CW-Anwenderstudie Teil 2

Security ist das Topthema für deutsche CIOs

01.03.2010 von Wolfgang Herrmann
Im zweiten Teil der exklusiven Studie "IT-Kompass" von COMPUTERWOCHE und IDC lesen Sie, welche Hardware-, Software- und Servicethemen deutschen IT-Entscheidern auf den Nägeln brennen.

Das Topthema in deutschen IT-Anwenderunternehmen heißt Security (siehe Grafik unten). Das ist ein Ergebnis der Studie "IT-Kompass, die die COMPUTERWOCHE gemeinsam mit dem Marktforschungs- und Beratungshaus IDC organisierte (Teil 1 der Studie finden Sie hier!). Angesichts der wachsenden Bedrohungen für einen sicheren IT-Betrieb und der vielfältigen Datenschutzprobleme überrascht dieses Ergebnis kaum. Schon eher die Erkenntnis, dass die Befragten Sicherheit höher einschätzen als noch weiter sinkende Kosten. Zwar rangiert auch dieser Aspekt im Themenranking weit oben. Doch ein anderer Punkt hat Vorrang vor den Sparzwängen: eine stabile, standardisierte und konsolidierte IT-Landschaft nämlich.

Wie wichtig sind die folgenden IT-Aufgaben in Ihrem Unternehmen? (1 = sehr wichtig; 5 = völlig unwichtig)

Das Problem der Altsysteme wird viele IT-Verantwortliche auch in Zukunft beschäftigen, so eine weitere Erkenntnis. Spektakuläre Modernisierungsprojekte wie die Ablösung von Kernapplikationen der Deutschen Bank durch SAP-Standardsoftware sind noch immer eher die Ausnahme als die Regel. Doch die meisten Unternehmen erkennen inzwischen die Notwendigkeit, ihre Softwaremonolithen im Backend durch flexiblere Systeme zu ersetzen.

Die wichtigsten Hardwarethemen

Das noch im vergangenen Jahr auch auf der CeBIT heiß diskutierte Thema Green IT spielt für die befragten Entscheider dagegen nur eine untergeordnete Rolle. Nach Einschätzung von IDC-Analyst Joachim Benner genießen grüne Techniken noch am ehesten in großen Rechenzentren eine hohe Bedeutung: "Die Energiekosteneinsparungen sind ein wesentlicher Treiber für Anwender, getrieben zum Teil auch durch gesetzliche Vorgaben."

Welches sind in Ihrem Unternehmen derzeit die wichtigsten Hardwarethemen? (Angaben in Prozent)

Geht es um hardwarespezifische Themen, steht einmal mehr der Dauerbrenner Server-Konsolidierung und -Virtualisierung auf der Agenda ganz oben (siehe Grafik "Die wichtigsten Hardwarethemen"). 62 Prozent der Befragten nennen diesen Punkt, gefolgt vom Standardisieren der Hardwarelandschaft und dem Senken der Hardwarekosten. Konsolidierungs- und Virtualisierungsprojekte spielen zunehmend auch in der Storage-Infrastruktur eine wichtige Rolle, beim Virtualisieren von Desktop-Systemen halten sich deutsche Unternehmen hingegen noch zurück.

Auch nach Einschätzung von IDC zählt Virtualisierung zu den wesentlichen Hardwaretrends. "Das Thema hat deutlich an Reife gewonnen und trägt zu einer Transformation der Rechenzentren bei", kommentiert Benner. Laut IDC-Berechnungen sind deutsche Unternehmen im europäischen Vergleich besonders weit mit ihren Bemühungen. Die Virtualisierungsrate der hierzulande installierten Basis an x86-Servern liegt demnach bereits bei 48 Prozent.

Wie zufrieden sind Sie mit Ihren Hardwarelieferanten (1 = sehr zufrieden; 5 = sehr unzufrieden)

Mit ihren Hardwarelieferanten sind die Unternehmen insgesamt zufrieden (siehe Grafik). Zwar fallen die abgefragten Werte für Produktqualität, Service und Preise nicht übermäßig hoch aus, aber eben auch nicht schlecht. Im Vergleich zu den Software- und IT-Dienstleistungsanbietern schneiden die Hardwarehersteller deutlich besser ab.

Die wichtigsten Softwarethemen

Ein ganz anderes Bild zeigt sich bei den Softwarethemen (siehe Grafik unten). Hier stehen weniger Konsolidierungsvorhaben als komplexe Migrationsprojekte im Mittelpunkt. Das betrifft sowohl neue Betriebssysteme - Stichwort Windows 7 - als auch die Einführung moderner Business-Anwendungen wie ERP, CRM oder Business Intelligence (BI). "Viele Unternehmen sind nicht auf Windows Vista umgestiegen und nutzen noch Windows XP", interpretiert IDC-Analystin Lynn Thorenz die Ergebnisse. Entsprechend hoch sei mittlerweile der Handlungsdruck. "Windows 7 scheint dafür eine akzeptierte Lösung zu sein. Desktop Linux oder Googles Chrome OS werden da nicht mithalten können." Insbesondere für Microsoft, seine Partner und Systemintegratoren könnte 2010 aus Sicht von IDC ein vielversprechendes Jahr werden.

Welches sind in Ihrem Unternehmen die wichtigsten Softwarethemen? (Angaben in Prozent)

Auf Rang drei der wichtigsten Softwarethemen setzen die Befragten den Wunsch nach niedrigeren Wartungskosten. Zu einem Großteil dürfte dieses Ergebnis SAPs umstrittener Erhöhung der Wartungsgebühren geschuldet sein, die der Anbieter zwischenzeitlich zumindest teilweise zurückgenommen hat. Als fast ebenso wichtig stufen die Umfrageteilnehmer den Austausch eigenentwickelter Programme durch Standardsoftware ein.

Für den ERP-Bereich sieht IDC insbesondere im deutschen Mittelstand noch großes Potenzial. Auf bessere Geschäfte dürfen sich den Marktforschern zufolge vor allem die CRM-Anbieter freuen. Dieses Marktsegment soll um drei Prozent wachsen. Die Prognose passt zu den Umfrageergebnissen bezüglich der allgemeinen Herausforderungen deutscher Unternehmen, wo eine höhere Kundenzufriedenheit an erster Stelle steht.

Entgegen der Einschätzung, Sicherheit sei das wichtigste IT-Thema, gaben nur 18 Prozent der Befragten an, Security-Software einführen zu wollen. Die scheinbare Lücke zwischen Wunsch und Wirklichkeit lässt sich womöglich so erklären: Sicherheit ist für die Entscheider essenziell, soll aber wenig kosten und möglichst mit bereits vorhandenen Systemen gewährleistet sein. Nichtsdestotrotz erwartet IDC im deutschen Markt für Security-Software ein Wachstum im hohen einstelligen Prozentbereich.

Relativ niedrige Werte erreichen die einstigen Hype-Themen Service-orientierte Architekturen (SOA) und Business-Process-Management (BPM). Zumindest für den Bereich BPM verweist IDC aber auf andere einschlägige Studien, denen zufolge Prozess-Management für CIOs durchaus ein Topthema sei. Ganz unten auf der Prioritätenliste steht für die Umfrageteilnehmer das Einführen von Open-Source-Software. Hier dürfte sich zum einen bemerkbar machen, dass etliche Open-Source-Module mittlerweile fester Bestandteil etablierter Softwarepakete sind und damit quasi durch die Hintertür ins Unternehmen gelangen. Zum anderen weist IDC darauf hin, dass es in einzelnen Teilsegmenten durchaus Wachstumspotenziale für quelloffene Software gebe. Dazu zählten beispielsweise CRM- oder ERP-Systeme , aber auch Infrastruktursoftware wie Application Server oder Programme für das Daten-Management.

Wie zufrieden sind Sie mit Ihren Softwarelieferanten? (1 = sehr zufrieden; 5 = sehr unzufrieden)

Nicht besonders zufrieden sind deutsche IT-Anwender mit ihren Softwarelieferanten. Mit einer Durchschnittsnote von 2,8 schneiden diese im Vergleich mit Hardware- und Serviceanbietern am schlechtesten ab. Kritik ernten vor allem die Lizenzbedingungen und die Preispolitik der Anbieter. Dabei dürfte einerseits die öffentlichkeitswirksame Diskussion um SAPs Enterprise Support eine Rolle gespielt haben. Andererseits achten Unternehmen gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten besonders auf die Kosten.

Die wichtigsten Servicethemen

Was den Entscheidern in Sachen IT auf den Nägeln brennt, zeigen auch die Angaben zu den wichtigsten Services-Themen (siehe Grafik unten). Hier steht die "Erhöhung des Service-Levels" der internen IT an erster Stelle, dicht gefolgt vom Thema Helpdesk / Support. Überraschend niedrig fallen die Werte für die Themen Outsourcing, Cloud Computing und Near-/Offshoring aus. Nur 17 Prozent halten die IT-Auslagerung für ein wichtiges Service-Thema, das aktuelle Hype-Thema Cloud Computing kommt auf zwölf Prozent.

Welches sind in Ihrem Unternehmen die wichtigsten Servicethemen? (Angaben in Prozent)

IDC-Analyst Matthias Kraus wertet diese Ergebnisse kritisch. Nach seiner Einschätzung beschäftigen sich IT-Abteilungen immer noch zu stark mit operativen Themen wie Service-Levels oder Helpdesk: "Erst wenn es die IT schafft, solche Standardaufgaben effektiv zu lösen oder auszulagern, werden die notwendigen internen Ressourcen frei, um einen höheren Beitrag zur Wertschöpfung ihres Unternehmens zu leisten." Cloud Computing oder Offshoring könnten die IT sehr wirkungsvoll unterstützen. Das schwache Interesse an diesen Optionen führt er unter anderem auf den geringen Reifegrad von Cloud-Angeboten sowie auf Sicherheitsbedenken zurück. Etliche IT-Abteilungen fürchteten zudem einen Stellenabbau, wenn Offshoring-Dienste erwogen würden.

Geht es um das klassische Outsourcing, planen die Unternehmen noch am ehesten, Infrastruktur wie Server oder ganze Rechenzentren auszulagern. Auch die Bereiche Application Hosting und der Netzbetrieb gelten als geeignete Kandidaten. Dagegen geben 67 Prozent an, gar keine Outsourcing-Aktivitäten zu planen. Ähnliche Prioritäten zeigen sich bei den Plänen bezüglich Cloud Computing. Hier interessieren sich die Umfrageteilnehmer vor allem für Anwendungen (SaaS, Software as a Service) und Rechenleistung, also beispielsweise Server. Aber auch Storage-Services aus der Wolke spielen eine Rolle. Insgesamt planen jedoch zwei Drittel derzeit keinerlei Cloud-Aktivitäten.

Wie zufrieden sind Sie mit den Angeboten Ihrer IT-Dienstleister? (1 = sehr zufrieden; 5 = sehr unzufrieden)

Mit ihren Serviceanbietern sind die Befragten insgesamt nur mäßig zufrieden (siehe Grafik). Zwar werden vereinbarte Service-Levels wohl relativ zuverlässig erfüllt. Doch in puncto Flexibilität bei Änderungswünschen im laufenden Vertrag und Preisgestaltung sehen die Kunden durchaus Verbesserungsbedarf.

Was wird aus der IT-Abteilung?

Die Zukunft der IT-Abteilung sehen die Befragten überraschend gelassen. Gut die Hälfte geht davon aus, dass die Bedeutung der internen IT in etwa gleich bleiben wird (siehe Grafik unten). "Angesichts des wachsenden Leistungsdrucks und der geforderten stärkeren Business-Orientierung der IT ist das doch recht erstaunlich", kommentiert IDC-Experte Benner. Passend zu den niedrigen Werten beim Thema Outsourcing etwa rechnen nur sieben Prozent der Studienteilnehmer damit, dass der reine IT-Betrieb verstärkt an externe Dienstleister ausgelagert wird. Noch weniger glauben, die interne IT werde auf ein Minimum reduziert und durch Serviceanbieter ersetzt. Dagegen gaben 38 Prozent an, die Inhouse-IT werde in Zukunft sogar an Bedeutung gewinnen.

Welche Aussage über die Zukunft der internen IT trifft für Ihr Unternehmen am ehesten zu? (Angaben in Prozent)

Weil die IT beim Erstellen von Produkten und Services immer wichtiger wird, rechnet IDC damit, dass die Unternehmen sie künftig noch stärker als bisher an Geschäftsprozessen ausrichten. Unterm Strich wandle sich die Rolle der IT vom reinen Cost Center zum internen Berater.

CIOs treiben Innovationen

Innovative IT-Lösungen spielen für deutsche Anwenderunternehmen eine wichtige Rolle. Etwa die Hälfte der Befragten zählt sich entweder zu den Vorreitern oder zur "zweiten Welle" beim Einführen neuartiger Systeme. Knapp ein Viertel schwimmt mit der Masse. IDC-Analyst Joachim Benner verweist aber darauf, dass es sich dabei um eine Selbsteinschätzung handelt. Wie innovationsfreudig die Unternehmen tatsächlich sind, lässt sich aus den Angaben nur bedingt schließen.

Innovationstreiber sind in erster Linie CIOs oder IT-Leiter. Aber auch Fachabteilungen und die Geschäftsführung regen Neuerungen an. Nach anderen IDC-Analysen gehören vor allem Banken und der Logistiksektor zu den besonders innovationsbereiten Branchen. Das verarbeitende Gewerbe und die öffentliche Verwaltung hielten sich diesbezüglich eher zurück.

Für Sie vielleicht auch interessant:
CW-Anwenderstudie Teil 1: So planen IT-Entscheider 2010