Funktion und Nutzen von Mikrokanal und OS2 noch unklar:

PS/2 bringt PC-Entscheider in Zwickmühle

15.01.1988

FRAMINGHAM (CWN) - Die Ankündigung der neuen PS/2-Familie der IBM hat Information Managern das Leben schwerer gemacht: Entscheidungen über PC-Käufe müssen jetzt unter anderen Bedingungen getroffen werden als bisher.

Wie eine Umfrage der COMPUTERWORLD bei Großanwendern ermittelte, ist den Entscheidern noch nicht völlig klar, welchen Nutzen die neue Busstruktur der PS/2-Serie und die Multitasking-Fähigkeiten von OS/2 für ihre Benutzer haben sollen.

Der Großteil der Befragten glaubt, daß die bestehende Standardhardware unter MS-DOS die Bedürfnisse der Benutzer auch in überschaubarer Zukunft befriedigen wird. Trotz der Tatsache, daß Anwendungssoftware für die erweiterte Version des neuen Betriebssystems mit dem Presentation Manager nicht vor Ende 1988 verfügbar sein wird, planen jedoch eine Reihe amerikanischer Großunternehmen den Kauf von PS/2-Systemen und einer gewissen Anzahl von AT-kompatiblen PCs. Ungeduldig erwartet wird auch, daß Third-Party-Unternehmen mit der Entwicklung von PS/2-Peripherie aufholen.

Ron Bristol, Manager bei Travelers Insurance Co., ist einer von denjenigen, die sich den Kopf darüber zerbrechen, wie man PS/2-Systeme und OS/2 in die bestehende PC-Landschaft integriert, ohne dabei ein Vermögen loszuwerden. Allerdings will die Reiseversicherung mehr PS/2-Modelle als ATs kaufen, um sich nicht die Möglichkeit zu verbauen, später einmal die neue Anwendungssoftware einzusetzen.

Der Wechsel zu OS/2 bedeutet für jedes größere Unternehmen, daß Tausende von PCs umgerüstet, Tausende von Applikationen angepaßt und die Benutzer neu geschult werden müssen. Für das neue Betriebssystem und den Presentation Manager benötigt man einen Rechner mit einem 80286 oder 80386, EGA, mindestens 3 MB RAM, eine Festplatte und eine Maus. Mit den Kosten für das Betriebssystem, die Software-Upgrades und die Schulung kommt man somit leicht auf mehrere tausend Dollar pro PC. Als Schlußfolgerung daraus ergibt sich, daß OS/2 nur langsam in die Unternehmen einziehen wird.

Überraschend ist, daß viele Firmen lieber 80286-Systeme als 80386-Rechner kaufen wollen, obwohl der 80286er zuweilen als "beschränkt" bezeichnet wird. Der Grund dafür ist das günstigere Preis-/Leistungsverhältnis. Eine Alternative zum Kauf neuer Systeme sind Erweiterungskarten mit entsprechenden Prozessoren und Zusatzspeicher. Nicht jeden Anwender stellt jedoch diese Ausbaumöglichkeit zufrieden: Zum einen sind Prozessorkarten für rund 2500 Dollar nahezu ebenso teuer wie neue PCs und zum anderen kann es zu Problemen mit der dazugehörigen Software kommen.

Einige wenige Anwender schlagen einen anderen Weg ein, um der durch PS/2 und OS/2 entstandenen Unsicherheit und Verwirrung zu entgehen: Sie kaufen mehr Macintoshs. Dazu der GE-Manager Jeff Ehrlich: "Was manche User mit ihrem PC machen ist laienhaft, verglichen mit dem, was auf dem Mac möglich ist".