haluschak
HP adressiert mit dem ProLiant MicroServer kleine Unternehmen mit weniger als zehn Clients. Die Stärke des Systems sind die geringe Energieaufnahme, der kleine Formfaktor und der niedrige Preis.

Im Serverbereich kommen mittlerweile nur noch Hochleistungsprozessoren zum Einsatz, die über genügend Performance verfügen. Allerdings ist beim Kauf eines Servers nicht allein die Rechenleistung der entscheidende Faktor, sondern es treten Kriterien wie Energieeffizienz, Skalierbarkeit, Erweiterbarkeit und das Management des Systems mehr und mehr in den Vordergrund.

Darüber hinaus muss ein Server auch ausfallsicher und leicht zu verwalten sein, um die problemlose Funktion des Servers rund um die Uhr zu garantieren. Das ist besonders in kleinen Unternehmen wichtig, da die IT-Infrastruktur oft nur aus einem zentralen Serversystem besteht und die Mitarbeiter den Server warten müssen.

Bildergalerie: Details zum HP ProLiant MicroServer
HP ProLiant MicroServer
Frontansicht mit geöffneter Klappe.
HP ProLiant MicroServer
HP ProLiant MicroServer
Statusanzeige und Ein- / Ausschalter.
HP ProLiant MicroServer
Rückansicht.
HP ProLiant MicroServer
Innenansicht des Mini-Servers.

Im Test unserer Schwesterpublikation TecChannel wurde die Leistungsfähigkeit des Ein-Sockel-Systems ProLiant MicroServer von HP untersucht. Der kleine Tower-Server ist mit einer 1,3 GHz schnellen 2-Core-Athlon-CPU ausgestattet und adressiert besonders kleine Unternehmen, die nicht mehr als zehn Arbeitsplätze mit einer IT-Infrastruktur versorgrn müssen. Wir überprüfen Installation, Erweiterbarkeit, Handhabung, Verwaltung, Support sowie Performance des Mini-Servers.

HP ProLiant MicroServer

Tower-System: Das System ProLiant MicroServer ist auf Energieeffizienz getrimmt.
Foto: Uwe Miethe

Den Mini-Tower-Server ProLiant MicroServer konzipierte HP speziell für den Einsatz in Firmen mit weniger als zehn Bildschirmarbeitsplätzen. Laut Hersteller ist das System ein Allzweckserver mit der Möglichkeit der zentralen Datenspeicherung. Dieser soll in Kleinstunternehmen eine hohe Produktivität und Effizienz gewährleisten.

Das circa 10 kg schwere Mini-Tower-Gerät mit den Abmessungen 21 x 24,5 x 26,7 cm (B x T x H) ist ein kleines schickes System, das nahezu überall Platz findet. Die nötige Rechenleistung bezieht das Gerät aus einem 2-Core-Athlon-II-Neo-Prozessor des Typs N36L (1,3 GHz) mit 2 MByte L2-Cache einschließlich RS785E-Northbridge und SB830M-Southbridge sowie 4 GByte Hauptspeicher. Die zwei 2048 MByte großen DIMM-Module arbeiten mit 1333 MHz effektiver Taktfrequenz nach dem DDR3-Standard inklusive ECC-Funktionalität. Weitere Funktionen zur Ausfallsicherheit bietet der Hauptspeicher nicht.

Innere Werte: In dem Mini-Tower-Server arbeitet eine 2-Core-Athlon-CPU mit 1,3 GHz Taktfrequenz.
Foto: Uwe Miethe

Für Steckkarten stellt der Tower-Server einen PCI-Express-x16- und einen kombinierten PCI-Express-x1/x4-Slot zur Verfügung. In Letzterem steckte in unserem Testsystem ein PCIe-Management-Controller (BMC) mit 10/100-Mbit-Netzwerk- und Grafikschnittstelle. Für die Integration in ein Netzwerk stattet der Hersteller das System mit einem integrierten Gigabit-Ethernet-Controller (Broadcom BMC5723) mit einem herausgeführten Port aus.

Dedizierte Maus- und Tastaturanschlüsse als PS/2-Ports bietet die HP-Maschine nicht, dafür besitzt das System auf der Rückseite zwei USB-2.0-Ports, eine eSATA-Schnittstelle sowie einen VGA-Anschluss. Zusätzlich ist ein Netzwerk-Port als Remote-Management-Schnittstelle herausgeführt. Ein im Chipsatz integrierter Grafik-Controller übernimmt die grafische Kommunikation zum Display. Darüber hinaus besitzt der HP-Server auf der Vorderseite einen beleuchteten Power-On/Off-Schalter und vier USB-Anschlüsse. Zwei Status-LEDs für Netzwerk- und Storage-Zugriffe runden das Angebot an Anzeigeoptionen ab.

Kontaktfreudig: Der HP ProLiant MicroServer stellt auf der Rückseite neben Standardanschlüssen wie USB, GbitE-Netzwerk und VGA, zusätzlich eine eSATA-Schnittstelle zur Verfügung.
Foto: Uwe Miethe

Als Laufwerk für Installationszwecke bietet der HP-Server ein DVD-RW in voller Bauhöhe. Das Storage-Subsystem des Systems besteht aus je Anzahl fehlt! Vier? 3,5-Zoll-SATA-Festplatten vom Typ Seagate Barracuda 7200 12 mit einer Kapazität von je 160 beziehungsweise 250 GByte. Dabei arbeiten die vier Festplatten in einem RAID-1-Verbund. Die Verwaltung der nicht Hotplug-fähigen HDDs übernimmt der integrierte SATA-RAID-Controller des Mainboards.

Weitere Details

Klein, aber oho: Das System verfügt über vier Storage-Einschübe für 3,5-Zoll-SATA-Festplatten.
Foto: Uwe Miethe

Für das Servermanagement per Remote besitzt der Server einen Base Management Controller, den der Hersteller auf dem Mainboard in einem Steckkarten-Slot platziert hat. Der BMC ist mit dem Intelligent Platform Management Interface (IPMI) 2.0 kompatibel und ermöglicht die Überwachung des Servers vor, während und nach der Installation des Betriebssystems. Mit einer Videoüberwachungsfunktion des BMCs erhält der Administrator jederzeit Zugriff auf die Remote-Konsole - sogar während eines Neustarts.

Die Stromversorgung des Tower-Servers übernimmt ein 200-Watt-Netzteil. Die Kühlung des Energieversorgers erfolgt über einen integrierten 40-mm-Lüfter. Eine ausreichende Kühlung der Mainboard-Komponenten erreicht der Server durch einen fest eingebauten 120-mm-Lüfter im Inneren des Systems, der die Frischluft aus dem Frontbereich ansaugt und hinten herausbläst.

HP offeriert den ProLiant MicroServer zum Einstiegspreis von rund 330 Euro inklusive Mehrwertsteuer. Die Grundkonfiguration besteht aus einem Athlon-II-Prozessor des Typs Neo N36L mit einer Taktfrequenz von 1,3 GHz und 1 GByte Hauptspeicher sowie einem 150-Watt-Netzteil und Basisgarantie. Der integrierte RAID-Controller und eine 250 GByte große SATA-Festplatte sind im Lieferumfang bereits enthalten. Das von TecChannel getestete System kostet etwa 650 Euro mit Mehrwertsteuer.

Quickinfo

Produkt

ProLiant MicroServer

Hersteller

HP

Prozessor

1 x AMD Athlon II Neo N36L, 2-Core; 1,3 GHz

Hauptspeicher

2 x 2048 MByte DDR3-1333 MHz ECC, max. 8 GByte

Storage-Subsystem

2 x 250 GByte 3,5-Zoll-SATA-HDD, 2 x 160 GByte 3,5-Zoll-SATA-HDD

Steckplätze

2 PCIe-Steckplätze: 1 x PCIe-x16-Slot, 1x Kombi-PCIe x1/x4-Slot; 1x interner USB-Port

Netzwerk

Broadcom BCM5723 Single Port 1 Gbit-Ethernet

Weitere Optionen

eSATA-Schnittstelle, Fernzugriffskarte (BMC) mit VGA- und 10/100-Mbit-Netzwerkschnittstelle

Grundpreis

330 Euro

Preis Testgerät

650 Euro

Erweiterbarkeit und Handhabung

Handarbeit: Der Wechsel von Steckkarten und anderen Komponenten gestaltet sich im HP-Server durch die gegebene Enge sehr schwierig.
Foto: Uwe Miethe

Die Erweiterbarkeit des HP ProLiant MicroServers wird durch die Bauform nicht besonders begünstigt. So bietet der Hersteller für eine individuelle Steckkartenkonfiguration insgesamt zwei freie PCIe-Slots in halber Bauhöhe an. Für die Installation der Steckkarten ist viel handwerkliches Geschick erforderlich, da das ganze Mainboard vorher ausgebaut und die Schraubverbindung an der Gehäuserückwand gelöst werden müssen.

Im Bereich der Dual-Core-Athlon-II-Neo-CPUs bietet HP nur noch eine 2,2-GHz-Version an. Da die CPU fest auf dem Mainboard aufgelötet ist, sind ein Wechsel dieser Komponente und somit eine Aufrüstung nicht möglich.

Allerdings bietet der Hersteller verschiedene optionale Hardware- und Softwareerweiterungen an. Diese kann der Anwender bei der Konfiguration seines Systems individuell zusammenstellen. Sie ist aber im Vergleich zu den "großen" Rack- und Tower-Server des Herstellers sehr eingeschränkt.

Die insgesamt zwei DIMM-Slots fassen maximal 8 GByte an Speicher bei Verwendung von 4-GByte-Modulen. Die Speicherriegel befinden sich unter dem Festplattenschacht. Das Wechseln der Speicherriegel ist sehr umständlich, da vorher das gesamte Mainboard aus dem Gehäuse geschoben werden muss. Dies erfolgt, indem man zwei Arretierungsschrauben löst und die diversen Stecker abzieht sowie die Steckkarten am Gehäuse löst.

Im Bereich Storage-Erweiterbarkeit sind dem System aufgrund seines Tower-Gehäuses Grenzen gesetzt. So nimmt der Storage-Käfig maximal vier 3,5-Zoll SATA-Festplatten auf, die nicht Hotplug-fähig sind. Die HDDs befinden sich in einem Kunststoffrahmen und sind mittels einer Hebelmechanik leicht aus dem Gehäuse herauszunehmen. Eine Status-LED besitzen die HDD-Laufwerkseinschübe nicht. Zusätzlich hat der Server einen 5,25-Zoll-Einschubschacht, der mit einem DVD-RW-Laufwerk bestückt ist. Unter Verwendung von 3,5-Zoll-1,5-TByte-Festplatten erreicht das System eine maximale Storage-Kapazität von 6,0 TByte.

Info-Bereich: Zwei Status-LEDs für Storage und Netzwerk sowie die Schalterbeleuchtung informieren den Anwender über den Zustand des Servers.
Foto: Uwe Miethe

Für eine erste schnelle Systemdiagnose haben die Entwickler dem Server drei LEDs an der Vorderseite spendiert. Diese informieren über den Zugriff auf Storage und Netzwerk sowie den Betriebszustand des Servers. Weitere Statusanzeigen stehen dem Anwender nicht zur Verfügung.

Support und Lieferumfang

HP bietet neben einem umfangreichen Portfolio an zusätzlichen Softwarepaketen und Hardwareoptionen auch eine Vielfalt an unterschiedlichen Service- und Support-Upgrades. In der Grundversion offeriert der Serverhersteller einen Hardware-Support über ein Jahr. Die nächsthöhere Support-Stufe nennt der Serverhersteller HP Care Pack. Sie umfasst Serviceleistungen innerhalb von drei bis fünf Jahren, die sich auf Hard- oder Software beziehen. So schlägt zum Beispiel ein dreijähriger Vertrag mit einer Reaktionszeit innerhalb von vier Stunden (24 x 7) mit etwa 260 Euro zu Buche.

Zusätzlich können Kunden einen einmaligen kostenpflichtigen Installationsservice von HP in Anspruch nehmen. Mit einem Softwareservice will HP die Anwender auch bei Problemen mit Betriebssystemen oder Programmen nicht alleine lassen. Dieser Service kostet circa 220 Euro.

Zum Lieferumfang unseres Testkandidaten HP ProLiant MicroServer zählen eine abschließbare Frontblende und zwei Stromversorgungskabel. Installation und Konfiguration des Systems hat bereits der Hersteller vorgenommen. Eine mitgelieferte DVD enthält das Betriebssystem Microsoft Windows Server 2008 R2 Foundation. Darüber hinaus liegen dem Server eine CD mit der Dokumentation sowie eine DVD mit Roxio-Software Sonic Digital Media Plus und Easy Media Creator bei. Installations- und Servermanagementsoftware sind nicht im Lieferumfang enthalten. In Papierform liefert der Serverhersteller einen Quick Installation Guide mit.

Benchmark: maximale Java-Performance

SPECpower_ssj2008 ermittelt neben der Energieeffizienz der Server bei 100 Prozent Prozessorauslastung auch die maximale Java-Performance des Systems. Als Java-Engine unter Windows Server 2008 Enterprise x64 dient Bea JRockit in der 64-Bit-Version 6 R27.

SPECpower_ssj2008 nutzt einen anderen Workload als SPECjvm2008. Außerdem arbeiten bei SPECpower_ssj2008 nicht nur eine JVM, sondern mehrere virtuelle Java-Instanzen.

Java-Performance: Mit insgesamt zwei Speicherkanälen kann die schwache Athlon-II-Neo-CPU gegen die Serverboliden nicht auftrumpfen.

Bei diesem Test sind die Energiesparoptionen der Prozessoren aktiv, die erreichbare Performance wird durch die Vollauslastung der CPUs allerdings nicht beeinflusst.

Energieeffizienz: Performance/Watt

Der Gesamtwert von SPECpower_ssj2008 steht für die Energieeffizienz des Serversystems. Der Benchmark gibt die gemittelte Performance pro Watt an, die über alle Lastzustände von zehn bis 100 Prozent gemessen werden.

Energieeffizient: Die Opteron-6174-Systeme nutzen die Energie am effizientesten aus, egal ob mit zwei oder vier Prozessoren. Der HP-Server kann in dieser Disziplin dennoch punkten - er belegt den vorletzten Platz.

Um die Energiesparoptionen der Prozessoren zu nutzen, arbeitet Windows Server 2008 Enterprise x64 mit dem Energieschema "Ausbalanciert". SpeedStep (Intel) und PowerNow! (AMD) zum dynamischen Regeln von Taktfrequenz und Core-Spannung je nach CPU-Auslastung sind beim SPECpower-Benchmark aktiv:

Maximaler Energieverbrauch

Nicht überraschend: Der HP ProLiant MicroServer verhält sich im Energiekonsum sehr zurückhaltend - nicht zuletzt aufgrund seiner sparsamen Konfiguration.

SPECpower_ssj2008 ringt dem Servertestsystem im Lastzustand 100 Prozent den maximalen Energieverbrauch ab. Alle Kerne der Prozessoren sind voll ausgelastet. Die aktiven JVMs fordern zusätzlich den Arbeitsspeicher der Serversysteme.

Minimaler Energieverbrauch

Genügsam: Das Ein-Sockel-System HP ProLiant zeigt, wie sparsam eine Serverplattform sein kann. Allerdings muss man dies in Bezug auf Ausstattung und Performance relativieren.

SPECpower_ssj2008 führt neben den Lasttests zusätzlich Kalibrierungsmessungen über den Energieverbrauch bei Leerlauf durch. Dabei wird der minimale Energiebedarf des Serversystems ermittelt.

Im folgenden Diagramm vergleichen wir den Systemverbrauch unter Windows Server 2008 Enterprise x64 mit dem Energieschema "Ausbalanciert". Die Serverprozessoren nutzen ihre Power-Management-Features SpeedStep (Intel) und PowerNow! (AMD) aus.

Fazit

Die Stärken des HP-ProLiant-MicroSystems liegen nicht in der Performance und Skalierbarkeit. Denn das System erreicht eine maximale Java-Performance von 39.075 ssj_ops. Angesicht der CPU-Ausstattung geht dieser Wert in Ordnung. Auf einen SPECrate-Benchmark haben wir aufgrund der Prozessorkonfiguration verzichtet. In puncto Energieeffizienz - Performance pro Watt - kann der Mini-Server ebenfalls nicht überzeugen, aber teilweise mit den "Großen" mithalten.

Durch den geringen Formfaktor ist die Erweiterungsfähigkeit des ProLiant MicroServers sehr eingeschränkt. Je nach Bedarf bietet der HP-Server Platz für maximal zwei halbhohe PCIe-Steckkarten. Für Festplatten stehen insgesamt vier 3,5-Zoll Einschubschächte zur Verfügung. Auf ein optisches Laufwerk muss der Käufer ebenfalls nicht verzichten. Der Hauptspeicher lässt sich in den zwei Slots mit maximal 8-GByte-RAM nicht gerade sehr flexibel ausbauen.

Auch bei den Beurteilungskriterien Erweiterbarkeit und Handhabung des Systems liefert das HP-System keine Gründe für eine positive Beurteilung. Für die nötige Ausfallsicherheit sorgen die Sicherheitsoptionen wie ein SATA-RAID-Storage-Subsystem und die ECC-Sicherheitsoption beim Hauptspeicher. Weiter redundante Komponenten wie zwei Netzteile oder fehlertolerante Lüfter besitzt das System nicht.

Für den Preis von etwa 650 Euro erhält der Käufer einen schicken, kleinen und leisen Mini-Tower-Server für den Einsatz im Kleinbüro - mehr nicht. Das Gerät hat in Bezug auf Performance, Flexibilität, Handhabung und Erweiterbarkeit entsprechende Defizite, die beim Kauf beachtet werden müssen. (hal)

Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag der CW-Schwesterpublikation TecChannel.