Kredit-Management optimieren

Schlechte Zahlungsmoral setzt deutschen Firmen zu

26.05.2010 von Peter Gruber
300 Milliarden Euro könnten europäische Unternehmen mehr einnehmen, wenn alle Rechnungen bezahlt würden. Nur zehn Prozent der befragten Unternehmen in Europa glauben jedoch, dass sich die Situation in den nächsten zwölf Monaten verbessern wird.

"Besonders hart trifft die schlechte Zahlungsmoral kleine und mittelständische Unternehmen. Drei Prozent aller Forderungen werden hier nicht bezahlt, im Vergleich zu 2,6 Prozent insgesamt. Ausstehende Forderungen können hier schnell zu einer Gefährdung der Existenz werden", erläutert Thomas Hutter, Geschäftsführer der Intrum Justitia für die Region Deutschland, Österreich und Schweiz, die Tragweite der Situation. 52 Prozent der befragten Unternehmen sind sich zudem unsicher, ob sie die benötigten Kredite von ihren Hausbanken zur Überwindung von Engpässen oder dem Ausbau ihres Geschäfts erhalten und sehen sich auch nach Finanzierungsalternativen um.

Zahlungseingang erst nach 55 Tagen

Die Zahlungsmoral hat sich im Vergleich zum Vorjahr zwar verbessert, ist aber immer noch sehr schlecht. Die Durchschnittsdauer bis zum Zahlungseingang ging in Europa von 57 auf 55 Tage zurück. Am schnellsten werden Rechnungen in den skandinavischen Ländern beglichen. Deutschland belegt mit zehn Tagen Verspätung einen guten dritten Platz. Das Schlusslicht in Europa bilden Griechenland mit 42 Tagen, Italien mit 49 Tagen und Portugal mit 51 Tagen Zahlungsverzögerung.

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2. Geschäftsbedingungen einsetzen
Die <a href="http://de.wikipedia.org/wiki/Allgemeine_Gesch%C3%A4ftsbedingungen">Geschäftsbedingungen</a> sind ein wesentlicher Bestandteil der schriftlichen Kommunikation mit Kunden, denn sie klären über Rechte auf, schränken Haftungen und Verbindlichkeiten ein und schützen das eigene Unternehmen. Daher sollten sie in jedem vertraglich relevanten Schriftstück enthalten sein.
3. Zahlungsbedingungen festlegen
Um spätere Missverständnisse zu vermeiden, sollten vor Beginn jeder Geschäftsbeziehung die <a href="http://de.wikipedia.org/wiki/Zahlungsbedingung">Zahlungsbedingungen</a> festgelegt und von den jeweiligen Geschäftspartnern bestätigt werden.
4. Klar kommunizieren
Die Kommunikation mit Kunden und Dienstleistern wird oft unterschätzt, kann aber die <a href="http://www.computerwoche.de/knowledge_center/mittelstands_it/1877279/">Zahlungsmoral</a> durchaus positiv beeinflussen. Von daher ist es ratsam, den Eingang jeder Rechnung mit einem kurzen Anruf zu überprüfen. Außerdem sollte der jeweilige Geschäftspartner direkt über noch ausstehende Zahlungen informiert werden.
5. Exakt Buch führen
Eine detaillierte Dokumentation der ein- und ausgehenden Rechnungen sowie eine gut strukturierte Ablage tragen maßgeblich dazu bei, den Überblick zu behalten. So können Sie schneller auf ausstehende Forderungen reagieren.
6. Verzugszins geltend machen
Sollten Forderungen auch nach dem Mahnungsprozess ausbleiben und rechtliche Schritte bevorstehen, sind Unternehmen laut § 288 des BGB berechtigt, den entstandenen Zinsschaden mit einem Verzugszins in Rechnung zu stellen. Der Verzugszins für Unternehmen beträgt acht Prozent plus Basiszinssatz.
7. Bonität im Auge behalten
Es lohnt sich, die <a href="http://www.computerwoche.de/knowledge_center/mittelstands_it/1872572/">Kreditwürdigkeit</a> der bestehenden Kunden zwei Mal jährlich zu prüfen.
8. Finanzierungsalternativen prüfen
Ein alternatives Finanzierungsmodell ist beispielsweise das <a href="http://www.computerwoche.de/knowledge_center/mittelstands_it/1875257/">Factoring</a>. Anbieter wie Bibby Financial Services übernehmen dabei das Forderungs-Management ihrer Kunden, die wiederum im Gegenzug bis zu 85 Prozent des Rechnungswertes innerhalb von 24 Stunden erhalten. Der Restbetrag folgt abzüglich einer Gebühr und Zinsen, sobald der Debitor die Forderung beglichen hat.

Abschreibungen nehmen in Deutschland zu

In Deutschland werden die Rechnungen in allen Branchen im Vorjahresvergleich schneller bezahlt - möglicherweise ein Zeichen für den allmählichen Aufwärtstrend der deutschen Wirtschaft: 69 Prozent aller Rechnungen werden fristgerecht innerhalb von 30 Tagen beglichen. Damit liegt Deutschland auf einem Spitzenplatz in Europa. Der beunruhigende Aspekt in Europas größter Volkswirtschaft bleibt jedoch der signifikante Zuwachs an Abschreibungen, die von 2,1 Prozent im Vorjahr auf 2,6 Prozent zugelegt haben.

Kredit-Management wird immer wichtiger

"Im Zuge der schwierigen Marktbedingungen erkennen viele Unternehmen die zunehmende Bedeutung eines umfassenden Kredit-Managements, wozu auch die Beachtung des hohen administrativen Aufwands gehört. Europäische Firmen könnten mindestens 25 Milliarden Euro sparen, wenn sie auf zeit- und geldaufwändige Prozesse zur Verfolgung säumiger Zahler verzichten könnten", so Hutter. Die Mehrheit der Befragten bemüht sich deshalb, mithilfe schärferer Kreditprüfungen bereits zu Beginn des Vertriebsprozesses die Zahlungsfähigkeit ihrer Kunden zu durchleuchten.

Neben dem "European Payment Index 2010" bringt die Intrum Justitia auch den "Risk Index 2010" heraus. Dieser Bericht fasst Ergebnisse des "European Payment Index 2010" für das jeweilige Land vertiefend zusammen. Der "European Payment Index 2010" und der "Risikoindex 2010" können kostenlos angefordert werden unter www.intrum.de oder d.duehr@intrum.com