Run Simple

SAP - die verdammt komplizierte Einfachheit

11.05.2015 von Harald Weiss
SAP hat den Erfolg seines Unternehmens an einziges Produkt gekoppelt: HANA. Damit das nicht im Desaster endet, will man im Markt neue Geschäftsmodelle anstoßen und sich gleichzeitig vom althergebrachten Image einer komplizierten ERP-Software befreien.
  • Seit fast fünf Jahren versuchen die SAP-Manager und deren Technologie-Berater die Funktionsweisen und Vorzüge von Hana zu erklären.
  • SAPs neuestes Produkt ist S/4 Hana, das bereits im Februar angekündigt wurde. Auf der Sapphire ging es jetzt vorwiegend darum, inwieweit sich die neue Technologie in Businessvorteile umsetzen lässt.
  • Die Kundschaft ist noch skeptisch - die meisten SAP-Anwender können für S/4 Hana noch keine Geschäftsvorteile ausmachen.

Ob aber ausgerechnet die erklärungsintensive Hana-Technologie mit den darauf laufenden komplexen Hadoop-Clustern sowie die ergänzenden Real-Time-Anwendungen SAPs neuen Slogan "Run Simple" unterstützen, muss sich erst noch zeigen.

Ein Rückblick auf die jüngste Sapphire, die am vergangenen Freitag in Orlando zu Ende ging, bestätigt die vorangegangenen Vermutungen: Einfachheit ist eine sehr komplizierte Angelegenheit! Zwar beschwor SAP-CEO Bill McDermott in seiner Keynote, dass man den eingeschlagenen Weg nach Vereinfachung bei den Angeboten und Lösungen konsequent weiter verfolgen will. Doch bei den Diskussionen um SAPs Produkte und Technologien wurde sehr schnell klar, dass vieles davon alles andere als einfach ist.

SAP-Chef Bill McDermott eröffnete die Sapphire US.
Foto: SAP SE

Das zeigt sich vor allem an der In-Memory-Technologie. Seit fast fünf Jahren versuchen die SAP-Manager und deren Technologie-Berater die Funktionsweisen und Vorzüge von Hana zu erklären. SAPs Aufsichtsratsvorsitzender und Hana-Vater, Hasso Plattner, hat in seinen letzten fünf Keynotes nahezu ausschließlich darüber gesprochen. Auch in der vergangenen Woche ging es ihm vor allem um Hana-Anwendungen, denn über die Technologie wollte er nicht mehr reden. Er meinte, dass diese inzwischen allgemein bekannt sei - und wer es noch immer nicht kapiert habe, der könnte es jetzt nachlesen. Zusammen mit dem SAP-Vorstandsmitglied Bernd Leukert hat er ein Buch darüber geschrieben (The In-Memory Revolution, How SAP Hana Enables Business of The Future, Springer Verlag). Darin benötigen die beiden 275 Seiten, um zu erklären, wie einfach Hana ist.

IoT - Siemens und SAP als Partner

Kompliziert ist auch die in Orlando angekündigte Partnerschaft mit Siemens im Bereich IoT. Danach will Siemens das Hana-System als Backbone für eine Reihe von Cloud-basierten Industrie-Lösungen einsetzen. Dazu gehören einerseits die eigenen Industrie-Lösungen Simatic, Sinumerik, Sinamics, Scalance und PCS7, sowie andererseits Industrie-spezifische Apps, OEM-Apps und Kunden-Apps. Allgemein wurde das so verstanden, dass SAP jetzt eine spezielle Hana-Version für IoT-Lösungen anbieten wird.

Internet of Things 2015
Cisco wittert einen Billionenmarkt
Cisco rechnet damit, dass 2020 rund 50 Milliarden Geräte mit dem Internet verbunden sein werden. Das Internet of Everything (Gartner-Terminus) soll zwei Jahre später dann ein weltweites Marktpotenzial von über 14,4 Billionen Dollar erreichen.
Cisco-Vize Oliver Tuszik
„Gerade in Deutschland bestehen mit die besten Voraussetzungen, um vom ‚next big thing‘, dem Internet der Dinge zu profitieren – vor allem in Kombination mit Industrie 4.0.“
Gelebte Industrie 4.0 bei BMW
Im amerikanischen BMW-Werk in Spartanburg arbeiten Mensch und Maschine dank M2M schon Seite an Seite und nicht mehr durch strenge Gitter voneinander getrennt. Das ist gelebte Industrie 4.0, wie die Deutschen es gerne nennen.
Farming 4.0
Nicht nur wegen der erhöhten Produktivität, sondern auch wegen strenger Dokumentationspflichten sehen sich Landwirtschaftsbetriebe gezwungen, technisch hochzurüsten. Farming 4.0 ist daher längst Realität in vielen Betrieben und ein guter Nährboden für neue Geschäftsideen. 365FarmNet ist eine auf Claas zurückgehende Initiative zur Entwicklung entsprechender Software-Lösungen.
Mehr IoT als in einem Auto
In modernen Landmaschinen wie denen von Claas ist heute oft weit mehr IT und IoT drin als in einem modernen Auto.
RWE Smart Home mit Samsung-Smartcam
Im Bereich Smart Home bilden sich viele neue Allianzen und Partnerschaften, so hier eine zwischen RWE und Samsung als Lieferant für eine SmartCam zur Fernüberwachung der eigenen vier Wände.
Samsung Crystal Blue WW9000
Ein anderes Smart-Home-Beispiel: Ob man die passende Smartphone-App dazu wirklich braucht, steht auf einem anderen Blatt. Der Bedienkomfort der ursprünglich fast 2.000 Euro teuren Waschmaschine Crystal Blue WW9000 von Samsung wird hochgelobt, das Design auch.
Miele sieht sich weit vorn bei Smart Home
Mieles Interesse an Smart Home reicht weit zurück. Sicherheit, Erleichterungen im Alltag und intelligente Stromnutzung (Smart Grid) sind dabei wichtige Themen für den deutschen Hersteller. Derzeit wirkt er an einer vom Bundesforschungsministerium geförderten Initiative der Universität Bielefeld mit, die sich KogniHome nennt und gerade auch für Senioren einen mitdenkenden Wohnbereich schaffen will.
Smart Grid – das intelligente Stromnetz
So sieht das Bundeswirtschaftsministerium das intelligente Stromnetz der Zukunft unter Einbeziehung von Elektroautos als fahrende Zwischenspeicher.
M2M-Anwendung Smart Metering
Voraussetzung für die Einbindung aller in den Haushalten vernetzten Geräte in ein Smart Grid sind sogenannte Smart Meters, intelligente Stromzähler, welche die alten schwarzen Blechkästen mehr und mehr ersetzen sollen.
Smart City und Manage Parking mit Streetline
In weniger als vier Jahren hat das kalifornische Unternehmen Streetline von 2010 bis 2014 weltweit bereits über 300 Millionen Suchenden zu einem Parkplatz verholfen. Cisco als Technologiegeber sieht darin 20 bis 22 Prozent mehr Umsatzpotenzial für die sogenannten Smart Cities.
Signalwechsel
M2M-Module mit integriertem 3G/4G-Empfänger erlauben es, ganz schnell den Signalwechsel auf der Autobahn herbeizuführen. Plänen für die Privatisierung maroder Autobahnteile in Deutschland könnten auf Betreiberseite auch solchen für M2M-gesteuerte Werbetafeln folgen.
E-Tanken mit PlugSurfing
PlugSurfing ist als Berliner Startup angetreten, das Auffinden, Tanken und Bezahlen an den wenigen E-Zapfsäulen zu erleichtern. Hier im Bild ein weißer Tesla an einer RWE-Ladestation.
Der Schlüssel zum E-Tanken
Dieser RFID-Schlüsselanhänger von PlugSurfing soll die RFID-Karten der Anbieter zum Bezahlen des Stroms über die Ladestationen für Elektro- und entsprechende Hybridfahrzeuge ersetzen.

Doch dem ist nicht so. Hana eigne sich wegen seiner Performance für immense Online-Daten und die zugehörigen Analysen, und folglich auch für IoT-Lösungen, bestätigte SAPs Industrie-Verantwortlicher Nils Herzberg gegenüber der COMPUTERWOCHE. Das steuerungsrelevante Wissen wie die Technologie zur Anbindung der Industriemaschine komme jedoch komplett von Siemens.

Neue Geschäftsmodelle mit S/4 Hana

SAPs neuestes Produkt ist S/4 Hana, das bereits im Februar angekündigt wurde. Auf der Sapphire ging es jetzt vorwiegend darum, inwieweit sich die neue Technologie in Businessvorteile umsetzen lässt. Dazu gehört auch ein umfangreiches Cloud-Angebot für derzeit sechs Fachbereiche und für den On-Premise-Einsatz gibt es jetzt Lösungen für 25 Branchen - also für alle Bereiche, die SAP schon bislang unterstützt.

S/4 HANA spielte im Rahmen der Sapphire US eine zentrale Rolle, auch wenn einige Plätze an Infoständen zwischenzeitlich leer blieben.
Foto: Harald Weiss, New York Reporters

Eine Reihe an eindrucksvollen Beispielen bestätigten den ersten Eindruck von S/4: Es ist ein Powersystem, dessen Einsatzspektrum weit über die klassische ERP-Aufgaben hinaus reicht. Zu den beeindruckenden Anwendungsfällen gehört der Hamburger Hafen, der seine Umschlagkapazität deutlich erhöhen konnte, ohne die Hafen-Infrastruktur auszubauen. Hierzu nutzt man Hana, um die gesamte Logistik zu optimieren. Das heißt, alle Schiffe, LKWs, und Züge werden minutengenau gesteuert, sodass die Belegungszeit im engen Hafenbereich auf ein absolutes Minimum abgesenkt werden kann. Eine derart präzise Synchronisation erreicht man, in dem die erforderlichen Wartezeiten nicht mehr am Kai verbracht werden, sondern weit außerhalb der Hafenanlagen. Dort werden die jeweiligen Transportträger erst dann abgerufen, wenn alle an der Umladung Beteiligten eingetroffen sind. IT-technisch erfordert das den integrierten Einsatz von viel Telekommunikation, Echtzeit-Verarbeitung, Big Data und Predictive Analytics. Ein ideales Anwendungsspektrum also für Hana - aber ist es auch einfach?

Kritik an Lieferterminen

Bernd Laukert präsentierte in seiner Keynote die Vertreterin eines weiteren SAP-Kunden. Karenann Terrel ist CIO bei Wal-Mart, dem mit 2,2 Millionen Mitarbeitern und 485 Milliarden Dollar weltweit größten Handelskonzern. "Geschwindigkeit ist heute alles. Wer nicht schnell genug seine Transaktionen verarbeiten kann, wer sie nicht sofort umfassend analysiert und darauf aufbauend fundierte Entscheidungen treffen kann, der ist bald nicht mehr am Markt vertreten", gab sie als Begründung für die Zusammenarbeit mit SAP an. Doch sie war nicht nur des Lobes. "Ich hoffe, dass ich noch lebe, wenn Hana-Lieferung endlich eintrifft", war ihr deutlicher Seitenhieb an die SAP-Vertreter.

Kunden wollen noch nicht wechseln

Immerhin bestätigte Terrel, dass ein Hana-Einsatz auf Grund deutlich besserer Geschäftsvorteile sinnvoll sei. Ein Punkt, den viele SAP-Kunden derzeit noch anders sehen. In einer von Rimini-Street durchgeführten Befragung gaben 68 Prozent an, dass sie für S/4 Hana noch keine Geschäftsvorteile ausmachen können und folglich auch der Return-on-Investment unklar sei. Demzufolge sind auch die Pläne für einen Wechsel auf S/4 entsprechend dünn gesät. Nur 14 Prozent planen den Upgrade, 33 sagen ganz klar "Nein" und 52 Prozent sind unentschieden.

SAP S/4HANA Launch
SAP S/4HANA im Detail
Bill McDermott, CEO der SAP, eröffnete die Präsentation von SAP S/4HANA.
SAP S/4HANA im Detail
SAP S/4HANA kann mit zahlreichen neuen Features glänzen.
SAP S/4HANA im Detail
Die Neuerungen der SAP Business Suite 4 SAP HANA in der Public Cloud Edition im Detail.
SAP S/4HANA im Detail
Die Managed Cloud Edition der SAP Business Suite 4 SAP HANA wurde um diese Funktionen erweitert.
SAP S/4HANA im Detail
Die Neuerungen der On Premise Edition von SAP Business Suite 4 SAP HANA.
SAP S/4HANA im Detail
S/4HANA punktet mit seinem simplen und reduzierten Datenaufbau.
SAP S/4HANA im Detail
Die Entwickler von SAP HANA konnten in jeder Version den Database Footprint deutlich reduzieren.
SAP S/4HANA im Detail
S/4HANA wurde gehörig entrümpelt. Durch die reduzierte Komplexität hat die aktuelle SAP-HANA-Version im Vergleich zur Vorgängerversion enorm an Performance zugelegt.
SAP S/4HANA im Detail
Bernd Leukert, Vorstand für Produkte und Innovation, demonstrierte, wie SAP S/4HANA in der Praxis funktioniert.
SAP S/4HANA im Detail
SAP S/4HANA im Praxiseinsatz.
SAP S/4HANA im Detail
SAP S/4HANA meldet einen Pumpendefekt und startet entsprechende Prozesse, um diese Störung schnellstmöglich zu beheben.
SAP S/4HANA im Detail
Auch mit mobilen Geräten kann SAP S/4 HANA umgehen.
SAP S/4HANA im Detail
Bei Bedarf kann der IT-Verantwortlich SAP S/4 HANA auch vom Armgelenk aus steuern.

Zu denen, die sich aber definitiv auf einen Wechsel festgelegt haben, gehört die Daimler-Tochter Mercedes-AMG. Dort hat man vor anderthalb Jahren auf Wunsch der Muttergesellschaft das Hana-System installiert, und hat inzwischen viele gute Erfahrungen damit gemacht. "Die Performance ist beeindruckend. Sie erlaubt uns eine totale Datenintegrität mit einer zuvor unvorstellbaren Transparenz. Erstmals haben alle Mitarbeiter zu jeder Zeit dieselben Daten im Zugriff", schwärmt deren CIO Dirk Zeller. Sein Hana-Projekt wird derzeit von der Muttergesellschaft genauestens unter die Lupe genommen. "Es gibt zwar dort noch keine verbindliche Hana-Entscheidung, aber wir sind praktisch deren Test-Installation und das weitere Vorgehen wird stark davon abhängen, wie es bei uns läuft", sagt er über die weitreichende Bedeutung seiner Hana-Installation.

Praktikable Management-Informations-Systeme

Der von Zeller angesprochene Vorteil von einheitlichen Daten über alle Geschäftsbereiche hinweg, wird auch von Hasso Plattner gerne in den Mittelpunkt der Hana-Vorteile gerückt. So präsentierte er seine Vision einer Vorstandsrunde, bei der nicht mehr PowerPoint- und Excel-Dateien die Diskussionsgrundlagen bilden, sondern Echtzeitdaten, die von den Gesprächsteilnehmern je nach Bedarf gruppiert, aggregiert - oder auch wieder detailliert verfeinert werden können. "Es gibt in Zukunft keine Datenhierarchien mehr - alles ist in beliebiger Form direkt abrufbar", meint Plattner über die Zukunft der Vorstands-Sitzungen. Sollte er damit Recht behalten, würde der über 40 Jahre alte Traum eines praktikablen Management-Information-Systems doch noch endlich in Erfüllung gehen. (sh)

Die Geschichte von SAP
2016
Auf der Kundenkonferenz Sapphire kündigte SAP im Mai eine Kooperation mit Microsoft an. Beide Hersteller wollen künftig SAPs In-Memory-Plattform HANA auf Microsofts Cloud-Infrastruktur Azure unterstützen. Microsofts CEO Satya Nadella sagte: "Gemeinsam mit SAP schaffen wir ein neues Maß an Integration innerhalb unserer Produkte."
2016
SAP und Apple wollen gemeinsam native Business-iOS-Apps für iPhone und iPad entwickeln. Experten sehen SAPs Festlegung auf eine mobile Plattform kritisch und monieren fehlende Offenheit. Anwendervertreter reagierten überrascht und verlangten Aufklärung was die neue Mobile-Strategie bedeutet.
2015
Im Sommer verunglückt SAP-CEO Bill McDermott bei der Geburtstagsfeier seines Vaters. Er stürzt mit einem Glas auf der Treppe und verliert nach einer Operation ein Auge. Im Herbst meldet sich der US-amerikanische Manager als wieder voll einsatzfähig zurück.
2015
Im Februar stellt SAP mit S/4HANA eine neue Generation seiner Business-Software und damit den Nachfolger für die Business Suite vor. SAP definiere damit das Konzept des Enterprise Resource Planning für das 21. jahrhundert neu, pries SAP-Chef Bill McDermott die Neuentwicklung. Für den Großteil der Unternehmen dürfte das Produkt noch Zukunft bleiben, konterte die Anwendervereinigung DSAG. Die Prioritäten vieler Kunden lägen eher auf klassischen Projekten rund um das ERP-System.
2014
SAP-Technikchef Vishal Sikka gibt im Mai seinen Posten auf und wird CEO von Infosys. SAP sucht lange einen Nachfolger für Sikka, holt im November schließlich den langjährigen Microsoft-Manager Quentin Clark für diesen Posten.
2012
Die Walldorfer setzen mit dem Kauf des amerikanischen Cloud-Computing-Anbieters SuccessFactors ihren Weg ins Cloud-Geschäft fort – nachdem kurz zuvor Wettbewerber Oracle RightNow übernommen hat. Der Kaufpreis lag mit 2,4 Milliarden Euro über die Hälfte höher als der aktuelle Marktwert. Cloud-Services werden mit der SuccessFactors-Lösung vor allem im Human-Ressources-Umfeld angeboten. Außerdem schnappt sich SAP den weltweit zweitgrößten Cloud-Anbieter für Handelsnetzwerke Ariba für 3,3 Milliarden Euro.
2011
In 2011 ist das Formtief vergessen, die Walldorfer fahren die besten Ergebnisse ihrer Geschichte ein. Die Innovationsstrategie geht auf, auch wenn zwischendurch gezweifelt wurde, ob SAP seinen Kunden nicht davon-sprintet: 2011 implementieren die ersten Kunden die In-Memory-Plattform HANA, immer mehr Kunden nutzen die mobilen Lösungen, die aus dem Sybase-Deal entstanden sind.
2010
Der Paukenschlag: Hasso Plattner reißt mit dem Aufsichtsrat das Ruder herum. Der glücklose Léo Apotheker, der zuvor mit der Erhöhung der Wartungsgebühren viele Kunden vor den Kopf gestoßen hatte, muss gehen. Die neue Doppelspitze aus Bill McDermott und Jim Hagemann Snabe verspricht den Anwendern wieder mehr Kundennähe. CTO Vishal Sikka wird Vorstandsmitglied und SAP übernimmt Sybase, einen Anbieter für Informationsmanagement und die mobile Datennutzung, zum Preis von etwa 5,8 Milliarden Dollar.
2008
Mit der Erhöhung der Wartungsgebühren von 17 auf 22 Prozent und den Modalitäten des „Enterprise Support“, die viel Aufwand für die Anwender bringen, verärgert SAP seine Kunden massiv. Trotz intensiver Auseinandersetzung auf dem DSAG-Kongress bleibt SAP bei seiner Linie. Mittlerweile ist Léo Apotheker zweiter Vorstandssprecher neben Kagermann. Ende des Jahres beugt sich SAP dem Kundenwiderstand.
2008
Die größte Übernahme in der Unternehmensgeschichte: 2008 kauft SAP den Business-Intelligence-Spezialisten Business Objects für 4,8 Milliarden Euro und wird damit der bisherigen Strategie untreu, aus eigener Kraft zu wachsen. Die Integration mit der eigenen SAP-BI-Palette gestaltet sich aufwendig und wird sich über mehrere Jahre hinziehen. Die 44.000 BO-Kunden sollen dabei helfen, die Kundenzahl bis 2010 auf 100.000 zu steigern.
2007
Über viele Jahre hinweg entwickelt SAP an der SaaS-ERP-Lösung Business byDesign für kleinere Unternehmen. Rund drei Milliarden Euro wurden laut „Wirtschaftswoche“ im Entstehungsprozess versenkt. Trotz der Arbeit von 3000 Entwicklern kommt die Software Jahre zu spät. Obwohl innovativ, hat es die Lösung schwer im deutschen Markt. 2013 wird byDesign ins Cloud-Portfolio überführt.
2006
Mit „Duet“ bringen SAP und Microsoft eine gemeinsame Software auf den Markt, mit der sich MS Office einfach in SAP-Geschäftsprozesse einbinden lassen soll. 2006 wird auch die Verfügbarkeit der neuen Software SAP ERP angekündigt, die auf dem SOA-Prinzip (Service oriented Architecture) basiert.
2003
Abschied des letzten SAP-Urgesteins: Hasso Plattner zieht sich aus dem Vorstand zurück und geht in den Aufsichtsrat, Henning Kagermann wird alleiniger Vorstandsprecher. SAP stellt die Integrationsplattform NetWeaver vor, die Basis für künftige Produkte sein soll. Die Mitarbeiterzahl liegt jetzt bei 30.000.
2002
Der ERP-Hersteller will das bisher vernachlässigte Feld der KMUs nicht mehr dem Wettbewerb überlassen. Auf der CeBIT 2002 stellt SAP mit Business One eine ERP-Lösung für kleine bis mittelständische Unternehmen mit rund fünf bis 150 Mitarbeitern vor. Doch einfach haben es die Walldorfer in diesem Marktsegment nicht. Zu stark haftet der Ruf an den Walldorfern, hauptsächlich komplexe und teure Lösungen für Konzerne zu bauen.
1999
Die New Economy boomt und der E-Commerce hält Einzug bei SAP: Plattner kündigt die neue Strategie von mySAP.com an. Die Software soll Online-Handels-Lösungen mit den ERP-Anwendungen auf Basis von Webtechnologie verknüpfen. Im Vorjahr hatten die Walldorfer ihr Team um die Hälfte verstärkt, jetzt arbeiten 20.000 Mitarbeiter bei SAP. Weil die Kunden beim Umstieg mehr zahlen sollen, gibt es längere Zeit Gegenwind, schließlich werden die Internet-Schnittstellen auch im Rahmen der R/3-Wartung geboten. Derweil ist die Zentrale gewachsen.
1997
Die SAP-Anwender organisieren sich in der Deutschsprachige SAP-Anwendergruppe e.V. (DSAG), um ihre Interessen gemeinsam besser vertreten zu können. Laut Satzung ist das Ziel des Vereins die „partnerschaftliche Interessenabstimmung und Zusammenarbeit zwischen SAP-Softwarebenutzern und SAP zum Zweck des Ausbaus und der Verbesserung der SAP-Softwareprodukte“.
1997
Der ERP-Hersteller feiert sein 25. Jubiläum, zum Gratulieren kommt Bundeskanzler Helmut Kohl, der im Jahr darauf von Gerhard Schröder abgelöst wird. Der Umsatz liegt bei über sechs Milliarden Mark, das Geschäftsergebnis erstmals über der Milliarden-Grenze. Mehr als zwei Drittel werden im Ausland erwirtschaftet. SAP beschäftigt knapp 13.000 Mitarbeiter und geht an die die Börse in New York (NYSE).
1995
1995 versucht der ERP-Anbieter erstmals, in Zusammenarbeit mit Systemhäusern den Mittelstandsmarkt zu beackern. Es sollte noch einige Jahre dauern, bis sich mehr mittelständische Unternehmen auf die komplexe Software einlassen wollten. Mit knapp 7.000 Mitarbeitern erwirtschaftet SAP einen Umsatz von 2,7 Milliarden Mark, mehr als doppelt so viel wie noch zwei Jahre zuvor. Rudolf Scharping, damals noch SPD-Parteivorsitzender, kommt zu Besuch.
1993
Shake-Hands zwischen Plattner und Gates. SAP schließt ein Kooperationsabkommen mit Microsoft ab, um das System R/3 auf Windows NT zu portieren. SAP kauft zudem Anteile am Dokumentenmanagement-Anbieter IXOS. Zum ersten Mal überschreiten die Walldorfer die Milliardengrenze beim Umsatz.
1992
Seit 1992 wird R/3 ausgeliefert. Die Walldorfer hatten die Software für die AS/400 von IBM konzipiert, nach Performance-Problemen wich man auf Unix-Workstations mit Oracle-Datenbank im Client-Server-Prinzip aus. Das internationale Geschäft wächst: 1992 verdient die SAP im Ausland schon knapp die Hälfte von dem, was sie in Deutschland einnimmt. Der Gesamtumsatz beläuft sich auf 831 Millionen Mark. 3157 Mitarbeiter sind jetzt für SAP tätig.
1991
In diesem Jahr steigt Henning Kagermann (rechts im Bild), der seit 1982 die Entwicklungsbereiche Kostenrechnung und Projektcontrolling verantwortet, in den Vorstand auf.
1990
SAP übernimmt das Softwareunternehmen Steeb zu 50 Prozent und das Softwarehaus CAS komplett, um das Mittelstandsgeschäft zu verstärken. Die Mauer ist gefallen und die Walldorfer gründen gemeinsam mit Siemens Nixdorf und Robotron die SRS in Dresden. Die Berliner Geschäftsstelle wird eröffnet und SAP hält seine erste Bilanzpressekonferenz ab.
1988
SAP geht an die Börse: Hasso Plattner am ersten Handelstag der SAP-Aktie.
1987
Der erste Spatenstich: Dietmar Hopp startet 1987 den Bau der SAP-Zentrale in Walldorf.
1983
1983 zählt das Unternehmen 125 Mitarbeiter und erwirtschaftet 41 Millionen Mark im Jahr. Nach der Fibu adressiert SAP auch das Thema Produktionsplanung und -steuerung. Beim Kunden Heraeus in Hanau wird zum ersten Mal RM-PPS installiert. Im Jahr zuvor hatten die Gründer von SAP (v.l.: Dietmar Hopp, Hans-Werner Hector, Hasso Plattner, Klaus Tschira) zehnjähriges Jubiläum gefeiert.
1979
SAP setzte sich mit dem Datenbank- und Dialogsteuerungssystem der IBM auseinander: Das war der Auslöser eine die Neukonzeption der Software und Grundstein für SAP R/2. Aus den Realtime-Systemen entstand in den 70iger Jahren das Online Transaction Processing (OLTP). So sahen Anfang der 80iger Jahre die Arbeitsplätze bei SAP aus.
1976
Die Software sollte Lohnabrechnung und Buchhaltung per Großrechner ermöglichen. Anstatt auf Lochkarten wurden die Daten per Bildschirm eingegeben – das nannte sich Realtime und das „R“ blieb über Jahrzehnte Namensbestandteil der Lösungen. Weil die Software erstmals nicht nur für ein Unternehmen entwickelt wurde, sondern universeller einsetzbar war, gilt SAP als Miterfinder des Standardsoftware-Ansatzes. Aber auch der Fußball kam nicht zu kurz: Das Computerteam mit Hasso Plattner und Dietmar Hopp auf dem Feld.
1972
1972 gründen die fünf ehemalige IBM-Mitarbeiter Claus Wellenreuther, Hans-Werner Hector, Klaus Tschira, Dietmar Hopp und Hasso Plattner das Unternehmen „SAP Systemanalyse und Programmentwicklung“. Sie wollen eine Standardanwendungssoftware für die Echtzeitverarbeitung schaffen, die sich für unterschiedliche Unternehmen nutzen lässt und die Lochkarten ablöst.