Server-Strategien/Wirtschaftliche, technische und organisatorische Aspekte

Server-Konsolidierung - kein Inselprojekt

25.04.2003
Konsolidierungsmaßnahmen dienen dem Zweck, heterogene und dezentrale IT-Infrastrukturen in den Griff zu bekommen: Ressourcen werden besser ausgelastet, Leistungsfähigkeit sowie Flexibilität erhöht und die Betriebskosten reduziert. Ein zentraler Ansatzpunkt für eine Optimierung der IT ist die Server-Konsolidierung. Der größtmögliche Nutzen lässt sich jedoch nur über eine ganzheitliche Betrachtung der Infrastruktur erzielen, wobei wirtschaftliche, technische und organisatorische Aspekte zu beachten sind.Von Reinhold Ehrle und Matthias Bukowski*

Eine solide Konsolidierung der IT-Landschaft unter Berücksichtigung wirtschaftlicher und technischer Aspekte stellt eine große Herausforderung dar. Dabei ist der Überblick über die tatsächlichen IT-Kosten sowie eine Kontrolle der Kostenentwicklung entscheidend. Investitionen müssen wirtschaftlich sinnvoll sein und quantitativ sowie qualitativ Nutzen bringen. Dies gerät nicht selten zum Spagat: Zum einen müssen die Unternehmensstrategie unterstützt und dabei Leistungsfähigkeit und Sicherheit der IT erhöht werden, zum anderen sollen Betriebskosten gesenkt und der Investitionsaufwand gering gehalten werden. Eine Möglichkeit dazu ist die Server-Konsolidierung. Dabei werden Dienste, Applikationen und Datenbanken auf wenige, dafür hochverfügbare und dynamisch rekonfigurierbare Systeme zusammengeführt.

Im Allgemeinen ist die IT-Infrastruktur eines Unternehmens über Jahre hinweg gewachsen. Aus technischen und funktionalen Erwägungen wurden für Dienste, Applikationen und Datenbanken zumeist dedizierte Plattformen ausgewählt, was heterogene Systemwelten und bisweilen einen regelrechten Wildwuchs zur Folge hat. Darüber hinaus sind häufig viele kleine, räumlich verteilte Systeme, demnach also zahlreiche isolierte Einheiten und Strukturen, im Einsatz. Über den Grad der Systemauslastung lässt sich unter solchen Umständen bestenfalls eine Schätzung abgeben. Von Vorteil wäre ein diesbezüglicher Überblick auf der Basis von Messgrößen, denn häufig bleiben wertvolle Ressourcen ungenutzt. Darüber hinaus sind isolierte Strukturen wartungs- und personalaufwändig und werden den wachsenden Anforderungen durch neue Dienste, der Vielfalt zu integrierender Applikationen und der zunehmenden Komplexität der Datenbanken immer weniger gerecht. Unter einer unzureichend strukturierten IT leiden Performance und Verfügbarkeit von Diensten und Applikationen, ferner werden die Kapazitätsgrenzen aufgrund mangelnder Flexibilität schneller erreicht, und der unternehmensweite Zugriff auf Daten ist nicht oder nur auf Umwegen zu realisieren.

Zudem ist heute eine offene IT-Infrastruktur unumgänglich. Dennoch existieren Systeme, die bei weitem nicht "kontaktfreudig" genug sind, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Neue Technologien wie die Bereitstellung rein Web-basierender Applikationen, die außer dem Browser keine Softwaremodule auf dem Endgerät erfordern, sind in einer unstrukturierten IT kaum umzusetzen. Ferner können ältere Technologien wie End-of-Life-Systeme die Zukunftssicherheit der DV-Landschaft gefährden. Hier stellt sich die Frage, inwieweit die Migration dieser Systeme im Zuge eines ganzheitlichen Konsolidierungsansatzes in ein unternehmensweites IT-Gesamtkonzept einzubinden ist.

Eine systematische Konsolidierung auf allen Architekturebenen bündelt, standardisiert und strukturiert die eingesetzten IT-Ressourcen und kann deren Effizienz spürbar steigern. Im Zuge einer Server-Konsolidierung sind demnach auch die Bereiche Storage-Konsolidierung und Zentral-Management zu berücksichtigen. Ebenfalls nicht vernachlässigt werden sollten die Möglichkeiten einer Zentralisierung auf Client-Seite - sowohl bei der Zieldefinition als auch in den nachgelagerten Planungsschritten.

Die Server-Konsolidierung ist jedoch der zentrale Ansatzpunkt für eine Optimierung der IT-Infrastruktur. Betrieb, Administration und Wartung lassen sich über eine Zentralisierung auf ein Niveau heben, das eine deutlich bessere Ressourcenauslastung ermöglicht. Die auf diese Weise gewonnene Flexibilität erleichtert es zudem, die Anforderungen der Geschäftsprozesse an Integrierbarkeit, Skalierbarkeit, Sicherheit, Hochverfügbarkeit und die Verwaltbarkeit von Daten, Diensten und Applikationen zu erfüllen.

Eine Storage-Konsolidierung wiederum bewirkt - im Gegensatz zu zeit- und kostenintensiven dezentralen Speicherstrukturen - einen Produktivitätsschub und höhere Leistungsfähigkeit. Durch ein zentrales Storage-Management stehen Informationen schneller und unternehmensweit zur Verfügung. Zudem werden Ressourcen optimal ausgelastet, Reaktionszeiten verkürzt und ein zentrales Backup sowie ein Recovery der Unternehmensdaten ermöglicht. Sollen direkte Zugriffe auf große Datenvolumina überwiegen, ist ein Storage Area Network (SAN) vorzuziehen. Steht das File-Sharing im Vordergrund, bietet sich hingegen eine Network-Attached-Storage-(NAS-)Lösung an. Möglich sind aber auch Kombinationen aus beiden Konzepten.

Last, but not least hebt die Client-Konsolidierung Mobilität und dezentrales Arbeiten auf ein neues Leistungsniveau. Unix-, Java- und Windows-Anwendungen können so für jedes beliebige Endgerät bereitgestellt werden - vom PC oder Laptop über den Thin Client bis hin zu Handhelds oder PDAs. Hierbei wird die Software auf zentralen Servern nur einmal installiert, und sämtliche Updates sind sofort unternehmensweit verfügbar. Dies ist ungleich einfacher, als jeden einzelnen Arbeitsplatzrechner zu aktualisieren. Verbesserungen in Sachen Verfügbarkeit, Zugriff und Produktivität werden unmittelbar spürbar, wenn Daten, Dienste oder Applikationen über das Web beziehungsweise Portale bereitstehen. Informationen lassen sich somit zentral verwalten, was die Sicherheit erhöht und den administrativen Aufwand reduziert. Die Etablierung eines Zentral-Managements der Systeme ist integraler Bestandteil jeder Konsolidierung. Mit Hilfe einer zentralen unternehmensweiten Sicht der System-Management-Strukturen bleibt die IT-Landschaft übersichtlich. Die administrativen Reaktionszeiten werden kürzer, Wartungsprozesse beschleunigt und in Folge die Kosten reduziert. Etwaige Störungen sind schneller zu lokalisieren und zu beheben. Neben den leistungssteigernden Effekten spielt einmal mehr die Sicherheit eine Rolle. Denn sensible Informationen sind dank eines konsolidierten Management-Ansatzes in zentraler Hand und lassen sich jederzeit optimal sichern.

Die Ermittlung der Wirtschaftlichkeit verlangt nicht nur die Analyse der Kosten-, sondern auch der Nutzenstruktur sowie der Wechselbeziehung zwischen beiden. Ein auf Basis erprobter Vorgehensweisen entwickeltes Vier-Phasen-Modell soll Unternehmen hierbei unterstützen.

Schritt I: Die Zieldefinition

Zunächst sind die Ziele, differenziert in Sachziel (technisch) und Formalziel (wirtschaftlich), zu definieren. Des Weiteren muss das zu betrachtende TCO-Objekt beziehungsweise -Umfeld klar umrissen werden, um den Aufwand einzugrenzen und die Vergleichbarkeit zu wahren. Ferner werden die statischen und dynamischen Verfahren zur Berechnung der Wirtschaftlichkeit ausgewählt.

Schritt II: Die Analyse

In einem zweiten Schritt erfolgt die Analyse der Ist- und der potenziellen Soll-Kostenstruktur. Dabei ist Letztere über die gesamte Nutzungsdauer hinweg zu betrachten - beginnend bei der Projektierung über die Implementierung bis hin zum Betrieb. An dieser Stelle sollte auch eine Nutzwertanalyse zur Bewertung des qualitativen Nutzens erfolgen. Die Gewichtung der Nutzenkriterien und des jeweiligen Erfüllungsgrads unterliegt subjektiven Werturteilen - somit ist hier die Einbeziehung aller beteiligten Personen zu empfehlen.

Schritt III: Die Berechnung

In dieser Phase gelangen die gewählten finanzmathematischen Verfahren zur Berechnung der Wirtschaftlichkeit zur Anwendung. Dabei können Kostenvergleichs-, Amortisations-, Rentabilitätsrechnung, Kapitalwert- und interne Zinsfußmethode zum Tragen kommen. Der Vorteil dieser Methoden liegt darin, dass einer Verwässerung durch statistische Markterhebungen und Herstellerprognosen vorgebaut wird.

Schritt IV: Die Präsentation

Abschließend werden die Analyseergebnisse detailliert aufbereitet und präsentiert. Zudem wird eine Dokumentation erstellt und eine wirtschaftliche Empfehlung für die optimale Konsolidierungsvariante ausgesprochen.

Entscheidend für den Erfolg eines Konsolidierungsprojekts ist, zu Beginn die strategischen Business- und IT-Ziele in Einklang zu bringen. Dabei sind die Projektziele zu formulieren und in einem Strategiepapier festzuhalten. Anschließend erfolgen die Aufnahme und Analyse des Ist-Zustandes. Hier offenbaren sich meist die ersten Hindernisse. Ein gängiges Statement der Unternehmen an dieser Stelle: "Eine Ist-Aufnahme ist nicht notwendig, meine IT kenne ich in- und auswendig." Erfahrungsgemäß trifft dies aber in vielen Fällen nicht zu. Den Ist-Zustand von einem externen Dienstleister analysieren zu lassen kann sich demnach auszahlen. Diesbezügliche Hilfestellung bieten auch speziell zu diesem Zweck entwickelte Tools wie der "Comparex System Analyser", der Informationen über die Beziehung der einzelnen Server untereinander sowie die Abhängigkeit der Applikationen von Server-Eigenschaften liefert und eine sinnvolle Gruppierung der Server nach Anwendungstypen ermöglicht. Durch die systemgestützte Erfassung dieser Informationen ist es möglich, verschiedene Szenarien mit den jeweiligen Vor- und Nachteilen durchzuspielen: Hierzu zählt beispielsweise, wie sich einzelne Konfigurationskonzepte - etwa logische Partitionierung oder Virtualisierung bei neuen Servern - auf die Umsetzung der Konsolidierungslösung auswirken.

Daraufhin erfolgt die Festlegung der Vorgehensweise. Hierbei werden die genaue Beschreibung des Projektauftrags mit den relevanten Terminen erfasst, alle beteiligten Mitarbeiter benannt und die detaillierten Ziele definiert. Letztere werden in Empfehlungen zur Konsolidierung (technisch, räumlich und organisatorisch), qualitative Ziele (etwa die Vereinfachung und Zentralisierung der Systemadministration und Etablierung von Serviceprozessen) sowie quantitative Ziele (etwa die Reduzierung der Server-Zahl um xx Prozent) untergliedert.

Dem schließt sich das Grobkonzept der neuen Zielumgebung an, ebenso werden das Fallback-Verfahren und alle maßgebenden Meilensteine festgelegt. Im Anschluss daran geht es an die Ausarbeitung des Feinkonzepts, das eine detaillierte Leistungsbeschreibung mit allen Arbeitspaketen beinhalten sollte. (kf)

*Reinhold Ehrle und Matthias Bukowski sind bei der Comparex Informationssysteme GmbH, Mannheim, in den Bereichen Business & Sales Development beziehungsweise Global Services tätig.

Angeklickt:

- Heterogene und dezentrale IT-Infrastrukturen stellen einen beträchtlichen Kostenfaktor dar.

- Konsolidierungsmaßnahmen dienen der Optimierung der IT und reduzieren Betriebskosten.

- Die Server-Konsolidierung ist ein zentraler Ansatzpunkt für die Optimierung der Unternehmens-DV.

- Im Zuge einer Server-Konsolidierung ist auch das Rationalisierungspotenzial im Speicher- und Client-Bereich zu berücksichtigen.

- Die zentrale Sicht auf die System-Management-Strukturen ist integraler Bestandteil einer Konsolidierung.

- Eine ganzheitliche Betrachtung der IT unter Berücksichtigung wirtschaftlicher, technischer und organisatorischer Aspekte ist unumgänglich.

Abb: Eine konsolidierte IT-Infrastruktur

Das Central-Management verschafft eine Gesamtsicht über alle entscheidenden Funktionen und Prozesse. Quelle: Comparex