PAC-Studie

SAP-Services trotzen der Finanzkrise

26.06.2009 von Thomas Pelkmann
Die unsichere Wirtschaftslage kann SAP-Projekten offenbar nichts anhaben. Das Beratungsunternehmen Pierre Audoin Consultants (PAC) macht im Markt der SAP Services eine positive Entwicklung aus.
Die Nachfrage nach SAP-bezogenen Dienstleistungen sinkt.
Foto: SAP

Die unsichere Weltwirtschaft und die globale Finanzkrise dämpft auch die Nachfrage nach SAP-bezogenen Dienstleistungen. Nicht nur die SAP AG verzeichnet einer Analyse der Marktforschung PAC zufolge für das erste Quartal 2009 einen starken Rückgang des Lizenzgeschäfts, der allerdings durch wachsende Wartungsumsätze ausgeglichen werden konnte.

Auch das von SAP selbst erbrachte Beratungsgeschäft entwickelt sich seit Anfang des Jahres negativ (minus sechs Prozent). "Neuimplementierungsprojekte sind in der momentanen Marktsituation praktisch nirgendwo mehr im großen Stil zu finden", kommentiert Tobias Ortwein, Senior Vice President bei PAC, die aktuelle Situation. "Darunter leidet auch die eigentlich gut am Markt positionierte SAP Consulting".

Dennoch beurteilt PAC die Situation grundsätzlich positiv: Grundtenor der Prognose ist, dass sich SAP Services sowohl im Bereich Consulting & Systems Integration (C&SI) als auch bei Outsourcing weiterhin positiver entwickeln als andere IT-Dienstleistungssegmente.

Die Analysen im Rahmen von PACs globalen "SAP Services Research Program" zeigen allerdings auch, dass es von Land zu Land nach wie vor signifikante Unterschiede gibt, was deutlich mache, wie lokal - auch vor dem Hintergrund der fortschreitenden Globalisierung - das SAP-Geschäft nach wie vor ist.

Standardisierung wird immer wichtiger

Dennoch bleibt PAC bei seiner insgesamt positiven Einschätzung. Der Grund: In Zeiten, in denen Kostensenkung und Effizienzsteigerung groß geschrieben würden, stünden Projekte im Vordergrund, die auf Prozessoptimierung oder Konsolidierung abzielten. Dabei werde immer stärker auf das Mittel der Standardisierung gesetzt, heißt es bei PAC. "Und SAP hat sich über die Jahre hinweg eben in vielen Ländern zu diesem Standard entwickelt."

Ein weiterer positiver Impuls kommt durch die Upgrade-Thematik. Auch wenn die funktionalen und strategischen Upgrades eher zögerlich angegangen würden, so sorgten sie dennoch - in Kombination mit den technischen Upgrades - für Nachfrageimpulse.

PAC beobachtet außerdem, "dass das klassische Brot-und-Butter-Geschäft noch nicht so stark von dem Nachfrageeinbruch betroffen ist, wie die bereits erwähnten, groß angelegten Projekte". Dazu zähle insbesondere die operative Betreuung und Weiterentwicklung der SAP-Systeme. "Das ist spezifisch für das SAP Services-Umfeld, da zahllose Großunternehmen zu den Kunden gehören, die in komplexen SAP-Systemlandschaften nur bedingte Einsparmöglichkeiten im laufenden Betrieb haben.

Wachstum nur in Asia Pacific

Dennoch leidet der Markt für SAP-Projektgeschäft unter der Wirtschaftskrise. So erwartet PAC in diesem Jahr lediglich für die Region APAC (Asia Pacific) mit +1,5 Prozent ein leichtes Wachstum bei SAP-bezogenen C&SI Services. Am stärksten betroffen ist die Region Americas mit einem Rückgang um mehr als vier Prozent, während EMEA (Europe, Middle East & Africa) mit einem leichten Rückgang um 2,5 Prozent noch relativ gut dastehe.

Bei all diesen negativen Wachstumsraten dürfe man aber auch nicht vergessen, so PAC-Analyst Ortwein, "dass nicht nur Projektvolumen aus dem Markt genommen wird, sondern auch Preisreduzierungen damit einhergehen".

Das Highlight 2009: Business Intelligence (BI)

Eins der Themen, die bei PAC für 2009 als Highlight gelten, ist Business Intelligence (BI). "Allerdings bedeutet eine Investition in ein BI-Projekt nicht unbedingt, dass auch eine Lösung aus SAPs Business Objects-Produktlinie zum Zuge kommt", so Peter Russo, Senior Consultant bei PAC.

Der Grund liege darin, dass Business Objects zwar sehr gut in andere SAP-Lösungen integrierbar, aber dennoch (noch) nicht entscheidend enger mit ihnen verzahnt ist als BI-Produkte anderer Hersteller. Dennoch könne das Thema Business Objects als gute Chance für Dienstleistungsunternehmen angesehen werden. Hier werde oft mit ersten, kleinen Pilotprojekten mit Fokus auf kurzfristigem ROI gestartet, die dann bei Erfolg in große Rollouts mündeten.

Ebenfalls positiv bewerten die Analysten die Märkte für SAP Outsourcing. Dies gilt sowohl für den Bereich SAP Hosting als auch für SAP Application Management (AM). Allerdings müsse auch dieses Bild differenziert betrachtet werden, heißt es bei PAC: "Beide Segmente sind weiterhin und gerade jetzt einem starken Preisdruck ausgesetzt; vor allem bei der Verlängerung bestehender Verträge ist dies spürbar".

Für die Kunden seien SAP Hosting und AM-Leistungen inzwischen größtenteils Commodity-Dienstleistungen. Damit würden Anbieter austauschbar, und eine Differenzierung sei nur noch über den Preis bzw. über innovative Preis- und Abrechnungsmodelle möglich. "Alle großen Anbieter wie IBM, EDS/HP oder Accenture begegnen diesen Anforderungen mit einer immer beachtlicheren Einbindung von Off- und Nearshore-Ressourcen, kombiniert mit einer immer stärkeren Flexibilisierung der Leistungen durch innovative On-Demand oder Dynamic-Services-Modelle, wie die T-Systems dieses Konzept nennt.

Als "besonders spannend für die Zukunft" beurteilt PAC den Ansatz des "Transformational Outsourcing" im SAP-Umfeld. "Um dieses Konzept in die Tat umzusetzen, müssen die SAP-Dienstleister nämlich über ein eng verzahntes Umsetzungskonzept aus ihrer SAP-Beratungs- (Business, Prozess & Technologie) und SAP-Betreuungsfähigkeit (SAP Outsourcing) verfügen. Dem war in der Vergangenheit aber eher nicht so", urteilt Tobias Ortwein von PAC. "Erst wenn man in der Lage ist zu beurteilen, ob nicht auch weniger unterschiedliche Plattformen ausreichen, oder ob der Vertriebsprozess in Japan tatsächlich anders ist als der in Australien, und daraus die entsprechenden Konsequenzen in der IT zieht, greift auch dieser Outsourcing-Gedanke."