Tipps zur indirekten Nutzung

SAP - Freund oder Feind?

06.06.2017 von Jan Hachenberger
Meldungen über Klagen der SAP gegen verschiedene Unternehmen haben viele Anwender aufgeschreckt. Immer geht es um indirekte Nutzung von SAP-Software und zugleich um viel Geld. Doch was ist eigentlich indirekte Nutzung, wie kann sie festgestellt und korrekt lizenziert werden?

Über viele Jahre hinweg war das Verhältnis zwischen SAP und ihren Anwendern von einem hohen Maß an Vertrauen geprägt. Die Unternehmen, die auf SAP-Software setzten, waren sich bewusst, dass die tiefe Integration von SAP in die Unternehmensprozesse mit Abhängigkeiten zu dem Softwarehersteller verbunden war, nahmen dies aber billigend in Kauf - zumal damit auch andere Optionen zur Verfügung standen, beispielsweise die Möglichkeit, SAP-Lösungen individuell an konkrete Anforderungen im Unternehmen anpassen zu können.

Um Ärger mit SAP zu vermeiden, sollten Anwender genau zählen, wer oder was wie oft auf SAP-Software zugreift.
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Auf der anderen Seite unterstützte SAP die Unternehmen, indem der Softwarehersteller ihnen bei der Integration und Anpassung der Software zur Seite stand, ihnen preislich entgegenkam oder Lizenzbestimmungen anbot beziehungsweise akzeptierte, die vom üblichen Standardangebot abwichen, dafür aber besser auf die Bedürfnisse der Unternehmen zugeschnitten waren. Mit dieser Strategie hat sich SAP über die Jahre zum Marktführer für ERP Software entwickelt.

Doch in Zeiten, in denen auch eine SAP gezwungen ist, gegenüber Aktionären regelmäßig Erfolge nachweisen zu müssen, sucht der größte deutsche Softwarehersteller intensiv nach neuen Einnahmequellen. Neben Umsätzen aus dem Verkauf weiterentwickelter Software oder neuer Produkte, zum Beispiel S/4 Hana, könnte SAP durch der Erhöhung der Softwarepflegegebühren oder der Kosten für Supportverträge zusätzliche Einnahmen realisieren.

Steigen die Wartungsgebühren, sehen Anwender rot

Zumindest die letzte Option ist immer wieder in Diskussion, würde aber große Teile der SAP-Kundschaft schmerzhaft treffen und erheblichen Druck in Richtung SAP aufbauen. Man erinnere sich nur an die Ankündigung der Erhöhung der Wartungsgebühren im Jahr 2008. Damals entstand quasi über Nacht eine Protestbewegung, die das SAP-Management zwang, die Erhöhung der Wartungsgebühren auszusetzen. Die Wartungsgebühren wurden später zwar erhöht, allerdings in kleineren Schritten.

Da aber mit dem Verkauf von Software, und sei sie noch so innovativ, nicht das gewünschte Umsatzwachstum realisiert werden kann - hier hat SAP ihre Kunden auf Grund der starken Integration in Unternehmensprozesse regelrecht konditioniert, die Software nur dann anzupassen oder neue Komponenten einzuführen, wenn es durch Prozessanpassungen notwendig wird - und Wartungsgebühren nur moderat erhöht werden können, bleibt SAP scheinbar keine andere Option, als nach alternativen Einnahmequellen zu suchen.

So wie andere Softwarehersteller - wenn auch mit einiger Verspätung - hat SAP damit begonnen, Kunden zu auditieren. Und damit ist nicht die regelmäßig stattfindende Systemvermessung (License Administration Workbench: LAW) gemeint. Auch das ist sicherlich ein Mechanismus, mit dem SAP sicherstellt, dass Unternehmen für den Einsatz von SAP Software die entsprechenden Lizenzgebühren abführen. Allerdings ist der Vermessungsprozess limitiert.

Wenn schon Audit, dann richtig

Mit der Durchführung von Audits signalisiert SAP, dass es offenbar stärkerer Kontrollen bedarf, um insbesondere die Nutzung individuell vereinbarter Lizenztypen oder die indirekte Nutzung von SAP-Software festzustellen und die betroffenen Kunden hierfür bezahlen zu lassen. Begleitet werden die Audit-Aktivitäten von SAP von einzelnen Eskalationen, im Rahmen derer SAP Kunden bei Feststellung eines Lizenzverstoßes und erfolgloser Einigung zur Nachlizenzierung auf Schadensersatz verklagt. Da dies in der Vergangenheit nie der Fall war oder zumindest nicht an die Öffentlichkeit geraten ist, schlagen die aktuell durch die Presse gehenden Streitfälle umso größere Wellen in der SAP Anwenderlandschaft.

Erst gingen im Februar 2017 Meldungen durch die Presse, wonach Diageo, ein weltweit tätiger Hersteller alkoholischer Getränke, von SAP auf die Zahlung von über 50 Millionen Euro verklagt wird. Im April 2017 wurde dann bekannt, dass ebenfalls im Februar 2017 SAP gegenüber der AB Inbev, der größten Brauereigruppe der Welt, eine Forderung in Höhe von mehr als 500 Millionen Euro erhoben hat. Im ersten Fall ist der Grund der Forderung bekannt. Es geht um unlizenzierte indirekte Nutzung von SAP. Im zweiten Fall ist die getroffene Formulierung der AB Inbev unspezifischer, aber auch hier wird auf indirekte Nutzung verwiesen (Seite 154):

"SAP Arbitration On 21 February 2017, SAP America, Inc. ("SAP") commenced an arbitration in New York against Anheuser-Busch Companies, LLC pursuant to the Commercial Arbitration Rules of the American Arbitration Association. The statement of claim asserts multiple breaches of a 30 September 2010 Software License Agreement (together with related amendments and ancillary documents, the "SLA") based on allegations that company employees used SAP systems and data-directly and indirectly-without appropriate licenses, and that the company underpaid fees due under the SLA. The statement of claim seeks both reformation of the SLA in certain respects and also damages potentially in excess of USD 600 million. We intend to defend against SAP's asserted claims vigorously."

Alles eine Frage der Nutzung

Der eine oder andere SAP-Kunde wird sich angesichts dieser Streitfälle fragen, was als indirekte Nutzung von SAP-Software anzusehen ist, und warum SAP auf eine Lizenzierung indirekter Nutzung besteht. Im Verständnis von SAP bezeichnet Nutzung ...

"… die Ausführung der Prozessfunktionen der Software, das Laden, das Ausführen, der Zugriff auf, die Verwendung der Software oder das Anzeigen von Daten, die aus diesen Funktionen hervorgehen. Die Nutzung kann über eine Schnittstelle, die mit der Software oder als Teil der Software ausgeliefert wurde, über eine Schnittstelle des Auftraggebers oder eines Drittanbieters oder über ein anderes zwischengeschaltetes System erfolgen."

Die Nutzung von SAP-Software wird in der Regel über sogenannte Packages und "SAP Named User" lizenziert. Abhängig von der Lizenzierungsmetrik des Packages müssen entsprechende Nutzungsrechte im Umfang der Package-Nutzung sowie entsprechende SAP-Named-User-Nutzungsrechte erworben werden. In der SAP Preis- und Konditionenliste werden unterschiedliche Typen von Named Usern definiert. Der einem Nutzungsszenario entsprechende Nutzertyp ist insbesondere abhängig von der Art der Nutzung durch den Endanwender. Entsprechend der Nutzung können auch Dritte, zum Beispiel Geschäftspartner, Kunden und Lieferanten, einer Named-User-Lizenzierungspflicht unterliegen.

Was ist indirekte Nutzung

Bei indirekter Nutzung erfolgt die Nutzung - wie die Bezeichnung bereits nahelegt - nicht durch direkten Zugriff auf SAP-Funktionen, über die SAP-Standardbenutzeroberfläche oder durch Verwendung der Login-Daten des zugreifenden Endanwenders. Vielmehr erfolgt der Zugriff über eine Schnittstelle oder durch eine Non-SAP-Applikation. Diese Non-SAP-Applikation kann dabei ohne eine Verbindung zur SAP-Software nicht den vollen Nutzen entfalten beziehungsweise ist in ihren Funktionen eingeschränkt. Häufig genutzte Technologien zur Verbindung von SAP-Funktionalität mit Non-SAP-Applikationen sind RFCs (Remote Function Calls), BAPIs (Business Application Programming Interfaces) oder SAP WebServices.

Eine andere Variante indirekter Nutzung stellt der Datenaustausch zwischen Non-SAP-Applikationen beziehungsweise Non-SAP-Funktionalität mit SAP-Systemen dar. Dabei kann es dazu kommen, dass Endanwender ausschließlich die Funktionalität der Non-SAP-Applikation nutzen, diese Non-SAP-Applikation jedoch im Hintergrund lesend beziehungsweise schreibend auf ein SAP-System zugreift. In diesen Fällen sind SAP Named User Lizenzen zu erwerben, da SAP Datenverarbeitungsfunktionalitäten genutzt werden, die zum Beispiel die technische oder betriebswirtschaftliche Konsistenz von Daten im Unternehmen ermöglichen beziehungsweise absichern. Insbesondere wenn die Non-SAP-Applikation zumindest teilweise von in SAP (vor-)verarbeiteten oder in SAP gehaltenen Daten abhängt, und eine Schnittstelle zwischen diesen Systemen besteht, ist von einer kostenpflichtigen Nutzung im Sinne der Notwendigkeit von Named-User-Lizenzen auszugehen.

Als weitere Varianten indirekter Nutzung gelten zum einen die Verwendung interaktiver (dynamischer) Formulare, die Endanwendern die Möglichkeit zur Anzeige von in SAP gehaltenen und verarbeiteten Daten beziehungsweise zur Eingabe von Daten in SAP geben, und zum anderen der Zugriff einer Non-SAP-Applikation auf SAP Funktionalität. Wird zum Beispiel im Rahmen eines Non-SAP-basierten Bestellprozesses eine SAP basierte Verfügbarkeitsprüfung eines Artikels oder eine Kreditprüfung durchgeführt, wird SAP indirekt genutzt.

Zu guter Letzt gilt für Geräte, die ihrerseits eine Verarbeitung von Daten in SAP auslösen, eine Lizenzpflicht. Beispiele hierfür sind Barcode Scanner, die Warenein- oder -ausgänge in SAP-basierten Bestandverwaltungssystemen auslösen. Die SAP Preis- und Konditionenliste deckt einige Szenarien durch das Angebot entsprechender transaktionsbasierter Nutzungsrechte ab. Aufgrund der Vielfalt möglicher Szenarien und deren fortlaufende technische Weiterentwicklung, man denke in diesem Zusammenhang an Entwicklungen rund um IoT, ist es allerdings auch nicht überraschend, dass SAP in der Preis- und Konditionenliste nicht alles abschließend festschreibt.

Transparenz ist das Gebot der Stunde

Die Bewertung der unterschiedlichen Szenarien indirekter Nutzung wird für jedes Unternehmen ein anderes Ergebnis zu Tage liefern. Allerdings ist es nicht unwahrscheinlich, dass bei tiefergehender Analyse indirekte Nutzung festgestellt wird. Wie viele Unternehmen tauschen beispielsweise über SAP NetWeaver Process Integration (PI) Daten mit anderen Applikationen aus? Wer betreibt nicht ein Webportal, welches auch von SAP gehaltene Daten anzeigt, zum Beispiel Produktnummern und Preise?

Die Geschichte von SAP
2016
Auf der Kundenkonferenz Sapphire kündigte SAP im Mai eine Kooperation mit Microsoft an. Beide Hersteller wollen künftig SAPs In-Memory-Plattform HANA auf Microsofts Cloud-Infrastruktur Azure unterstützen. Microsofts CEO Satya Nadella sagte: "Gemeinsam mit SAP schaffen wir ein neues Maß an Integration innerhalb unserer Produkte."
2016
SAP und Apple wollen gemeinsam native Business-iOS-Apps für iPhone und iPad entwickeln. Experten sehen SAPs Festlegung auf eine mobile Plattform kritisch und monieren fehlende Offenheit. Anwendervertreter reagierten überrascht und verlangten Aufklärung was die neue Mobile-Strategie bedeutet.
2015
Im Sommer verunglückt SAP-CEO Bill McDermott bei der Geburtstagsfeier seines Vaters. Er stürzt mit einem Glas auf der Treppe und verliert nach einer Operation ein Auge. Im Herbst meldet sich der US-amerikanische Manager als wieder voll einsatzfähig zurück.
2015
Im Februar stellt SAP mit S/4HANA eine neue Generation seiner Business-Software und damit den Nachfolger für die Business Suite vor. SAP definiere damit das Konzept des Enterprise Resource Planning für das 21. jahrhundert neu, pries SAP-Chef Bill McDermott die Neuentwicklung. Für den Großteil der Unternehmen dürfte das Produkt noch Zukunft bleiben, konterte die Anwendervereinigung DSAG. Die Prioritäten vieler Kunden lägen eher auf klassischen Projekten rund um das ERP-System.
2014
SAP-Technikchef Vishal Sikka gibt im Mai seinen Posten auf und wird CEO von Infosys. SAP sucht lange einen Nachfolger für Sikka, holt im November schließlich den langjährigen Microsoft-Manager Quentin Clark für diesen Posten.
2012
Die Walldorfer setzen mit dem Kauf des amerikanischen Cloud-Computing-Anbieters SuccessFactors ihren Weg ins Cloud-Geschäft fort – nachdem kurz zuvor Wettbewerber Oracle RightNow übernommen hat. Der Kaufpreis lag mit 2,4 Milliarden Euro über die Hälfte höher als der aktuelle Marktwert. Cloud-Services werden mit der SuccessFactors-Lösung vor allem im Human-Ressources-Umfeld angeboten. Außerdem schnappt sich SAP den weltweit zweitgrößten Cloud-Anbieter für Handelsnetzwerke Ariba für 3,3 Milliarden Euro.
2011
In 2011 ist das Formtief vergessen, die Walldorfer fahren die besten Ergebnisse ihrer Geschichte ein. Die Innovationsstrategie geht auf, auch wenn zwischendurch gezweifelt wurde, ob SAP seinen Kunden nicht davon-sprintet: 2011 implementieren die ersten Kunden die In-Memory-Plattform HANA, immer mehr Kunden nutzen die mobilen Lösungen, die aus dem Sybase-Deal entstanden sind.
2010
Der Paukenschlag: Hasso Plattner reißt mit dem Aufsichtsrat das Ruder herum. Der glücklose Léo Apotheker, der zuvor mit der Erhöhung der Wartungsgebühren viele Kunden vor den Kopf gestoßen hatte, muss gehen. Die neue Doppelspitze aus Bill McDermott und Jim Hagemann Snabe verspricht den Anwendern wieder mehr Kundennähe. CTO Vishal Sikka wird Vorstandsmitglied und SAP übernimmt Sybase, einen Anbieter für Informationsmanagement und die mobile Datennutzung, zum Preis von etwa 5,8 Milliarden Dollar.
2008
Mit der Erhöhung der Wartungsgebühren von 17 auf 22 Prozent und den Modalitäten des „Enterprise Support“, die viel Aufwand für die Anwender bringen, verärgert SAP seine Kunden massiv. Trotz intensiver Auseinandersetzung auf dem DSAG-Kongress bleibt SAP bei seiner Linie. Mittlerweile ist Léo Apotheker zweiter Vorstandssprecher neben Kagermann. Ende des Jahres beugt sich SAP dem Kundenwiderstand.
2008
Die größte Übernahme in der Unternehmensgeschichte: 2008 kauft SAP den Business-Intelligence-Spezialisten Business Objects für 4,8 Milliarden Euro und wird damit der bisherigen Strategie untreu, aus eigener Kraft zu wachsen. Die Integration mit der eigenen SAP-BI-Palette gestaltet sich aufwendig und wird sich über mehrere Jahre hinziehen. Die 44.000 BO-Kunden sollen dabei helfen, die Kundenzahl bis 2010 auf 100.000 zu steigern.
2007
Über viele Jahre hinweg entwickelt SAP an der SaaS-ERP-Lösung Business byDesign für kleinere Unternehmen. Rund drei Milliarden Euro wurden laut „Wirtschaftswoche“ im Entstehungsprozess versenkt. Trotz der Arbeit von 3000 Entwicklern kommt die Software Jahre zu spät. Obwohl innovativ, hat es die Lösung schwer im deutschen Markt. 2013 wird byDesign ins Cloud-Portfolio überführt.
2006
Mit „Duet“ bringen SAP und Microsoft eine gemeinsame Software auf den Markt, mit der sich MS Office einfach in SAP-Geschäftsprozesse einbinden lassen soll. 2006 wird auch die Verfügbarkeit der neuen Software SAP ERP angekündigt, die auf dem SOA-Prinzip (Service oriented Architecture) basiert.
2003
Abschied des letzten SAP-Urgesteins: Hasso Plattner zieht sich aus dem Vorstand zurück und geht in den Aufsichtsrat, Henning Kagermann wird alleiniger Vorstandsprecher. SAP stellt die Integrationsplattform NetWeaver vor, die Basis für künftige Produkte sein soll. Die Mitarbeiterzahl liegt jetzt bei 30.000.
2002
Der ERP-Hersteller will das bisher vernachlässigte Feld der KMUs nicht mehr dem Wettbewerb überlassen. Auf der CeBIT 2002 stellt SAP mit Business One eine ERP-Lösung für kleine bis mittelständische Unternehmen mit rund fünf bis 150 Mitarbeitern vor. Doch einfach haben es die Walldorfer in diesem Marktsegment nicht. Zu stark haftet der Ruf an den Walldorfern, hauptsächlich komplexe und teure Lösungen für Konzerne zu bauen.
1999
Die New Economy boomt und der E-Commerce hält Einzug bei SAP: Plattner kündigt die neue Strategie von mySAP.com an. Die Software soll Online-Handels-Lösungen mit den ERP-Anwendungen auf Basis von Webtechnologie verknüpfen. Im Vorjahr hatten die Walldorfer ihr Team um die Hälfte verstärkt, jetzt arbeiten 20.000 Mitarbeiter bei SAP. Weil die Kunden beim Umstieg mehr zahlen sollen, gibt es längere Zeit Gegenwind, schließlich werden die Internet-Schnittstellen auch im Rahmen der R/3-Wartung geboten. Derweil ist die Zentrale gewachsen.
1997
Die SAP-Anwender organisieren sich in der Deutschsprachige SAP-Anwendergruppe e.V. (DSAG), um ihre Interessen gemeinsam besser vertreten zu können. Laut Satzung ist das Ziel des Vereins die „partnerschaftliche Interessenabstimmung und Zusammenarbeit zwischen SAP-Softwarebenutzern und SAP zum Zweck des Ausbaus und der Verbesserung der SAP-Softwareprodukte“.
1997
Der ERP-Hersteller feiert sein 25. Jubiläum, zum Gratulieren kommt Bundeskanzler Helmut Kohl, der im Jahr darauf von Gerhard Schröder abgelöst wird. Der Umsatz liegt bei über sechs Milliarden Mark, das Geschäftsergebnis erstmals über der Milliarden-Grenze. Mehr als zwei Drittel werden im Ausland erwirtschaftet. SAP beschäftigt knapp 13.000 Mitarbeiter und geht an die die Börse in New York (NYSE).
1995
1995 versucht der ERP-Anbieter erstmals, in Zusammenarbeit mit Systemhäusern den Mittelstandsmarkt zu beackern. Es sollte noch einige Jahre dauern, bis sich mehr mittelständische Unternehmen auf die komplexe Software einlassen wollten. Mit knapp 7.000 Mitarbeitern erwirtschaftet SAP einen Umsatz von 2,7 Milliarden Mark, mehr als doppelt so viel wie noch zwei Jahre zuvor. Rudolf Scharping, damals noch SPD-Parteivorsitzender, kommt zu Besuch.
1993
Shake-Hands zwischen Plattner und Gates. SAP schließt ein Kooperationsabkommen mit Microsoft ab, um das System R/3 auf Windows NT zu portieren. SAP kauft zudem Anteile am Dokumentenmanagement-Anbieter IXOS. Zum ersten Mal überschreiten die Walldorfer die Milliardengrenze beim Umsatz.
1992
Seit 1992 wird R/3 ausgeliefert. Die Walldorfer hatten die Software für die AS/400 von IBM konzipiert, nach Performance-Problemen wich man auf Unix-Workstations mit Oracle-Datenbank im Client-Server-Prinzip aus. Das internationale Geschäft wächst: 1992 verdient die SAP im Ausland schon knapp die Hälfte von dem, was sie in Deutschland einnimmt. Der Gesamtumsatz beläuft sich auf 831 Millionen Mark. 3157 Mitarbeiter sind jetzt für SAP tätig.
1991
In diesem Jahr steigt Henning Kagermann (rechts im Bild), der seit 1982 die Entwicklungsbereiche Kostenrechnung und Projektcontrolling verantwortet, in den Vorstand auf.
1990
SAP übernimmt das Softwareunternehmen Steeb zu 50 Prozent und das Softwarehaus CAS komplett, um das Mittelstandsgeschäft zu verstärken. Die Mauer ist gefallen und die Walldorfer gründen gemeinsam mit Siemens Nixdorf und Robotron die SRS in Dresden. Die Berliner Geschäftsstelle wird eröffnet und SAP hält seine erste Bilanzpressekonferenz ab.
1988
SAP geht an die Börse: Hasso Plattner am ersten Handelstag der SAP-Aktie.
1987
Der erste Spatenstich: Dietmar Hopp startet 1987 den Bau der SAP-Zentrale in Walldorf.
1983
1983 zählt das Unternehmen 125 Mitarbeiter und erwirtschaftet 41 Millionen Mark im Jahr. Nach der Fibu adressiert SAP auch das Thema Produktionsplanung und -steuerung. Beim Kunden Heraeus in Hanau wird zum ersten Mal RM-PPS installiert. Im Jahr zuvor hatten die Gründer von SAP (v.l.: Dietmar Hopp, Hans-Werner Hector, Hasso Plattner, Klaus Tschira) zehnjähriges Jubiläum gefeiert.
1979
SAP setzte sich mit dem Datenbank- und Dialogsteuerungssystem der IBM auseinander: Das war der Auslöser eine die Neukonzeption der Software und Grundstein für SAP R/2. Aus den Realtime-Systemen entstand in den 70iger Jahren das Online Transaction Processing (OLTP). So sahen Anfang der 80iger Jahre die Arbeitsplätze bei SAP aus.
1976
Die Software sollte Lohnabrechnung und Buchhaltung per Großrechner ermöglichen. Anstatt auf Lochkarten wurden die Daten per Bildschirm eingegeben – das nannte sich Realtime und das „R“ blieb über Jahrzehnte Namensbestandteil der Lösungen. Weil die Software erstmals nicht nur für ein Unternehmen entwickelt wurde, sondern universeller einsetzbar war, gilt SAP als Miterfinder des Standardsoftware-Ansatzes. Aber auch der Fußball kam nicht zu kurz: Das Computerteam mit Hasso Plattner und Dietmar Hopp auf dem Feld.
1972
1972 gründen die fünf ehemalige IBM-Mitarbeiter Claus Wellenreuther, Hans-Werner Hector, Klaus Tschira, Dietmar Hopp und Hasso Plattner das Unternehmen „SAP Systemanalyse und Programmentwicklung“. Sie wollen eine Standardanwendungssoftware für die Echtzeitverarbeitung schaffen, die sich für unterschiedliche Unternehmen nutzen lässt und die Lochkarten ablöst.

Die vollständige und fast nahtlose Integration in die Unternehmensprozesse und damit selbstverständlich auch in die IT Systeme eines Unternehmens war und ist einer der wesentlichen Vorteile von SAP Software. Sollten Fälle von indirekter Nutzung festgestellt werden, führt dies nicht zwangsweise zu zusätzlichen Lizenzbedarfen. Dies ist nur dann der Fall, wenn die Anwender, die indirekt auf SAP zugreifen, bei der Bestimmung des Lizenzbedarfs entweder vergessen wurden oder die bereits erworbenen Lizenzen die indirekte Nutzung nicht abdecken. Letzteres gilt zum Beispiel für Mitarbeiter, denen für die Erfassung von Arbeitszeiten in SAP eine Employee-Self-Service User Lizenz zugewiesen wurde, die allerdings über eine Applikation auch Transaktionen außerhalb des Self Service auslösen.

Indirekte Nutzung feststellen

Der Bewertung indirekter Nutzung und Ableitung des jeweils passenden Lizenztyps geht eine weitaus aufwendigere Aktivität voraus - die Feststellung indirekter Nutzung. Die wenigsten Unternehmen haben für Applikationen, die über Schnittstellen mit SAP verbunden sind, eine belastbare Dokumentation der Schnittstelle(n), das heißt:

Diese Informationen lassen sich in der Regel nur über Befragung der jeweiligen Applikations- oder Schnittstellenverantwortlichen erheben. Indikatoren für eine indirekte Nutzung liefern hingegen auch Systemvermessungsergebnisse, wobei der Einsatz von SAP-Vermessungstools zusätzliche Indikatoren liefern kann, zum Beispiel auffällige User Accounts mit einer besonders hohen Anzahl an verbrauchten CPU Sekunden oder erzeugten Änderungsbelegen.

Lizenzbedarf ermitteln

Sobald festgestellt wurde, welche Applikationen welche SAP-User-Accounts für den Zugriff auf SAP-Funktionen oder den Austausch von Daten verwenden, kann nach der Bestimmung des Lizenzbedarfs in einem ersten Schritt aus dem bestehenden SAP Lizenzvertrag ein "geeigneter" Lizenztyp ausgewählt und der Mehrbedarf an SAP kommuniziert werden. Eignung ist in diesem Zusammenhang wie folgt zu verstehen.

Insofern sind zum Beispiel indirekte lesende oder schreibende Zugriffe von Mitarbeitern in der Produktion kostengünstiger über eine "SAP Worker User Lizenz" zu lizenzieren, als mit einem "SAP Professional User".

Sollten die im Lizenzvertrag enthaltenen Lizenztypen aus Sicht des Unternehmens für die festgestellte indirekte Nutzung nicht geeignet sein, kann in enger Abstimmung mit SAP ein Lizenztyp aus dem klassischen SAP Lizenzsortiment - siehe Preis- und Konditionenliste - ausgewählt oder gegebenenfalls ein für die indirekte Nutzung passender Sonderlizenztyp definiert und über einen separaten Lizenzvertrag beschafft werden.

Unternehmen sollten sich in jedem Fall darüber im Klaren sein, dass die Nichtverfügbarkeit eines für sie "geeigneten" Lizenztyps nicht bedeutet, dass man die indirekte Nutzung von SAP nicht lizenzieren muss; ganz im Gegenteil. Die Notwendigkeit zur Lizenzierung und einer gegebenenfalls vorausgehenden Abstimmung und Einigung über das "Wie" mit SAP geht aus dem Gerichtsurteil zum Diageo Fall klar hervor. Und im Worst Case lässt sich mit einem SAP Professional User fast jedes Szenario indirekter Nutzung ablizenzieren - nur eben nicht wirklich zu einem vernünftigen Preis.

Nachhaltigkeit hat Vorrang

Der Aufwand zur Feststellung indirekter Nutzung ist erheblich, insbesondere wenn es um die Aufnahme und Analyse der Detailinformationen zu den relevanten Applikationen und Schnittstellen geht, und davon gibt es bisweilen mehrere hundert in einem Unternehmen. Hier gilt es so detailliert wie möglich zu sein, um jeden Fall richtig einzuordnen und den Lizenzbedarf korrekt zu bewerten - aber auch, um mögliche Rückfragen seitens der SAP beantworten zu können. Die Klärung mit SAP ist vor allem dann notwendig, wenn es keine geeigneten Lizenztypen im SAP Lizenzvertrag oder der Preis- und Konditionenliste gibt.

Hat man einmal alle Fälle indirekter Nutzung aufgenommen, hört die Arbeit allerdings nicht auf. Denn eins ist gewiss: Anforderungen im Unternehmen ändern sich und in Folge werden Unternehmensprozesse angepasst. Damit einher geht die Weiterentwicklung, Ablösung oder Neueinführung von IT Systemen. Jede Änderung an IT Systemen, die mit SAP Daten austauschen, muss dokumentiert und hinsichtlich indirekter Nutzung bewertet werden. Ebenso bedarf es eines kontinuierlichen Monitorings aller Änderungen zu berechtigten Benutzern, das heißt neue Benutzer, Änderungen in der Berechtigung der Benutzer (Daten lesen vs. Daten schreiben etc.) sowie die Deaktivierung oder Löschung eines Benutzerkontos. Die Vollständigkeit und Richtigkeit der so verwalteten Daten zu

sind regelmäßig zu kontrollieren. Bei festgestellten Abweichungen müssen Korrekturmaßnahmen ergriffen werden. Die Koordination dieser Aktivitäten sollte über ein SAP Lizenzmanagement sichergestellt werden.