Die neue Runde im Konkurrenzkampf mit Apple und seinem iPhone und iPad sowie mit den Smartphones und Tablets mit dem Google-Betriebssystem Android kündigten die beiden Vorstandsvorsitzenden Jim Balsillie und Mike Lazaridis auf der jährlichen Hauptversammlung an. Es soll die bisher größte Produktoffensive in der Geschichte des Unternehmens sein.
Vor der Aktionärsversammlung hatten laut einem Bericht des "ManagerMagazin" Analysten bei der Royal Bank of Scotland eine Aufspaltung des Konzerns in eine Netzwerksparte und ein Smartphone-Unternehmen verlangt, um den Innovationsprozess zu beschleunigen. Von Februar bis Mai dieses Jahres sei der Anteil des Blackberry-Herstellers am weltweiten Smartphone-Markt um 4,2 Prozentpunkte auf 24,7 Prozent gefallen. Im Heimatmarkt Nordamerika sei der Anteil der Blackberry-Smartphones in den vergangenen zwei Jahren von 50 auf 17 Prozent eingebrochen. Der gefallene Wert der RIM-Aktie um mehr als die Hälfte in diesem Jahr sei Zeichen des Vertrauensverlusts in die Innovationskraft, obwohl RIM zurzeit ein durchaus gesund aufgestelltes Unternehmen sei.
Laut einem Bericht des "Handelsblatt" wird das kanadische Unternehmen inzwischen sogar als Übernahmekandidat gehandelt, RIM selbst hat einen Stellenabbau angekündigt. Immer wieder wird das Unternehmen auch dafür kritisiert, den Fokuswechsel von Smartphones für Business-Anwender auf private Anwender und den Massenmarkt nicht gemeistert zu haben. Statt Apple und Android auf dem Consumer-Markt zu attackieren, sei der Blackberry-Hersteller vielmehr selbst im Firmenmarkt in die Defensive geraten.
Wie kürzlich berichtet, hatte ein hochrangiger Mitarbeiter von RIM der Führungsetage des Herstellers in einem offenen Brief eine mangelnde Antizipationsfähigkeit und unzureichende Marketingmaßnahmen vorgeworfen und schnelle Änderungen in der Unternehmensstruktur und bei der Produktentwicklung angemahnt. Der Mitarbeiter forderte beispielsweise bessere Entwickler-Tools und bedienerfreundlichere Geräte. Andere Kritiker fordern schnellere Entwicklungszeiten und kürzere Abstände zwischen Produkt-Launches.
Lieferschwierigkeiten bei neuen Blackberrys
Balsillie räumte vor ein paar Tagen ein, dass es auch bei der Auslieferung der neuen Blackberry-Smartphones Verzögerungen gebe. "Die Blackberrys, die wir im Portfolio haben, sind seit knapp einem Jahr auf dem Markt", zitiert ihn das "ManagerMagazin", "die Auslieferung neuer Produkte ist schwieriger, als wir gedacht hatten." Spekuliert wird, dass zunächst der Blackberry Bold 9900 herauskommen wird – ein unter dem neuen Betriebssystem Blackberry OS 7 laufendes Smartphone mit Volltastatur und 2,8 Zoll großem Touchscreen, einem 1,2-Gigahertz-Prozessor und HSPA+-Unterstützung für schnelle mobile Datenübertragungen. Für die sieben demnächst herauskommenden Smartphone-Modelle stünden weltweit 491 Zertifizierungen von 191 Netzwerkbetreibern an.
Für das im April in den USA und auch in Deutschland eingeführte Tablet Playbook soll es im Herbst dieses Jahres eine 4G-Version geben. Zudem soll es noch in diesem Sommer ein Playbook geben, dass auch ohne angeschlossenes Blackberry-Smartphone E-Mails empfangen kann. Das RIM-Tablet wurde in den ersten drei Monaten nach Verkaufsstart 500.000 Mal verkauft. Knapp vier Wochen nach dem Verkaufsstart in Deutschland ist der Preis für das Tablet deutlich gesunken: Die 16-Gigabyte-Variante des Playbook bieten Online-Händler zurzeit für knapp 450 Euro inklusive Versandkosten an, das Modell mit 32 Gigabyte Speicherkapazität für knapp 545 Euro und das 64-Gigabyte-Gerät für knapp 615 Euro. Zum Verkaufsstart lagen die Preise je nach Modellvariante bei 499 bis 699 Euro.
RIM zählt mehr als 55 Millionen Kunden, die den Blackberry-Service nutzen, mehr als eine Million davon stammen aus Europa. Das Unternehmen teilte zudem mit, zwei Jahre nach dem Start des App-Shops Blackberry App World die Download-Marke von einer Milliarde überschritten zu haben. Täglich luden die Nutzer rund drei Millionen Apps auf ihr Smartphone oder Tablet herunter. Noch in diesem Monat wird die Beta-Version der App World 3.0 starten.