CeBIT 2010

SAP braucht den Erfolg mit Business ByDesign

04.03.2010 von Martin Bayer
Mitte des Jahres soll SAPs On-Demand-Lösung endlich starten. Für den Softwarekonzern hängt viel davon ab, die mittelständischen Kunden für Business ByDesign zu begeistern.

SAPs Geschäftsziele sind ehrgeizig. Mittelfristig will der größte deutsche Softwarekonzern unter dem Posten Software und softwarebezogene Services wieder zweistellige Zuwachsraten erzielen, verkündete der frisch gebackene Vorstandsprecher Bill McDermott auf der CeBIT. Im vergangenen Jahr verbuchten die Walldorfer an dieser Stelle einen Rückgang um fünf Prozent. Bei der operativen Marge peilt die neue Doppelspitze aus McDermott und dem dänischen Technikspezialisten Jim Hagemann Snabe 35 Prozent an. 2009 waren es 27,6 Prozent.

Gewinn- und Verlustrechnung in Business ByDesign.
Foto: SAP

Einen Eckpfeiler für das künftige Geschäft bildet die Mittelstandssoftware Business ByDesign, die SAP als On-Demand-Lösung anbieten will. Die aktuelle Version 2.0 offerieren die Walldorfer derzeit im Rahmen eines kontrollierten Roll-outs. In dem "Charter Client Program" finden nur handverlesene Anwenderunternehmen Aufnahme. In enger Zusammenarbeit mit diesen Kunden entwickelt der Konzern Business ByDesign weiter zur Marktreife. Mitte dieses Jahres soll dann mit Release 2.5 die erste massenmarkttaugliche Version herauskommen, der ebenfalls noch in diesem Jahr 2.6 folgen soll. In den kommenden Jahren plant der Softwarekonzern, kontinuierlich weitere Releases zu veröffentlichen, ersten Angaben zufolge peilen die SAP-Verantwortlichen zwei Ausgaben pro Jahr an.

Mit Business ByDesign bietet SAP seinen Kunden ein vollständiges integriertes ERP-System im On-Demand-Modell zur Miete an. Bei der Entwicklung der Software hatte es in den zurückliegenden Jahren allerdings immer wieder Rückschläge gegeben. Ursprünglich wollte SAP schon im laufenden Jahr 10.000 Kunden und Einnahmen von rund einer Milliarde Euro vorweisen können. Zwischenzeitlich kritisierten die Testanwender eine zu schwache Performance des Systems. Die SAP-Verantwortlichen hatten zudem durchblicken lassen, noch nicht das richtige Geschäftsmodell gefunden zu haben.

Neue Architektur für Business ByDesign

Laut SAP-Deutschland-Chef Michael Kleinemeier denkt der Konzern momentan noch über die Preismodelle für Business ByDesign nach.
Foto: Ronald Wiltscheck

Das soll sich in diesem Jahr grundlegend ändern. Nachdem man die Technikbasis grundlegend in eine Multi-Tenancy-Architektur umgebaut habe, sei Business ByDesign nun marktreif und könne Mitte 2010 starten, verkündete Hagemann Snabe auf der CeBIT. Geplant ist, die On-Demand-Software zunächst in den Kernmärkten Deutschland, USA, Frankreich, Großbritannien, Indien und China herauszubringen. Abgerechnet werde per User und Monat, sagte SAPs Deutschland-Chef Michael Kleinemeier. Über die endgültigen Preise sei noch keine Entscheidung gefallen. Kleinemeier deutete an, dass beispielsweise auch Faktoren wie Industriemetriken in einzelnen Fällen mit berücksichtigt werden könnten. Wichtig sei jedoch vor allem, dass die Kunden die Preismodelle verstehen.

Nachdem sich die Konzernverantwortlichen in der Vergangenheit mit ihren Prognosen zu Business ByDesign zu weit aus dem Fenster gelehnt hatten, agiert das neue Spitzenduo deutlich zurückhaltender. Zahlen, wie viele Kunden beziehungsweise welchen Umsatz der Konzern mit Business ByDesign erreichen möchte, waren nicht zu bekommen. Es hieß lediglich, die On-Demand-Lösung biete ein immenses Marktpotenzial. Mit der Lösung könnten aus SAP-Sicht theoretisch Millionen von Firmen weltweit adressiert werden. SAP arbeite McDermott zufolge derzeit an einem Fünf-Jahres-Plan für Business ByDesign. Diesen werde man zu gegebener Zeit vorstellen, sagte der Vorstandssprecher ohne jedoch konkreter zu werden.

Projektplanung in Business ByDesign.
Foto: SAP

Die Frage, wie schnell SAP seine Chancen mit Business ByDesign nutzen kann, bleibt offen. Zwar ist der Konzern noch einmal mit einem blauen Auge aus dem Krisenjahr 2009 davon gekommen. Die neue SAP-Führung braucht jedoch schnell Erfolge, um Börse und Investoren zufrieden zu stellen und auch die Sorgen zu zerstreuen, die in der Belegschaft sowie im Kundenkreis schwelen. Ob der Hoffnungsträger Business ByDesign dazu schnell in Gänge kommt, ist allerdings fraglich. SAP-Gründer Dietmar Hopp hatte in der Presse geäußert, er erwarte erst für 2013 einen Durchbruch für die neue Mittelstandssoftware. Zwar werde die Lösung in diesem Jahr den Kunden zur Verfügung stehen. Es sei jedoch noch ein weiter Weg bis einmal 100.000 und mehr Kunden das System nutzen.

Gute Noten für Business ByDesign

Nach Einschätzung von Frank Naujoks von i2s ist SAP mit Business ByDesign auf dem richtigen Weg.

Dabei scheinen die Voraussetzungen nicht einmal so schlecht. SAP habe die Performance-Probleme weitgehend in den Griff bekommen und arbeite mit Hochdruck am Ausbau des Partnerkanals sowie der Optimierung der eigenen Betriebskosten, beobachtet Frank Naujoks, Bereichsleiter Research & Market Intelligence von i2s. Der Analyst spricht von einem breiten Funktionsumfang, der den Unternehmensalltag und Compliance-Anforderungen gut und umfassend abdecke. Der Vorteil der On-Demand-Lösung liege in der funktionalen Integration, der verständlichen Handhabung sowie dem durchdachten Rollenkonzept. "Das Produkt stellt mit seiner Funktionalität eine prüfenswerte Option dar", lautet Naujoks Urteil.

Auch aus Sicht der IBIS-Labs, einer Forschungskooperation der IBIS Professor Thome AG und der Universität Würzburg, könnten die meisten Anforderungen und Prozesse mit Business ByDesign problemlos und zuverlässig abgebildet werden. Zwar seien viele Elemente nicht so tief strukturierbar, wie dies in der SAP Business Suite möglich wäre. Dafür biete die Lösung jedoch Möglichkeiten, das On-Demand-System mit Erweiterungen und einem Workflow-Konzept auch individuell an firmeneigene Prozesse anzupassen. Zudem habe sich ein Produktivsystem zügig einrichten lassen. Lediglich bei der Integration von Fremd- und Partnerlösungen müsste SAP noch nachbessern, so das Testergebnis.

Der neue SAP-Chef Jim Hagemann Snabe kündigte massive Investitionen in den Bereich On-Demand-Software an.
Foto: SAP AG

Experten zufolge könnte die On-Demand-Idee SAPs Produktstrategie und Geschäftsmodell tiefgreifender verändern, als es derzeit absehbar ist. Aus Sicht von Holger Kisker, Analyst von Forrester Research, wird ein erfolgreicher Start von Business ByDesign entscheidend für das weitere Schicksal von SAP sein. Es sei davon auszugehen, dass der Konzern seine derzeit noch verteilten On-Demand-Aktivitäten unter einem Dach zusammenführen wird. Außerdem könnte das On-Demand-Modell auch die Entwicklung der nächsten ERP-Generation beeinflussen. Ideen von Hybrid-Modellen, in denen lokal installierte Anwendungen durch On-Demand-Services ergänzt werden, kursieren bereits seit einiger Zeit in den Vorstandsetagen von SAP. Auch der neue Vorstand Hagemann Snabe ließ zur CeBIT durchblicken, der Konzern werde in Zukunft massiv in den Bereich On-Demand investieren - und damit bezog sich der Däne nicht ausschließlich auf Business ByDesign.