Noch keine Alternativen für 3X-Anwender in Sicht:

Produktankündigung für SAA läßt Fragen offen

29.05.1987

STUTTGART (CW) - Die ersten Produkte für ihre "System-Anwendungs-Architektur" (SAA) kündigte die IBM an (siehe Seite 10). "Damit demonstrieren wir Lösungen und zeigen, daß wir nicht nur Hardware verkaufen können", sagte IBM-Geschäftsführer Bernhard Dorn.

Für Branchenbeobachter stellt sich die Ankündigung von SAA-Produkten indes als pure Absichtserklärung dar, die vorerst mehr Verwirrung stifte als daß sie klare Orientierungshilfen bieten würde: "Hier wird der Versuch deutlich", so etwa die Kritik im Londoner Informationsdienst Computergram, "über SAA eine Uniformität auf eine Welt aufzupressen, mit der die Idee eines großen monolitischen Mainframe-Konzepts in Frage gestellt wird, ohne das es bereits eine echte Alternative zu dieser Gedankenkonstruktion gibt."

Die Produkt-Announcements für den SAA-Rahmen, über den Big Blue seinen Kunden Einheitlichkeit und Anwendungsportabilität für die drei Architekturen PS/2, Systeme /3X und 370 verspricht, machen denn auch die strategische IBM-Mainline deutlich. So soll beispielsweise der Anwendungsgenerator CSP (Cross System Product) bei der professionellen Anwendungsentwicklung (PAE) unter SAA künftig als Gleichmacher fungieren: Er repräsentiert das Angebot des Branchenprimus für die "Entwicklung und Ausführung portabler Anwendungen auf der Basis relationaler Systeme vom MVS/XA bis zum PC". Peter Kirn, Leiter IBM System Marketing Software, bekräftigt diese Doktrin mit einem deutlichen Seitenhieb auf die Programmierschmieden im Bereich der /3X-Systeme: "Softwarehäuser, die den Umgang mit CSP nicht lernen wollen, landen über kurz oder lang in einer Sackgasse."

Bedenken von Anwendern, die durch eine unterschiedliche Unterstützung von Kommunikationsfunktionen auf den einzelnen Rechnern derzeit stark verunsichert sind, wischt die IBM mit markigen Aussagen vom Tisch: "Mit SAA bauen wir ein Skelett", witzelte etwa der britische Manager für SW-Marketing, John Friedline, "und unsere Systeme werden künftig so ausgelegt, daß sie diesem Skelett entsprechen und nicht umgekehrt."