SAP BW auf Teradata

SAP verspricht mehr Offenheit beim Data Warehousing

28.04.2009 von Sascha Alexander
Durch das Entwicklungsabkommen mit Teradata erhalten SAP-Kunden einen besseren Zugang zu leistungsfähiger Technik für große Data-Warehouse-Systeme. Zudem denkt SAP über die Entwicklung neuer Analyseanwendungen nach.

Am Montag hatten SAP und Teradata auf der Kundenveranstaltung "Teradata Universe" ein erweitertes Kooperationsabkommen angekündigt, dass den Nutzern der unter SAP-Kunden verbreiteten Analysesoftware SAP Netweaver Business Warehouse (SAP BW) neue Perspektiven eröffnen soll. In einem Gespräch mit der COMPUTERWOCHE erklärte Stephan Rossius, Senior Vice President für Global Partner Management bei SAP, dass die Vereinbarung eine andere Qualität habe als die bisherige, seit Jahren bestehende Zusammenarbeit zwischen den Walldorfern beziehungsweise ihrer Tochter Business Objects und Teradata. Demnach gehe es hier nicht um Interoperabilität, sondern um die Portierung von SAP BW in Version 7.2 auf die für Data-Warehousing entwickelten Datenbank Teradata 12 sowie eine Optimierung von SAP für die dazugehörige Hardware von Teradata. Diesbezüglich arbeite man derzeit mit der "BI Bridge" an einem Middleware-Layer, der künftig die Kommunikation zwischen SAP BW und der Teradata-Datenbank übernimmt. Bis zum Jahresende soll eine Betaversion bereitstehen, die allgemeine Verfügbarkeit ist für das zweite Halbjahr 2010 anvisiert.

Leistungsprobleme beseitigt

Mit dem Abkommen erweitert SAP seinen Datenbanksupport, der bisher Systeme wie MySQL, IBM DB2, MaxDB und Oracle umfasste. Laut Rossius komme man mit dieser strategischen Entscheidung Kunden entgegen, die bereits SAP BW und Teradata auf eigene Faust kombinieren und entsprechenden Integrationsaufwand haben. "Vor allem aber könne man SAP BW, das immer wieder von Kunden wegen Leistungsproblemen kritisiert wird, mit einem der derzeit performantesten MPP-Systeme für Datenanalysen ausstatten und manchen Großanwender beschwichtigen." Zugleich betonte Rossius, dass es bei der Kooperation mit Teradata nur um die Infrastrukturtechnik gehe, nicht aber um die analytischen Anwendungen, die Teradata bietet: "SAP BW 7.2 wird auf Teradata 12 laufen. Das bedeutet auch, dass die Schnittstelle zu Berichtswerkzeugen SAP BW ist."

Rossius kann heute noch keine Angaben machen, wie sich diese Partnerschaft auszahlen könnte. Es gebe aber eine hohe Überschneidung zwischen den Kunden. Kurzfristig könnte das neue Angebot SAP-BW-Kunden ansprechen, die zwar die Lizenz erworben haben, aber diese bisher nicht nutzen. "Wir haben aber auch so ein gut gehendes BW-Geschäft, das durch Teradata und unserem gemeinsamen Marktauftritt künftig gefördert wird", warb der Manager. Als Zielgruppe nennt SAP ebenso wie Teradata die Fortune-3000-Unternehmen.

Gewinner auf beiden Seiten

Auch Teradata sieht sich als Gewinner der Kooperation. So sagte Darryl McDonald, Chief Marketing Officer Teradata, dass die Vereinbarung im Kontext einer seit längerem laufenden Strategie zu sehen sei, über Partneranwendungen das eigene Data-Warehouse-Geschäft zu verstärken. "Wir haben jetzt die Chance, bei einem Drittel oder vielleicht sogar bei der Hälfte aller SAP-Kunden die Infrastruktur für Data-Warehousing zu werden." Auch rechne man sich sehr wohl aus, eigene analytische Anwendungen in die SAP-Gemeinde verkaufen zu können.

SAP-Manager Rossius könnte sich zudem vorstellen, dass künftig auch Anwendungen und Branchenlösungen für die kombinierte Plattform aus Teradata, SAP BW und Business Objects (als BI-Frontend) entstehen könnten: "Irgendwann müssen Sie einen Mehrwert der Lösung bieten." Damit dies geschehen kann, müsse man aber zunächst die eigenen Partner und die von Teradata "dazu befähigen, ergänzend kombinierte Dienstleistungen für eine solche Plattform zu entwickeln." SAP habe bereits begonnen, unter den Teradata-Partnern nach solchen zu suchen, die auch für BO, SAP-Dienste bieten könnten. "Entscheidend wird dabei sein, dass diese Partner ihre Implementierungspraxis mit der von SAP synchronisieren", sagte Rossius.

Denkbar wäre zudem die Nutzung und Anpassung der hauseigenen Appliance "Business Warehouse Accelerator" (BWA) auf der Plattform. Diese vermarktet SAP als In-Memory-Datenbank zur Beschleunigung von Abfragen.

Hat SAP BW eine Zukunft?

Trotzdem bleibt die Frage, ob SAP BW trotz der großen Anwenderbasis überhaupt eine Analysesoftware mit Zukunft ist. Immer wieder behaupten Marktkenner hinter vorgehaltener Hand, dass dem nicht so ist, da SAP BW keine leistungsfähige Technik für große Installationen biete und viele Anwender Probleme mit der Wartung hätten. Sie sehen eher in der Analysetechnik von Business Objects die Zukunft. Laut Insidern will SAP offenbar auf der kommenden Kundenveranstaltung Sapphire im Mai in Orlando Details zur Roadmap von Business Objects und SAP BW bekannt geben. Darauf angesprochen betonte Rossius, dass die Ankündigung keine Auswirkung auf das Teradata-Abkomme haben werde, sondern eine parallele Entwicklung betreffe.