Sapphire 2014

SAP-Chef Bill McDermott trimmt den Softwarekonzern auf Cloud-Kurs

04.06.2014 von Martin Bayer
Auf den Kundenveranstaltung Sapphire in Orlando hat der seit kurzem allein agierende SAP-CEO Bill McDermott der grassierenden Komplexität in Unternehmen den Kampf angesagt. Für sein neues Motto „Run simple“ bringt der Manager vor allem seine Cloud-Lösungen ins Spiel, macht aber auch wie bei „Fiori“ Zugeständnisse an seine Kunden.

"Run simple", so lautet das neue Motto, unter dem SAP-CEO Bill McDermott den größten deutschen Softwarekonzern in die Zukunft führen möchte. Damit zielt der neue starke Mann bei SAP sowohl auf seine Kunden wie auch auf die eigene Organisation. "SAP verfolgt eine mutige Vision für das Geschäft der Zukunft - eine einfachere Welt, eine einfachere SAP und eine einfachere Kundenerfahrung", verkündete der US-amerikanische Manager in seiner Keynote zur Eröffnung der Kundenveranstaltung Sappire in Orlando, Florida.

Bilder von der Sapphire 2014 -
Auf den Kundenveranstaltung Sapphire ...
... in Orlando hat der seit kurzem allein agierende SAP-CEO Bill McDermott der grassierenden Komplexität in Unternehmen den Kampf angesagt.
Für sein neues Motto "Run simple" ...
... bringt der Manager vor allem seine Cloud-Lösungen ins Spiel, macht aber auch wie bei "Fiori" Zugeständnisse an seine Kunden.
Damit zielt der neue starke Mann bei SAP ...
... sowohl auf seine Kunden wie auch auf die eigene Organisation. "SAP verfolgt eine mutige Vision für das Geschäft der Zukunft - eine einfachere Welt, eine einfachere SAP und eine einfachere Kundenerfahrung", verkündete der US-amerikanische Manager in seiner Keynote zur Eröffnung der Kundenveranstaltung Sappire in Orlando, Florida.
McDermott geißelte vor 25.000 Zuhörern ...
... die immer stärker um sich greifende Komplexität als das größte Problem, mit dem sich Geschäftsführer heutzutage konfrontiert sähen. "Vielleicht ist sie nur heimtückisch und unsichtbar, aber niemand könne abstreiten, dass sie überall steckt."
An dieser Stelle will der SAP-CEO offenbar den Hebel ansetzen, ...
... um seinen Softwarelösungen auch in Zukunft einen Markt zu sichern. "Wir können und wir werden die Komplexität bekämpfen", versprach McDermott seinen Kunden.

McDermott geißelte vor 25.000 Zuhörern die immer stärker um sich greifende Komplexität als das größte Problem, mit dem sich Geschäftsführer heutzutage konfrontiert sähen. "Vielleicht ist sie nur heimtückisch und unsichtbar, aber niemand könne abstreiten, dass sie überall steckt."

An dieser Stelle will der SAP-CEO offenbar den Hebel ansetzen, um seinen Softwarelösungen auch in Zukunft einen Markt zu sichern. "Wir können und wir werden die Komplexität bekämpfen", versprach McDermott seinen Kunden. Schließlich habe der Softwarehersteller in seiner über 40 Jahre zählenden Geschichte viele komplexe Business-Probleme gelöst. Mit seiner Botschaft dürfte der SAP-Chef bei vielen seiner Kunden auf offene Ohren stoßen. Wiederholt hatten sich in den vergangenen Jahren Vertreter der SAP-Anwenderorganisationen über wachsende und vielfach kaum noch zu beherrschende Komplexität beklagt.

Auf den Sapphire hat SAP-CEO Bill McDermott der grassierenden Komplexität in Unternehmen den Kampf angesagt
Foto: SAP

Allerdings wird McDermott seinen Worten schnell Taten folgen lassen müssen. Denn schließlich scheint auch SAP selbst mit eine Ursache für die Komplexität zu sein. Ein Großteil der Investitionen in Enterprise-Ressource-Planning-Systeme (ERP) fließe derzeit in die Konsolidierung und Vereinfachung der Softwarelandschaften, hat die Deutschsprachige SAP-Anwendergruppe (DSAG) anhand von Befragungen ihrer Mitgliedern in den zurückliegenden Jahren immer wieder festgestellt.

Anwender setzen Forderungen durch

Die SAP-Verantwortlichen beteuern, ihren Kunden einen Weg aus der Komplexitätsfalle zeigen zu können. Dazu haben die Softwerker aus dem Badischen beispielsweise schon im vergangenen Jahr mit "Fiori" und "Screen Personas" Lösungen angekündigt, die Anwendern die Arbeit mit SAP-Software erleichtern sollen. Fiori soll Anwendern eine moderne aufgeräumte Benutzeroberfläche bieten, mit der sich über 300 Prozesse aus der Business Suite auf verschiedensten Endgeräten abbilden und nutzen lassen. McDermott zufolge lasse sich damit in der Nutzung von SAP-Software die Zahl der Klicks um bis zu 75 Prozent reduzieren. Mit Hilfe der Screen Personas können Nutzer die Oberflächen der SAP-Software flexibler und individueller auf bestimmte Rollen im Unternehmen zuschneiden.

Allerdings stieß die Strategie SAPs, die neuen Lösungen nur gegen zusätzliche Gebühren anzubieten, auf Kritik seitens der Kunden. Darauf hat der Softwarekonzern nun reagiert. "Einige Kunden und Anwendergruppen haben gefordert, SAP soll keine Gebühren dafür nehmen", konstatierte McDermott auf der Sapphire-Bühne. "Und wissen Sie was, dem stimme ich zu." SAP zufolge werden Fiori und die Screen Personas künftig Teil der Wartung sein. Alle Kunden mit einem gültigen Maintenance-Vertrag bekommen die Lösungen künftig ohne zusätzliche Kosten. Wer bereits Geld dafür in die Hand genommen hat, soll eine Gutschrift erhalten.

Anwendervertreter begrüßten den Schritt ihres Softwarelieferanten. Damit begegne SAP der Forderung, wonach die Auslieferung im Rahmen der Standardwartung und damit ohne zusätzliche Lizenzkosten erfolgen muss, hieß es von Seiten der DSAG. Es handle sich schließlich zum einen um technische Anpassungen, mit denen eine geräteunabhängige Benutzerschnittstelle zur Verfügung gestellt wird. Zum anderen würden dank SAP Fiori und SAP Screen Personas zeitgemäße, einfache Oberflächen geschaffen, die im Zuge des geänderten User-Verhaltens notwendig geworden sind. "SAP hat erkannt, dass attraktive Oberflächen ein wichtiger Trend bei Anwendern sind, der bedient werden muss - und zwar im Rahmen der Standardwartung, zeigte sich Andreas Oczko, DSAG-Vorstand für Operations/Service & Support, mit dem Ergebnis zufrieden. "Jetzt können Anwender ohne zusätzliche Lizenzkosten evaluieren, ob sich Fiori und Screen Personas für ihr Unternehmen eignen oder nicht."

Für sein neues Motto "Run simple" bringt SAP-CEO Bill McDermott vor allem seine Cloud-Lösungen ins Spiel, macht aber auch wie bei "Fiori" Zugeständnisse an seine Kunden.
Foto: SAP

Cloud wird zur Herausforderung im Geschäftsmodell

Für SAP selbst geht es über die Arbeiten an der Softwareoberfläche hinaus aber auch um grundlegendere Fragen hinsichtlich der Softwarearchitektur und des Geschäftsmodells. Der Softwarehersteller aus Walldorf will sich künftig noch stärker als Anbieter von Cloud-Software positionieren und verfolgt ambitionierte Ziele in diesem Geschäft. Im kommenden Jahr rechnet der Konzern mit Cloud-Einnahmen in Höhe von zwei Milliarden Euro - das wären zehn Prozent vom anvisierten Gesamtumsatz von 20 Milliarden Euro. Zum Vergleich: Im vergangenen Jahr kam SAP auf Gesamteinnahmen von knapp 16,9 Milliarden Euro und einen Cloud-Umsatz von knapp 700 Millionen Euro. Noch basiert der Löwenanteil des SAP-Business allerdings auf dem klassischen Lizenz- und Wartungsgeschäft. Vor allem der Anteil der Maintenance-Gebühren ist in den vergangenen Jahren immer stärker gewachsen, während der herkömmliche Lizenzumsatz meist stagniert oder sogar leicht rückläufig ist.

SAP wird sich also deutlich steigern müssen. Dazu haben die Verantwortlichen auf der Sapphire eine Reihe neuer Lösungen angekündigt. Dazu zählt beispielsweise "Simple Finance". Mit diesem Set von Applikationen, das auf der SAP HANA Enterprise Cloud basiert, sollen die Finanzverantwortlichen in den Unternehmen einen besseren Einblick in ihr Geschäft erhalten. Mit Hilfe der In-memory-Technik von HANA könnten beispielsweise Geschäftsabschlüsse praktisch in real-time abgewickelt werden. Darüber hinaus erhielten die Anwender eine Reihe verschiedener Reporting- und Analyse-Werkzeuge.

Simple Finance werde im Abonnement-Modell angeboten und lasse sich als Managed Service über die SAP HANA Enteprise Cloud beziehen, hieß es in einer Mitteilung. Abgerechnet werde nach einem einfachen Subscription-Modell. Welche Metrik für die Abrechnung herangezogen werde, wollte der Konzern allerdings noch nicht bekannt geben. Simple Finance lasse sich SAP-zufolge mit anderen Cloud-Lösungen wie auch mit On-Premise-Umgebungen verknüpfen. SAP-Kunden könnten zudem ihre bestehenden Financials-Umgebungen in die neue Cloud-Lösung migrieren. "Mit SAP Simple Finance läuten wir jetzt eine neue Ära ein", sagteBernd Leukert, Vorstandsmitglied der SAP, zuständig für Produkte und Innovationen."Wir helfen unseren Kunden, jeden Geschäftsprozess agiler, flexibler und damit auch einfacher zu gestalten."

SAP-Geschichte -
2016
Auf der Kundenkonferenz Sapphire kündigte SAP im Mai eine Kooperation mit Microsoft an. Beide Hersteller wollen künftig SAPs In-Memory-Plattform HANA auf Microsofts Cloud-Infrastruktur Azure unterstützen. Microsofts CEO Satya Nadella sagte: "Gemeinsam mit SAP schaffen wir ein neues Maß an Integration innerhalb unserer Produkte."
2016
SAP und Apple wollen gemeinsam native Business-iOS-Apps für iPhone und iPad entwickeln. Experten sehen SAPs Festlegung auf eine mobile Plattform kritisch und monieren fehlende Offenheit. Anwendervertreter reagierten überrascht und verlangten Aufklärung was die neue Mobile-Strategie bedeutet.
2015
Im Sommer verunglückt SAP-CEO Bill McDermott bei der Geburtstagsfeier seines Vaters. Er stürzt mit einem Glas auf der Treppe und verliert nach einer Operation ein Auge. Im Herbst meldet sich der US-amerikanische Manager als wieder voll einsatzfähig zurück.
2015
Im Februar stellt SAP mit S/4HANA eine neue Generation seiner Business-Software und damit den Nachfolger für die Business Suite vor. SAP definiere damit das Konzept des Enterprise Resource Planning für das 21. jahrhundert neu, pries SAP-Chef Bill McDermott die Neuentwicklung. Für den Großteil der Unternehmen dürfte das Produkt noch Zukunft bleiben, konterte die Anwendervereinigung DSAG. Die Prioritäten vieler Kunden lägen eher auf klassischen Projekten rund um das ERP-System.
2014
SAP-Technikchef Vishal Sikka gibt im Mai seinen Posten auf und wird CEO von Infosys. SAP sucht lange einen Nachfolger für Sikka, holt im November schließlich den langjährigen Microsoft-Manager Quentin Clark für diesen Posten.
2012
Die Walldorfer setzen mit dem Kauf des amerikanischen Cloud-Computing-Anbieters SuccessFactors ihren Weg ins Cloud-Geschäft fort – nachdem kurz zuvor Wettbewerber Oracle RightNow übernommen hat. Der Kaufpreis lag mit 2,4 Milliarden Euro über die Hälfte höher als der aktuelle Marktwert. Cloud-Services werden mit der SuccessFactors-Lösung vor allem im Human-Ressources-Umfeld angeboten. Außerdem schnappt sich SAP den weltweit zweitgrößten Cloud-Anbieter für Handelsnetzwerke Ariba für 3,3 Milliarden Euro.
2011
In 2011 ist das Formtief vergessen, die Walldorfer fahren die besten Ergebnisse ihrer Geschichte ein. Die Innovationsstrategie geht auf, auch wenn zwischendurch gezweifelt wurde, ob SAP seinen Kunden nicht davon-sprintet: 2011 implementieren die ersten Kunden die In-Memory-Plattform HANA, immer mehr Kunden nutzen die mobilen Lösungen, die aus dem Sybase-Deal entstanden sind.
2010
Der Paukenschlag: Hasso Plattner reißt mit dem Aufsichtsrat das Ruder herum. Der glücklose Léo Apotheker, der zuvor mit der Erhöhung der Wartungsgebühren viele Kunden vor den Kopf gestoßen hatte, muss gehen. Die neue Doppelspitze aus Bill McDermott und Jim Hagemann Snabe verspricht den Anwendern wieder mehr Kundennähe. CTO Vishal Sikka wird Vorstandsmitglied und SAP übernimmt Sybase, einen Anbieter für Informationsmanagement und die mobile Datennutzung, zum Preis von etwa 5,8 Milliarden Dollar.
2008
Mit der Erhöhung der Wartungsgebühren von 17 auf 22 Prozent und den Modalitäten des „Enterprise Support“, die viel Aufwand für die Anwender bringen, verärgert SAP seine Kunden massiv. Trotz intensiver Auseinandersetzung auf dem DSAG-Kongress bleibt SAP bei seiner Linie. Mittlerweile ist Léo Apotheker zweiter Vorstandssprecher neben Kagermann. Ende des Jahres beugt sich SAP dem Kundenwiderstand.
2008
Die größte Übernahme in der Unternehmensgeschichte: 2008 kauft SAP den Business-Intelligence-Spezialisten Business Objects für 4,8 Milliarden Euro und wird damit der bisherigen Strategie untreu, aus eigener Kraft zu wachsen. Die Integration mit der eigenen SAP-BI-Palette gestaltet sich aufwendig und wird sich über mehrere Jahre hinziehen. Die 44.000 BO-Kunden sollen dabei helfen, die Kundenzahl bis 2010 auf 100.000 zu steigern.
2007
Über viele Jahre hinweg entwickelt SAP an der SaaS-ERP-Lösung Business byDesign für kleinere Unternehmen. Rund drei Milliarden Euro wurden laut „Wirtschaftswoche“ im Entstehungsprozess versenkt. Trotz der Arbeit von 3000 Entwicklern kommt die Software Jahre zu spät. Obwohl innovativ, hat es die Lösung schwer im deutschen Markt. 2013 wird byDesign ins Cloud-Portfolio überführt.
2006
Mit „Duet“ bringen SAP und Microsoft eine gemeinsame Software auf den Markt, mit der sich MS Office einfach in SAP-Geschäftsprozesse einbinden lassen soll. 2006 wird auch die Verfügbarkeit der neuen Software SAP ERP angekündigt, die auf dem SOA-Prinzip (Service oriented Architecture) basiert.
2003
Abschied des letzten SAP-Urgesteins: Hasso Plattner zieht sich aus dem Vorstand zurück und geht in den Aufsichtsrat, Henning Kagermann wird alleiniger Vorstandsprecher. SAP stellt die Integrationsplattform NetWeaver vor, die Basis für künftige Produkte sein soll. Die Mitarbeiterzahl liegt jetzt bei 30.000.
2002
Der ERP-Hersteller will das bisher vernachlässigte Feld der KMUs nicht mehr dem Wettbewerb überlassen. Auf der CeBIT 2002 stellt SAP mit Business One eine ERP-Lösung für kleine bis mittelständische Unternehmen mit rund fünf bis 150 Mitarbeitern vor. Doch einfach haben es die Walldorfer in diesem Marktsegment nicht. Zu stark haftet der Ruf an den Walldorfern, hauptsächlich komplexe und teure Lösungen für Konzerne zu bauen.
1999
Die New Economy boomt und der E-Commerce hält Einzug bei SAP: Plattner kündigt die neue Strategie von mySAP.com an. Die Software soll Online-Handels-Lösungen mit den ERP-Anwendungen auf Basis von Webtechnologie verknüpfen. Im Vorjahr hatten die Walldorfer ihr Team um die Hälfte verstärkt, jetzt arbeiten 20.000 Mitarbeiter bei SAP. Weil die Kunden beim Umstieg mehr zahlen sollen, gibt es längere Zeit Gegenwind, schließlich werden die Internet-Schnittstellen auch im Rahmen der R/3-Wartung geboten. Derweil ist die Zentrale gewachsen.
1997
Die SAP-Anwender organisieren sich in der Deutschsprachige SAP-Anwendergruppe e.V. (DSAG), um ihre Interessen gemeinsam besser vertreten zu können. Laut Satzung ist das Ziel des Vereins die „partnerschaftliche Interessenabstimmung und Zusammenarbeit zwischen SAP-Softwarebenutzern und SAP zum Zweck des Ausbaus und der Verbesserung der SAP-Softwareprodukte“.
1997
Der ERP-Hersteller feiert sein 25. Jubiläum, zum Gratulieren kommt Bundeskanzler Helmut Kohl, der im Jahr darauf von Gerhard Schröder abgelöst wird. Der Umsatz liegt bei über sechs Milliarden Mark, das Geschäftsergebnis erstmals über der Milliarden-Grenze. Mehr als zwei Drittel werden im Ausland erwirtschaftet. SAP beschäftigt knapp 13.000 Mitarbeiter und geht an die die Börse in New York (NYSE).
1995
1995 versucht der ERP-Anbieter erstmals, in Zusammenarbeit mit Systemhäusern den Mittelstandsmarkt zu beackern. Es sollte noch einige Jahre dauern, bis sich mehr mittelständische Unternehmen auf die komplexe Software einlassen wollten. Mit knapp 7.000 Mitarbeitern erwirtschaftet SAP einen Umsatz von 2,7 Milliarden Mark, mehr als doppelt so viel wie noch zwei Jahre zuvor. Rudolf Scharping, damals noch SPD-Parteivorsitzender, kommt zu Besuch.
1993
Shake-Hands zwischen Plattner und Gates. SAP schließt ein Kooperationsabkommen mit Microsoft ab, um das System R/3 auf Windows NT zu portieren. SAP kauft zudem Anteile am Dokumentenmanagement-Anbieter IXOS. Zum ersten Mal überschreiten die Walldorfer die Milliardengrenze beim Umsatz.
1992
Seit 1992 wird R/3 ausgeliefert. Die Walldorfer hatten die Software für die AS/400 von IBM konzipiert, nach Performance-Problemen wich man auf Unix-Workstations mit Oracle-Datenbank im Client-Server-Prinzip aus. Das internationale Geschäft wächst: 1992 verdient die SAP im Ausland schon knapp die Hälfte von dem, was sie in Deutschland einnimmt. Der Gesamtumsatz beläuft sich auf 831 Millionen Mark. 3157 Mitarbeiter sind jetzt für SAP tätig.
1991
In diesem Jahr steigt Henning Kagermann (rechts im Bild), der seit 1982 die Entwicklungsbereiche Kostenrechnung und Projektcontrolling verantwortet, in den Vorstand auf.
1990
SAP übernimmt das Softwareunternehmen Steeb zu 50 Prozent und das Softwarehaus CAS komplett, um das Mittelstandsgeschäft zu verstärken. Die Mauer ist gefallen und die Walldorfer gründen gemeinsam mit Siemens Nixdorf und Robotron die SRS in Dresden. Die Berliner Geschäftsstelle wird eröffnet und SAP hält seine erste Bilanzpressekonferenz ab.
1988
SAP geht an die Börse: Hasso Plattner am ersten Handelstag der SAP-Aktie.
1987
Der erste Spatenstich: Dietmar Hopp startet 1987 den Bau der SAP-Zentrale in Walldorf.
1983
1983 zählt das Unternehmen 125 Mitarbeiter und erwirtschaftet 41 Millionen Mark im Jahr. Nach der Fibu adressiert SAP auch das Thema Produktionsplanung und -steuerung. Beim Kunden Heraeus in Hanau wird zum ersten Mal RM-PPS installiert. Im Jahr zuvor hatten die Gründer von SAP (v.l.: Dietmar Hopp, Hans-Werner Hector, Hasso Plattner, Klaus Tschira) zehnjähriges Jubiläum gefeiert.
1979
SAP setzte sich mit dem Datenbank- und Dialogsteuerungssystem der IBM auseinander: Das war der Auslöser eine die Neukonzeption der Software und Grundstein für SAP R/2. Aus den Realtime-Systemen entstand in den 70iger Jahren das Online Transaction Processing (OLTP). So sahen Anfang der 80iger Jahre die Arbeitsplätze bei SAP aus.
1976
Die Software sollte Lohnabrechnung und Buchhaltung per Großrechner ermöglichen. Anstatt auf Lochkarten wurden die Daten per Bildschirm eingegeben – das nannte sich Realtime und das „R“ blieb über Jahrzehnte Namensbestandteil der Lösungen. Weil die Software erstmals nicht nur für ein Unternehmen entwickelt wurde, sondern universeller einsetzbar war, gilt SAP als Miterfinder des Standardsoftware-Ansatzes. Aber auch der Fußball kam nicht zu kurz: Das Computerteam mit Hasso Plattner und Dietmar Hopp auf dem Feld.
1972
1972 gründen die fünf ehemalige IBM-Mitarbeiter Claus Wellenreuther, Hans-Werner Hector, Klaus Tschira, Dietmar Hopp und Hasso Plattner das Unternehmen „SAP Systemanalyse und Programmentwicklung“. Sie wollen eine Standardanwendungssoftware für die Echtzeitverarbeitung schaffen, die sich für unterschiedliche Unternehmen nutzen lässt und die Lochkarten ablöst.

SAP will Branchenlösungen aus der Cloud entwickeln

Darüber hinaus gab SAP bekannt, künftig auch speziell für bestimmte Branchen zugeschnittene Cloud-Lösungen anbieten zu wollen. Insgesamt adressiert der Konzern 25 Industrien. Dafür will SAP einen eigenen Geschäftsbereich gründen, den Simon Paris leiten soll. In den verschiedenen Branchen gebe es ganz spezielle individuelle Herausforderungen, sagte der Manager. SAP werde sich auf die wichtigsten Business-Probleme der einzelnen Segmente fokussieren und entsprechende Cloud-Lösungen entwickeln. Dieser Schritt sei längst fällig gewesen, stellte Ray Wang fest, Analyst und Gründer von Constellation Research. Viele Kunden würden sich bereits nach Branchenspezialisten für passende Cloud-Lösungen umsehen. Und gerade das Industrie-Knowhow sei schließlich eine Stärke von SAP.

Die Ankündigungen auf der Sapphire machten wieder einmal deutlich, dass SAP mitten im Umbau in Richtung Cloud-Computing steckt. Daran lässt auch Firmenlenker McDermott keine Zweifel: "Unsere Marschrichtung geht in die HANA-Cloud. SAP ist eine Cloud-Firma", so sein Credo. Auf der Sapphire bemühte sich der SAP-Manager, auch seine Kunden für diesen Weg zu begeistern. 2015 würden erstmals mehr Workloads in der Cloud abgebildet als mit herkömmlicher On-Premise-Software. 80 Prozent der Unternehmen, die den Schritt in die Wolke gewagt hätten, würden damit Geld einsparen. Und zuletzt pries der Firmenlenker die Vorzüge der aufziehenden Network Economy. Diese habe bis 2020 weltweit ein Business-Potenzial von 90 Billionen Dollar - das sei drei Mal mehr als das Potenzial der zurückliegenden Internet-Economy des vergangenen Jahrzehnts.

Foto: SAP

McDermott betont Einigkeit im SAP-Vorstand

Doch nicht nur seine Kunden muss McDermott mitnehmen, auch die SAP-Organisation selbst muss den neuen Weg mitgehen. Hier gilt es für den CEO, der nach dem Abgang seines Kollegen Jim Hagemann Snabe in den SAP-Aufsichtsrat vor wenigen Tagen nun allein die Zügel in der Hand hält, die entsprechenden Weichen zu stellen. In Orlando demonstrierte McDermott Einigkeit und betonte das Vertrauen, das innerhalb des Vorstands und des erweiterten Führungskreises herrsche. Gleich zu Beginn seiner Keynote dankte McDermott dem SAP-Gründer Hasso Plattner für sein Engagement und seine Impulse in der Entwicklung neuer Lösungen. Auch seinen Führungszirkel mit den neuen Vorständen Bernd Leukert und Rob Enslin stellte er gleich zu Beginn dem Publikum vor und rückte ihn damit ins Rampenlicht.

Für McDermott ist es wichtig, eine geschlossene SAP-Mannschaft hinter sich zu wissen und jede weitere Unruhe nach dem überraschenden Abgang von Technikchef Visahl Sikka Anfang Mai im Keim zu ersticken. So wurde denn auch Sikka, der in den vergangenen Jahren gerade die Entwicklung von HANA maßgeblich vorangetrieben hatte, auf der Sapphire mit keinem Wort erwähnt.

Auch SAP muss "simple" werden

Dass der Umbau innerhalb SAPs nicht ohne die eine oder andere Verwerfung ablaufen dürfte, ließ sich an den Zwischentönen in Orlando hören. McDermott betonte, dass das neue Motto "Run simple" auch für SAP gelte. Der Konzern müsse enger an die Kunden rücken und daher agiler und einfacher funktionieren. Man müsse bestimmte Dinge auch einmal anders sehen und anders machen. Konkrete Details, welche Auswirkungen das auf die Organisation von SAP haben wird, blieb der CEO indes schuldig. Nachdem in den zurückliegenden Wochen verschiedene Gerüchte über einen Jobabbau bei SAP kursierten, bekräftigte McDermott jedoch, dass der Konzern zu Jahresende mehr Menschen beschäftigen werde als Anfang 2014. Allerdings könne es durchaus sein, dass sich der eine oder andere Mitarbeiter mit neuen Dingen und Projekten beschäftigen müsse, forderte der Manager Flexibilität von seiner Belegschaft ein.

Inwieweit Änderungen in der Management-Struktur SAPs anstehen, lässt sich vielleicht daran ablesen, was McDermott seinen Kunden hinsichtlich Komplexität und der nötigen Vereinfachung rät. Aus seiner Sicht erzeugen Manager viel Komplexität. Mit jedem neuen Produkt oder jeder neuen Akquisition würden zusätzliche Ebenen im Management eingezogen - das mache die Strukturen komplizierter. "Ein großes Unternehmen darf nicht wie eine Zwiebel aufgebaut sein", forderte McDermott. "Und es sollte einen nicht zum Weinen bringen, wenn man Schicht für Schicht abzieht." Was das für den Umbau von SAP bedeutet und ob dieser ohne Tränen von statten gehen wird, muss die Zukunft zeigen. McDermott spricht zwar von "One SAP", aber auch davon, dass es nicht einfach wird: "Es ist nicht einfach, einfache Dinge zu tun - es ist hart."