Sechs kleine Helfer: Gratis-Software fürs Büro

17.05.2007 von Jan Schulze
COMPUTERWOCHE Mittelstand stellt dieses Mal gleich sechs praktische und kostenlose Tools vor, darunter Virtuelle Desktops für Windows, einen Schnellstarter für Favoriten und Programme sowie eine Gratis-Tabellenkalkulation.

Virtual Dimension

Egal wie groß der Bildschirm ist: Sind viele Programme gleichzeitig geöffnet, verliert man leicht den Überblick auf dem Desktop. Mehr Übersicht schafft die unter Linux gängige Methode, mit mehreren virtuellen Desktops zu arbeiten und die benötigten Anwendungen dort zum Beispiel nach ihren Funktionen zu sortieren. Unter Windows benötigt man dazu allerdings ein separates Werkzeug wie das Open-Source-Tool "Virtual Dimension".

Virtual Dimension arbeitet problemlos mit allen Windows-Versionen - einschließlich Windows Vista. Nach der Installation, die dank des schlanken Programms schnell erledigt ist, sind nur wenige Konfigurationshandgriffe notwendig. Zuerst muss der Anwender angeben, um wie viele virtuelle Desktops er sein Windows bereichern will. Dabei sind technisch kaum Grenzen gesetzt. In der Praxis allerdings bewähren sich in der Regel zwei bis vier Desktops. Nur an Entwicklerarbeitsplätzen ist mehr angesagt. Weitere Einstellungen wie die Hintergrundbilder, die Bezeichnungen oder die Anordnung der virtuellen Desktops im Umschalter sind optional.

Im Betrieb präsentiert sich Virtual Dimension als kleines Fenster, das bei Bedarf immer an der Oberfläche zu sehen ist. Jeder virtuelle Desktop wird durch einen kleinen Rahmen symbolisiert, in dem die laufenden Programme als Icons angezeigt werden. Mit einem Mausklick kann der Benutzer nun in jeden virtuellen Desktop wechseln und dort wie gewohnt mit den Anwendungen arbeiten (http://virt-dimension.sourceforge.net/).

Schneller starten

Um Programme oder wichtige Ordner auf der Festplatte schnell zu finden, bietet das Windows-Startmenü einige Unterstützung. Bei der Arbeit mit USB-Sticks jedoch ist Windows keine Hilfe. Hier dient die kleine, nur rund 400 KByte große "ASuite" von Salvador Software als geeignetes - kostenloses - Werkzeug.

ASuite soll eine Art Startmenü für Programme oder Ordner auf einem USB-Stick zur Verfügung stellen, kann jedoch auch sonst Windows um eine kleine Bequemlichkeit erweitern. Das Funktionsprinzip: Der Anwender kann Ordner oder Programme in einem eigenen Fenster als Verknüpfungen zusammenstellen. Die Bedienung erfolgt weitgehend intuitiv. Um auch bei umfangreichen Sammlungen den Überblick zu bewahren, können in ASuite beliebig viele Ordner mit Unterordnern erstellt werden. Das Anlegen der Verknüpfungen erfolgt komfortabel in einem Dialogfenster. Dabei lassen sich nicht nur die Startdateien der einzelnen Programme angeben, sondern auch Meta-Informationen wie Hersteller der Software, dazugehörige Internet-Links oder auch vom Programm benötigte Startparameter. Eine Scan-Funktion durchsucht den Datenträger automatisch nach vorhandenen Programmen. ASuite bindet sich nach dem Start in das System-Tray von Windows ein. Damit lassen sich alle angelegten Verknüpfungen schnell über einen Klick mit der rechten Maustaste erreichen. Einziger Wermutstropfen: Das Tool funktioniert in der aktuellen Version nicht mit Windows Vista (www.salvadorsoftware.com).

Copyright in Bildern

Bilddaten stellen heute in vielen Unternehmen einen großen Wert dar, sei es auf der Website, sei es in digitalen Katalogen. Meistens wird jedoch ein Copyright-Hinweis nur in den Meta-Daten angebracht - oder aus Bequemlichkeit ganz darauf verzichtet. Einen deutlich sichtbaren Urheberschaftsvermerk erstellt das Gratis-Tool "Copyrightleft" von Lune Rouge.

Copyrightleft fügt den Copyright-Hinweis direkt in das sichtbare Bild ein. Dabei kann das Tool mit allen gängigen Bildformaten wie JPG, BMP oder PNG arbeiten. Die genaue Form des Vermerks wird vom Anwender festgelegt. Dabei lassen sich Schriftart, Text oder die Hintergrund- und Schriftfarben frei bestimmen. Soll das Copyright dezent in die Bilder eingebunden werden, kann die Schrift auch auf einem transparenten Hintergrund angebracht werden, sodass keine große Farbfläche die Bildwirkung stört. Auch Position und Größe des Hinweises lassen sich individuell einstellen.

Besonders hilfreich bei umfangreichen Bildarchiven ist, dass Copyrightleft auch die Batch-Verarbeitung der Bilder beherrscht. Dabei können sowohl alle Bilder eines Verzeichnisses als auch individuelle Zusammenstellungen in einem Rutsch mit dem Copyright versehen werden. Zudem ist der Import von Bildlisten als Textdatei für die Batch-Verarbeitung möglich. Einziges Manko: Das Tool ist nur in englischer und französischer Sprache verfügbar (www.lunerouge.org).

Ordner im Gleichschritt

Vor allem Notebook-Benutzer stehen immer wieder vor der Herausforderung, Verzeichnisse auf dem Desktop-PC und auf dem mobilen Begleiter in Einklang zu bringen. Das Java-basierende Open-Source-Helferlein "FullSync" kann diese und weitere Aufgaben übernehmen.

Grundvoraussetzung ist eine installierte Java-Laufzeitumgebung von Sun Microsystems ab Version 1.5.0.10. Die eigentliche Installation erfolgt sehr schnell. Windows Vista bemängelt zwar, dass die Installation fehlerhaft sei, doch dieser Hinweis kann getrost ignoriert werden. Angenehm ist, dass sich das Tool nicht Java-typisch als optischer Fremdkörper präsentiert, sondern das Look & Feel von Windows widerspiegelt.

Funktional ist FullSync sehr ausgefeilt. Die Software basiert auf Profil-Arbeitsabläufen, die einmalig angelegt werden und dann jederzeit abrufbar sind. So lassen sich problemlos alle wiederkehrenden Arbeiten festlegen und dann bei Bedarf mit einem Mausklick starten. Möglich sind eine Synchronisation zweier Ordner, um diese auf einem einheitlichen Datenstand zu halten, das Backup lokaler Ordner auf einen Wechseldatenträger oder ein Netzlaufwerk. Alle Profile können manuell oder - eine Verbindung zu den entfernten Datenträgern vorausgesetzt - automatisch über einen Scheduler gestartet werden. Um die Daten eines entfernten Rechners auf die eigene Festplatte zu sichern, muss auf dem Quellrechner ebenfalls eine Instanz von FullSync installiert und aktiv sein (http://fullsync.sourceforge.net).

Tabellen mit GNU

Linux-Benutzer kennen Gnumeric, die Standard-Tabellenkalkulation des Gnome-Linux-Desktops. Dieses Open-Source-Werkzeug steht auch Windows-Benutzern gratis zur Verfügung.

Wie viele aus der Linux-Welt portierte Programme, benötigt auch Gnumeric die Windows-untypische Gtk-Bibliothek. Diese ist direkt in das Installationsprogramm integriert, der Anwender muss sich darüber keine Gedanken machen. Wer noch keinerlei Linux-Erfahrung besitzt, wird beim ersten Start der Software einen ungewohnten Anblick vorfinden: Gnumeric kommt mit Linux-Look & Feel daher, eine kurze Einarbeitung wird in den meisten Fällen notwendig sein.

Dafür entschädigt das Tool mit ausgereiften Tabellenfunktionen, die für das Gros der Anwendungsgebiete bei weitem ausreichen. Die Bedienung der mathematischen Funktionen stellt für einen Excel-geübten Anwender kein Problem dar, die Syntax ist im Wesentlichen identisch. Auch die Arbeit mit grafischen Auswertungen erfolgt überwiegend so, wie man es vom Microsoft-Produkt gewöhnt ist. Eine Stärke von Gnumeric ist das Erstellen von Formularen. Dazu hält das Tool zahlreiche grafische Elemente wie Rollbalken oder Eingabefelder bereit, die einfach mit der Maus auf dem Tabellenblatt platziert werden.

Auch die Zusammenarbeit mit anderen Kalkulationsprogrammen ist recht umfassend. So kann Gnumeric die meisten Excel-Tabellen problemlos verarbeiten und kommt auch mit dem ISO-genormten Open-Document-Format zurecht. Lediglich sehr reichhaltige Tabellen, zum Beispiel eine in Excel erstellte forensische Datenanalyse nach Benfords Gesetz, führen Gnumeric an die Kompatibilitätsgrenze (www.gnome.org/projects/gnumeric)

PDFs vereinen

Gratisprogramme zum Erstellen einer PDF-Datei gibt es viele. Ein wenig kleiner wird die Auswahl, wenn vorhandene PDFs zu einem Dokument zusammengefügt werden sollen. Die Open-Source-Welt hält auch dafür eine Gratislösung in Form von "PDF Blender" von Spaceblue bereit.

PDF Blender benötigt wie fast alle PDF-Gratisprogramme den Open-Source-Postscript-Interpreter "Ghostscript", der unter www.cs.wisc.edu/~ghost zum Download bereitsteht. Der Pfad zu Ghostscript auf der Festplatte muss nach der Installation von PDF Blender manuell im Einstellungsmenü angegeben werden. Leider gibt es beim ersten Programmstart keinen Hinweis auf dieses kleine, aber wichtige Detail.

Die Bedienung von PDF Blender erfolgt intuitiv: Zunächst werden alle PDF-Dateien ausgewählt, die zusammengefügt werden sollen. Das Tool erlaubt es, die Reihenfolge der Quelldateien auch nachträglich zu verändern. Danach gibt der Benutzer den Pfad für die Ausgabe und den Namen der neuen PDF-Datei an. PDF Blender erzeugt nun aus den Quell-PDFs eine große Datei. Die Quelldokumente werden dabei nicht verändert.

Interessant ist auch die Möglichkeit, die erzeugten PDFs vor neugierigen Blicken zu schützen - ein Merkmal, das vielen freien PDF-Erzeugern fehlt. Die Dokumente können mit Passwörtern gegen unbefugtes Öffnen geschützt werden. Zusätzlich ist es möglich, dass verschiedene Aktionen wie Drucken oder Kopieren von Text und Bildern gesperrt werden (www.spaceblue.com).