Nichts Halbes und nichts Ganzes

Private Clouds sind nicht wirtschaftlich

07.12.2011 von Mani Pirouz
Eine klare Meinung zu den nichtöffentlichen Wolken vertritt unser Gastautor von Salesforce.com: Sie seien nichts Halbes und nichts Ganzes.
Foto: Fotolia, H. Almeida

Vor 130 Jahren schrieb Western Union in einer internen Meldung, dass Telefone zu viele Mängel für ein ernst zu nehmendes Kommunikationsmittel hätten. Noch vor 60 Jahren dachte Thomas Watson, Vorsitzender von IBM, dass es weltweit einen Markt für vielleicht fünf Computer gebe. Und heute? Heute glauben manche Unternehmen noch, dass Private Clouds der beste Weg sind um IT-Ressourcen effizient zu nutzen.

Es dauert immer eine gewisse Zeit, bis sich Innovationen durchsetzen. Mit Cloud Computing ist es ähnlich. Aber schon im Jahr 2020 könnten fast alle IT-Services über die echte Cloud, die Public Cloud, bezogen werden. Die IT Verantwortlichen in Unternehmen werden dann über Private-Cloud-Formen denken wie heute über die Vorstellungen der oben genannten Herren. Schließlich bietet nur die Public Cloud alle Vorteile des Cloud Computing, Private Clouds sind lediglich Vorläufer und erste Gehversuche in der Cloud.

Die Echte - die Public Cloud

Public Clouds sind die echten Clouds, denn sie setzen die Grundidee von Cloud Computing im eigentlichen Sinne um. Unternehmen können dabei IT-Ressourcen zur Miete über das Internet beziehen. Sie bezahlen nach Bedarf, und der kann nach Zeit, Umfang und Anzahl der Nutzer variieren. Die Server, auf denen die Daten der Kunden gespeichert sind, betreibt der Cloud-Anbieter.

So verarbeitet beispielsweise unser Haus über 250 Millionen Transaktionen am Tag von über 100.000 Organisationen mit lediglich rund 1600 Produktiv-Servern. Alleine dieses Beispiel unterstreicht die Effizienz der echten Cloud.

Best in Cloud - Die Gewinner
Best in Cloud - Die Gewinner
Die COMPUTERWOCHE präsentiert Ihnen die Gewinner des "Best in Cloud"-Awards 2011
Infrastructure as a Service (IaaS)
Der Gewinner des Best in Cloud - Awards 2011 in der Kategorie "Infrastructure as a Service (IaaS)" ist:
BT (Germany) GmbH & Co. oHG
BT bietet in Deutschland seit 1995 Dienstleistungen für Firmenkunden an und hat sich zu einem Anbieter für globale Netzwerk- und IT-Services entwickelt. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf international tätigen Unternehmen mit verteilten Standorten, die komplexe Anforderungen an die Netzwerkinfrastruktur haben. <br>Projekt: Virtual Data Centre - Private-Cloud-Projekt mit MPLS-Anbindung im BT Data Centre.
Platform as a Service (PaaS)
Der Gewinner des Best in Cloud - Awards 2011 in der Kategorie "Platform as a Service (PaaS)" ist:
Infopark
Infopark bietet seinen Kunden webbasierte Informationssysteme an. Im Fokus stehen dabei onlinebasierte Content-Management- und CRM-Lösungen. Das Unternehmen ist weltweit tätig, hat aber seinen Vertriebsschwerpunkt im deutschsprachigen Raum. <br>Projekt: Airport Nürnberg auf Wolke 7 – Webauftritt, CMS und WebCRM als Plattform aus der Cloud.
Software as a Service (SaaS) - Public Cloud
Der Gewinner des Best in Cloud - Awards 2011 in der Kategorie "Software as a Service (SaaS) - Public Cloud" ist:
forcont Business Technology GmbH
forcont ist ein auf Enterprise Content Management (ECM) spezialisiertes Softwarehaus mit Hauptsitz in Leipzig. Das Unternehmen bietet standardisierte Anwendungen und skalierbare Projektlösungen zur Steuerung von Geschäftsprozessen an. Diese können von den Kunden wahlweise auch als Software as a Service genutzt werden. <br>Projekt: Elektronische Personalakte als SaaS-Angebot.
Software as a Service (SaaS) - Private Cloud
Der Gewinner des Best in Cloud - Awards 2011 in der Kategorie "Software as a Service (SaaS) - Private Cloud" ist:
Zendesk
Zendesk wurde 2007 in Kopenhagen gegründet. Das Unternehmen bietet eine Cloud-basierte Help Desk Software an. Neben einem Ticket-System können die Kunden auch eine Online-Plattform des Anbieters für eigene Service-Angebote nutzen.
Software as a Service (SaaS) - Hybrid Cloud
Der Gewinner des Best in Cloud - Awards 2011 in der Kategorie "Software as a Service (SaaS) - Hybrid Cloud" ist:
SupplyOn AG
Im Jahr 2000 wurde SupplyOn von international tätigen Automobilzulieferunternehmen mit dem Ziel gegründet, den gesamten Produktentstehungsprozess mithilfe einer Internet-Plattform für Lieferanten zu vereinfachen. Der Hauptsitz des Anbieters ist in Halbergmoos bei München. <br> Projekt: Collaboration-Plattform für die Automobil- und Fertigungsindustrie; hier mit Hybrid-Cloud-Projekt “AirSupply” vertreten, das europäischen Luftfahrtunternehmen ein einheitliches Supplier-Portal zur Verfügung stellt.
Cloud Enabling Software
Der Gewinner des Best in Cloud - Awards 2011 in der Kategorie "Cloud Enabling Software" ist:
Fujitsu
Fujitsu Technology Solutions (FTS) zählt in Europa zu einem der führenden IT-Anbieter. Das Angebotsspektrum reicht von Notebooks und Tablet PCs bis hin zu Mainframes und kompletten IT-Infrastrukturlösungen aus der Cloud. FTS beschäftigt mehr als 10.000 Mitarbeiter und ist Teil der globalen Fujitsu Gruppe. <br>Projekt: Diperia - Digitale Personalakte: Ein Webangebot, gestrickt für Kendox.
Sonderprojekte
Der Gewinner des Best in Cloud - Awards 2011 in der Kategorie "Cloud Special Project" ist:
Ubigrate GmbH
Das Unternehmen Ubigrate ist ein Anbieter für Business Activity Monitoring (BAM) in Produktion und Logistik. Die Lösung Geqoo Boxes unterstützt Firmen beim Umgang mit wiederverwendbaren Behältern. <br> Projekt: Einsatz eines Behältermanagementsystems – SaaS-Lösung für das Verwalten von Behältern, die Pool Packaging vermietet.

Das Multi-Tenancy-Prinzip

Innerhalb der Server sind die Daten der einzelnen Kunden strikt voneinander getrennt, um den Schutz unternehmenskritischer Daten zu gewährleisten. Egal ob Zehn-Mann-Betriebe oder internationale Konzerne wie Canon oder Dell - alle Kunden nutzen die gleiche Infrastruktur. Kleine Firmen bekommen also die gleichen Sicherheitsstandards, Updates und Wartungszyklen wie große Unternehmen. Nur in Public Clouds gibt es dieses demokratische Multi-Tenancy-Prinzip.

Für die Einhaltung der Standards ist allein der Anbieter verantwortlich. Er erledigt Updates und Wartung sozusagen im Hintergrund. Der Anwender muss nicht auf das nächste Wartungsfenster warten, um mögliche Sicherheitslecks zu schließen oder die neue Version der Software aufzuspielen. Das Unternehmen kann somit wertvolle Ressourcen wie Zeit und Kosten einsparen.

Ein anschauliches Beispiel dafür bieten die Google Apps mit ihren Millionen von Nutzern. Gäbe es hier keine Public Cloud, würden Tausende IT-Administratoren bei einem Google-Update panisch herumlaufen, weil sie manuell Tests und Updates an ihrer Inhouse-IT vornehmen müssten. Eine Fraunhofer-Studie zu Cloud Computing beschreibt die Vorteile von Public-Cloud-Diensten:

Vorteile der Public Cloud
Vorteile der Public Cloud
Eine Fraunhofer-Studie zu Cloud Computing beschreibt die Vorteile von Public-Cloud-Diensten.
Vorteil 1:
Betrieb und Wartung von IT-Ressourcen entfallen, was zu sinkenden Personalkosten führt.
Vorteil 2:
Keine Investitionskosten für Server-Hardware.
Vorteil 3:
Keine Investition in Überkapazitäten für Lastspitzen.
Vorteil 4:
Die Systeme sind bei schwer kalkulierbarem Nutzungsverhalten flexibel skalierbar. Das ist nicht nur für Start-ups eine Hilfe.
Vorteil 5:
Zahlung auf Basis des tatsächlichen Verbrauchs.
Vorteil 6:
Konzentration auf das Kerngeschäft.
Vorteil 7:
Professionelles Sicherheits-Management durch den Anbieter und die "Weisheit der vielen".
Vorteil 8:
Upgrades werden vom Anbieter installiert.

Bei Private Clouds ist zwischen zwei Unterkategorien zu unterscheiden: Private Clouds und dedizierte Clouds. Die Private Cloud ist eine vom Unternehmen selbst betriebene, unternehmenseigene Cloud-Umgebung, wobei der Zugriff über das Intranet erfolgt. Eine solche Cloud erfordert eine IT-Landschaft, die durchgängig auf allen Infrastrukturebenen (Server, Speicher, Netzwerk) virtualisiert ist. Das Unternehmen ist weiterhin für den Kauf, den Betrieb und die Wartung der IT-Komponenten verantwortlich. Bei einem öffentlichen Cloud-Computing-System übernimmt das der Anbieter.

Unter dedizierten Clouds versteht man eine Private Cloud, die nicht vom Unternehmen selbst, sondern von einem externen Anbieter betrieben wird. Das sind Hosting- und ASP-Angebote, bei denen der Hoster die Server dediziert für einen Anwender betreibt.

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Sicherheitsrisiko Private Cloud

In beiden Private-Cloud-Varianten kommt die Idee der bereits erwähnten Multi-Tenancy-Architektur nicht zum Tragen, weil jedes Unternehmen seine "eigene" Cloud hat, auf der Firmendaten gespeichert sind. Für ihre IT-Sicherheitsvorkehrungen sind die Unternehmen selbst oder die Hoster verantwortlich. Das bringt einen enormen Aufwand an Zeit und Kosten sowie Einbußen hinsichtlich der Sicherheitsstandards mit sich.

Konzerne können sich meist ausreichende Security-Lösungen leisten, für kleinere und mittelständische Unternehmen ist ein optimaler Schutz dagegen oft zu teuer. Public Clouds hingegen bieten Unternehmen die höchsten Standards an Sicherheit, denn das Know-how aller Kunden kann in die IT-Lösung integriert werden und steht somit der gesamten Community zur Verfügung.

Hybridlösungen als Alternative

Die Idee mag naheliegen, sich für eine Hybridlösung als Verbindung von Privat- und Public-Cloud-Angeboten zu entscheiden. Da Private Clouds für unternehmenseigene Infrastrukturen stehen, verbinden Hybrid Clouds Unternehmensbereiche, die in die Public Cloud ausgelagert sind, mit den hauseigenen IT-Lösungen.

Hier spielt das Thema Integration eine zentrale Rolle, denn die nahtlose Einbindung von Cloud-Lösungen in die gewachsene Infrastruktur ist entscheidend für eine optimale Funktionsfähigkeit des IT-Systems. Die Nutzungsstatistiken von Salesforce.com zeigen, dass über 50 Prozent des Datentransfers über Programmierschnittstellen (APIs) laufen, also hybride Transaktionen sind, zum Beispiel zwischen dem ERP-System und der Webbasierenden CRM-Lösung.

Fazit

Letztlich sind Private Clouds nichts Halbes und nichts Ganzes. Egal ob die IT-Lösungen in der firmeneigenen Cloud liegen oder vom externen Anbieter gehostet werden, die Probleme werden bestenfalls ausgelagert, aber nicht im Sinne der Anwender gelöst.

Updates und Wartung verschlingen bei diesem Cloud-Modell weiterhin enorme Summen. Werden IT-Services dagegen über Public Clouds bezogen, ergeben sich für Unternehmen Vorteile hinsichtlich Zeit, Kosten und Sicherheit. Bei der Integration von Public Clouds in bestehende IT-Infrastrukturen entstehen hybride Formen, die heute bereits alltäglich sind. Partner unterstützen Unternehmen dabei, beide Systeme effizient zu verknüpfen, um ihre bestehenden Investitionen zu schützen und gleichzeitig den Schritt in die echte Cloud zu gehen. (hi)

Cloud-Checklisten für den CIO
Cloud Computing Checkliste
Wenn Fachbereiche ohne Wissen der IT Cloud-Services beschaffen, entsteht früher oder später eine "Schatten-IT". Hier erfahren Sie, wie Sie die Datensicherheit im Unternehmen erhöhen und dieser Schatten-IT entgegenwirken können. Hierzu sollten die Verantwortung und Aufgaben der Cloud-Strategie, Unternehmensleitung und IT-Abteilung klar geregelt sein.
Die zentrale Cloud-Strategie …
legt fest, wie eine Private Cloud im Unternehmen organisiert wird.
Die zentrale Cloud-Strategie …
bestimmt, welche SaaS-Anwendungen aus der Public Cloud beziehbar sind.
Die zentrale Cloud-Strategie …
regelt, wie virtuelle Server in Public Clouds zu nutzen sind (Stichwort IaaS).
Die zentrale Cloud-Strategie …
definiert die Zuständigkeiten der Abteilungen bei der Bestellung von Cloud-Leistungen und Vertragsverhandlungen.
Die zentrale Cloud-Strategie …
enthält Vorgaben für Datenschutz und Datensicherheit bei der Cloud-Nutzung.
Die zentrale Cloud-Strategie …
untersagt den Mitarbeitern den eigenmächtigen Einsatz von Cloud-Services.
Die Unternehmensleitung muss …
IT-Richtlinie im Unternehmen erlassen und für die Umsetzung sorgen.
Die Unternehmensleitung muss …
das nötige Know-how zu Cloud-Verträgen im Unternehmen sicherstellen - durch Schulungen, Entwicklung von Standards und Musterregelungen.
Die Unternehmensleitung muss …
das Zusammenwirken der Abteilungen bei Vertragsverhandlungen koordinieren.
Die IT-Abteilung schließlich …
erarbeitet ein detailliertes Sicherheitskonzept für die Unternehmens-IT und prüft es laufend.
Die IT-Abteilung schließlich …
untersucht die Möglichkeiten zur Einbindung von Cloud-Services in Unter-nehmens-IT.
Die IT-Abteilung schließlich …
berät die Unternehmensleitung bei der Entwicklung der Cloud-Strategie und deren Umsetzung.
Die IT-Abteilung schließlich …
wirkt an Verhandlungen zu SaaS- und Cloud-Verträgen mit, prüft laufend deren Einhaltung, löst auftretende Probleme.
Die IT-Abteilung schließlich …
schult Mitarbeiter aller Abteilungen zu Datensicherheit.