Gavin Newsom, Bürgermeister der kalifornischen Stadt San Francisco, hat für den Durchbruch bei der Rettung des kommunalen Fiber-WANs gesorgt. Der Politiker traf sich mit dem inhaftierten Netzwerk-Administrator Terry Childs, der in der vergangenen Woche das Weitverkehrsnetz verriegelt und sich geweigert hatte, die Passwörter zu den Routern und Switches herauszugeben. Nach den Verhandlungen mit Newsom übergab Childs die Schlüssel zu den Netzrechnern.
Die Polizei hatte den 43-jährigen IT-Experten am vorvergangenen Sonntag festgenommen. Ihm werden mehrere Fälle der Computersabotage vorgeworfen. So soll der Admin das Glasfaser-WAN der Stadt manipuliert und es gegen den Zugriff durch andere Administratoren abgeschottet haben, nachdem er sich unerlaubten Zugriff auf das System verschafft hatte. Das WAN vernetzt Gebäude in der ganzen Stadt, rund 60 Prozent des kommunalen Netzverkehrs sowie kritische Anwendungen werden darüber geleitet.
Die Anwältin von Childs ersuchte den Richter, die auf fünf Millionen Dollar festgesetzte Kaution zu reduzieren. Sie beschrieb ihren Klienten als Mann, der sich von inkompetenten Kollegen umzingelt fühlte und dessen Arbeit von seinem Vorgesetzten hintertrieben wurde. Keine der Personen, die Childs nach den Passwörtern befragten, sei dafür qualifiziert gewesen, heißt es in einer Stellungnahme an das Gericht. Gegen das Department of Telecommunications and Information Services (DTIS), in dem der Admin arbeitete, erhob er schwere Vorwürfe: Dort herrschten Missmanagement, Fahrlässigkeit und Korruption, was - wenn nicht behoben - die Stadt San Francisco in Gefahr bringen würde.
Ron Vinson, ein ITK-Verantwortlicher von San Francisco, wies die Anwürfe zurück: "Allem Anschein nach betracht Childs das Netzwerk als sein Eigentum." Da irre er sich, denn das WAN gehöre den Steuerzahlern. Childs sitze in Haft, weil er der IT-Organisation den Zugriff auf das WAN verweigert habe.
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Laut Aussage von James Ramsey, Inspector beim San Francisco Police Department, wurden Dial-up- sowie DSL-Verbindungen entdeckt, über die ein nicht autorisierter Zugriff auf das Netz möglich wurde. Zudem bemerkten die Ermittler, dass Childs mehrere Cisco-Geräte manipuliert hatte: Konfigurationsdaten werden gelöscht, sobald sich jemand den administrativen Zugriff verschaffen will. Backup-Dateien der Konfigurationen wurden nicht gefunden, so Ramsey. Der als "No Service Password Recovery" bezeichnete Befehl wird nicht selten genutzt, um die Sicherheit von Netzen zu erhöhen. Ohne die richtigen Passwörter und Backup-Dateien hätten Administratoren das komplette WAN rekonfigurieren müssen, was zeitaufwändig, teuer und fehleranfällig ist. Gut für die Kommune war jedoch, dass das WAN die ganze Zeit stabil gelaufen ist.
In Interviews mit ehemaligen und aktuellen DTIS-Mitarbeitern wurde Childs als respektierter Kollege beschrieben. Dabei kam auch heraus, dass die Dezentralisierung der kommunalen IT nicht ohne Folgen für die Psyche der Belegschaft geblieben ist. Seit 2000 wurden 200 der ehemals 350 IT-Positionen abgebaut, berichtete ein Gewerkschafter. Die verbleibenden Mitarbeiter seien teilweise demoralisiert gewesen und hätten unter starkem Druck gestanden. Folglich würde es - trotz seiner Konflikte mit einigen Kollegen - eine gewisse Sympathie in der Abteilung für Childs geben: Diese resultiere aus dem Gefühl, dass das Management die IT-Arbeit ohnehin nicht versteht und sie auch nicht würdigt. (ajf)
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