Web 2.0

SAP trimmt Netweaver Portal auf Collaboration und Web 2.0

15.04.2008 von Sascha Alexander
Die Portalsoftware erhält künftig mehr Teamfunktionen und ein eigenes Wiki. Doch dessen Integration wird sich hinziehen.

Die geplante Wiki-Anwendung für SAP "Netweaver Portal" basiert auf der Software "Clearspace" des amerikanischen Wiki-Entwicklers Jive Software und soll künftig zum Lieferumfang der Portalumgebung gehören. Wie SAP in seinem Entwicklernetzwerk erläutert, soll diese Erweiterung eine Zusammenarbeit von Anwendern im Kontext von Geschäftsprozessen und Events fördern. Unternehmen könnten mit Hilfe der Software Communities aufbauen, in denen sie ihr Wissen organisieren, erfassen, sich aneignen und teilen.

Wiki als Teil von Collaboration Portal

Foto: SAP

Wikis sind künftig Teil der SAP-Netweaver-Lizenz und werden nicht zusätzlich berechnet. Sie gehören zu den erweiterten und neuen Collaborationen- und Content-Management-Funktionen für das "Netweaver Portal 7.0", die der Hersteller unter der Bezeichnung "Collaboration Portal" zusammenfasst. Schon heute bietet das Portal Funktionen für die Teamarbeit wie Collaboration-Räume (Arbeitsumgebungen für Teams, vergleichbar mit den neuen Workspaces), Groupware-Integration (Teamkalender, Versenden von E-Mails und Terminen aus dem Portal), Diskussionsgruppen (Vorläufer der Foren) und Team-Aufgabenlisten.

Doch die geplanten Neuerungen sollen noch mehr Möglichkeiten zur individuellen Zusammenarbeit und zum Informationsaustausch eröffnen (siehe Kasten "Geplante Collaboration-Funktionen"). Auch reagieren die Walldorfer mit ihren Plänen auf vergleichbare Anstrengungen und Produkte der Rivalen IBM, Microsoft und Oracle, die ihre Portale ebenfalls als Plattformen für das Web 2.0 herausputzen. Die Erweiterungen von Collaboration Portal sollen laut Christian Stadler, Produkt-Manager für SAP Netweaver Portal und Enterprise Search, im zweiten Quartal als Betaversion erhältlich sein. Der Ramp-up folgt im dritten Quartal, die allgemeine Verfügbarkeit ist bis zum Jahresende anvisiert. Eine Nutzung der Features über den "Netweaver Business Client" sei bisher nicht geplant.

Was das Wiki kann

Parallel dazu erfolgt die Auslieferung des Wikis. So sind für das dritte Quartal 2008 von SAP als Standardfunktionen bezeichnete Features für Wikis angekündigt. Diese umfassen:

Betaversion für ausgesuchte Kunden

Die Clearspace-Anwendung ist nur die technische Ausgangsbasis des geplanten SAP-Wikis. So wird die Software speziell für das Netweaver Portal angepasst und soll sich künftig über die Workspaces und die Java-Laufzeitumgebung des Portals einbinden lassen. Die Integration in die Portaloberfläche erfolgt mit Hilfe der SAP-Portaltechnik "iViews" (siehe auch SAP Visual Composer: Modell statt Code). Ausgewählte Kunden können im dritten Quartal 2008 die Betaversion des SAP-Wikis ausprobieren.

Diese ist laut Hersteller nicht für den produktiven Einsatz im Portal gedacht. Sie verfügt laut Produkt-Managern nur über Basisfunktionen, zu denen eine gemeinsame Benutzerverwaltung (Authentifizierung und Single-Sign-On) sowie die Integration in die "User Management Engine" (UME) und "URL iViews" zählen. Die Betasoftware setzt laut Hersteller das " Netweaver 7.0 Enhancement Package 1" voraus. Der Ramp-up soll im zweiten Quartal 2009 folgen, eine allgemeine Verfügbarkeit und Nutzbarkeit des Wikis ist bis Ende 2009 geplant, dann auf der Basis des "Enhancement Package 2".

Geplante Collaboration-Funktionen

Folgende Dienste für Zusammenarbeit und Content-Management plant SAP im Netweaver Portal:

  • Team Workspace: Arbeitsumgebungen für Teams im Web-2.0-Look-and-Feel, die dezentral von den Portalbenutzern angelegt werden und sowohl strukturierte als auch unstrukturierte Inhalte enthalten können.

  • Community-Features: Wikis sowie Integration von Foren-Fuktionen ins Portal und in die Workspaces.

  • About me: Mit der Seite "About Me" können Benutzer eine erweiterte virtuelle Visitenkarte im Portal veröffentlichen, die beispielsweise Angaben zu Fachwissen, Interessen und laufenden Projekten enthält. Dadurch wird das Auffinden und Kontaktieren von Experten erleichtert.

  • Tagging und Suche: Portalbenutzer können Objekte wie Dokumente, Workspaces, Workspace-Seiten und Benutzer mit Meta-Informationen (Tags) versehen, wodurch das Auffinden dieser Informationen erleichtert wird. Das Auffinden der Objekte erfolgt im Tag Explorer oder der Portalsuche.

  • Social Networking: Laut SAP wird noch diskutiert, ob und wie man dieses Thema bearbeiten will.

  • Web-Content-Management: Mit Hilfe des Portalwerkzeugs "Web Page Composer" können Fachanwender laut SAP Websites, Web-Seiten und Inhalte erstellen und aktualisieren.

  • Governance: Quota, Zugriffsrechte, Versionierung, Informationszyklen.

  • Collaboration Portal als Einstiegspunkt für den Zugriff auf Content im Repository von "Microsoft Sharepoint".

SAP behält sich Änderungen an dem Wiki-Fahrplan vor. Es gebe keine Garantie, dass sich die aktuelle Betaversion per Upgrade oder für den kommenden Ramp-up weiterverwenden lässt, heißt es aus dem Produkt-Management. Auch sei das Wiki derzeit nur im Stand-alone-Betrieb einsetzbar und weder konform zu SAP-Standards noch in die "Workspaces" integriert. Diese Limitationen sollen erst mit dem Enhancement Package 2 und danach verschwinden. Zusätzlich plant SAP Features für die individuelle Anpassung der Wikis (Themes), die komplette Sprachunterstützung des Netweaver Portals und die Integration in die hauseigene Suchmaschine "Trex".