Der in Planegg bei München heimische Pharmagroßhändler Sanacorp GmbH hat eine einheitliche Entwicklungsumgebung für Java und Natural geschaffen. Bis vor kurzem verwendete er beide Sprachen, um Applikationen zu erstellen. Doch künftig kommt das von der Software AG entwickelte Natural nur noch zum Einsatz, um die bestehenden Produktivsysteme zu pflegen. Mittel- bis langfristig plant Sanacorp, alle Natural-Oracle-Applikationen durch Java-Oracle-Anwendungen abzulösen. Momentan sollen die bestehenden Natural-Anwendungen allerdings nicht geändert werden.

Unterstützen ließ sich Sanacorp dabei von dem Kieler IT-Unternehmen Consist Software Solutions. "Wir arbeiten seit über zwölf Jahren in unterschiedlichsten IT-Projekten bewährt zusammen", erläutert Erwin Zattler, Geschäftsführer Technik und Betriebe bei Sanacorp.

Consist schuf mit seinem Partnerunternehmen InnoWake eine moderne Entwicklungsumgebung für Natural- und Java-Entwickler. Grundlage ist die Eclipse-Umgebung Natclipse von InnoWake. Sanacorp begründet die Entscheidung für das Open-Source-Werkzeug damit, dass IDE-Eclipse heute ein Standard sei. Zudem könnten die Natural-Entwickler auf diese Weise schon einmal Erfahrungen mit einer Java-Umgebung sammeln, so dass sie später auch für Java-Entwicklungen einsetzbar sind.

Einheitliches Lifecycle-Management

Implementiert wurde die neue Umgebung von Mitte Oktober bis Ende Dezember vergangenen Jahres. Die Entwicklungs-, Integrations- und Produktionsumgebungen werden seit Ende 2009 automatisch zentral versorgt. Das gilt für alle 17 bundesweiten Niederlassungen der Sanacorp.

Die Entwicklungsumgebung wurde in das bestehende Request-System und in das Job-Scheduling-System integriert. Das Versionierung-Tool im Natural-Umfeld ließ sich hingegen nicht in Eclipse übernehmen. Ohnehin sollte die Umgebung ein gemeinsamen Werkzeug zur Versionsführung erhalten; bis dato kamen PVCS für Natural und CVS für Java zum Einsatz. Deshalb überführte das Projektteam die Daten des Natural-Sourcecodes in "Apache Subversion", ein Versionierungssystem, dessen Funktionen in Eclipse vollständig nutzbar sind. In diesem Zusammenhang konsolidierte es auch das vorhandene Repository.

Die neue Umgebung umfasst ein einheitliches Lifecycle-Management für Natural- und Java-Objekte sowie verbundene Elemente wie Skripte oder Dokumentationen. Es schließt unterschiedliche Zielplattformen wie Unix und Windows ein. Auch beim Deployment spielt das jeweilige Betriebssystem keine Rolle. Dank des einheitlichen Versionsführungssystems und des integrierten Deplyoment-Plugin für Eclipse lassen Java-Packages, Natural-Objekte und -bibliothen sowie Unix-Scripte automatisch auf die die jeweils richtige Zielplattform verteilen.

Die Vorteile der Eclipse-Umgebung

"Dieses Modernisierungsprojekt ist für Sanacorp wichtig", konstatiert Max Thelen, Abteilungsleiter Anwendungsentwicklung. Als Projektziele nennt er:

• Übergaben zu automatisieren,

• Revisionssicherheit im Natural-Umfeld zu schaffen,

• die Natural-Entwicklung in die etablierten Itil-Prozesse zu integrieren, um die Qualität zu sichern, und

• einen einheitlichen Standard für Entwicklungsumgebungen über Natural und Java zu etablieren.

Seit die neue Umgebung im produktiven Einsatz ist, werden die Entwickler von Arbeit entlastet: Die Abwicklung eines Auftrags ist weitgehend automatisiert, und das verringert auch die potenziellen Fehlerursachen.

Ein Fortschritt gegenüber der alten Natural-Umgebung ist aus Sanacorp-Sicht vor allem die ungewohnte Revisionssicherheit. Jetzt werden alle Source-Stände der einzelnen Umgebungen mit ihren Versionen dokumentiert, und die Versionsstände lassen sich stets reproduzieren. Neben Subversion kommt hierfür auch der "Lifecyle-Manager" von InnoWake zum Einsatz. Er dient dazu, den Entwicklungszyklus vom ersten Entwurf bis zur Produktion zu strukturieren und zu verbessern.

Künftig sollen nun immer dann, wenn es einen neuen Bedarf gibt, die vorhandenen Natural-Anwendungen durch Java-Applikationen ersetzt werden. Alternativ lassen sich aber zumindest mittelfristig auch Natural-Services entwickeln, die von einem Java-Client via Broker angesprochen werden. (qua)