Schnellster Computer erneut in USA - Deutschland fällt aus Top Ten

13.11.2006
Der schnellste Computer der Welt ist nach wie vor ungeschlagen die Rechenanlage „BlueGene/L“ von IBM.

Der US-Supercomputer landete am Montag zum fünften Mal in Folge auf Rang eins der Weltrangliste der 500 schnellsten Rechner, wie aus der am Montag in Tampa veröffentlichten Liste hervorgeht. Mit einer Leistung von 280,6 Billionen Rechenschritten pro Sekunde (Teraflops) ist die Anlage rund 35.000 Mal schneller als ein moderner Personal Computer. Sie hält die Verfolger deutlich auf Abstand: Platz zwei errang Listenneuling „Red Storm“ des Herstellers Cray mit 101,4 Teraflops.

Zugleich verpasste Deutschlands schnellster Rechner, das IBM-System „JUBL“ im Forschungszentrum Jülich, den Wiedereinzug in die Top Ten. Noch vor einem halben Jahr hatte JUBL Rang acht inne. Nun ist die Anlage mit unverändert 37,3 Teraflops auf Platz 13 abgerutscht. JUBL steht Wissenschaftlern auf der ganzen Welt zur freien Verfügung und dient unter anderem der Medizin, der Umweltforschung und trägt zur Erforschung der Geschichte des Universums bei.

Europas schnellster Rechner steht in Barcelona. „Mare Nostrum“ rückte von Platz elf auf den fünften Rang vor. Der Supercomputer steht in der polytechnischen Universität in Barcelona und ist in einer alten Kirche untergebracht. Forscher mehrerer Fachrichtungen nutzen das Gerät. Es hilft den Wissenschaftlern etwa bei der Erforschung von Genen, der Berechnung von Klimaveränderungen und Faltung von Eiweißen oder der Entwicklung neuer Medikamente.

Rechtzeitig zur Veröffentlichung der 28. Liste der „Top 500“ stockte das Barcelona Supercomputer Center (BSC) die Anlage kräftig auf. Die Leistung sei mehr als verdoppelt worden, sagte Mateo Valero, Direktor des BSC. Mare Nostrum kommt nun auf 62,63 Teraflops und verdrängt damit die vorherige Nummer fünf, den Supercomputer „Tera-10“ des französischen Herstellers Bull, auf den siebten Platz.

Mare Nostrum bestehe derzeit aus rund 2500 flachen Serverbausteinen, so genannten Blades, sagte Michael Malms von IBM in Böblingen. Die IBM-Mitarbeiter dort hatten die besonders kompakten Bausteine des Mare Nostrum federführend mitentwickelt.

Seit 1993 veröffentlicht Hans Werner Meuer, Professor an der Universität in Mannheim, mit drei weiteren Wissenschaftlern die „Top 500“. Zwei Mal im Jahr sorgt die Liste für eine viel beachtete Leistungsschau, bei der immer höhere Bestmarken erzielt werden. Die führenden Industrienationen geben jedes Jahr mehrere Milliarden Dollar für den Bau von Supercomputern aus. Traditionell dominiert das amerikanische Unternehmen IBM die Branche. Aus dem Hause kommen insgesamt 239 der 500 schnellsten Rechner der Welt, darunter vier der fünf schnellsten Anlagen.

Der erste Rechner, der den Spitzenreiter schon bald bei weitem übertreffen könnte, kommt ebenfalls von IBM - und aus Deutschland: Derzeit bauen die Forscher im IBM-Entwicklungszentrum in Böblingen an dem weltweit ersten „Petaflop-Rechner“. Ein Petaflop sind eine Billiarde Rechenschritte pro Sekunde. Die Anlage wird für das Los Alamos National Laboratory in den USA gebaut und soll in rund zwei Jahren fertig gestellt sein. (dpa/tc)