Altes Eisen oder Gold von Gestern?

Refurbished-Notebooks auf dem Prüfstand

16.11.2010 von Sebastian  Jentsch
Klassiker für wenig Geld: Was taugen wiederaufbereitete Notebooks? Dieser Frage sind wir nachgegangen und schildern unsere Erfahrungen mit zwei Refurbished-Notebooks.

Professional-Notebooks wie Lenovos Thinkpad oder Dells Latitude sind teuer. Ab zirka 1.000 Euro starten Neugeräte im Handel, wobei sich die starken Konfigurationen im Bereich bis 2.000 Euro ansiedeln. Für ein brandneues ThinkPad T410i legt der Kunde den besagten Tausender hin. Hierfür bekommt er aber nur die kleinste Konfiguration mit einem Intel Core i3-370M (2 x 2.4 GHz) und 6-Zellen Akku. An ein hochauflösendes Display, eine dedizierte Grafik oder ein integriertes UMTS-Modul ist für den Preis nicht zu denken.

Es geht aber günstiger. Leasing-Rückläufer oder Demo-Geräte werden als Refurbished-Notebooks für 250 bis 500 Euro verkauft, der Online-Handel hat die entsprechenden Angebote. Die gebrauchten Notebooks sind in Regelfall zwei bis drei Jahre alt (außer Demo-Geräte) und werden in den Offerten als „Demo-Ware“ oder „Refurbished“ gekennzeichnet.

Woher kommen die Refurbished-Laptops? Welche Modelle und Marken werden angeboten? Welche Garantien gibt es beim Kauf? Diese Fragen klären wir auf den folgenden Seiten.

Lenovo ThinkPad T61 & Dell Latitude D830

Für den zweiten Teil des Artikels haben wir die Probe aufs Exempel gemacht und zwei Refurbished-Notebooks vom Online-Händler notebooksbilliger.de bestellt. Wie sind die Geräte verpackt? Wie ist der optische und bauliche Zustand hinsichtlich Kratzern, ausgeleierten Scharnieren und verdreckten Tastaturen?

Refurbished Notebooks Detailansicht
Refurbished Notebooks Detailansicht
Refurbished Notebooks Detailansicht
Refurbished Notebooks Detailansicht
Refurbished Notebooks Detailansicht
Refurbished Notebooks Detailansicht
Refurbished Notebooks Detailansicht
Refurbished Notebooks Detailansicht
Refurbished Notebooks Detailansicht
Refurbished Notebooks Detailansicht
Refurbished Notebooks Detailansicht
Refurbished Notebooks Detailansicht
Refurbished Notebooks Detailansicht
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Refurbished Notebooks Detailansicht
Refurbished Notebooks Detailansicht
Refurbished Notebooks Detailansicht
Refurbished Notebooks Detailansicht
Refurbished Notebooks Detailansicht
Refurbished Notebooks Detailansicht
Refurbished Notebooks Detailansicht
Refurbished Notebooks Detailansicht
Refurbished Notebooks Detailansicht
Refurbished Notebooks Detailansicht
Refurbished Notebooks Detailansicht
Refurbished Notebooks Detailansicht
Refurbished Notebooks Detailansicht
Refurbished Notebooks Detailansicht
Refurbished Notebooks Detailansicht
Refurbished Notebooks Detailansicht
Refurbished Notebooks Detailansicht
Refurbished Notebooks Detailansicht
Refurbished Notebooks Detailansicht
Refurbished Notebooks Detailansicht
Refurbished Notebooks Detailansicht
Refurbished Notebooks Detailansicht
Refurbished Notebooks Detailansicht
Refurbished Notebooks Detailansicht
Refurbished Notebooks Detailansicht
Refurbished Notebooks Detailansicht
Refurbished Notebooks Detailansicht
Refurbished Notebooks Detailansicht

Zu der Stichprobe zählen ein 14.1-Zoller Lenovo ThinkPad T61 (Core 2 Duo T8100, Baujahr 5/2008) und ein 15.4-Zoller Dell Latitude D830 (Core 2 Duo T7300, Verkauf 12/2007). Der ThinkPad kostet 463 Euro, der Latitude 332 Euro (inkl. USt.).

Was passiert mit Refurbished-Notebooks?

Refurbishing meint Aufbereitung. Der Begriff bezeichnet eine Überholung und Instandsetzung von Produkten zum Zweck der Wiederverwendung. Ein zwei Jahre altes, gebrauchtes Notebook soll dadurch wieder fit für den Verkauf gemacht werden (Remarketing). Was bei Komponenten aus Kraftfahrzeugen schon lange Usus ist, man denke an gebrauchte Lichtmaschinen oder Getriebe, ist auch bei EDV- und Bürogeräten kein neues Thema. Vor allem Profi-Kopiergeräte und Drucker werden als Refurbished weiterverkauft.Jetzt lebt das Thema auch bei hochwertigen Notebooks auf.

Gerade große Unternehmen nutzen ein Notebook nicht, bis es auseinanderfällt. Wenn die Leasing-Periode (z. B. zwei Jahre) oder die Abschreibungszeit vorüber ist, dann gehen die Notebooks zurück an den Hersteller bzw. werden an einen Wiederverwerter verkauft. Aus unternehmerischer Sicht sind dauerhafte Abschreibungen der Büroausstattung meist sinnvoller als die Weiter-Benutzung eines abgeschriebenen Gerätes.

Ein solches gebrauchtes Notebook wird vom Hersteller oder Händler technisch geprüft, gereinigt und instand gesetzt. Hierzu gehören die Reinigung des Lüfters und der Austausch stark abgenutzter Eingabegeräte. Auf Grund der geringen Gewinnmargen werden teure Reparaturen nicht ausgeführt. Das wäre z. B. der Austausch eines defekten Displays oder des Mainboards.

Eine technische Aufrüstung des Notebooks findet nicht statt. Ein zweieinhalb Jahre altes ThinkPad T61, wie in unserer Refurbished-Stichprobe, bleibt also auf dem technischen Stand seines Baujahres von Anfang 2008. Bauteile, die einer gewissen Abnutzung bzw. Ermüdung unterliegen, werden ebenfalls im Normalfall nicht getauscht. Das sind die Festplatte, das DVD-Laufwerk und der Akku. Die Eingabegeräte sind im Falle sehr starker Abnutzung eine Ausnahme.

Das Refurbishing betrifft in der Regel Business-Geräte von Dell, Fujitsu, Lenovo oder HP. Dass es hier wohl kaum einen MSI, Dell Alienware oder Acer Aspire geben wird, das hat zwei Gründe. Die Business-Notebooks haben eine stabile, langlebige Konstruktion. Die ist im Normalfall nach zwei bis drei Jahren noch nicht stark abgenutzt bzw. defekt. Der zweite Grund sind die Vertriebskanäle und hohen Stückzahlen der Großkunden und die Anwendung von Leasing. Dadurch kann ein Händler wie notebooksbilliger.de große Stückzahlen von gebrauchter Ware einkaufen.

Demo-Geräte sind deutlich jünger und entsprechen dem aktuellen Stand der Technik. Der Händler notebooksbilliger.de bietet zum Beispiel ein ThinkPad T410 mit Intel Core i7620M Prozessor für 1.153 Euro an (inkl. USt.). Die Geräte stammen aus dem Demo-Pool des Herstellers und waren maximal einige Monate bei Kunden unterwegs (Vorführungen).

Eignet sich Refurbished für mich?

Die gebrauchten Notebooks können von Privat- wie auch Geschäftskunden über Online-Shops bestellt werden. Ob sich das Thema Refurbished lohnt, hängt von den Bedürfnissen und Ansprüchen des Käufers ab. Pauschal kann daher keine Empfehlung ausgesprochen werden. Zwei Beispiele:

Sie sind als selbständiger Projektant auf Baustellen unterwegs und brauchen einen robusten Laptop, der hartes Zupacken übersteht und eine Auflösung von mindestens 1440 x 900 Pixeln bietet. Die CAD-Konstruktion wollen Sie nicht auf dem Laptop ausführen, dafür besitzen sie einen leistungsstarken PC im Büro. Sie können sich jetzt entweder ein aktuelles HP EliteBook 8440p (ab 1.550 Euro, 1600 x 900) oder ein ThinkPad T410i (ab 1.470 Euro, 1440 x 900) kaufen. Sie haben dann pfeilschnelle, aktuelle Prozessoren an Bord, aber brauchen Sie die überhaupt?

Alternative wäre ein Lenovo ThinkPad T61 von Anfang 2008. Für 463 Euro (inkl. USt.) hat der 14.1-Zoller die gewünschte Auflösung von 1440 x 900 Pixeln, die Robustheit und einen starken Akku. Bei letzterem bleibt ein Restrisiko, doch der Preis von einem Drittel eines Neugerätes ist attraktiv.

Sie sind Privatkunde und suchen einen hochwertigen Laptop, der sie bei Zugfahrten und auf Reisen begleiten soll. Sie mögen Computerspiele, speziell aktuelle Ego Shooter wie Modern Warfare 2. Mit einem Refurbished-Notebook werden Sie nicht glücklich, denn aktuelle Games benötigen die modernsten Grafikkarten. Die zwei oder gar drei Jahre alten Grafiklösungen, selbst wenn sie damals HighEnd waren, haben nicht genügend Leistung bzw. unterstützen nicht die Features von aktuellen Spielen (DirectX-11).

Wenn Sie einen Kauf abwägen, spielt das Thema Garantie bzw. Gewährleistung eine Rolle. Neugeräte haben eine Herstellergarantie von 12 oder 24 Monaten. Bei gebrauchten Laptops gibt es nur die Gewährleistung des Händlers von 12 Monaten. Die Herstellergarantie liegt allenfalls in einer Restlaufzeit vor, das ist aber eine Ausnahme. Das war bei unserer Stichprobe Dell Latitude D830 der Fall (48 Tage verbleibend). Die Pflicht zur Gewährleistung entsteht aus dem Kaufvertrag und sie existiert daher für Neu- und Gebrauchtware gleichermaßen. Wenn die vereinbarte Beschaffenheit nicht stimmt (z. B. Akku defekt obwohl Laufzeit von 1.5 Stunden angegeben), kann der Kunde über die Gewährleistung reklamieren (Sachmangel). Hinzu kommt bei einem Online-Kauf die Möglichkeit, den Kauf 14 Tage lang zu widerrufen.

Stichprobe: Zwei Refurbished-Notebooks auf dem Prüfstand

Zwei Refurbished-Laptops vom Online-Versender notebooksbilliger.de dienen uns als Stichprobe. Beide Notebooks haben eine neue Windows XP Professional Lizenz (neuer Aufkleber auf Unterseite) inklusive Recovery-DVD.

Stichprobe 1: Lenovo ThinkPad T61 – 14.1-Zoll, Core 2 Duo T8100

Lenovo ThinkPad T61

Wir waren zuerst skeptisch, ob ein zweieinhalb Jahre altes Lenovo ThinkPad T61 (5/2008) zum Preis von 463 Euro (inkl. USt.) noch so gut aussieht, dass es den Preis rechtfertigt. Der 14.1-Zoller ist optisch in einem sehr guten Zustand, abgesehen von den Stoßecken (Gummierung abgeschliffen), dem Deckel (leichte Kratzer in Gummierung) und dem Akku (Kratzer) gibt es keine Anzeichen von Abnutzung. Tastatur und Touchpad sind neuwertig, beide Komponenten wurden ausgetauscht.

Das Schnittstellenangebot ohne HDMI und eSATA ist zwar nicht mehr zeitgemäß, dafür gibt es aber einen SmartCard-Leser, ein Modem, einen FireWire-Port und einen ExpressCard54-Schacht für Erweiterungen. In einem Leerlauf-Test lieferte der 56 Wattstunden starke 6-Zellen-Akku noch eine Laufzeit von 164 Minuten (2:44 Stunden; Neugerät 3:55 Stunden).

Mit dem gemächlich taktenden Intel Core 2 Duo T8100 (2.0 GHz) ist der Käufer nicht mehr auf der Höhe der Zeit, selbst ein Core i3-330M, der kleinste der neuen Arrandale Prozessoren, rechnet effektiver und schneller. In einem mehrstündigen Stresstest für den T8100 und die Chipsatz-Grafik Intel GMA X3100 (Prime95 und Furmark) bleiben die Temperaturen stabil (Prozessor maximal 82 Grad) und der Lüfter dreht gleichmäßig. Nach Beendigung der Last dreht das Kühlsystem des sehr leisen Notebooks binnen Sekunden wieder herunter.

Bei diesem T61 ist sogar noch eine Restlaufzeit der ursprünglichen Herstellergarantie vorhanden (Vor-Ort Garantie bis 05/2011). Der Händler Notebooksbilliger.de steht für die 12 Monate Gewährleistung ein.

Stichprobe 2: Dell Latitude D830 – 15.4-Zoll, Core 2 Duo T7300

Stichprobe Nummer zwei ist der 15.4-Zoller Dell Latitude D830 mit Core 2 Duo T7300 (2.0 GHz), der 9/2007 produziert wurde. Der wuchtige aber massiv gebaute Laptop ist also fast drei Jahre alt. Über den Dell Service Tag konnten wir den Garantie-Status unseres Modells auslesen: In der dreijährigen Next Business Day Garantie (ab 9.12.2007) verblieben uns noch 48 Tage der Herstellergarantie. Der Händler steht für 12 Monate Gewährleistung ein.

Der Latitude D830 hat deutliche Gebrauchsspuren an der Tastatur und an den Kanten des Gehäuses. Das Touchpad hingegen wirkt wie neu, es wurde aber nicht getauscht. Negativ fällt das Scharnier aus der Rolle, das in jeder Position ein lockeres Spiel von ungefähr fünf Grad bekommen hat. Der Deckel wird dennoch in jeder Ausrichtung sicher in Position gehalten. Positiv ist die Optik, denn auf dem Deckel finden wir nur einen deutlichen Kratzer, die Unterseite wirkt wie neu.

Unser Test der Leerlauf-Laufzeit endet erst nach 4:44 Stunden, eine sehr gute Zeit für den 56Wh Akku. Ein Neugerät mit einem 85 Wh Akku hatte 2007 im gleichen Leerlauf-Test 9:10 Stunden durchgehalten. Der Händler spricht von „mindestens 60% der Ursprungszeit“, was wir als bestätigt ansehen. Perfekt in Schuss ist auch die Kühlung. Während des mehrstündigen Stresstests (Prime95 und Furmark) dreht der Lüfter gleichmäßig und die Temperatur am Core 2 Duo T7300 steigt nicht über 77 Grad.

Refurbished, Klassiker für wenig Geld

Die zwei Business-Klassiker Dell Latitude D830 und Lenovo ThinkPad T61 können die Erwartungen an ein gebrauchtes aber solides Notebook erfüllen. Die als Refurbished verkauften Laptops des Online-Shops notebooksbilliger.de sind technisch in Ordnung und Abnutzungsspuren wie Verschmutzungen sind gering (ThinkPad) bzw. akzeptabel (Dell). Überraschend gut waren die Leerlauf-Akkulaufzeiten der zweieinhalb bis knapp drei Jahre alten Geräte: ThinkPad T61 2:44 Stunden (Neugerät 3:55 Stunden, 56Wh); Latitude D830 4:44 Stunden (56Wh).

Wir empfehlen bei gebrauchten Notebooks genau auf die Beschreibung des Händlers zu achten. Dann führen übersehene Anmerkungen wie „ACHTUNG kleine Kratzer/Gehäusebrüche die ein normales Arbeiten mit dem Gerät zulassen“ nicht zu Überraschungen. Achten Sie auf ein deutsches Tastatur-Layout. Mit englischen Tasten kommt nicht jeder zurecht. Auch Geräte mit defekten Pixeln im Display oder Rissen am Gehäuse sollten nicht in die engere Auswahl kommen. Den Akku betreffend sollten die Erwartungen am Boden bleiben, auch wenn sich unsere Stichprobe recht gut profilierte. Günstige Akkus kosten zwischen 30 und 70 Euro und werden das Refurbished-Schnäppchen nur selten schmälern.

Die hier genannte Stichprobe haben wir beim Online-Händler notebooksbilliger.de bestellt. Der Händler verkauft gebrauchte Notebooks und natürlich auch Neuware an Privat- wie Geschäftskunden. Nach eigenen Aussagen bestellen mehrheitlich Firmen die günstige Refurbished-Ware. Kein Wunder, denn bisher sind die gebrauchten Notebooks wie Geheimtipps nur im Geschäftskundenbereich des Händlers gelistet.

Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag der CW-Schwesterpublikation PC-Welt.